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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Vierdtes Buch.
Die Weißheit ist daß Weib die es aufs neu entzündt:
Wie seelig ist der Mensch den sie nu wider sindt!

59. Daß verlohrne Schaff.
Jch bin daß arme Schaaff daß sich verjrret hat/
Und nunmehr von sich selbst nicht kennt den rechten
Pfad.
Wer zeigt mir dann den Weg/ daß ich nicht gantz er-
liege?
O daß doch JEsus käm'/ und mich nach Hause trüge!
60. Der verlohrne Sohn.
Kehr umb verlohrner Sohn zu deinem Vatter GOtt:
Der Hunger bringt dich sonst (sein' Ungunst) gar in
Tod:
Hättstu gleich tausendmahl jhm diesen Schimpff ge-
than/
So du nur wiederkömbst ich weiß Er nimbt dich an.
61. Die verlohrne und wider gefun-
dene Drey.
Der Groschen/ Sohn/ unds Schaaff/ bin ich mit
Geist/ Leib/ Seele.
Verlohrn in frembdem Land/ in einer Wüst'/ und Höle.
Die heilige Dreyfalt kombt und sucht mich alle stunden:
Den Groschen sindt der Geist/ der Vatter nimbt den
Sohn/
Der Hirte JEsus trägt daß Schaaff mit sich davon.
Schau wie ich Dreyfach bin verlohren und gefunden!
62. Der Punct/ die Linie und Fläche.
GOtt Vatter ist der Punct: auß Jhm sieust GOtt
der Sohn
Die Lienie: GOtt der Geist ist beider Fläch' und Kron.
63. Vom reichen Mann.
Man wil dem reichen Mann kein tröpfflein Wasser
geben/
Weil er daß Maß mit Wein schon voll gemacht im
Leben.

64 Auch

Vierdtes Buch.
Die Weißheit iſt daß Weib die es aufs neu entzuͤndt:
Wie ſeelig iſt der Menſch den ſie nu wider ſindt!

59. Daß verlohrne Schaff.
Jch bin daß arme Schaaff daß ſich verjrꝛet hat/
Und nunmehr von ſich ſelbſt nicht kennt den rechten
Pfad.
Wer zeigt mir dann den Weg/ daß ich nicht gantz er-
liege?
O daß doch JEſus kaͤm’/ und mich nach Hauſe truͤge!
60. Der verlohrne Sohn.
Kehr umb verlohrner Sohn zu deinem Vatter GOtt:
Der Hunger bringt dich ſonſt (ſein’ Ungunſt) gar in
Tod:
Haͤttſtu gleich tauſendmahl jhm dieſen Schimpff ge-
than/
So du nur wiederkoͤmbſt ich weiß Er nimbt dich an.
61. Die verlohrne und wider gefun-
dene Drey.
Der Groſchen/ Sohn/ unds Schaaff/ bin ich mit
Geiſt/ Leib/ Seele.
Verlohrn in frembdem Land/ in einer Wüſt’/ uñ Hoͤle.
Die heilige Dreyfalt kombt uñ ſucht mich alle ſtundẽ:
Den Groſchen ſindt der Geiſt/ der Vatter nimbt den
Sohn/
Der Hirte JEſus traͤgt daß Schaaff mit ſich davon.
Schau wie ich Dreyfach bin verlohren und gefunden!
62. Der Punct/ die Linie und Flaͤche.
GOtt Vatter iſt der Punct: auß Jhm ſieuſt GOtt
der Sohn
Die Lienie: GOtt der Geiſt iſt beider Flaͤch’ uñ Kron.
63. Vom reichen Mann.
Man wil dem reichen Mann kein troͤpfflein Waſſer
geben/
Weil er daß Maß mit Wein ſchon voll gemacht im
Leben.

64 Auch
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[129[127]/0133] Vierdtes Buch. Die Weißheit iſt daß Weib die es aufs neu entzuͤndt: Wie ſeelig iſt der Menſch den ſie nu wider ſindt! 59. Daß verlohrne Schaff. Jch bin daß arme Schaaff daß ſich verjrꝛet hat/ Und nunmehr von ſich ſelbſt nicht kennt den rechten Pfad. Wer zeigt mir dann den Weg/ daß ich nicht gantz er- liege? O daß doch JEſus kaͤm’/ und mich nach Hauſe truͤge! 60. Der verlohrne Sohn. Kehr umb verlohrner Sohn zu deinem Vatter GOtt: Der Hunger bringt dich ſonſt (ſein’ Ungunſt) gar in Tod: Haͤttſtu gleich tauſendmahl jhm dieſen Schimpff ge- than/ So du nur wiederkoͤmbſt ich weiß Er nimbt dich an. 61. Die verlohrne und wider gefun- dene Drey. Der Groſchen/ Sohn/ unds Schaaff/ bin ich mit Geiſt/ Leib/ Seele. Verlohrn in frembdem Land/ in einer Wüſt’/ uñ Hoͤle. Die heilige Dreyfalt kombt uñ ſucht mich alle ſtundẽ: Den Groſchen ſindt der Geiſt/ der Vatter nimbt den Sohn/ Der Hirte JEſus traͤgt daß Schaaff mit ſich davon. Schau wie ich Dreyfach bin verlohren und gefunden! 62. Der Punct/ die Linie und Flaͤche. GOtt Vatter iſt der Punct: auß Jhm ſieuſt GOtt der Sohn Die Lienie: GOtt der Geiſt iſt beider Flaͤch’ uñ Kron. 63. Vom reichen Mann. Man wil dem reichen Mann kein troͤpfflein Waſſer geben/ Weil er daß Maß mit Wein ſchon voll gemacht im Leben. 64 Auch

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 129[127]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/133>, abgerufen am 27.04.2024.