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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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Das siebende Capitel.
will/ ob zwar zeit und art der hülffe nicht voran zu determiniren vermag/ indem
die heilige regierung GOttes nicht bey allen einerley wegebraucht/ dadurch er sie
führet/ sondern einige werden zuweilen bald wiederum zu einer ruhe gebracht/ an-
deren ist es ein längerer kampff/ mit dem sie sich tag lebens zu schleppen haben/
von seiner weisheit bestimmet/ und bestehet ihr sieg in der kräfftigen erhaltung/
ob sie wol augenblicklich unterzuliegen meynen/ und doch stets von der hand des
HErrn unvermercket unterstützet ausdauren.. Jch werde nicht unterlassen sol-
cher lieben seelen anliegen und noth vor dem HErrn zu gedencken/ der sey ihre
krafft/ trost/ sieg und leben.

SECTIO XXIV.
Aufmunterung an eine gottselige princeßin
von dem christen-namen.

JCh sende hierbey E. Hochfl. Durchl. bey ersten diesem unterthänigsten an-
spruch dieses büchlein handelnde so wol von dem thun des göttlichen
willens/
welches der HErr JEsus von denjenigen erfordert/ die in das
himmelreich kommen sollen/ als auch von dem glorwürdigsten christen-namen:
als der ich mich aus eingenommenem E. Hochfl Durchl. und übriger Hochfl. Prin-
cessin
Schwestern christ-fürstlichen tugendruhm versichere/ es seyen solche mate-
rien/ die nicht anders als/ wie einfältig sie zwar sind/ doch so angenehm seyn wer-
den/ wann in denselbigen dasjenige enthalten stehet/ was die regel seyn wird/
nach dero sie bis daher ihren wandel geführet/ und sich befliessen haben/ mit wahr-
heit den christen - titul zu führen/ über welchen absonderlich E. Hochfl. Durchl.
so viel höher sich zu erfreuen/ und damit zu prangen haben wird/ da sie einen sol-
chen hohen und andere höchste so weit übertreffenden namen so bald in dero wieder-
geburt empfangen/ und die ewiggelobte H. Dreyeinigkeit mit diesem namen
Christin sie in das buch des lebens und ihrer Hochgeborner kinder eingeschrieben
hat. Daher ich auch in dieser ersten brieflichen ansprach nichts füglichers fin-
de/ um nicht mit unnützen worten dieses papir zu erfüllen/ als daß E. Hochfl.
Durchl. vermittels des beyschlusses diesen christennamen zu ferner gottseliger und
tröstlicher betrachtung vorstelle. Wo ich anfangs deroselben erfreulich zu gra-
tuli
ren habe über solchen/ nicht zwar allein/ daß dieselbe durch GOttes führung
denselben titul zu einem eignem namen erlanget/ sondern weil solcher ohne die
that vor GOtt wenig gelten würde/ daß sie auch bis daher aus ihres Heylandes
himmlischer gnade durch die krafft seines H. Geistes in der wircklichen besitzung

und

Das ſiebende Capitel.
will/ ob zwar zeit und art der huͤlffe nicht voran zu determiniren vermag/ indem
die heilige regierung GOttes nicht bey allen einerley wegebraucht/ dadurch er ſie
fuͤhret/ ſondern einige werden zuweilen bald wiederum zu einer ruhe gebracht/ an-
deren iſt es ein laͤngerer kampff/ mit dem ſie ſich tag lebens zu ſchleppen haben/
von ſeiner weisheit beſtimmet/ und beſtehet ihr ſieg in der kraͤfftigen erhaltung/
ob ſie wol augenblicklich unterzuliegen meynen/ und doch ſtets von der hand des
HErrn unvermercket unterſtuͤtzet ausdauren.. Jch werde nicht unterlaſſen ſol-
cher lieben ſeelen anliegen und noth vor dem HErrn zu gedencken/ der ſey ihre
krafft/ troſt/ ſieg und leben.

SECTIO XXIV.
Aufmunterung an eine gottſelige princeßin
von dem chriſten-namen.

JCh ſende hierbey E. Hochfl. Durchl. bey erſten dieſem unterthaͤnigſten an-
ſpruch dieſes buͤchlein handelnde ſo wol von dem thun des goͤttlichen
willens/
welches der HErr JEſus von denjenigen erfordert/ die in das
himmelreich kommen ſollen/ als auch von dem glorwuͤrdigſten chriſten-namen:
als der ich mich aus eingenommenem E. Hochfl Durchl. und uͤbriger Hochfl. Prin-
ceſſin
Schweſtern chriſt-fuͤrſtlichen tugendruhm verſichere/ es ſeyen ſolche mate-
rien/ die nicht anders als/ wie einfaͤltig ſie zwar ſind/ doch ſo angenehm ſeyn wer-
den/ wann in denſelbigen dasjenige enthalten ſtehet/ was die regel ſeyn wird/
nach dero ſie bis daher ihren wandel gefuͤhret/ und ſich beflieſſen haben/ mit wahr-
heit den chriſten - titul zu fuͤhren/ uͤber welchen abſonderlich E. Hochfl. Durchl.
ſo viel hoͤher ſich zu erfreuen/ und damit zu prangen haben wird/ da ſie einen ſol-
chen hohen und andere hoͤchſte ſo weit uͤbertreffenden namen ſo bald in dero wieder-
geburt empfangen/ und die ewiggelobte H. Dreyeinigkeit mit dieſem namen
Chriſtin ſie in das buch des lebens und ihrer Hochgeborner kinder eingeſchrieben
hat. Daher ich auch in dieſer erſten brieflichen anſprach nichts fuͤglichers fin-
de/ um nicht mit unnuͤtzen worten dieſes papir zu erfuͤllen/ als daß E. Hochfl.
Durchl. vermittels des beyſchluſſes dieſen chriſtennamen zu ferner gottſeliger und
troͤſtlicher betrachtung vorſtelle. Wo ich anfangs deroſelben erfreulich zu gra-
tuli
ren habe uͤber ſolchen/ nicht zwar allein/ daß dieſelbe durch GOttes fuͤhrung
denſelben titul zu einem eignem namen erlanget/ ſondern weil ſolcher ohne die
that vor GOtt wenig gelten wuͤrde/ daß ſie auch bis daher aus ihres Heylandes
himmliſcher gnade durch die krafft ſeines H. Geiſtes in der wircklichen beſitzung

und
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[466/0478] Das ſiebende Capitel. will/ ob zwar zeit und art der huͤlffe nicht voran zu determiniren vermag/ indem die heilige regierung GOttes nicht bey allen einerley wegebraucht/ dadurch er ſie fuͤhret/ ſondern einige werden zuweilen bald wiederum zu einer ruhe gebracht/ an- deren iſt es ein laͤngerer kampff/ mit dem ſie ſich tag lebens zu ſchleppen haben/ von ſeiner weisheit beſtimmet/ und beſtehet ihr ſieg in der kraͤfftigen erhaltung/ ob ſie wol augenblicklich unterzuliegen meynen/ und doch ſtets von der hand des HErrn unvermercket unterſtuͤtzet ausdauren.. Jch werde nicht unterlaſſen ſol- cher lieben ſeelen anliegen und noth vor dem HErrn zu gedencken/ der ſey ihre krafft/ troſt/ ſieg und leben. 29. Mart. 1683. SECTIO XXIV. Aufmunterung an eine gottſelige princeßin von dem chriſten-namen. JCh ſende hierbey E. Hochfl. Durchl. bey erſten dieſem unterthaͤnigſten an- ſpruch dieſes buͤchlein handelnde ſo wol von dem thun des goͤttlichen willens/ welches der HErr JEſus von denjenigen erfordert/ die in das himmelreich kommen ſollen/ als auch von dem glorwuͤrdigſten chriſten-namen: als der ich mich aus eingenommenem E. Hochfl Durchl. und uͤbriger Hochfl. Prin- ceſſin Schweſtern chriſt-fuͤrſtlichen tugendruhm verſichere/ es ſeyen ſolche mate- rien/ die nicht anders als/ wie einfaͤltig ſie zwar ſind/ doch ſo angenehm ſeyn wer- den/ wann in denſelbigen dasjenige enthalten ſtehet/ was die regel ſeyn wird/ nach dero ſie bis daher ihren wandel gefuͤhret/ und ſich beflieſſen haben/ mit wahr- heit den chriſten - titul zu fuͤhren/ uͤber welchen abſonderlich E. Hochfl. Durchl. ſo viel hoͤher ſich zu erfreuen/ und damit zu prangen haben wird/ da ſie einen ſol- chen hohen und andere hoͤchſte ſo weit uͤbertreffenden namen ſo bald in dero wieder- geburt empfangen/ und die ewiggelobte H. Dreyeinigkeit mit dieſem namen Chriſtin ſie in das buch des lebens und ihrer Hochgeborner kinder eingeſchrieben hat. Daher ich auch in dieſer erſten brieflichen anſprach nichts fuͤglichers fin- de/ um nicht mit unnuͤtzen worten dieſes papir zu erfuͤllen/ als daß E. Hochfl. Durchl. vermittels des beyſchluſſes dieſen chriſtennamen zu ferner gottſeliger und troͤſtlicher betrachtung vorſtelle. Wo ich anfangs deroſelben erfreulich zu gra- tuliren habe uͤber ſolchen/ nicht zwar allein/ daß dieſelbe durch GOttes fuͤhrung denſelben titul zu einem eignem namen erlanget/ ſondern weil ſolcher ohne die that vor GOtt wenig gelten wuͤrde/ daß ſie auch bis daher aus ihres Heylandes himmliſcher gnade durch die krafft ſeines H. Geiſtes in der wircklichen beſitzung und

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/478>, abgerufen am 26.04.2024.