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Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 2 (2,1). Stuttgart, 1866.

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Todtenregister (Act for registring births and deaths in England) und
6. 7. Will. IV. c. 85 (Act for registring mariages) über Heiraths-
register und Erlaubnisse genauer ausgeführt (beide vom 17. August 1836
sanctionirt). Warum scheidet Mohl (Literatur der Staatswissenschaft III.
S. 428) diese Gesetze nicht? Durch 1. Vict. 22 (sanctionirt den
30. Januar 1837) mit genaueren organisatorischen Anordnungen und
1838 mit Instructionen für die Führer und ihre Stellvertreter, den
Registrar (clerc der union) und deputy Registrar (den an seiner Stelle
eventuell ernannten Führer, s. oben), so wie für die Superintendent
Registrars
(etwa Kreisbuchführer) versehen, und bilden auf diese Weise
die Grundlage der englischen Gesetzgebung über Standesregister in Eng-
land. Die Statute selbst sind übersetzt bei Daniels. Die neueste
Bestimmung ist 27. 28. Vict. 97, die als Ergänzung des bisherigen
Rechts anzusehen ist. Darnach sollen alle Begräbnisse registrirt wer-
den, bei 5 L. Strafe, und diese aufgenommenen Begräbnißregister sollen
vollständige Beweiskraft (evidence) haben. Ursprünglich nun gelten
dieselben bloß für England und Wales, und sind ganz correct auch
von Daniels nur dafür aufgeführt. Erst in neuester Zeit ist das ganze
System dieser Civilstandsbücher auch für Schottland und Irland
zur Geltung gebracht, und somit diese Gesetzgebung wohl als eine ab-
geschlossene anzusehen. Das Gesetz, welches diese Bestimmungen auf
Schottland ausdehnt, ist von 1854 (Act for provinding a better re-
gistration of births, deaths and mariages in Scotland
).

III.
Paß- und Fremdenwesen.

Die Verwaltung und der Wechsel der Bevölkerung.

(Allgemeiner Charakter desselben.)

Indem wir dem Paß- und Fremdenwesen hier seine Stelle in dem
Bevölkerungswesen anweisen, sind wir gezwungen, den Grund dafür
in einer allgemeinen Auffassung zu suchen, und diese hier zu charak-
terisiren.

In der That kann es fraglich sein, nicht allein ob diese Dinge
nicht vielmehr bloß in die Sicherheitspolizei gehören, sondern ob sie
überhaupt als dauernde, organische Theile und Aufgaben der Ver-
waltung anzusehen sind, und ob es demnach mit der künftigen Entwicklung
nicht eine Zeit geben werde, wo beide, als den untergeordneten Stadien
gehörig, gänzlich aus der Verwaltungslehre zu verschwinden haben.

Todtenregiſter (Act for registring births and deaths in England) und
6. 7. Will. IV. c. 85 (Act for registring mariages) über Heiraths-
regiſter und Erlaubniſſe genauer ausgeführt (beide vom 17. Auguſt 1836
ſanctionirt). Warum ſcheidet Mohl (Literatur der Staatswiſſenſchaft III.
S. 428) dieſe Geſetze nicht? Durch 1. Vict. 22 (ſanctionirt den
30. Januar 1837) mit genaueren organiſatoriſchen Anordnungen und
1838 mit Inſtructionen für die Führer und ihre Stellvertreter, den
Registrar (clerc der union) und deputy Registrar (den an ſeiner Stelle
eventuell ernannten Führer, ſ. oben), ſo wie für die Superintendent
Registrars
(etwa Kreisbuchführer) verſehen, und bilden auf dieſe Weiſe
die Grundlage der engliſchen Geſetzgebung über Standesregiſter in Eng-
land. Die Statute ſelbſt ſind überſetzt bei Daniels. Die neueſte
Beſtimmung iſt 27. 28. Vict. 97, die als Ergänzung des bisherigen
Rechts anzuſehen iſt. Darnach ſollen alle Begräbniſſe regiſtrirt wer-
den, bei 5 L. Strafe, und dieſe aufgenommenen Begräbnißregiſter ſollen
vollſtändige Beweiskraft (evidence) haben. Urſprünglich nun gelten
dieſelben bloß für England und Wales, und ſind ganz correct auch
von Daniels nur dafür aufgeführt. Erſt in neueſter Zeit iſt das ganze
Syſtem dieſer Civilſtandsbücher auch für Schottland und Irland
zur Geltung gebracht, und ſomit dieſe Geſetzgebung wohl als eine ab-
geſchloſſene anzuſehen. Das Geſetz, welches dieſe Beſtimmungen auf
Schottland ausdehnt, iſt von 1854 (Act for provinding a better re-
gistration of births, deaths and mariages in Scotland
).

III.
Paß- und Fremdenweſen.

Die Verwaltung und der Wechſel der Bevölkerung.

(Allgemeiner Charakter deſſelben.)

Indem wir dem Paß- und Fremdenweſen hier ſeine Stelle in dem
Bevölkerungsweſen anweiſen, ſind wir gezwungen, den Grund dafür
in einer allgemeinen Auffaſſung zu ſuchen, und dieſe hier zu charak-
teriſiren.

In der That kann es fraglich ſein, nicht allein ob dieſe Dinge
nicht vielmehr bloß in die Sicherheitspolizei gehören, ſondern ob ſie
überhaupt als dauernde, organiſche Theile und Aufgaben der Ver-
waltung anzuſehen ſind, und ob es demnach mit der künftigen Entwicklung
nicht eine Zeit geben werde, wo beide, als den untergeordneten Stadien
gehörig, gänzlich aus der Verwaltungslehre zu verſchwinden haben.

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[245/0267] Todtenregiſter (Act for registring births and deaths in England) und 6. 7. Will. IV. c. 85 (Act for registring mariages) über Heiraths- regiſter und Erlaubniſſe genauer ausgeführt (beide vom 17. Auguſt 1836 ſanctionirt). Warum ſcheidet Mohl (Literatur der Staatswiſſenſchaft III. S. 428) dieſe Geſetze nicht? Durch 1. Vict. 22 (ſanctionirt den 30. Januar 1837) mit genaueren organiſatoriſchen Anordnungen und 1838 mit Inſtructionen für die Führer und ihre Stellvertreter, den Registrar (clerc der union) und deputy Registrar (den an ſeiner Stelle eventuell ernannten Führer, ſ. oben), ſo wie für die Superintendent Registrars (etwa Kreisbuchführer) verſehen, und bilden auf dieſe Weiſe die Grundlage der engliſchen Geſetzgebung über Standesregiſter in Eng- land. Die Statute ſelbſt ſind überſetzt bei Daniels. Die neueſte Beſtimmung iſt 27. 28. Vict. 97, die als Ergänzung des bisherigen Rechts anzuſehen iſt. Darnach ſollen alle Begräbniſſe regiſtrirt wer- den, bei 5 L. Strafe, und dieſe aufgenommenen Begräbnißregiſter ſollen vollſtändige Beweiskraft (evidence) haben. Urſprünglich nun gelten dieſelben bloß für England und Wales, und ſind ganz correct auch von Daniels nur dafür aufgeführt. Erſt in neueſter Zeit iſt das ganze Syſtem dieſer Civilſtandsbücher auch für Schottland und Irland zur Geltung gebracht, und ſomit dieſe Geſetzgebung wohl als eine ab- geſchloſſene anzuſehen. Das Geſetz, welches dieſe Beſtimmungen auf Schottland ausdehnt, iſt von 1854 (Act for provinding a better re- gistration of births, deaths and mariages in Scotland). III. Paß- und Fremdenweſen. Die Verwaltung und der Wechſel der Bevölkerung. (Allgemeiner Charakter deſſelben.) Indem wir dem Paß- und Fremdenweſen hier ſeine Stelle in dem Bevölkerungsweſen anweiſen, ſind wir gezwungen, den Grund dafür in einer allgemeinen Auffaſſung zu ſuchen, und dieſe hier zu charak- teriſiren. In der That kann es fraglich ſein, nicht allein ob dieſe Dinge nicht vielmehr bloß in die Sicherheitspolizei gehören, ſondern ob ſie überhaupt als dauernde, organiſche Theile und Aufgaben der Ver- waltung anzuſehen ſind, und ob es demnach mit der künftigen Entwicklung nicht eine Zeit geben werde, wo beide, als den untergeordneten Stadien gehörig, gänzlich aus der Verwaltungslehre zu verſchwinden haben.

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Zitationshilfe: Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 2 (2,1). Stuttgart, 1866, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stein_verwaltungslehre02_1866/267>, abgerufen am 19.03.2024.