Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
und Entwickelung des Menschen.
V.
Nähere Betrachtung der letzterwehnten Hypothe-
se von der Epigenesis durch die Evolution.

1) Diese Hypothese verträgt sich mit allen Be-
obachtungen.

2) Sie läßt eine Erzeugung neuer Theile zu,
ohne daß eigene Keime zu solchen vorhan-
den sind. Von Wiederergänzungen.

3) Sie läßt zu, daß Keime erzeuget werden.
4) Wie ferne die neuentstehenden Formen sich
auf den Keim beziehen, aus dessen Entwi-
ckelung sie hervorgehen. Jn Hinsicht eini-
ger Formen besitzet der Keim nichts mehr
als bloße Empfänglichkeit.

5) Was Anlage, Hang, Tendenz und Trieb
zu etwas sey. Was wesentliche oder un-
abänderliche Naturtriebe und Formen sind.

6) Wie die wesentlichen Formen in dem Keim
bestimmt sind, nach der Hypothese der Evo-
lution und nach der Epigenesis.

7) Wie bloße Vermögen in nähere Anlagen,
und diese in Tendenzen übergehen.

8) Allgemeine natürliche Geschichte der Er-
zeugung und Entwickelung organisirter
Wesen.

1.

Laßt uns den letztern Begriff von einer Epigenesis
durch die Evolution,
oder von der Evolution,
welche durch neue Verbindungen neue Formen hervor-
bringet, eine Weile vor uns stellen. Ohne daß ich den
geringsten Hang hätte, die Zahl der Hypothesen über

die
II Theil. K k
und Entwickelung des Menſchen.
V.
Naͤhere Betrachtung der letzterwehnten Hypothe-
ſe von der Epigeneſis durch die Evolution.

1) Dieſe Hypotheſe vertraͤgt ſich mit allen Be-
obachtungen.

2) Sie laͤßt eine Erzeugung neuer Theile zu,
ohne daß eigene Keime zu ſolchen vorhan-
den ſind. Von Wiederergaͤnzungen.

3) Sie laͤßt zu, daß Keime erzeuget werden.
4) Wie ferne die neuentſtehenden Formen ſich
auf den Keim beziehen, aus deſſen Entwi-
ckelung ſie hervorgehen. Jn Hinſicht eini-
ger Formen beſitzet der Keim nichts mehr
als bloße Empfaͤnglichkeit.

5) Was Anlage, Hang, Tendenz und Trieb
zu etwas ſey. Was weſentliche oder un-
abaͤnderliche Naturtriebe und Formen ſind.

6) Wie die weſentlichen Formen in dem Keim
beſtimmt ſind, nach der Hypotheſe der Evo-
lution und nach der Epigeneſis.

7) Wie bloße Vermoͤgen in naͤhere Anlagen,
und dieſe in Tendenzen uͤbergehen.

8) Allgemeine natuͤrliche Geſchichte der Er-
zeugung und Entwickelung organiſirter
Weſen.

1.

Laßt uns den letztern Begriff von einer Epigeneſis
durch die Evolution,
oder von der Evolution,
welche durch neue Verbindungen neue Formen hervor-
bringet, eine Weile vor uns ſtellen. Ohne daß ich den
geringſten Hang haͤtte, die Zahl der Hypotheſen uͤber

die
II Theil. K k
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0543" n="513"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">und Entwickelung des Men&#x017F;chen.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">V.</hi><lb/>
Na&#x0364;here Betrachtung der letzterwehnten Hypothe-<lb/>
&#x017F;e von der Epigene&#x017F;is durch die Evolution.</head><lb/>
            <argument>
              <p>
                <list>
                  <item>1) <hi rendition="#fr">Die&#x017F;e Hypothe&#x017F;e vertra&#x0364;gt &#x017F;ich mit allen Be-<lb/>
obachtungen.</hi></item><lb/>
                  <item>2) <hi rendition="#fr">Sie la&#x0364;ßt eine Erzeugung neuer Theile zu,<lb/>
ohne daß eigene Keime zu &#x017F;olchen vorhan-<lb/>
den &#x017F;ind. Von Wiedererga&#x0364;nzungen.</hi></item><lb/>
                  <item>3) <hi rendition="#fr">Sie la&#x0364;ßt zu, daß Keime erzeuget werden.</hi></item><lb/>
                  <item>4) <hi rendition="#fr">Wie ferne die neuent&#x017F;tehenden Formen &#x017F;ich<lb/>
auf den Keim beziehen, aus de&#x017F;&#x017F;en Entwi-<lb/>
ckelung &#x017F;ie hervorgehen. Jn Hin&#x017F;icht eini-<lb/>
ger Formen be&#x017F;itzet der Keim nichts mehr<lb/>
als bloße Empfa&#x0364;nglichkeit.</hi></item><lb/>
                  <item>5) <hi rendition="#fr">Was Anlage, Hang, Tendenz und Trieb<lb/>
zu etwas &#x017F;ey. Was we&#x017F;entliche oder un-<lb/>
aba&#x0364;nderliche Naturtriebe und Formen &#x017F;ind.</hi></item><lb/>
                  <item>6) <hi rendition="#fr">Wie die we&#x017F;entlichen Formen in dem Keim<lb/>
be&#x017F;timmt &#x017F;ind, nach der Hypothe&#x017F;e der Evo-<lb/>
lution und nach der Epigene&#x017F;is.</hi></item><lb/>
                  <item>7) <hi rendition="#fr">Wie bloße Vermo&#x0364;gen in na&#x0364;here Anlagen,<lb/>
und die&#x017F;e in Tendenzen u&#x0364;bergehen.</hi></item><lb/>
                  <item>8) <hi rendition="#fr">Allgemeine natu&#x0364;rliche Ge&#x017F;chichte der Er-<lb/>
zeugung und Entwickelung organi&#x017F;irter<lb/>
We&#x017F;en.</hi></item>
                </list>
              </p>
            </argument><lb/>
            <div n="4">
              <head>1.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">L</hi>aßt uns den letztern Begriff von einer <hi rendition="#fr">Epigene&#x017F;is<lb/>
durch die Evolution,</hi> oder von der Evolution,<lb/>
welche durch neue Verbindungen neue Formen hervor-<lb/>
bringet, eine Weile vor uns &#x017F;tellen. Ohne daß ich den<lb/>
gering&#x017F;ten Hang ha&#x0364;tte, die Zahl der Hypothe&#x017F;en u&#x0364;ber<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II</hi><hi rendition="#fr">Theil.</hi> K k</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[513/0543] und Entwickelung des Menſchen. V. Naͤhere Betrachtung der letzterwehnten Hypothe- ſe von der Epigeneſis durch die Evolution. 1) Dieſe Hypotheſe vertraͤgt ſich mit allen Be- obachtungen. 2) Sie laͤßt eine Erzeugung neuer Theile zu, ohne daß eigene Keime zu ſolchen vorhan- den ſind. Von Wiederergaͤnzungen. 3) Sie laͤßt zu, daß Keime erzeuget werden. 4) Wie ferne die neuentſtehenden Formen ſich auf den Keim beziehen, aus deſſen Entwi- ckelung ſie hervorgehen. Jn Hinſicht eini- ger Formen beſitzet der Keim nichts mehr als bloße Empfaͤnglichkeit. 5) Was Anlage, Hang, Tendenz und Trieb zu etwas ſey. Was weſentliche oder un- abaͤnderliche Naturtriebe und Formen ſind. 6) Wie die weſentlichen Formen in dem Keim beſtimmt ſind, nach der Hypotheſe der Evo- lution und nach der Epigeneſis. 7) Wie bloße Vermoͤgen in naͤhere Anlagen, und dieſe in Tendenzen uͤbergehen. 8) Allgemeine natuͤrliche Geſchichte der Er- zeugung und Entwickelung organiſirter Weſen. 1. Laßt uns den letztern Begriff von einer Epigeneſis durch die Evolution, oder von der Evolution, welche durch neue Verbindungen neue Formen hervor- bringet, eine Weile vor uns ſtellen. Ohne daß ich den geringſten Hang haͤtte, die Zahl der Hypotheſen uͤber die II Theil. K k

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/543
Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/543>, abgerufen am 30.04.2024.