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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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in Disp. de Metallurgia pag. 73 gedencket. Hierauß wird nachmahlen das so genandte

Rausch-Gold

oder

CLINCANT

verfertiget/ wann nemblich das Messing zu solchen Blättern/ als Papier geschlagen / zusammen geleget und in dickem Papier verschicket wird. Wann aber solches noch dünner und zu gar subtilen Blättlein/ wie das geschlagen Gold/ geschlagen und in dergleichen Büchlein eingetheilet wird/ so werden die geschlagene Metall-Gold-Blätter/ oder METALL darauß/ welche die Frantzosen Or d' Allemagne oder Teutsch-Gold nennen/ weilen es zu Augspurg in Teutschland häuffig gemacht/ und daher auch von andern Augusta genennet wird/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 29. meldet. Was davon unter dem Schlag abfället/ wird vollends zu Pulver gerieben/ und entweder also verkauffet/ oder zu dem schlechten Muschel-Gold angemachet: dienet den Mahlern und andere Sachen zu überziehen. Die Venetianer machen auch das so genandte PURPURINE von dem Messing/ welches vor diesem die Carossen zu übergülden gebrauchet wurde. Ingleichen wird das AVANTURINE der Jubelirer und Glasmacher von dem Messing gemacht/ worvon obgemeldter Pomet loc. cit. zu sehen ist. Nichts weniger wird der so genandte Gold-Drat/ instrument-Seiten/ Hohl und Platt-Gold/ und dergleichen auß dem Messing gezogen und geschlagen/ deren sich die Goldspinner und Goldsticker bedienen; gleichwie auß dem Kupffer selbsten der Kupffer-Drat gezogen wird.

§. 7.

Wann das Messing zubereitet und gegossen wird/ so hänget sich oben an die viereckichte eiserne Stangen/ welche den Schmeltz-Tiegel bedecken/ wie auch an die Zangen der Arbeiter / ein leichtes weisses Pulver an/ welches nichts anderst ist/ als der Apothecker

POMPHOLIX

oder

Weisser Galmey /

welcher sonsten auch NIHIL ALBUM, weisser Nicht und Augen-Nicht genennet wird/ welches Schroeder und dessen Außleger Hoffmann und Ettmüller vor die rothe Tutiam der Alten oder Cadmiam Capniten halten/ weßwegen beyde Simplicia offters confundiret werden. Heutiges Tages ist unter diesem Medicament und unter der Tutia Offcinarum ein grosser Unterscheid/ indem diese nichts anderst/ als die Cadmia factitia, so von dem Metall und Glocken-Speiß herrühret. Jenes aber nur von dem Messing entspringet. Es muß sonsten schön weiß/ leicht/ sauber und zart seyn/ dergleichen auß Holland kommet/ wo es am saubersten colligiret wird: dienet zu äusserlichen Krebs- und andern Schäden und allerhand Augen-Kranckheiten. Ein gewisser Rothgiesser hat dem Frantzöischen Materialisten/ M. Pomet, erzehlet/ daß einige solches bey ihm gegen das, Fieber suchten/ und in Wein einnehmen sollen/ allein/ weilen es ein gar violente operation hat/ so warnet er billich/ daß man behutsam damit umgehe/ vid. ejus Hist. Simplicium Lib. 3. Part. 1. cap. 49. pag. 29.

§. 8.

Man hat auch ein ander und diesem sehr gleiches simplex, welches

SPODIUM GRAECORUM.

oder

Grauer Nicht

geheissen und von dem vorigen nur darin unterschieden wird/ daß jenes sich oben/ dieses aber wegen seiner Schwerigkeit sich unten im Schmeltztiegel anhängen soll/ und wird nach Unterscheid der Farben mit vielen Namen/ nehmlich grau/ gelb/ schwartz oder grüner Hütten- und Zechen-Rauch vom Agricola und andern beleget/ wie in des Herrn Doct. Hoffmanni Clav. Schroed. pag. 331. zu sehen ist: hat mit dem vorigen einerley Kräfften.

§. 9.

Was aber die

TUTIEN

oder

TUTIAM ALEXANDRINAM OFFICINARUM

anlanget/ so rühret dieselbige keines weges von dem Messing her/ wie einige vermeinen / sondern von dem Metall und Glockenspeiß/ indem unter wärendem fliessen und giessen derselben sich/ wie die vorige von dem Messing/ ein Dampff oder Rauch oben an die höltzerne Waltzen / welche zu dem Ende über die Schmeltzöfen der Rothgieser geleget werden/ anhänget und dieselbe in Form einer Rinde oder Schale umbgiebet/ welche inwendig glatt/ außwendig aber rauh und wie Chagrin anzusehen ist/ wie solches fast an allen Stücken der Tutien zu sehen ist. Sie wird sonsten auch CADMIA FACTITIA genennet/ und nachdem sie äusserlich entweder eine Traube / Schnecke oder Muschel und dergleichen praesentiret/ wird sie CADMIA BOTRITIS, OSTRACITIS oder PLACITIS benambset/ deren die erste und beste in der Mitten/ die zweyte gantz unten und die dritte oben in den Oefen gesamlet warden soll. Sonsten aber wird diejenige Tutia vor die beste gehalten/ welche auß schönen dicken Schaalen bestehet/ so inwendig bleich-gelb/ außwendig mäußfahlicht granulitet/ nicht leicht zerbrichlich ist und nicht viel kleine Stücklein / vielweniger andere Unreinigkeiten/ untermischet hat. Dieje-

in Disp. de Metallurgia pag. 73 gedencket. Hierauß wird nachmahlen das so genandte

Rausch-Gold

oder

CLINCANT

verfertiget/ wann nemblich das Messing zu solchen Blättern/ als Papier geschlagen / zusammen geleget und in dickem Papier verschicket wird. Wann aber solches noch dünner und zu gar subtilen Blättlein/ wie das geschlagen Gold/ geschlagen und in dergleichen Büchlein eingetheilet wird/ so werden die geschlagene Metall-Gold-Blätter/ oder METALL darauß/ welche die Frantzosen Or d’ Allemagne oder Teutsch-Gold nennen/ weilen es zu Augspurg in Teutschland häuffig gemacht/ und daher auch von andern Augusta genennet wird/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 29. meldet. Was davon unter dem Schlag abfället/ wird vollends zu Pulver gerieben/ und entweder also verkauffet/ oder zu dem schlechten Muschel-Gold angemachet: dienet den Mahlern und andere Sachen zu überziehen. Die Venetianer machen auch das so genandte PURPURINE von dem Messing/ welches vor diesem die Carossen zu übergülden gebrauchet wurde. Ingleichen wird das AVANTURINE der Jubelirer und Glasmacher von dem Messing gemacht/ worvon obgemeldter Pomet loc. cit. zu sehen ist. Nichts weniger wird der so genandte Gold-Drat/ instrument-Seiten/ Hohl und Platt-Gold/ und dergleichen auß dem Messing gezogen und geschlagen/ deren sich die Goldspinner und Goldsticker bedienen; gleichwie auß dem Kupffer selbsten der Kupffer-Drat gezogen wird.

§. 7.

Wann das Messing zubereitet und gegossen wird/ so hänget sich oben an die viereckichte eiserne Stangen/ welche den Schmeltz-Tiegel bedecken/ wie auch an die Zangen der Arbeiter / ein leichtes weisses Pulver an/ welches nichts anderst ist/ als der Apothecker

POMPHOLIX

oder

Weisser Galmey /

welcher sonsten auch NIHIL ALBUM, weisser Nicht und Augen-Nicht genennet wird/ welches Schroeder und dessen Außleger Hoffmann und Ettmüller vor die rothe Tutiam der Alten oder Cadmiam Capniten halten/ weßwegen beyde Simplicia offters confundiret werden. Heutiges Tages ist unter diesem Medicament und unter der Tutia Offcinarum ein grosser Unterscheid/ indem diese nichts anderst/ als die Cadmia factitia, so von dem Metall und Glocken-Speiß herrühret. Jenes aber nur von dem Messing entspringet. Es muß sonsten schön weiß/ leicht/ sauber und zart seyn/ dergleichen auß Holland kommet/ wo es am saubersten colligiret wird: dienet zu äusserlichen Krebs- und andern Schäden und allerhand Augen-Kranckheiten. Ein gewisser Rothgiesser hat dem Frantzöischen Materialisten/ M. Pomet, erzehlet/ daß einige solches bey ihm gegen das, Fieber suchten/ und in Wein einnehmen sollen/ allein/ weilen es ein gar violente operation hat/ so warnet er billich/ daß man behutsam damit umgehe/ vid. ejus Hist. Simplicium Lib. 3. Part. 1. cap. 49. pag. 29.

§. 8.

Man hat auch ein ander und diesem sehr gleiches simplex, welches

SPODIUM GRAECORUM.

oder

Grauer Nicht

geheissen und von dem vorigen nur darin unterschieden wird/ daß jenes sich oben/ dieses aber wegen seiner Schwerigkeit sich unten im Schmeltztiegel anhängen soll/ und wird nach Unterscheid der Farben mit vielen Namen/ nehmlich grau/ gelb/ schwartz oder grüner Hütten- und Zechen-Rauch vom Agricola und andern beleget/ wie in des Herrn Doct. Hoffmanni Clav. Schroed. pag. 331. zu sehen ist: hat mit dem vorigen einerley Kräfften.

§. 9.

Was aber die

TUTIEN

oder

TUTIAM ALEXANDRINAM OFFICINARUM

anlanget/ so rühret dieselbige keines weges von dem Messing her/ wie einige vermeinen / sondern von dem Metall und Glockenspeiß/ indem unter wärendem fliessen und giessen derselben sich/ wie die vorige von dem Messing/ ein Dampff oder Rauch oben an die höltzerne Waltzen / welche zu dem Ende über die Schmeltzöfen der Rothgieser geleget werden/ anhänget und dieselbe in Form einer Rinde oder Schale umbgiebet/ welche inwendig glatt/ außwendig aber rauh und wie Chagrin anzusehen ist/ wie solches fast an allen Stücken der Tutien zu sehen ist. Sie wird sonsten auch CADMIA FACTITIA genennet/ und nachdem sie äusserlich entweder eine Traube / Schnecke oder Muschel und dergleichen praesentiret/ wird sie CADMIA BOTRITIS, OSTRACITIS oder PLACITIS benambset/ deren die erste und beste in der Mitten/ die zweyte gantz unten und die dritte oben in den Oefen gesamlet warden soll. Sonsten aber wird diejenige Tutia vor die beste gehalten/ welche auß schönen dicken Schaalen bestehet/ so inwendig bleich-gelb/ außwendig mäußfahlicht granulitet/ nicht leicht zerbrichlich ist und nicht viel kleine Stücklein / vielweniger andere Unreinigkeiten/ untermischet hat. Dieje-

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[75/0119] in Disp. de Metallurgia pag. 73 gedencket. Hierauß wird nachmahlen das so genandte Rausch-Gold oder CLINCANT verfertiget/ wann nemblich das Messing zu solchen Blättern/ als Papier geschlagen / zusammen geleget und in dickem Papier verschicket wird. Wann aber solches noch dünner und zu gar subtilen Blättlein/ wie das geschlagen Gold/ geschlagen und in dergleichen Büchlein eingetheilet wird/ so werden die geschlagene Metall-Gold-Blätter/ oder METALL darauß/ welche die Frantzosen Or d’ Allemagne oder Teutsch-Gold nennen/ weilen es zu Augspurg in Teutschland häuffig gemacht/ und daher auch von andern Augusta genennet wird/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 29. meldet. Was davon unter dem Schlag abfället/ wird vollends zu Pulver gerieben/ und entweder also verkauffet/ oder zu dem schlechten Muschel-Gold angemachet: dienet den Mahlern und andere Sachen zu überziehen. Die Venetianer machen auch das so genandte PURPURINE von dem Messing/ welches vor diesem die Carossen zu übergülden gebrauchet wurde. Ingleichen wird das AVANTURINE der Jubelirer und Glasmacher von dem Messing gemacht/ worvon obgemeldter Pomet loc. cit. zu sehen ist. Nichts weniger wird der so genandte Gold-Drat/ instrument-Seiten/ Hohl und Platt-Gold/ und dergleichen auß dem Messing gezogen und geschlagen/ deren sich die Goldspinner und Goldsticker bedienen; gleichwie auß dem Kupffer selbsten der Kupffer-Drat gezogen wird. §. 7. Wann das Messing zubereitet und gegossen wird/ so hänget sich oben an die viereckichte eiserne Stangen/ welche den Schmeltz-Tiegel bedecken/ wie auch an die Zangen der Arbeiter / ein leichtes weisses Pulver an/ welches nichts anderst ist/ als der Apothecker POMPHOLIX oder Weisser Galmey / welcher sonsten auch NIHIL ALBUM, weisser Nicht und Augen-Nicht genennet wird/ welches Schroeder und dessen Außleger Hoffmann und Ettmüller vor die rothe Tutiam der Alten oder Cadmiam Capniten halten/ weßwegen beyde Simplicia offters confundiret werden. Heutiges Tages ist unter diesem Medicament und unter der Tutia Offcinarum ein grosser Unterscheid/ indem diese nichts anderst/ als die Cadmia factitia, so von dem Metall und Glocken-Speiß herrühret. Jenes aber nur von dem Messing entspringet. Es muß sonsten schön weiß/ leicht/ sauber und zart seyn/ dergleichen auß Holland kommet/ wo es am saubersten colligiret wird: dienet zu äusserlichen Krebs- und andern Schäden und allerhand Augen-Kranckheiten. Ein gewisser Rothgiesser hat dem Frantzöischen Materialisten/ M. Pomet, erzehlet/ daß einige solches bey ihm gegen das, Fieber suchten/ und in Wein einnehmen sollen/ allein/ weilen es ein gar violente operation hat/ so warnet er billich/ daß man behutsam damit umgehe/ vid. ejus Hist. Simplicium Lib. 3. Part. 1. cap. 49. pag. 29. §. 8. Man hat auch ein ander und diesem sehr gleiches simplex, welches SPODIUM GRAECORUM. oder Grauer Nicht geheissen und von dem vorigen nur darin unterschieden wird/ daß jenes sich oben/ dieses aber wegen seiner Schwerigkeit sich unten im Schmeltztiegel anhängen soll/ und wird nach Unterscheid der Farben mit vielen Namen/ nehmlich grau/ gelb/ schwartz oder grüner Hütten- und Zechen-Rauch vom Agricola und andern beleget/ wie in des Herrn Doct. Hoffmanni Clav. Schroed. pag. 331. zu sehen ist: hat mit dem vorigen einerley Kräfften. §. 9. Was aber die TUTIEN oder TUTIAM ALEXANDRINAM OFFICINARUM anlanget/ so rühret dieselbige keines weges von dem Messing her/ wie einige vermeinen / sondern von dem Metall und Glockenspeiß/ indem unter wärendem fliessen und giessen derselben sich/ wie die vorige von dem Messing/ ein Dampff oder Rauch oben an die höltzerne Waltzen / welche zu dem Ende über die Schmeltzöfen der Rothgieser geleget werden/ anhänget und dieselbe in Form einer Rinde oder Schale umbgiebet/ welche inwendig glatt/ außwendig aber rauh und wie Chagrin anzusehen ist/ wie solches fast an allen Stücken der Tutien zu sehen ist. Sie wird sonsten auch CADMIA FACTITIA genennet/ und nachdem sie äusserlich entweder eine Traube / Schnecke oder Muschel und dergleichen praesentiret/ wird sie CADMIA BOTRITIS, OSTRACITIS oder PLACITIS benambset/ deren die erste und beste in der Mitten/ die zweyte gantz unten und die dritte oben in den Oefen gesamlet warden soll. Sonsten aber wird diejenige Tutia vor die beste gehalten/ welche auß schönen dicken Schaalen bestehet/ so inwendig bleich-gelb/ außwendig mäußfahlicht granulitet/ nicht leicht zerbrichlich ist und nicht viel kleine Stücklein / vielweniger andere Unreinigkeiten/ untermischet hat. Dieje-

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/119>, abgerufen am 04.05.2024.