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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Baums in die Zimmer und Betten solcher Kranken. In allen Orten hat sie Tempel, in deren innerem Heiligthum sich bloss ihr Haupt befindet, das auch die höheren Stämme verehren. Der Körper steht an der Thüre des Tempels und wird von den Parias angebetet.


Marica (Röm. M.), eine Nationalgöttin der Latiner; Andere nennen sie eine Nymphe und geben an, dass sie, eine Geliebte des Faunus, mit diesem den ältesten König der Latiner, den Latinus, erzeugt haben soll. Bei Minturnae, am Flusse Liris, wurde sie in einem heiligen Hain verehrt.


Marina (Slav. M.), bei den heidnischen Polen hochgeehrter Name einer mächtigen, überaus schönen Zaubrerin, welche nach der Fabel viel Aehnlichkeit mit der griechischen Circe hat. Ein berühmter russischer Held, Dobrüna, fiel in ihre Gewalt; sie liebte den kräftigen Mann, doch alter Nationalhass zwischen Russen und Polen hinderte ihn, die Liebe der Zaubrerin zu erwidern, worauf sie ihn in einem Anfall von Jähzorn in einen Stier verwandelte. Das Unheil war geschehen, und sie vermochte nicht, es wieder gut zu machen; ihre Liebe war jedoch nicht erloschen; sie flog in der Gestalt eines Raben oft zu ihm, setzte sich auf sein Haupt, klagte ihm ihre Leiden; endlich ward sie von ihrer Leidenschaft überwältigt, dass sie das einzige Mittel, das ihr blieb, um ihn zu befreien, ergriff: sie ward Christin, verbrannte ihr Zaubergeräth, und alsbald war der Einfluss desselben gelöst, Dobrüna stand als Mensch vor ihr, und belohnte nun ihre Liebe durch Gegenliebe.


Marina (Röm. M.), Beiname der Venus als Seegöttin.


Maris (Japan. M.), der Kriegsgott, der gewaltige, beharrliche und vielarmige Träger der Waffen, der streit- und kampfsüchtige Dewanagari, denn dieser indische Gott scheint es zu sein, welcher nach Niphon hinüber wanderte, als die Priester des Buddha von Korea ihre Religion dorthin brachten. Den indischen Ursprung verräth die ganze Art seiner Darstellung, welche von der japanischen auffallend abweicht, und die Anfangssilbe seines Namens, welche auf dem Schilde steht. Die alten japanischen Schriften stellen ihn als Symbol der Macht auf, nennen ihn ein reinglänzend Feuer, das vom Himmel herniedersteigt; er wird getragen von dem ihm geheiligten starken kampflustigen Eber, und bekämpft, auf diesem stehend, die bösen Dämonen.


Maris (Gr. M.), Sohn des Amisodarus, Königs in Lycien. Sein Vater war berühmt durch die Erziehung der furchtbaren Chimära, er aber zog mit seinem Bruder Atymnius den Trojanern zu Hülfe, und wurde, da er diesen, der von Antilochus getödtet ward, rächen wollte, von Thrasymedes erschlagen.


Maritschi (Ind. M.), der grosse Rischi, ein erhabener Genius, Brama's Sohn und Vater von Kasyapa, Didi und Adidi, also Grossvater des Indra und überhaupt aller zwölf Adityas.


Mariyammai, Fig. 204, eine Göttin, nur von den niedern Kasten der Indier verehrt. Sie ist besonders durch ein Fest ausgezeichnet, welches in ihrem Cultus gefeiert wird, und das zu den grässlichsten gehört, welche die Braminenkaste erfand, um die armen Sklaven für ihre Sünden büssen zu lassen, oder die Sünden reicher Leute für Geld zu übernehmen. Diejenigen, welche an ihrem Ehrentag der Göttin opfern wollen, unterwerfen sich einige Zeit vorher einem strengen Fasten; nackt, nur mit Blumenguirlanden geschmückt, begeben sie sich auf den Schauplatz ihrer Marter, auf welchem man mehrere, vierzig Fuss hohe, starke Bambusstangen errichtet sieht, die nahe an ihrem Gipfel Querbalken tragen, welche im Kreise um die aufrecht stehenden beweglich sind. Am Ende eines solchen Querbalkens hängt ein Paar starker, eiserner Haken, der Büsser stellt sich darunter mit der hohlen Hand schlägt ihm sein Gehülfe sehr stark in die Mitte des Rückens, so dass wie mittelst eines Schröpfkopfes das Fleisch aufschwillt, welches nun zusammengefasst wird, und durch das die Haken mit Gewalt getrieben werden; eine um den Leib gelegte Binde, die man an den Haken befestigt, sichert den Büssenden vor dem Ausreissen des Fleisches und dem Niederstürzen. Nun wird das andere Ende der Querstange herabgezogen, wodurch jener in die Höhe steigt, dreissig bis vierzig Fuss über den Häuptern schwebt, und sich weit im Kreise herumschwingen lässt; er hält dabei häufig Schild und Schwert in Händen, um den fechtenden Gama vorzustellen,


Fig. 204.
gewöhnlich aber wirft er Blumen hernieder, welche von den Umstehenden begierig aufgenommen und als Talismane gegen böse Genien aufbewahrt werden. Braminen, welche die Göttin M. verachten, sind nie bei diesem Feste zugegen, wohl aber sonst alles Volk, selbst die reichsten Leute, welche für ihr Geld durch solche Unglückliche ihre Sünden abbüssen lassen. Nach einer Viertelstunde wird der Märtyrer herabgenommen, das glückliche Klima heilt ihn bald, und nur selten lässt die Marter böse Folgen nach.


Markopete (Lettische M.), dämonische Wesen, der Dämmerung angehörig, und zwischen den Menschen und Göttern stehend; sie scheinen den Erdgeistern und Gnomen am nächsten verwandt.


Marmax (Gr. M.), der erste Freier der schönen Hippodamia (s. d.), den ihr Vater Oenomaus im Wettlauf besiegte und tödtete.


Maron (Gr. M.), 1) ein Priester des Apollo, zu Ismarus in dem heiligen Haine wohnend; seiner erwähnt Ulysses, als eines Freundes. Ulysses hatte ihn voll Ehrfurcht beschützt und Gattin und Sohn ihm erhalten, wofür der Priester ihn reich mit Silber und Gold und mit dem trefflichen Wein beschenkte, mit welchem Ulysses den Cyclopen Polyphem trunken machte. - 2) M., einer der dreihundert Spartaner unter Leonidas; er ward seiner grossen Tapferkeit wegen als Heros verehrt.


Marowit (Slav. M.), ein dämonisches Wesen, dessen eigentliche Bedeutung man nicht mehr genau genug kennt, daher man auch nur muthmasst, dass es dem Mar oder Alp ähnlich gewesen. Er soll mit einem Löwenkopf, mit kurzen Armen und Krallen daran, halb mit Schuppen und halb mit Federn bedeckt, vorgestellt worden sein.


Marpessa (Gr. M.), 1) s. Evenus. - 2) M., Wittwe eines Tegeaten. Ihr Volk war von den Lacedämoniern hart bedrängt, da bewaffnete sie alle Frauen und Mädchen, welche Waffen zu tragen vermochten, zog den Männern zu Hülfe, und errang einen vollständigen Sieg über die Feinde. Es ward nun ein Fest gestiftet und dem Mars allein von Frauen geopfert, wovon er den Beinamen: "Gast der Frauen", bekam. M. erhielt nach ihrem Tode ein Heroon.


Mars, (Röm. u. gr. M.), der Kriegsgott der Römer (bei den Griechen Ares), Sohn des Jupiter

Baums in die Zimmer und Betten solcher Kranken. In allen Orten hat sie Tempel, in deren innerem Heiligthum sich bloss ihr Haupt befindet, das auch die höheren Stämme verehren. Der Körper steht an der Thüre des Tempels und wird von den Parias angebetet.


Marica (Röm. M.), eine Nationalgöttin der Latiner; Andere nennen sie eine Nymphe und geben an, dass sie, eine Geliebte des Faunus, mit diesem den ältesten König der Latiner, den Latinus, erzeugt haben soll. Bei Minturnae, am Flusse Liris, wurde sie in einem heiligen Hain verehrt.


Marina (Slav. M.), bei den heidnischen Polen hochgeehrter Name einer mächtigen, überaus schönen Zaubrerin, welche nach der Fabel viel Aehnlichkeit mit der griechischen Circe hat. Ein berühmter russischer Held, Dobrüna, fiel in ihre Gewalt; sie liebte den kräftigen Mann, doch alter Nationalhass zwischen Russen und Polen hinderte ihn, die Liebe der Zaubrerin zu erwidern, worauf sie ihn in einem Anfall von Jähzorn in einen Stier verwandelte. Das Unheil war geschehen, und sie vermochte nicht, es wieder gut zu machen; ihre Liebe war jedoch nicht erloschen; sie flog in der Gestalt eines Raben oft zu ihm, setzte sich auf sein Haupt, klagte ihm ihre Leiden; endlich ward sie von ihrer Leidenschaft überwältigt, dass sie das einzige Mittel, das ihr blieb, um ihn zu befreien, ergriff: sie ward Christin, verbrannte ihr Zaubergeräth, und alsbald war der Einfluss desselben gelöst, Dobrüna stand als Mensch vor ihr, und belohnte nun ihre Liebe durch Gegenliebe.


Marina (Röm. M.), Beiname der Venus als Seegöttin.


Maris (Japan. M.), der Kriegsgott, der gewaltige, beharrliche und vielarmige Träger der Waffen, der streit- und kampfsüchtige Dewanagari, denn dieser indische Gott scheint es zu sein, welcher nach Niphon hinüber wanderte, als die Priester des Buddha von Korea ihre Religion dorthin brachten. Den indischen Ursprung verräth die ganze Art seiner Darstellung, welche von der japanischen auffallend abweicht, und die Anfangssilbe seines Namens, welche auf dem Schilde steht. Die alten japanischen Schriften stellen ihn als Symbol der Macht auf, nennen ihn ein reinglänzend Feuer, das vom Himmel herniedersteigt; er wird getragen von dem ihm geheiligten starken kampflustigen Eber, und bekämpft, auf diesem stehend, die bösen Dämonen.


Maris (Gr. M.), Sohn des Amisodarus, Königs in Lycien. Sein Vater war berühmt durch die Erziehung der furchtbaren Chimära, er aber zog mit seinem Bruder Atymnius den Trojanern zu Hülfe, und wurde, da er diesen, der von Antilochus getödtet ward, rächen wollte, von Thrasymedes erschlagen.


Maritschi (Ind. M.), der grosse Rischi, ein erhabener Genius, Brama's Sohn und Vater von Kasyapa, Didi und Adidi, also Grossvater des Indra und überhaupt aller zwölf Adityas.


Mariyammai, Fig. 204, eine Göttin, nur von den niedern Kasten der Indier verehrt. Sie ist besonders durch ein Fest ausgezeichnet, welches in ihrem Cultus gefeiert wird, und das zu den grässlichsten gehört, welche die Braminenkaste erfand, um die armen Sklaven für ihre Sünden büssen zu lassen, oder die Sünden reicher Leute für Geld zu übernehmen. Diejenigen, welche an ihrem Ehrentag der Göttin opfern wollen, unterwerfen sich einige Zeit vorher einem strengen Fasten; nackt, nur mit Blumenguirlanden geschmückt, begeben sie sich auf den Schauplatz ihrer Marter, auf welchem man mehrere, vierzig Fuss hohe, starke Bambusstangen errichtet sieht, die nahe an ihrem Gipfel Querbalken tragen, welche im Kreise um die aufrecht stehenden beweglich sind. Am Ende eines solchen Querbalkens hängt ein Paar starker, eiserner Haken, der Büsser stellt sich darunter mit der hohlen Hand schlägt ihm sein Gehülfe sehr stark in die Mitte des Rückens, so dass wie mittelst eines Schröpfkopfes das Fleisch aufschwillt, welches nun zusammengefasst wird, und durch das die Haken mit Gewalt getrieben werden; eine um den Leib gelegte Binde, die man an den Haken befestigt, sichert den Büssenden vor dem Ausreissen des Fleisches und dem Niederstürzen. Nun wird das andere Ende der Querstange herabgezogen, wodurch jener in die Höhe steigt, dreissig bis vierzig Fuss über den Häuptern schwebt, und sich weit im Kreise herumschwingen lässt; er hält dabei häufig Schild und Schwert in Händen, um den fechtenden Gama vorzustellen,


Fig. 204.
gewöhnlich aber wirft er Blumen hernieder, welche von den Umstehenden begierig aufgenommen und als Talismane gegen böse Genien aufbewahrt werden. Braminen, welche die Göttin M. verachten, sind nie bei diesem Feste zugegen, wohl aber sonst alles Volk, selbst die reichsten Leute, welche für ihr Geld durch solche Unglückliche ihre Sünden abbüssen lassen. Nach einer Viertelstunde wird der Märtyrer herabgenommen, das glückliche Klima heilt ihn bald, und nur selten lässt die Marter böse Folgen nach.


Markopete (Lettische M.), dämonische Wesen, der Dämmerung angehörig, und zwischen den Menschen und Göttern stehend; sie scheinen den Erdgeistern und Gnomen am nächsten verwandt.


Marmax (Gr. M.), der erste Freier der schönen Hippodamia (s. d.), den ihr Vater Oenomaus im Wettlauf besiegte und tödtete.


Maron (Gr. M.), 1) ein Priester des Apollo, zu Ismarus in dem heiligen Haine wohnend; seiner erwähnt Ulysses, als eines Freundes. Ulysses hatte ihn voll Ehrfurcht beschützt und Gattin und Sohn ihm erhalten, wofür der Priester ihn reich mit Silber und Gold und mit dem trefflichen Wein beschenkte, mit welchem Ulysses den Cyclopen Polyphem trunken machte. – 2) M., einer der dreihundert Spartaner unter Leonidas; er ward seiner grossen Tapferkeit wegen als Heros verehrt.


Marowit (Slav. M.), ein dämonisches Wesen, dessen eigentliche Bedeutung man nicht mehr genau genug kennt, daher man auch nur muthmasst, dass es dem Mar oder Alp ähnlich gewesen. Er soll mit einem Löwenkopf, mit kurzen Armen und Krallen daran, halb mit Schuppen und halb mit Federn bedeckt, vorgestellt worden sein.


Marpessa (Gr. M.), 1) s. Evenus. – 2) M., Wittwe eines Tegeaten. Ihr Volk war von den Lacedämoniern hart bedrängt, da bewaffnete sie alle Frauen und Mädchen, welche Waffen zu tragen vermochten, zog den Männern zu Hülfe, und errang einen vollständigen Sieg über die Feinde. Es ward nun ein Fest gestiftet und dem Mars allein von Frauen geopfert, wovon er den Beinamen: »Gast der Frauen«, bekam. M. erhielt nach ihrem Tode ein Heroon.


Mars, (Röm. u. gr. M.), der Kriegsgott der Römer (bei den Griechen Ares), Sohn des Jupiter

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[322/0392] Baums in die Zimmer und Betten solcher Kranken. In allen Orten hat sie Tempel, in deren innerem Heiligthum sich bloss ihr Haupt befindet, das auch die höheren Stämme verehren. Der Körper steht an der Thüre des Tempels und wird von den Parias angebetet. Marica (Röm. M.), eine Nationalgöttin der Latiner; Andere nennen sie eine Nymphe und geben an, dass sie, eine Geliebte des Faunus, mit diesem den ältesten König der Latiner, den Latinus, erzeugt haben soll. Bei Minturnae, am Flusse Liris, wurde sie in einem heiligen Hain verehrt. Marina (Slav. M.), bei den heidnischen Polen hochgeehrter Name einer mächtigen, überaus schönen Zaubrerin, welche nach der Fabel viel Aehnlichkeit mit der griechischen Circe hat. Ein berühmter russischer Held, Dobrüna, fiel in ihre Gewalt; sie liebte den kräftigen Mann, doch alter Nationalhass zwischen Russen und Polen hinderte ihn, die Liebe der Zaubrerin zu erwidern, worauf sie ihn in einem Anfall von Jähzorn in einen Stier verwandelte. Das Unheil war geschehen, und sie vermochte nicht, es wieder gut zu machen; ihre Liebe war jedoch nicht erloschen; sie flog in der Gestalt eines Raben oft zu ihm, setzte sich auf sein Haupt, klagte ihm ihre Leiden; endlich ward sie von ihrer Leidenschaft überwältigt, dass sie das einzige Mittel, das ihr blieb, um ihn zu befreien, ergriff: sie ward Christin, verbrannte ihr Zaubergeräth, und alsbald war der Einfluss desselben gelöst, Dobrüna stand als Mensch vor ihr, und belohnte nun ihre Liebe durch Gegenliebe. Marina (Röm. M.), Beiname der Venus als Seegöttin. Maris (Japan. M.), der Kriegsgott, der gewaltige, beharrliche und vielarmige Träger der Waffen, der streit- und kampfsüchtige Dewanagari, denn dieser indische Gott scheint es zu sein, welcher nach Niphon hinüber wanderte, als die Priester des Buddha von Korea ihre Religion dorthin brachten. Den indischen Ursprung verräth die ganze Art seiner Darstellung, welche von der japanischen auffallend abweicht, und die Anfangssilbe seines Namens, welche auf dem Schilde steht. Die alten japanischen Schriften stellen ihn als Symbol der Macht auf, nennen ihn ein reinglänzend Feuer, das vom Himmel herniedersteigt; er wird getragen von dem ihm geheiligten starken kampflustigen Eber, und bekämpft, auf diesem stehend, die bösen Dämonen. Maris (Gr. M.), Sohn des Amisodarus, Königs in Lycien. Sein Vater war berühmt durch die Erziehung der furchtbaren Chimära, er aber zog mit seinem Bruder Atymnius den Trojanern zu Hülfe, und wurde, da er diesen, der von Antilochus getödtet ward, rächen wollte, von Thrasymedes erschlagen. Maritschi (Ind. M.), der grosse Rischi, ein erhabener Genius, Brama's Sohn und Vater von Kasyapa, Didi und Adidi, also Grossvater des Indra und überhaupt aller zwölf Adityas. Mariyammai, Fig. 204, eine Göttin, nur von den niedern Kasten der Indier verehrt. Sie ist besonders durch ein Fest ausgezeichnet, welches in ihrem Cultus gefeiert wird, und das zu den grässlichsten gehört, welche die Braminenkaste erfand, um die armen Sklaven für ihre Sünden büssen zu lassen, oder die Sünden reicher Leute für Geld zu übernehmen. Diejenigen, welche an ihrem Ehrentag der Göttin opfern wollen, unterwerfen sich einige Zeit vorher einem strengen Fasten; nackt, nur mit Blumenguirlanden geschmückt, begeben sie sich auf den Schauplatz ihrer Marter, auf welchem man mehrere, vierzig Fuss hohe, starke Bambusstangen errichtet sieht, die nahe an ihrem Gipfel Querbalken tragen, welche im Kreise um die aufrecht stehenden beweglich sind. Am Ende eines solchen Querbalkens hängt ein Paar starker, eiserner Haken, der Büsser stellt sich darunter mit der hohlen Hand schlägt ihm sein Gehülfe sehr stark in die Mitte des Rückens, so dass wie mittelst eines Schröpfkopfes das Fleisch aufschwillt, welches nun zusammengefasst wird, und durch das die Haken mit Gewalt getrieben werden; eine um den Leib gelegte Binde, die man an den Haken befestigt, sichert den Büssenden vor dem Ausreissen des Fleisches und dem Niederstürzen. Nun wird das andere Ende der Querstange herabgezogen, wodurch jener in die Höhe steigt, dreissig bis vierzig Fuss über den Häuptern schwebt, und sich weit im Kreise herumschwingen lässt; er hält dabei häufig Schild und Schwert in Händen, um den fechtenden Gama vorzustellen, [Abbildung Fig. 204. ] gewöhnlich aber wirft er Blumen hernieder, welche von den Umstehenden begierig aufgenommen und als Talismane gegen böse Genien aufbewahrt werden. Braminen, welche die Göttin M. verachten, sind nie bei diesem Feste zugegen, wohl aber sonst alles Volk, selbst die reichsten Leute, welche für ihr Geld durch solche Unglückliche ihre Sünden abbüssen lassen. Nach einer Viertelstunde wird der Märtyrer herabgenommen, das glückliche Klima heilt ihn bald, und nur selten lässt die Marter böse Folgen nach. Markopete (Lettische M.), dämonische Wesen, der Dämmerung angehörig, und zwischen den Menschen und Göttern stehend; sie scheinen den Erdgeistern und Gnomen am nächsten verwandt. Marmax (Gr. M.), der erste Freier der schönen Hippodamia (s. d.), den ihr Vater Oenomaus im Wettlauf besiegte und tödtete. Maron (Gr. M.), 1) ein Priester des Apollo, zu Ismarus in dem heiligen Haine wohnend; seiner erwähnt Ulysses, als eines Freundes. Ulysses hatte ihn voll Ehrfurcht beschützt und Gattin und Sohn ihm erhalten, wofür der Priester ihn reich mit Silber und Gold und mit dem trefflichen Wein beschenkte, mit welchem Ulysses den Cyclopen Polyphem trunken machte. – 2) M., einer der dreihundert Spartaner unter Leonidas; er ward seiner grossen Tapferkeit wegen als Heros verehrt. Marowit (Slav. M.), ein dämonisches Wesen, dessen eigentliche Bedeutung man nicht mehr genau genug kennt, daher man auch nur muthmasst, dass es dem Mar oder Alp ähnlich gewesen. Er soll mit einem Löwenkopf, mit kurzen Armen und Krallen daran, halb mit Schuppen und halb mit Federn bedeckt, vorgestellt worden sein. Marpessa (Gr. M.), 1) s. Evenus. – 2) M., Wittwe eines Tegeaten. Ihr Volk war von den Lacedämoniern hart bedrängt, da bewaffnete sie alle Frauen und Mädchen, welche Waffen zu tragen vermochten, zog den Männern zu Hülfe, und errang einen vollständigen Sieg über die Feinde. Es ward nun ein Fest gestiftet und dem Mars allein von Frauen geopfert, wovon er den Beinamen: »Gast der Frauen«, bekam. M. erhielt nach ihrem Tode ein Heroon. Mars, (Röm. u. gr. M.), der Kriegsgott der Römer (bei den Griechen Ares), Sohn des Jupiter

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/392>, abgerufen am 15.05.2024.