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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] *221 Wenn sein Gesicht am Himmel stände, die Bauern würden zu Wetter läuten.

Noch aus jenen Zeiten, wo man mit dem Läuten der Glocken die Gewitter zu zertheilen wähnte. - In Aegypten sagt man von einem unfreundlichen Gesicht oder allgemein von jemand mit einem so abstossenden Aeussern, dass sogar niemand im Handel und Verkehr gern mit ihm zu thun hat: Sein Gesicht schneidet jeden Gewinn ab. (Burckhardt, 718.)

*222 Wenn sein Gesicht an der Küche (vor der Kirchthür) stände, es ginge kein Hund vorüber (in die Kirche). (S. Angesicht 21.)

Um Form, Charakter u. s. w. des Gesichts zu bezeichnen, hat man auch die Redeformen: Arschbacken-, Milchsuppen-, Pausbacken-, Vollmondsgesicht, auch confiscirtes Gesicht oder Galgenphysiognomie. Man redet auch von einem sauern, bittersüssen, ellenlangen u. s. w. Gesicht.


Gesichtlein.

E schön G'sichtle, vergaff di nit, 's chönt au e Lärvle si. (Frickthal im Aargau.) - Schweiz, II, 184, 35.


Gesinde.

1 Am Gesind kennt man den Herren. - Henisch, 1563, 36; Petri, II, 13.

2 Beissig gesind machts nirgend gut, weder bei Gott, noch bei den Menschen. - Henisch, 1563, 10.

3 Bringt dein Gesinde dich in Zorn, thu, dass du bleibest unverworr'n.

4 Das Gesind acht keines Frommen noch Schaden. - Petri, II, 61; Henisch, 1252, 29.

5 Das gesind soll nit viel finden noch verlieren. - Henisch, 1563, 39; Petri, II, 61.

6 Das gesinde soll arbeiten; was im Hauss zu feyren ist, das können Herren vnd Frawen wol selbst verrichten. - Henisch, 1563, 37; Lehmann, 373, 143; Petri, II, 61; Simrock, 3536.

7 Das ist recht (Hudelmans) Gesind, das langsamb schafft (das lange schläft) vnnd trinckt geschwind. - Lehmann, II, 75, 17; Simrock, 3537.

8 Dass Gesind (vnnd Diener) soll man nehren, nicht mesten, sonst verschleicht sich die Narung. - Lehmann, 373, 150.

9 Die sich am Gesinde wollen reich sparen, gedeyen nit. - Henisch, 1407, 15; Petri, II, 143.

10 Durch böss gesind, wenns gleich was trägt, wirdt mehr verlohren denn hingelegt. - Henisch, 1563, 13.

11 Es ist schlimmes Gesind, das die Stricke schneidet, wo sie am dünnsten sind.

12 Gegen böss Gesinde ist die fridlichste straff, dass man sie mit der thür vnd langen ruthen schlage. - Henisch, 1563, 15; Petri, II, 326.

13 Gesind nimmermehr bedenckt, was schad vnd nutz im Hause bringt. - Henisch, 1563, 44; Lehmann, 373, 145; Petri, II, 335; Colerus, 274b.

14 Gesinde nummer bedenckt, wat schade und nutte im huse brengt; idt is en nicht gelegen daran, dewil se idt nicht vor egen han. - Ebstorf, 5.

15 Gesinde sol nicht vil finden. - Agricola I, 103; Gruter, I, 43; Körte, 2092.

16 Gesinde soll weder finden, noch verlieren. - Graf, 179, 211; Simrock, 3535.

Da man das Gesinde nicht selten so lange ausnutzt, als es Arbeitskraft besitzt und, wenn diese dahin ist, entlässt; so denken die Leute mitunter an ihr trostloses Alter und vergessen die Treue, indem sie zu ihrem Nutzen verlieren und finden.

Böhm.: Neni dobre znameni, kdyz celadka mnoho trati, aneb nachazi. (Celakovsky, 381.)

17 Gut Gesinde ist die Stütze des Hauses. - Nass. Schulbl., XIV, 5.

18 Hüt dich für vnnötigem Gesind vnnd für vnnötigen Pferden. - Petri, II, 389; Henisch, 1563, 30.

19 Inn einem gesind ist nichts mehr zu loben, dann die trewe. - Henisch, 1563, 48.

20 Man straft gern am Gesind, was verbrochen hat das Kind. - Eiselein, 232; Braun, II, 497.

21 Man vernewert sich offt wol mit dem gesind, aber man verbessert sie nit allweg. - Henisch, 1563, 50; Petri, II, 470.

[Spaltenumbruch] 22 Mancher hette gern gesind, dass sey wie ein Han, der wol singt vnd vbel frisset. - Lehmann, 367, 47.

23 Soll 's Gesinde ehrlich sein, darf man keine Aufsicht scheun.

24 Soll 's Gesinde fleissig sein, muss selbst man bei der Arbeit sein.

25 Viel Gesinde, viel Zank (Feinde). - Simrock, 3539.

26 Vil gesindes, vil zufall. - Henisch, 1563, 29.

27 Was das gesind einbrocket, muss der Haussvatter aussessen. - Henisch, 1563, 55; Petri, II, 587; Körte, 2093; Braun, I, 773; Simrock, 3538.

28 Was man nicht öffentlich dem gesind gibt, das muss man heimlich lassen abzwacken. - Henisch, 1563, 57.

29 Wenn das Gesinde so frevelt, was werden die Herren thun?

Lat.: Quid domini faciant, audent cum talia fures? (Virgil.) (Binder I, 1460; II, 2828; Kruse, 888; Faselius, 216; Philippi, II, 129; Seybold, 485; Wiegand, 943.)

30 Wenn ein Gesind was gutes rathet, soll es der Haussvatter nicht aussschlagen. - Lehmann, 366, 35.

31 Wer sein Gesind ins Gehör lobet, der verderbet es. - Lehmann, 367, 37.

32 Wie viel Gesind, so viel Feind.


Gesindel.

1 Gesindel und Gesind, das sind Geschwisterkind. (Ohrdruff.)

2 Skrofulöses Gesindel. - Büchmann, 188.

Dieser sprichwörtlich gewordene Ausdruck rührt von dem Prof. Leo in Halle her und befindet sich im Geschichtlichen Monatsbericht vom Juni 1853 im Volksblatt für Stadt und Land, X, Nr. 61. Die Stelle, in der er vorkommt, lautet: "Gott erlöse uns von der europäischen Völkerfäulniss und schenke uns einen frischen, fröhlichen Krieg, der Europa durchtobt, die Bevölkerung sichtet und das skrofulöse Gesindel zertritt, was jetzt den Raum zu eng macht, um noch ein ordentliches Menschenleben in der Stickluft führen zu können." Neben dem "skrofulösen Gesindel" redet Leo auch a. a. O. von der "Canaille des materiellen Besitzes" und der "prahlerischen Bestie". Das Volksblatt meint, gegen das skrofulöse Gesindel sei nichts besser als Thadden's Recept: "Nimm ein paar Pfund ungebrannte Asche in cylindrischer Form und reibe sie so lange auf dem Rücken ein, bis er blau wird." In der Neuen Oderzeitung (Breslau 1853, Nr. 569) hat sich ein Glossator zu der obigen Leo'schen Redensart gefunden. Uebrigens finden wir in der von K. Heinzen redigirten Neuyorker Deutschen Zeitung vom 3. Sept. 1851 (Jahrg. 1, Nr. 2) und zwar in einer Correspondenz von der Donau denselben Gedanken. Es heisst dort: "Die beste innerliche Cur für uns ist ein Krieg und sei es auch ein Bürgerkrieg, der das faule überflüssige Blut abzapft."


Gesindlein.

1 Leichtfertig Gesindlein, das den firlefantz von Schwaben tantzt. - Mathesy, 303a.

2 Wo man heylloss Gesindlein find, da merckt man wol, dass sie nicht sind vom Adel her der Gottes Kind. - Lehmann, 138, 32.


Gesinnt.

1 Der wol ist gesinnt, der läst es bleiben, wie ers find. - Lehmann, 315, 16.

2 Gleich sein gesinnet macht gute Freundtschafft. - Henisch, 1564, 31.

3 Wie einer gesindt ist, so ist er auch geschnebelt. - Lehmann, 643, 3; Simrock, 3540.


Gesöff.

1 Alles ein Gesöff, sagte die Gans, da hatte sie in sieben Pfützen herumgeschnattert. - Hoefer, 382.

2 Wo viel Gesiff, ist viel Geplätsch. (Hechingen.)


Gesottenes.

1 Einer will Gesottenes, der andere Gebratenes.

It.: Chi la vuol grassa, chi la vuol magra. (Pazzaglia, 417, 6.)

2 Wi fing Sasen an Brasen. (Nordfries.) - Johansen, 57.

Wir bekamen Gesottenes und Gebratenes.


Gespann.

1 Bei ungleichem Gespann geht der Wagen wie er kann.

Böhm.: Nerovna sprez nerada spolu tadne. - Rovne s rovnym rado tahne zaroven. (Celakovsky, 387.)

2 Ungleich Gespann macht krumme Furchen.


[Spaltenumbruch] *221 Wenn sein Gesicht am Himmel stände, die Bauern würden zu Wetter läuten.

Noch aus jenen Zeiten, wo man mit dem Läuten der Glocken die Gewitter zu zertheilen wähnte. – In Aegypten sagt man von einem unfreundlichen Gesicht oder allgemein von jemand mit einem so abstossenden Aeussern, dass sogar niemand im Handel und Verkehr gern mit ihm zu thun hat: Sein Gesicht schneidet jeden Gewinn ab. (Burckhardt, 718.)

*222 Wenn sein Gesicht an der Küche (vor der Kirchthür) stände, es ginge kein Hund vorüber (in die Kirche). (S. Angesicht 21.)

Um Form, Charakter u. s. w. des Gesichts zu bezeichnen, hat man auch die Redeformen: Arschbacken-, Milchsuppen-, Pausbacken-, Vollmondsgesicht, auch confiscirtes Gesicht oder Galgenphysiognomie. Man redet auch von einem sauern, bittersüssen, ellenlangen u. s. w. Gesicht.


Gesichtlein.

E schön G'sichtle, vergaff di nit, 's chönt au e Lärvle si. (Frickthal im Aargau.) – Schweiz, II, 184, 35.


Gesinde.

1 Am Gesind kennt man den Herren.Henisch, 1563, 36; Petri, II, 13.

2 Beissig gesind machts nirgend gut, weder bei Gott, noch bei den Menschen.Henisch, 1563, 10.

3 Bringt dein Gesinde dich in Zorn, thu, dass du bleibest unverworr'n.

4 Das Gesind acht keines Frommen noch Schaden.Petri, II, 61; Henisch, 1252, 29.

5 Das gesind soll nit viel finden noch verlieren.Henisch, 1563, 39; Petri, II, 61.

6 Das gesinde soll arbeiten; was im Hauss zu feyren ist, das können Herren vnd Frawen wol selbst verrichten.Henisch, 1563, 37; Lehmann, 373, 143; Petri, II, 61; Simrock, 3536.

7 Das ist recht (Hudelmans) Gesind, das langsamb schafft (das lange schläft) vnnd trinckt geschwind.Lehmann, II, 75, 17; Simrock, 3537.

8 Dass Gesind (vnnd Diener) soll man nehren, nicht mesten, sonst verschleicht sich die Narung.Lehmann, 373, 150.

9 Die sich am Gesinde wollen reich sparen, gedeyen nit.Henisch, 1407, 15; Petri, II, 143.

10 Durch böss gesind, wenns gleich was trägt, wirdt mehr verlohren denn hingelegt.Henisch, 1563, 13.

11 Es ist schlimmes Gesind, das die Stricke schneidet, wo sie am dünnsten sind.

12 Gegen böss Gesinde ist die fridlichste straff, dass man sie mit der thür vnd langen ruthen schlage.Henisch, 1563, 15; Petri, II, 326.

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16 Gesinde soll weder finden, noch verlieren.Graf, 179, 211; Simrock, 3535.

Da man das Gesinde nicht selten so lange ausnutzt, als es Arbeitskraft besitzt und, wenn diese dahin ist, entlässt; so denken die Leute mitunter an ihr trostloses Alter und vergessen die Treue, indem sie zu ihrem Nutzen verlieren und finden.

Böhm.: Není dobré znamení, když čeládka mnoho tratí, aneb nachází. (Čelakovský, 381.)

17 Gut Gesinde ist die Stütze des Hauses.Nass. Schulbl., XIV, 5.

18 Hüt dich für vnnötigem Gesind vnnd für vnnötigen Pferden.Petri, II, 389; Henisch, 1563, 30.

19 Inn einem gesind ist nichts mehr zu loben, dann die trewe.Henisch, 1563, 48.

20 Man straft gern am Gesind, was verbrochen hat das Kind.Eiselein, 232; Braun, II, 497.

21 Man vernewert sich offt wol mit dem gesind, aber man verbessert sie nit allweg.Henisch, 1563, 50; Petri, II, 470.

[Spaltenumbruch] 22 Mancher hette gern gesind, dass sey wie ein Han, der wol singt vnd vbel frisset.Lehmann, 367, 47.

23 Soll 's Gesinde ehrlich sein, darf man keine Aufsicht scheun.

24 Soll 's Gesinde fleissig sein, muss selbst man bei der Arbeit sein.

25 Viel Gesinde, viel Zank (Feinde).Simrock, 3539.

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28 Was man nicht öffentlich dem gesind gibt, das muss man heimlich lassen abzwacken.Henisch, 1563, 57.

29 Wenn das Gesinde so frevelt, was werden die Herren thun?

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30 Wenn ein Gesind was gutes rathet, soll es der Haussvatter nicht aussschlagen.Lehmann, 366, 35.

31 Wer sein Gesind ins Gehör lobet, der verderbet es.Lehmann, 367, 37.

32 Wie viel Gesind, so viel Feind.


Gesindel.

1 Gesindel und Gesind, das sind Geschwisterkind. (Ohrdruff.)

2 Skrofulöses Gesindel.Büchmann, 188.

Dieser sprichwörtlich gewordene Ausdruck rührt von dem Prof. Leo in Halle her und befindet sich im Geschichtlichen Monatsbericht vom Juni 1853 im Volksblatt für Stadt und Land, X, Nr. 61. Die Stelle, in der er vorkommt, lautet: „Gott erlöse uns von der europäischen Völkerfäulniss und schenke uns einen frischen, fröhlichen Krieg, der Europa durchtobt, die Bevölkerung sichtet und das skrofulöse Gesindel zertritt, was jetzt den Raum zu eng macht, um noch ein ordentliches Menschenleben in der Stickluft führen zu können.“ Neben dem „skrofulösen Gesindel“ redet Leo auch a. a. O. von der „Canaille des materiellen Besitzes“ und der „prahlerischen Bestie“. Das Volksblatt meint, gegen das skrofulöse Gesindel sei nichts besser als Thadden's Recept: „Nimm ein paar Pfund ungebrannte Asche in cylindrischer Form und reibe sie so lange auf dem Rücken ein, bis er blau wird.“ In der Neuen Oderzeitung (Breslau 1853, Nr. 569) hat sich ein Glossator zu der obigen Leo'schen Redensart gefunden. Uebrigens finden wir in der von K. Heinzen redigirten Neuyorker Deutschen Zeitung vom 3. Sept. 1851 (Jahrg. 1, Nr. 2) und zwar in einer Correspondenz von der Donau denselben Gedanken. Es heisst dort: „Die beste innerliche Cur für uns ist ein Krieg und sei es auch ein Bürgerkrieg, der das faule überflüssige Blut abzapft.“


Gesindlein.

1 Leichtfertig Gesindlein, das den firlefantz von Schwaben tantzt.Mathesy, 303a.

2 Wo man heylloss Gesindlein find, da merckt man wol, dass sie nicht sind vom Adel her der Gottes Kind.Lehmann, 138, 32.


Gesinnt.

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3 Wie einer gesindt ist, so ist er auch geschnebelt.Lehmann, 643, 3; Simrock, 3540.


Gesöff.

1 Alles ein Gesöff, sagte die Gans, da hatte sie in sieben Pfützen herumgeschnattert.Hoefer, 382.

2 Wo viel Gesiff, ist viel Geplätsch. (Hechingen.)


Gesottenes.

1 Einer will Gesottenes, der andere Gebratenes.

It.: Chi la vuol grassa, chi la vuol magra. (Pazzaglia, 417, 6.)

2 Wi fing Sâsen an Brâsen. (Nordfries.) – Johansen, 57.

Wir bekamen Gesottenes und Gebratenes.


Gespann.

1 Bei ungleichem Gespann geht der Wagen wie er kann.

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[[814]/0842] *221 Wenn sein Gesicht am Himmel stände, die Bauern würden zu Wetter läuten. Noch aus jenen Zeiten, wo man mit dem Läuten der Glocken die Gewitter zu zertheilen wähnte. – In Aegypten sagt man von einem unfreundlichen Gesicht oder allgemein von jemand mit einem so abstossenden Aeussern, dass sogar niemand im Handel und Verkehr gern mit ihm zu thun hat: Sein Gesicht schneidet jeden Gewinn ab. (Burckhardt, 718.) *222 Wenn sein Gesicht an der Küche (vor der Kirchthür) stände, es ginge kein Hund vorüber (in die Kirche). (S. Angesicht 21.) Um Form, Charakter u. s. w. des Gesichts zu bezeichnen, hat man auch die Redeformen: Arschbacken-, Milchsuppen-, Pausbacken-, Vollmondsgesicht, auch confiscirtes Gesicht oder Galgenphysiognomie. Man redet auch von einem sauern, bittersüssen, ellenlangen u. s. w. Gesicht. Gesichtlein. E schön G'sichtle, vergaff di nit, 's chönt au e Lärvle si. (Frickthal im Aargau.) – Schweiz, II, 184, 35. Gesinde. 1 Am Gesind kennt man den Herren. – Henisch, 1563, 36; Petri, II, 13. 2 Beissig gesind machts nirgend gut, weder bei Gott, noch bei den Menschen. – Henisch, 1563, 10. 3 Bringt dein Gesinde dich in Zorn, thu, dass du bleibest unverworr'n. 4 Das Gesind acht keines Frommen noch Schaden. – Petri, II, 61; Henisch, 1252, 29. 5 Das gesind soll nit viel finden noch verlieren. – Henisch, 1563, 39; Petri, II, 61. 6 Das gesinde soll arbeiten; was im Hauss zu feyren ist, das können Herren vnd Frawen wol selbst verrichten. – Henisch, 1563, 37; Lehmann, 373, 143; Petri, II, 61; Simrock, 3536. 7 Das ist recht (Hudelmans) Gesind, das langsamb schafft (das lange schläft) vnnd trinckt geschwind. – Lehmann, II, 75, 17; Simrock, 3537. 8 Dass Gesind (vnnd Diener) soll man nehren, nicht mesten, sonst verschleicht sich die Narung. – Lehmann, 373, 150. 9 Die sich am Gesinde wollen reich sparen, gedeyen nit. – Henisch, 1407, 15; Petri, II, 143. 10 Durch böss gesind, wenns gleich was trägt, wirdt mehr verlohren denn hingelegt. – Henisch, 1563, 13. 11 Es ist schlimmes Gesind, das die Stricke schneidet, wo sie am dünnsten sind. 12 Gegen böss Gesinde ist die fridlichste straff, dass man sie mit der thür vnd langen ruthen schlage. – Henisch, 1563, 15; Petri, II, 326. 13 Gesind nimmermehr bedenckt, was schad vnd nutz im Hause bringt. – Henisch, 1563, 44; Lehmann, 373, 145; Petri, II, 335; Colerus, 274b. 14 Gesinde nummer bedenckt, wat schade und nutte im huse brengt; idt is en nicht gelegen daran, dewil se idt nicht vor egen han. – Ebstorf, 5. 15 Gesinde sol nicht vil finden. – Agricola I, 103; Gruter, I, 43; Körte, 2092. 16 Gesinde soll weder finden, noch verlieren. – Graf, 179, 211; Simrock, 3535. Da man das Gesinde nicht selten so lange ausnutzt, als es Arbeitskraft besitzt und, wenn diese dahin ist, entlässt; so denken die Leute mitunter an ihr trostloses Alter und vergessen die Treue, indem sie zu ihrem Nutzen verlieren und finden. Böhm.: Není dobré znamení, když čeládka mnoho tratí, aneb nachází. (Čelakovský, 381.) 17 Gut Gesinde ist die Stütze des Hauses. – Nass. Schulbl., XIV, 5. 18 Hüt dich für vnnötigem Gesind vnnd für vnnötigen Pferden. – Petri, II, 389; Henisch, 1563, 30. 19 Inn einem gesind ist nichts mehr zu loben, dann die trewe. – Henisch, 1563, 48. 20 Man straft gern am Gesind, was verbrochen hat das Kind. – Eiselein, 232; Braun, II, 497. 21 Man vernewert sich offt wol mit dem gesind, aber man verbessert sie nit allweg. – Henisch, 1563, 50; Petri, II, 470. 22 Mancher hette gern gesind, dass sey wie ein Han, der wol singt vnd vbel frisset. – Lehmann, 367, 47. 23 Soll 's Gesinde ehrlich sein, darf man keine Aufsicht scheun. 24 Soll 's Gesinde fleissig sein, muss selbst man bei der Arbeit sein. 25 Viel Gesinde, viel Zank (Feinde). – Simrock, 3539. 26 Vil gesindes, vil zufall. – Henisch, 1563, 29. 27 Was das gesind einbrocket, muss der Haussvatter aussessen. – Henisch, 1563, 55; Petri, II, 587; Körte, 2093; Braun, I, 773; Simrock, 3538. 28 Was man nicht öffentlich dem gesind gibt, das muss man heimlich lassen abzwacken. – Henisch, 1563, 57. 29 Wenn das Gesinde so frevelt, was werden die Herren thun? Lat.: Quid domini faciant, audent cum talia fures? (Virgil.) (Binder I, 1460; II, 2828; Kruse, 888; Faselius, 216; Philippi, II, 129; Seybold, 485; Wiegand, 943.) 30 Wenn ein Gesind was gutes rathet, soll es der Haussvatter nicht aussschlagen. – Lehmann, 366, 35. 31 Wer sein Gesind ins Gehör lobet, der verderbet es. – Lehmann, 367, 37. 32 Wie viel Gesind, so viel Feind. Gesindel. 1 Gesindel und Gesind, das sind Geschwisterkind. (Ohrdruff.) 2 Skrofulöses Gesindel. – Büchmann, 188. Dieser sprichwörtlich gewordene Ausdruck rührt von dem Prof. Leo in Halle her und befindet sich im Geschichtlichen Monatsbericht vom Juni 1853 im Volksblatt für Stadt und Land, X, Nr. 61. Die Stelle, in der er vorkommt, lautet: „Gott erlöse uns von der europäischen Völkerfäulniss und schenke uns einen frischen, fröhlichen Krieg, der Europa durchtobt, die Bevölkerung sichtet und das skrofulöse Gesindel zertritt, was jetzt den Raum zu eng macht, um noch ein ordentliches Menschenleben in der Stickluft führen zu können.“ Neben dem „skrofulösen Gesindel“ redet Leo auch a. a. O. von der „Canaille des materiellen Besitzes“ und der „prahlerischen Bestie“. Das Volksblatt meint, gegen das skrofulöse Gesindel sei nichts besser als Thadden's Recept: „Nimm ein paar Pfund ungebrannte Asche in cylindrischer Form und reibe sie so lange auf dem Rücken ein, bis er blau wird.“ In der Neuen Oderzeitung (Breslau 1853, Nr. 569) hat sich ein Glossator zu der obigen Leo'schen Redensart gefunden. Uebrigens finden wir in der von K. Heinzen redigirten Neuyorker Deutschen Zeitung vom 3. Sept. 1851 (Jahrg. 1, Nr. 2) und zwar in einer Correspondenz von der Donau denselben Gedanken. Es heisst dort: „Die beste innerliche Cur für uns ist ein Krieg und sei es auch ein Bürgerkrieg, der das faule überflüssige Blut abzapft.“ Gesindlein. 1 Leichtfertig Gesindlein, das den firlefantz von Schwaben tantzt. – Mathesy, 303a. 2 Wo man heylloss Gesindlein find, da merckt man wol, dass sie nicht sind vom Adel her der Gottes Kind. – Lehmann, 138, 32. Gesinnt. 1 Der wol ist gesinnt, der läst es bleiben, wie ers find. – Lehmann, 315, 16. 2 Gleich sein gesinnet macht gute Freundtschafft. – Henisch, 1564, 31. 3 Wie einer gesindt ist, so ist er auch geschnebelt. – Lehmann, 643, 3; Simrock, 3540. Gesöff. 1 Alles ein Gesöff, sagte die Gans, da hatte sie in sieben Pfützen herumgeschnattert. – Hoefer, 382. 2 Wo viel Gesiff, ist viel Geplätsch. (Hechingen.) Gesottenes. 1 Einer will Gesottenes, der andere Gebratenes. It.: Chi la vuol grassa, chi la vuol magra. (Pazzaglia, 417, 6.) 2 Wi fing Sâsen an Brâsen. (Nordfries.) – Johansen, 57. Wir bekamen Gesottenes und Gebratenes. Gespann. 1 Bei ungleichem Gespann geht der Wagen wie er kann. Böhm.: Nerovná spřež nerada spolu tádne. – Rovné s rovným rádo táhne zároven. (Čelakovský, 387.) 2 Ungleich Gespann macht krumme Furchen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [814]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/842>, abgerufen am 28.04.2024.