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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 136 Wider gewalt ist kein rath ohne das gebet. - Henisch, 1593, 12.

"Wider Gewalt ist kein Rath, sondern allein Gebet." (Luther's Werke, V, 357a.) Indess griff Luther auch einmal zum Tintenfass.

137 Wider Gewalt ist kein Recht.

Man spricht vom gesetzlichen Wege. Eine Biene in K. Vogt's Thierstaaten (S. 120) behauptet: "Gegen Gewalt gibt es keinen gesetzlichen Weg."

Holl.: Tegen geweld is geen regt. ( Harrebomee, I, 235.)

138 Wider Gewalt ist man zu geweren nicht schuldig. - Statuten der Stadt Koburg (Koburg 1818), 114, 3; Graf, 95, 190 u. 261, 226; Hillebrand, 174, 246; Eisenhart, 421; Simrock, 3566; Haslocher, 30; Hertius, I, 35; II, 329; Pistor., VII, 93; Eiselein, 135.

Wie bei andern Sprichwörtern (s. Hauptsiech, Kauf, Käufer) erwähnt, ist der Verkäufer dem Käufer Gewährleistung schuldig, er hat dafür zu stehen, dass die Sache keinem andern angehöre. Das vorstehende Sprichwort enthält die Ausnahme von dieser allgemeinen Regel; es wird nämlich nach demselben der Fall ausgenommen, wenn das verkaufte Besitzthum von jemand gewaltsamerweise weggenommen werde. Dies Sprichwort versteht unter Gewalt alle unvorhergesehenen und unberechenbaren Ereignisse, und behauptet, dass jemand nicht in Anspruch genommen werden könne, wenn er durch ein solches Ereigniss, gewöhnlich Zufall genannt, an der Erfüllung seiner Verpflichtung verhindert worden sei. Diese Regel ist aber nur in sehr beschränktem Masse zutreffend, nämlich da, wo die Erfüllung der Verpflichtung geradezu unmöglich ist. Wer ein Pferd borgt, muss es in demselben Zustande zurückgeben. Wird es vom Blitz getödtet, so kann er dies freilich nicht; aber er wird es nach seinem Werthe bezahlen müssen. Durch Verträge kann übrigens bestimmt werden, dass der Schuldner auch für jeden Schaden des Zufalls haften müsse.

139 Wo d' gewalt nit mag myster sin, so gatt es etwa als es mag. - Etterleyn, Kronica von der löbli Eydtgenossenschaft (Basel 1507), S. LXXXVIIIb.

140 Wo gewaldt ist, do muss Recht sein Maul halten. - Lehmann, 305, 5.

Frz.: Contre forts et contre faux ne valent ne lettres ne sceaux. (Cahier, 743.)

141 Wo Gewalt der Arm vom Recht, da leidet nicht der arme Knecht (oder: da steht es wohl um Herr und Knecht).

Mhd.: Swa gewalt mit rehte vert, reht wirt wol geüeret. (Frauenlob.) (Zingerle, 53.)

142 Wo Gewalt gehet für Recht, da bin ich lieber Herr dann Knecht. - Henisch, 1593; Schottel, 1120a; Petri, II, 804; Körte, 2105; Simrock, 3568.

Holl.: Waar geweld gaat boven regt, daar ware ik liever heer dan knecht. (Harrebomee, I, 235.)

143 Wo Gewalt gilt für Witz, da hat die Vernunft keinen Sitz.

144 Wo Gewalt Herr ist, da ist Gerechtigkeit Knecht. - Simrock, 3572; Körte, 2119; Graf, 4, 61; Braun, I, 785.

145 Wo Gewalt herrscht, schweigen die Rechte. - Graf, 4, 58.

Böhm.: Kde sila vladne, tu zakon zapodne. (Celakovsky, 340.)

Frz.: Ou la force vient, le droit se perd. (Kritzinger, 324b.)

146 Wo Gewalt kommt, da muss die Vernunft weichen. - Winckler, XIX, 23.

Der Gewalt Tochter, sagen die Russen, ist die Unvernunft, und ihre Schwester ist die Grausamkeit. (Altmann VI, 447.)

Böhm.: Kde vladne sila, tam rozumu mohyla. (Celakovsky, 203.)

147 Wo Gewalt Recht hat, da hat Recht keine Gewalt. - Simrock, 3570; Graf, 4, 62; Braun, I, 786; Körte, 2118; Sailer, 248.

Mhd.: Swa gewalt reht brichet, da hat gewalt geschwachet sich. (Frauenlob.) (Zingerle, 53.)

Frz.: Ou force domine droit (raison) n'a pas lieu. (Cahier, 741; Kritzinger, 324a; Gaal, 706; Leroux, II, 276.)

It.: La dove la forza regna, la legge e la ragion non hanno luogo. (Pazzaglia, 139, 6.)

Span.: Do fuerza viene, derecho se pierde. (Celakovsky, 340.)

148 Wo Gewalt regiert, da hat das Recht das Schloss verloren.

It.: Quando viene la forza e morta la giustizia. (Pazzaglia, 139, 7.)

149 Wo Gewalt regiert vnd vberhand nimbt, da wird das Recht mit Füssen getretten. - Lehmann, II, 229, 113.

150 Wo Gewalt Richter ist, da ist bös rechten (streiten). - Simrock, 3574; Graf, 4. 59; Braun, I, 3497.

Holl.: Voor geweld moet reden wijken. (Harrebomee, I, 235.)

[Spaltenumbruch] 151 Wo Gewalt Richter ist, da verliert das Recht seinen Process.

Engl.: For sovereign power all laws are broken. (Bohn II, 357.)

It.: Cattivo litigare dove il potere e giustizia. (Pazzaglia, 184, 2.)

152 Wo Gewalt spielt, der Verstand wenig gilt.

*153 Da geht Gewalt für Recht. - Mayer, II, 20.

*154 Der Gewalt ist angelegt. (Schwaben.) - Eiselein, 235.

Das amtliche Siegel.

*155 Gewalt mit Gewalt vertreiben. - Eiselein, 235; Braun, II, 501.

Frz.: Repousser la force par la force. (Kritzinger, 324a.)

Lat.: Vim vi repellere.

*156 Oi Gewalt, Jud', lass loss. - Frischbier2, 1261.


Gewaltblume.

Gewalts Blumen riechen nicht. - Henisch, 1592, 46; Petri, II, 333; Schottel, 1120a; Körte, 2114; Sailer, 62. Gewaltsblume erklärt Eiselein S. XXXII für eine Verstümmelung aus: Gemalte Blume (s. d. 23). Könnten nicht aber, wofür die beiderseitigen Quellen zu sprechen scheinen, beide Lesarten richtig sein?


Gewaltig.

1 Je gewaltiger, je mehr Gesellschafft vnd je grösser betrug. - Henisch, 1591, 38.

2 Jeder sei gewaltig über seine eigene Ecke. - Graf, 381, 503.

Jeder ist unantastbar innerhalb seiner Wohnung und befugt, sie zu vertheidigen. Das Sprichwort ist aus Wiarda's Willküren der Brokmänner (Berlin 1820, §. 18) entlehnt: "Alrec man se waldech vr sine eyne homa."

3 Wann einer gewaltig wirdt, so lasst er sein art herfür, vnd wacht der Fuchs, oder schalck, so jhm hinder den Ohren schlieff, auff. - Henisch, 1591, 40.

4 Wenn einer gewaltig ist, so ist er ein Pocher und Schnarcher. - Luther's Werke, I, 533a.


Gewaltige (der).

1 Die Gewaltigen handeln mit Geld, die Schwachen mit Recht. - Sailer, 204; Simrock, 3309.

2 Wilt du sein eines Gewaltigen Freund, so verleur die warheit oder freundtschafft. - Henisch, 1591, 44.

Holl.: Maak uw gezelschap niet met den geweldige. (Harrebomee, I, 235.)


Gewaltthat.

Gewaltthat schnöd vnd sträfflich ist, noch hass wir mehr betrieger list. - Gruter, III, 44; Lehmann, II, 237, 53.


Gewand.

1 Das Gewand ziert nicht den Stand.

2 Kein Gewand kleidet schöner als Demuth. - Simrock, 1529.

*3 Oan Gwond ham, wie da Hund oan Hout. (Oberösterreich.) - Baumgarten, I, 80.


Gewandt.

* Hä ess gewängk un gedriht. (Köln.) - Firmenich, I, 473, 60.


Gewandtheit.

Gewandtheit geht über Stärke.

Frz.: Adresse passe force. (Cahier, 38.) - Engins vaut mieux que force. (Leroux, II, 221.)


Gewappnete.

Wer kann so viel Gewappneten widerstehen, sprach der Papst, als man ihm es baar in Scudi hinlegte. - Eiselein, 235.


Gewaren.

Gewaret heist nicht geschenkt. - Petri, II, 337.


Gewarnte (der).

1 Der Gewarnte hat viel vor dem Ungewarnten voraus. - Hollenberg, II, 85.

2 Ein gewarneter ist zween wert. - Gruter, III, 26; Lehmann, II, 148, 27.

Frz.: Un homme averti en vaut deux. (Cahier, 165.)

3 Ein Gewarnter kann gegen zwei bestehen.


Gewäsch.

Am Gewäsch den Gimpel, den Segler am Wimpel.


Gewässer.

1 In kleinen Gewässern fängt man auch Fische.

Dän.: Der fanges og fiske i smaa vand. (Prov. dan., 516.)

2 In solchen Gewässern fängt man solche Fische.


Gewebe.

1 Feine Gewebe wollen scharfe Augen.

2 Je feiner das Gewebe, je sicherer der Fang.

[Spaltenumbruch] 136 Wider gewalt ist kein rath ohne das gebet.Henisch, 1593, 12.

„Wider Gewalt ist kein Rath, sondern allein Gebet.“ (Luther's Werke, V, 357a.) Indess griff Luther auch einmal zum Tintenfass.

137 Wider Gewalt ist kein Recht.

Man spricht vom gesetzlichen Wege. Eine Biene in K. Vogt's Thierstaaten (S. 120) behauptet: „Gegen Gewalt gibt es keinen gesetzlichen Weg.“

Holl.: Tegen geweld is geen regt. ( Harrebomée, I, 235.)

138 Wider Gewalt ist man zu geweren nicht schuldig.Statuten der Stadt Koburg (Koburg 1818), 114, 3; Graf, 95, 190 u. 261, 226; Hillebrand, 174, 246; Eisenhart, 421; Simrock, 3566; Haslocher, 30; Hertius, I, 35; II, 329; Pistor., VII, 93; Eiselein, 135.

Wie bei andern Sprichwörtern (s. Hauptsiech, Kauf, Käufer) erwähnt, ist der Verkäufer dem Käufer Gewährleistung schuldig, er hat dafür zu stehen, dass die Sache keinem andern angehöre. Das vorstehende Sprichwort enthält die Ausnahme von dieser allgemeinen Regel; es wird nämlich nach demselben der Fall ausgenommen, wenn das verkaufte Besitzthum von jemand gewaltsamerweise weggenommen werde. Dies Sprichwort versteht unter Gewalt alle unvorhergesehenen und unberechenbaren Ereignisse, und behauptet, dass jemand nicht in Anspruch genommen werden könne, wenn er durch ein solches Ereigniss, gewöhnlich Zufall genannt, an der Erfüllung seiner Verpflichtung verhindert worden sei. Diese Regel ist aber nur in sehr beschränktem Masse zutreffend, nämlich da, wo die Erfüllung der Verpflichtung geradezu unmöglich ist. Wer ein Pferd borgt, muss es in demselben Zustande zurückgeben. Wird es vom Blitz getödtet, so kann er dies freilich nicht; aber er wird es nach seinem Werthe bezahlen müssen. Durch Verträge kann übrigens bestimmt werden, dass der Schuldner auch für jeden Schaden des Zufalls haften müsse.

139 Wo d' gewalt nit mag myster sin, so gatt es etwa als es mag.Etterleyn, Kronica von der löbli Eydtgenossenschaft (Basel 1507), S. LXXXVIIIb.

140 Wo gewaldt ist, do muss Recht sein Maul halten.Lehmann, 305, 5.

Frz.: Contre forts et contre faux ne valent ne lettres ne sceaux. (Cahier, 743.)

141 Wo Gewalt der Arm vom Recht, da leidet nicht der arme Knecht (oder: da steht es wohl um Herr und Knecht).

Mhd.: Swâ gewalt mit rehte vert, reht wirt wol geüeret. (Frauenlob.) (Zingerle, 53.)

142 Wo Gewalt gehet für Recht, da bin ich lieber Herr dann Knecht.Henisch, 1593; Schottel, 1120a; Petri, II, 804; Körte, 2105; Simrock, 3568.

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143 Wo Gewalt gilt für Witz, da hat die Vernunft keinen Sitz.

144 Wo Gewalt Herr ist, da ist Gerechtigkeit Knecht.Simrock, 3572; Körte, 2119; Graf, 4, 61; Braun, I, 785.

145 Wo Gewalt herrscht, schweigen die Rechte.Graf, 4, 58.

Böhm.: Kde síla vládne, tu zákon zapodne. (Čelakovský, 340.)

Frz.: Où la force vient, le droit se perd. (Kritzinger, 324b.)

146 Wo Gewalt kommt, da muss die Vernunft weichen.Winckler, XIX, 23.

Der Gewalt Tochter, sagen die Russen, ist die Unvernunft, und ihre Schwester ist die Grausamkeit. (Altmann VI, 447.)

Böhm.: Kde vládne síla, tam rozumu mohyla. (Čelakovský, 203.)

147 Wo Gewalt Recht hat, da hat Recht keine Gewalt.Simrock, 3570; Graf, 4, 62; Braun, I, 786; Körte, 2118; Sailer, 248.

Mhd.: Swâ gewalt reht brichet, dâ hât gewalt geschwachet sich. (Frauenlob.) (Zingerle, 53.)

Frz.: Où force domine droit (raison) n'a pas lieu. (Cahier, 741; Kritzinger, 324a; Gaal, 706; Leroux, II, 276.)

It.: Là dove la forza regna, la legge e la ragion non hanno luogo. (Pazzaglia, 139, 6.)

Span.: Do fuerza viene, derecho se pierde. (Čelakovský, 340.)

148 Wo Gewalt regiert, da hat das Recht das Schloss verloren.

It.: Quando viene la forza è morta la giustizia. (Pazzaglia, 139, 7.)

149 Wo Gewalt regiert vnd vberhand nimbt, da wird das Recht mit Füssen getretten.Lehmann, II, 229, 113.

150 Wo Gewalt Richter ist, da ist bös rechten (streiten).Simrock, 3574; Graf, 4. 59; Braun, I, 3497.

Holl.: Voor geweld moet reden wijken. (Harrebomée, I, 235.)

[Spaltenumbruch] 151 Wo Gewalt Richter ist, da verliert das Recht seinen Process.

Engl.: For sovereign power all laws are broken. (Bohn II, 357.)

It.: Cattivo litigare dove il potere è giustizia. (Pazzaglia, 184, 2.)

152 Wo Gewalt spielt, der Verstand wenig gilt.

*153 Da geht Gewalt für Recht.Mayer, II, 20.

*154 Der Gewalt ist angelegt. (Schwaben.) – Eiselein, 235.

Das amtliche Siegel.

*155 Gewalt mit Gewalt vertreiben.Eiselein, 235; Braun, II, 501.

Frz.: Repousser la force par la force. (Kritzinger, 324a.)

Lat.: Vim vi repellere.

*156 Oi Gewalt, Jud', lass loss.Frischbier2, 1261.


Gewaltblume.

Gewalts Blumen riechen nicht.Henisch, 1592, 46; Petri, II, 333; Schottel, 1120a; Körte, 2114; Sailer, 62. Gewaltsblume erklärt Eiselein S. XXXII für eine Verstümmelung aus: Gemalte Blume (s. d. 23). Könnten nicht aber, wofür die beiderseitigen Quellen zu sprechen scheinen, beide Lesarten richtig sein?


Gewaltig.

1 Je gewaltiger, je mehr Gesellschafft vnd je grösser betrug.Henisch, 1591, 38.

2 Jeder sei gewaltig über seine eigene Ecke.Graf, 381, 503.

Jeder ist unantastbar innerhalb seiner Wohnung und befugt, sie zu vertheidigen. Das Sprichwort ist aus Wiarda's Willküren der Brokmänner (Berlin 1820, §. 18) entlehnt: „Alrec man se waldech vr sine eyne homa.“

3 Wann einer gewaltig wirdt, so lasst er sein art herfür, vnd wacht der Fuchs, oder schalck, so jhm hinder den Ohren schlieff, auff.Henisch, 1591, 40.

4 Wenn einer gewaltig ist, so ist er ein Pocher und Schnarcher.Luther's Werke, I, 533a.


Gewaltige (der).

1 Die Gewaltigen handeln mit Geld, die Schwachen mit Recht.Sailer, 204; Simrock, 3309.

2 Wilt du sein eines Gewaltigen Freund, so verleur die warheit oder freundtschafft.Henisch, 1591, 44.

Holl.: Maak uw gezelschap niet met den geweldige. (Harrebomée, I, 235.)


Gewaltthat.

Gewaltthat schnöd vnd sträfflich ist, noch hass wir mehr betrieger list.Gruter, III, 44; Lehmann, II, 237, 53.


Gewand.

1 Das Gewand ziert nicht den Stand.

2 Kein Gewand kleidet schöner als Demuth.Simrock, 1529.

*3 Oan Gwond ham, wie da Hund oan Hout. (Oberösterreich.) – Baumgarten, I, 80.


Gewandt.

* Hä ess gewängk un gedriht. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 60.


Gewandtheit.

Gewandtheit geht über Stärke.

Frz.: Adresse passe force. (Cahier, 38.) – Engins vaut mieux que force. (Leroux, II, 221.)


Gewappnete.

Wer kann so viel Gewappneten widerstehen, sprach der Papst, als man ihm es baar in Scudi hinlegte.Eiselein, 235.


Gewaren.

Gewaret heist nicht geschenkt.Petri, II, 337.


Gewarnte (der).

1 Der Gewarnte hat viel vor dem Ungewarnten voraus.Hollenberg, II, 85.

2 Ein gewarneter ist zween wert.Gruter, III, 26; Lehmann, II, 148, 27.

Frz.: Un homme averti en vaut deux. (Cahier, 165.)

3 Ein Gewarnter kann gegen zwei bestehen.


Gewäsch.

Am Gewäsch den Gimpel, den Segler am Wimpel.


Gewässer.

1 In kleinen Gewässern fängt man auch Fische.

Dän.: Der fanges og fiske i smaa vand. (Prov. dan., 516.)

2 In solchen Gewässern fängt man solche Fische.


Gewebe.

1 Feine Gewebe wollen scharfe Augen.

2 Je feiner das Gewebe, je sicherer der Fang.

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[[825]/0853] 136 Wider gewalt ist kein rath ohne das gebet. – Henisch, 1593, 12. „Wider Gewalt ist kein Rath, sondern allein Gebet.“ (Luther's Werke, V, 357a.) Indess griff Luther auch einmal zum Tintenfass. 137 Wider Gewalt ist kein Recht. Man spricht vom gesetzlichen Wege. Eine Biene in K. Vogt's Thierstaaten (S. 120) behauptet: „Gegen Gewalt gibt es keinen gesetzlichen Weg.“ Holl.: Tegen geweld is geen regt. ( Harrebomée, I, 235.) 138 Wider Gewalt ist man zu geweren nicht schuldig. – Statuten der Stadt Koburg (Koburg 1818), 114, 3; Graf, 95, 190 u. 261, 226; Hillebrand, 174, 246; Eisenhart, 421; Simrock, 3566; Haslocher, 30; Hertius, I, 35; II, 329; Pistor., VII, 93; Eiselein, 135. Wie bei andern Sprichwörtern (s. Hauptsiech, Kauf, Käufer) erwähnt, ist der Verkäufer dem Käufer Gewährleistung schuldig, er hat dafür zu stehen, dass die Sache keinem andern angehöre. Das vorstehende Sprichwort enthält die Ausnahme von dieser allgemeinen Regel; es wird nämlich nach demselben der Fall ausgenommen, wenn das verkaufte Besitzthum von jemand gewaltsamerweise weggenommen werde. Dies Sprichwort versteht unter Gewalt alle unvorhergesehenen und unberechenbaren Ereignisse, und behauptet, dass jemand nicht in Anspruch genommen werden könne, wenn er durch ein solches Ereigniss, gewöhnlich Zufall genannt, an der Erfüllung seiner Verpflichtung verhindert worden sei. Diese Regel ist aber nur in sehr beschränktem Masse zutreffend, nämlich da, wo die Erfüllung der Verpflichtung geradezu unmöglich ist. Wer ein Pferd borgt, muss es in demselben Zustande zurückgeben. Wird es vom Blitz getödtet, so kann er dies freilich nicht; aber er wird es nach seinem Werthe bezahlen müssen. Durch Verträge kann übrigens bestimmt werden, dass der Schuldner auch für jeden Schaden des Zufalls haften müsse. 139 Wo d' gewalt nit mag myster sin, so gatt es etwa als es mag. – Etterleyn, Kronica von der löbli Eydtgenossenschaft (Basel 1507), S. LXXXVIIIb. 140 Wo gewaldt ist, do muss Recht sein Maul halten. – Lehmann, 305, 5. Frz.: Contre forts et contre faux ne valent ne lettres ne sceaux. (Cahier, 743.) 141 Wo Gewalt der Arm vom Recht, da leidet nicht der arme Knecht (oder: da steht es wohl um Herr und Knecht). Mhd.: Swâ gewalt mit rehte vert, reht wirt wol geüeret. (Frauenlob.) (Zingerle, 53.) 142 Wo Gewalt gehet für Recht, da bin ich lieber Herr dann Knecht. – Henisch, 1593; Schottel, 1120a; Petri, II, 804; Körte, 2105; Simrock, 3568. Holl.: Waar geweld gaat boven regt, daar ware ik liever heer dan knecht. (Harrebomée, I, 235.) 143 Wo Gewalt gilt für Witz, da hat die Vernunft keinen Sitz. 144 Wo Gewalt Herr ist, da ist Gerechtigkeit Knecht. – Simrock, 3572; Körte, 2119; Graf, 4, 61; Braun, I, 785. 145 Wo Gewalt herrscht, schweigen die Rechte. – Graf, 4, 58. Böhm.: Kde síla vládne, tu zákon zapodne. (Čelakovský, 340.) Frz.: Où la force vient, le droit se perd. (Kritzinger, 324b.) 146 Wo Gewalt kommt, da muss die Vernunft weichen. – Winckler, XIX, 23. Der Gewalt Tochter, sagen die Russen, ist die Unvernunft, und ihre Schwester ist die Grausamkeit. (Altmann VI, 447.) Böhm.: Kde vládne síla, tam rozumu mohyla. (Čelakovský, 203.) 147 Wo Gewalt Recht hat, da hat Recht keine Gewalt. – Simrock, 3570; Graf, 4, 62; Braun, I, 786; Körte, 2118; Sailer, 248. Mhd.: Swâ gewalt reht brichet, dâ hât gewalt geschwachet sich. (Frauenlob.) (Zingerle, 53.) Frz.: Où force domine droit (raison) n'a pas lieu. (Cahier, 741; Kritzinger, 324a; Gaal, 706; Leroux, II, 276.) It.: Là dove la forza regna, la legge e la ragion non hanno luogo. (Pazzaglia, 139, 6.) Span.: Do fuerza viene, derecho se pierde. (Čelakovský, 340.) 148 Wo Gewalt regiert, da hat das Recht das Schloss verloren. It.: Quando viene la forza è morta la giustizia. (Pazzaglia, 139, 7.) 149 Wo Gewalt regiert vnd vberhand nimbt, da wird das Recht mit Füssen getretten. – Lehmann, II, 229, 113. 150 Wo Gewalt Richter ist, da ist bös rechten (streiten). – Simrock, 3574; Graf, 4. 59; Braun, I, 3497. Holl.: Voor geweld moet reden wijken. (Harrebomée, I, 235.) 151 Wo Gewalt Richter ist, da verliert das Recht seinen Process. Engl.: For sovereign power all laws are broken. (Bohn II, 357.) It.: Cattivo litigare dove il potere è giustizia. (Pazzaglia, 184, 2.) 152 Wo Gewalt spielt, der Verstand wenig gilt. *153 Da geht Gewalt für Recht. – Mayer, II, 20. *154 Der Gewalt ist angelegt. (Schwaben.) – Eiselein, 235. Das amtliche Siegel. *155 Gewalt mit Gewalt vertreiben. – Eiselein, 235; Braun, II, 501. Frz.: Repousser la force par la force. (Kritzinger, 324a.) Lat.: Vim vi repellere. *156 Oi Gewalt, Jud', lass loss. – Frischbier2, 1261. Gewaltblume. Gewalts Blumen riechen nicht. – Henisch, 1592, 46; Petri, II, 333; Schottel, 1120a; Körte, 2114; Sailer, 62. Gewaltsblume erklärt Eiselein S. XXXII für eine Verstümmelung aus: Gemalte Blume (s. d. 23). Könnten nicht aber, wofür die beiderseitigen Quellen zu sprechen scheinen, beide Lesarten richtig sein? Gewaltig. 1 Je gewaltiger, je mehr Gesellschafft vnd je grösser betrug. – Henisch, 1591, 38. 2 Jeder sei gewaltig über seine eigene Ecke. – Graf, 381, 503. Jeder ist unantastbar innerhalb seiner Wohnung und befugt, sie zu vertheidigen. Das Sprichwort ist aus Wiarda's Willküren der Brokmänner (Berlin 1820, §. 18) entlehnt: „Alrec man se waldech vr sine eyne homa.“ 3 Wann einer gewaltig wirdt, so lasst er sein art herfür, vnd wacht der Fuchs, oder schalck, so jhm hinder den Ohren schlieff, auff. – Henisch, 1591, 40. 4 Wenn einer gewaltig ist, so ist er ein Pocher und Schnarcher. – Luther's Werke, I, 533a. Gewaltige (der). 1 Die Gewaltigen handeln mit Geld, die Schwachen mit Recht. – Sailer, 204; Simrock, 3309. 2 Wilt du sein eines Gewaltigen Freund, so verleur die warheit oder freundtschafft. – Henisch, 1591, 44. Holl.: Maak uw gezelschap niet met den geweldige. (Harrebomée, I, 235.) Gewaltthat. Gewaltthat schnöd vnd sträfflich ist, noch hass wir mehr betrieger list. – Gruter, III, 44; Lehmann, II, 237, 53. Gewand. 1 Das Gewand ziert nicht den Stand. 2 Kein Gewand kleidet schöner als Demuth. – Simrock, 1529. *3 Oan Gwond ham, wie da Hund oan Hout. (Oberösterreich.) – Baumgarten, I, 80. Gewandt. * Hä ess gewängk un gedriht. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 60. Gewandtheit. Gewandtheit geht über Stärke. Frz.: Adresse passe force. (Cahier, 38.) – Engins vaut mieux que force. (Leroux, II, 221.) Gewappnete. Wer kann so viel Gewappneten widerstehen, sprach der Papst, als man ihm es baar in Scudi hinlegte. – Eiselein, 235. Gewaren. Gewaret heist nicht geschenkt. – Petri, II, 337. Gewarnte (der). 1 Der Gewarnte hat viel vor dem Ungewarnten voraus. – Hollenberg, II, 85. 2 Ein gewarneter ist zween wert. – Gruter, III, 26; Lehmann, II, 148, 27. Frz.: Un homme averti en vaut deux. (Cahier, 165.) 3 Ein Gewarnter kann gegen zwei bestehen. Gewäsch. Am Gewäsch den Gimpel, den Segler am Wimpel. Gewässer. 1 In kleinen Gewässern fängt man auch Fische. Dän.: Der fanges og fiske i smaa vand. (Prov. dan., 516.) 2 In solchen Gewässern fängt man solche Fische. Gewebe. 1 Feine Gewebe wollen scharfe Augen. 2 Je feiner das Gewebe, je sicherer der Fang.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [825]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/853>, abgerufen am 28.04.2024.