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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] *83 Wi maut dat op 'ne annern Koar laen. (Iserlohn.) - Woeste, 86, 120.

Etwas auf eine andere Weise angreifen.


Karrengaul.

1 Der Karrengaul arbeitet fürs Maul.

Das Ackerpferd ist, wenn auch nicht so stattlich, doch nothwendiger als das Staatsross.

2 Ein räudiger Karrengaul frisst ebenso viel als ein gut Pferd.

3 Mancher ist wie ein Karrengaul, der mit geschnitten Stroh vnnd Wasser vor gut hat. - Lehmann, 536, 53.


Karrenpredigt.

* Ar mocht ane Kornprädig1. (Schles.) - Frommann, III, 412, 458.

1) Eine Armesünderpredigt, wie sie der Geistliche dem auf dem Karren zum Richtplatz geführten Verbrecher hielt.


Karrensalbe.

* Die Karrensalbe kostet ihm mehr, als er mit Karren verdient.


Karrenschieber.

Man kann ein guter Karrenschieber und doch ein schlechter Kutscher sein.

Man kann in kleinen Verhältnissen etwas Tüchtiges leisten, sich aber doch für einen höhern Wirkungskreis ungeeignet erweisen.


Karrenzieher.

Ein Karrenzieher trinkt nicht Wein.

"Der trinket selten Meth, der in dem Kärne zieht." (Keller, 172a.)


Karsamstag.

Am Karsamstag hat es neunerlei Wetter. - Baumgarten, 47.


Karsch.

* Er ist karsch wie ein Stint. (Ostpreuss.) - Frischbier, 371.

Leicht reizbar und heftig.


Karst.

Mit Karst und Kron' treibt der Tod gleichen Hohn.

Karst, oberdeutsch Hacke mit zwei Zähnen, im Feld- und Weinbau gebraucht. (Grimm, V, 231.)


Karsthans.

* Es ist ein Karsthans.

Ein aus Karst und Hans zusammengezogenes Wort, das als Neck- und Scheltnamen gebraucht wird, wie mit ähnlichen Zusammenziehungen, z. B. Gross-, Prahl-, Scharrhans geschieht. Besonders war es ein Spottname für Bauer, als dessen Abzeichen der Karst galt. "Was sol ich mit dem karsthansen oder bawernklotz zu schaffen haben." In einer Satire, die in der Reformationszeit wider Murner erschien, tritt Karsthans selbst als Vertreter des Bauernstandes auf. Später folgte ein Gesprechbüchlein von Hutten, Neuw Karsthans. In einer andern Satire unterreden sich Karsthans und Kegelhans. (Vgl. Frommann, VI, 66.) Die Bauern nahmen dann den Namen als ehrenden Standesnamen an und er galt vor dem Bauernkriege als der Inbegriff des redlichen, unzufriedenen und reformverlangenden Bauernstandes. Wie A. Stöber (Frommann, III, 483) mittheilt, heissen die Bauern im Elsass jetzt noch Karste oder Karsthanse. (Vgl. Grimm, V, 232.)


Karsteid.

1 Gröne Karsteid, sore Paske. - Kern, 1212.

Grüne Weihnacht, dürre Ostern.

2 Wenn't Karsteid ist, wenn't Karsteid is, denn slagten wi uns Swein, denn brad ik mi de Maus up d' Tang, un de erste Wurst is mein. (Kinderspruch.) - Kern, 1213.


Kartause.

* Einen bei der Kartause kriegen (nehmen). - Weinhold, 41.

Die Schlacht zwischen Karl V. und den Franzosen, in welcher Franz I. gefangen wurde (im Jahre 1525), war bekanntlich bei Pavia und wüthete besonders in der Gegend einer berühmten Kartause (Kartäuserkloster). Franz wurde mit seinen Franzosen bei der Kartause gefangen genommen. Daher entstand die Redensart, um zu sagen, dass man einen angreift und überwältigt.


Kartäuser.

Kartäuser leben so. - Eiselein, 362.


Kartäuserleben.

* Ein Kartäuserleben führen.

Die Kartäuser waren sprichwörtlich als Entbehrer und Feinde weltlicher Lust. "Die karteuser sind uns gar zuwider, wenn sie aufstehn legn wir uns nider." (Schlemmerlied, Uhland, 575.)

Holl.: Hij heeft een Carthuizers leven. (Harrebomee, II, 19.)


[Spaltenumbruch]
Kartäusernonne.

Die hätte eine gute Kartäusernonne gegeben, denn die dürfen keine Hosen flicken. - Klosterspiegel, 58, 23.


Kartäuserorden.

* Er ist in Cartheuser Orden getreten. - Eyering, II, 355.


Kartäuserregel.

* Nach der Kartäuserregel leben.

Von Personen, namentlich Eheleuten, die schmollend nicht miteinander reden, weil sie unter andern beständiges Stillschweigen vorschreibt. Daher H. Sachs (I, 476b): "Wir halten auch carthauserregl, sie munkt und redt denn nichts mit mir, so meul ich mich und spräch nichts zu ir."


Kartäusertisch.

* Wir haben heut' (oft, immer) Kartäusertisch.

Es fehlt Fleischspeise.


Karte.

1 Auch mit guten Karten verspielt man. - Eiselein, 619; Simrock, 10907.

2 Behalt ein gute Kart auf die letzte Less (Stich). - Sutor, 169; Sailer, 279; Simrock, 5442.

3 Bo de Korten up dem Dischke seid, do is de Düwel drunger. (Waldeck.) - Curtze, 342, 356.

4 Die Karte liegt auf dem Tische.

5 Die Karte vnd die Kanne macht manchen zum armen Manne. - Petri, II, 133; Körte, 3288; Simrock, 5437; Braun, I, 1753; Lohrengel, I, 168.

6 Die Karte wird zu spät zerrissen, wenn Haus und Hof verspielt sind.

7 Die Karten werden anders gegeben, anders gespielet. - Lehmann, 177, 38.

8 Die Karten werden anders geworfen als ausgegeben.

Eine Sache wird oft anders ausgeführt, als sie vorbereitet worden ist.

9 Ein Spiel Karten ist des Teufels Gebetbuch. - Lohrengel, I, 242.

10 Eine Karte zu wenig oder zu viel verliert das Spiel.

11 Er (man) wird bald andere Karten ausgeben.

"Die Venediger und der kunig von Frankreich haben ire schanzgeleich, sie haben ain karten gemischt, die ligt zu Venedig auf dem tisch; und lasst uns gott den kaiser leben, er wirt die karten zu ostern anders ausgeben." (Spruch vom Jahre 1509 im Serapeum, II, 283.)

12 Es hat mancher gute Karten, aber er weiss nicht zu spielen.

Dän.: Mangen har godt kaart, vidste han at spille det. (Prov. dan., 330.)

13 Es kann nicht jeder mit Welschen Karten spielen. - Lehmann, 724, 15.

14 Für falsche Karten kann man Beulen am Kopfe erwarten.

Poln.: Kto grywa w karty, ma leb obdarty. (Lompa, 18.)

15 Hat man keine Karte, so spielt man ein Scheit Holz aus. - Schles. Provinzialbl., 1862, 570.

16 Hat man lange kurzweilt mit der Karte, so zerreisst man sie und wirft König, Obermann, das Panier und den Teufel ins Feuer. - Eiselein, 362.

17 In der Karte steckt mehr Freude als im Gaukelsack.

18 Jeder kennt seine Karten am besten.

Sollte sie wenigstens am besten kennen. Die Aegypter sagen: Ich kenne am bessten die Sonne meines Landes. Die Russen: Es ist schlimm, Karten spielen und die Trümpfe nicht kennen. (Reinsberg III, 45.)

19 Jeder muss seine Karten selber spielen.

Lat.: Sua cuique alea subeunda est. (Gaal, 869.)

20 Kart auss deiner handt wiltu gewinnen. - Petri, II, 414; Henisch, 1602, 4; Gruter, I, 52; Sutor, 97; Fischart, Trostb., in Kloster, X, 685; Lange, 1960; Eiselein, 362; Sailer, 272; Steiger, 409; Simrock, 5440.

Den sichersten Gewinn beim Spiel macht der, welcher aufhört.

Dän.: Kort og taerning er ond naering. (Prov. dan., 356.)

It.: Il piu bel tiro di dadi e non giuocarvi. (Pazzaglia 142, 4.)

21 Karte und Beutel (Börse) hat jeder für sich.

Span.: Ni ojo en carta, ni mano en arca. (Cahier, 3583.)

[Spaltenumbruch] *83 Wi maut dat op 'ne annern Koar laen. (Iserlohn.) – Woeste, 86, 120.

Etwas auf eine andere Weise angreifen.


Karrengaul.

1 Der Karrengaul arbeitet fürs Maul.

Das Ackerpferd ist, wenn auch nicht so stattlich, doch nothwendiger als das Staatsross.

2 Ein räudiger Karrengaul frisst ebenso viel als ein gut Pferd.

3 Mancher ist wie ein Karrengaul, der mit geschnitten Stroh vnnd Wasser vor gut hat.Lehmann, 536, 53.


Karrenpredigt.

* Ar mocht ane Kornprädig1. (Schles.) – Frommann, III, 412, 458.

1) Eine Armesünderpredigt, wie sie der Geistliche dem auf dem Karren zum Richtplatz geführten Verbrecher hielt.


Karrensalbe.

* Die Karrensalbe kostet ihm mehr, als er mit Karren verdient.


Karrenschieber.

Man kann ein guter Karrenschieber und doch ein schlechter Kutscher sein.

Man kann in kleinen Verhältnissen etwas Tüchtiges leisten, sich aber doch für einen höhern Wirkungskreis ungeeignet erweisen.


Karrenzieher.

Ein Karrenzieher trinkt nicht Wein.

„Der trinket selten Meth, der in dem Kärne zieht.“ (Keller, 172a.)


Karsamstag.

Am Karsamstag hat es neunerlei Wetter.Baumgarten, 47.


Karsch.

* Er ist karsch wie ein Stint. (Ostpreuss.) – Frischbier, 371.

Leicht reizbar und heftig.


Karst.

Mit Karst und Kron' treibt der Tod gleichen Hohn.

Karst, oberdeutsch Hacke mit zwei Zähnen, im Feld- und Weinbau gebraucht. (Grimm, V, 231.)


Karsthans.

* Es ist ein Karsthans.

Ein aus Karst und Hans zusammengezogenes Wort, das als Neck- und Scheltnamen gebraucht wird, wie mit ähnlichen Zusammenziehungen, z. B. Gross-, Prahl-, Scharrhans geschieht. Besonders war es ein Spottname für Bauer, als dessen Abzeichen der Karst galt. „Was sol ich mit dem karsthansen oder bawernklotz zu schaffen haben.“ In einer Satire, die in der Reformationszeit wider Murner erschien, tritt Karsthans selbst als Vertreter des Bauernstandes auf. Später folgte ein Gesprechbüchlein von Hutten, Neuw Karsthans. In einer andern Satire unterreden sich Karsthans und Kegelhans. (Vgl. Frommann, VI, 66.) Die Bauern nahmen dann den Namen als ehrenden Standesnamen an und er galt vor dem Bauernkriege als der Inbegriff des redlichen, unzufriedenen und reformverlangenden Bauernstandes. Wie A. Stöber (Frommann, III, 483) mittheilt, heissen die Bauern im Elsass jetzt noch Karste oder Karsthanse. (Vgl. Grimm, V, 232.)


Karstîd.

1 Gröne Karstîd, sôre Pâske.Kern, 1212.

Grüne Weihnacht, dürre Ostern.

2 Wenn't Karstîd ist, wenn't Karstîd is, denn slagten wi uns Swîn, denn brad ik mi de Mûs up d' Tang, un de erste Wurst is mîn. (Kinderspruch.) – Kern, 1213.


Kartause.

* Einen bei der Kartause kriegen (nehmen).Weinhold, 41.

Die Schlacht zwischen Karl V. und den Franzosen, in welcher Franz I. gefangen wurde (im Jahre 1525), war bekanntlich bei Pavia und wüthete besonders in der Gegend einer berühmten Kartause (Kartäuserkloster). Franz wurde mit seinen Franzosen bei der Kartause gefangen genommen. Daher entstand die Redensart, um zu sagen, dass man einen angreift und überwältigt.


Kartäuser.

Kartäuser leben so.Eiselein, 362.


Kartäuserleben.

* Ein Kartäuserleben führen.

Die Kartäuser waren sprichwörtlich als Entbehrer und Feinde weltlicher Lust. „Die karteuser sind uns gar zuwider, wenn sie aufstehn legn wir uns nider.“ (Schlemmerlied, Uhland, 575.)

Holl.: Hij heeft een Carthuizers leven. (Harrebomée, II, 19.)


[Spaltenumbruch]
Kartäusernonne.

Die hätte eine gute Kartäusernonne gegeben, denn die dürfen keine Hosen flicken.Klosterspiegel, 58, 23.


Kartäuserorden.

* Er ist in Cartheuser Orden getreten.Eyering, II, 355.


Kartäuserregel.

* Nach der Kartäuserregel leben.

Von Personen, namentlich Eheleuten, die schmollend nicht miteinander reden, weil sie unter andern beständiges Stillschweigen vorschreibt. Daher H. Sachs (I, 476b): „Wir halten auch carthauserregl, sie munkt und redt denn nichts mit mir, so meul ich mich und spräch nichts zu ir.“


Kartäusertisch.

* Wir haben heut' (oft, immer) Kartäusertisch.

Es fehlt Fleischspeise.


Karte.

1 Auch mit guten Karten verspielt man.Eiselein, 619; Simrock, 10907.

2 Behalt ein gute Kart auf die letzte Less (Stich).Sutor, 169; Sailer, 279; Simrock, 5442.

3 Bô de Kôrten up dem Dischke sîd, dô is de Düwel drunger. (Waldeck.) – Curtze, 342, 356.

4 Die Karte liegt auf dem Tische.

5 Die Karte vnd die Kanne macht manchen zum armen Manne.Petri, II, 133; Körte, 3288; Simrock, 5437; Braun, I, 1753; Lohrengel, I, 168.

6 Die Karte wird zu spät zerrissen, wenn Haus und Hof verspielt sind.

7 Die Karten werden anders gegeben, anders gespielet.Lehmann, 177, 38.

8 Die Karten werden anders geworfen als ausgegeben.

Eine Sache wird oft anders ausgeführt, als sie vorbereitet worden ist.

9 Ein Spiel Karten ist des Teufels Gebetbuch.Lohrengel, I, 242.

10 Eine Karte zu wenig oder zu viel verliert das Spiel.

11 Er (man) wird bald andere Karten ausgeben.

„Die Venediger und der kunig von Frankreich haben ire schanzgeleich, sie haben ain karten gemischt, die ligt zu Venedig auf dem tisch; und lasst uns gott den kaiser leben, er wirt die karten zu ostern anders ausgeben.“ (Spruch vom Jahre 1509 im Serapeum, II, 283.)

12 Es hat mancher gute Karten, aber er weiss nicht zu spielen.

Dän.: Mangen har godt kaart, vidste han at spille det. (Prov. dan., 330.)

13 Es kann nicht jeder mit Welschen Karten spielen.Lehmann, 724, 15.

14 Für falsche Karten kann man Beulen am Kopfe erwarten.

Poln.: Kto grywa w karty, ma łeb obdarty. (Lompa, 18.)

15 Hat man keine Karte, so spielt man ein Scheit Holz aus.Schles. Provinzialbl., 1862, 570.

16 Hat man lange kurzweilt mit der Karte, so zerreisst man sie und wirft König, Obermann, das Panier und den Teufel ins Feuer.Eiselein, 362.

17 In der Karte steckt mehr Freude als im Gaukelsack.

18 Jeder kennt seine Karten am besten.

Sollte sie wenigstens am besten kennen. Die Aegypter sagen: Ich kenne am bessten die Sonne meines Landes. Die Russen: Es ist schlimm, Karten spielen und die Trümpfe nicht kennen. (Reinsberg III, 45.)

19 Jeder muss seine Karten selber spielen.

Lat.: Sua cuique alea subeunda est. (Gaal, 869.)

20 Kart auss deiner handt wiltu gewinnen.Petri, II, 414; Henisch, 1602, 4; Gruter, I, 52; Sutor, 97; Fischart, Trostb., in Kloster, X, 685; Lange, 1960; Eiselein, 362; Sailer, 272; Steiger, 409; Simrock, 5440.

Den sichersten Gewinn beim Spiel macht der, welcher aufhört.

Dän.: Kort og tærning er ond næring. (Prov. dan., 356.)

It.: Il più bel tiro di dadi è non giuocarvi. (Pazzaglia 142, 4.)

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[[575]/0581] *83 Wi maut dat op 'ne annern Koar laen. (Iserlohn.) – Woeste, 86, 120. Etwas auf eine andere Weise angreifen. Karrengaul. 1 Der Karrengaul arbeitet fürs Maul. Das Ackerpferd ist, wenn auch nicht so stattlich, doch nothwendiger als das Staatsross. 2 Ein räudiger Karrengaul frisst ebenso viel als ein gut Pferd. 3 Mancher ist wie ein Karrengaul, der mit geschnitten Stroh vnnd Wasser vor gut hat. – Lehmann, 536, 53. Karrenpredigt. * Ar mocht ane Kornprädig1. (Schles.) – Frommann, III, 412, 458. 1) Eine Armesünderpredigt, wie sie der Geistliche dem auf dem Karren zum Richtplatz geführten Verbrecher hielt. Karrensalbe. * Die Karrensalbe kostet ihm mehr, als er mit Karren verdient. Karrenschieber. Man kann ein guter Karrenschieber und doch ein schlechter Kutscher sein. Man kann in kleinen Verhältnissen etwas Tüchtiges leisten, sich aber doch für einen höhern Wirkungskreis ungeeignet erweisen. Karrenzieher. Ein Karrenzieher trinkt nicht Wein. „Der trinket selten Meth, der in dem Kärne zieht.“ (Keller, 172a.) Karsamstag. Am Karsamstag hat es neunerlei Wetter. – Baumgarten, 47. Karsch. * Er ist karsch wie ein Stint. (Ostpreuss.) – Frischbier, 371. Leicht reizbar und heftig. Karst. Mit Karst und Kron' treibt der Tod gleichen Hohn. Karst, oberdeutsch Hacke mit zwei Zähnen, im Feld- und Weinbau gebraucht. (Grimm, V, 231.) Karsthans. * Es ist ein Karsthans. Ein aus Karst und Hans zusammengezogenes Wort, das als Neck- und Scheltnamen gebraucht wird, wie mit ähnlichen Zusammenziehungen, z. B. Gross-, Prahl-, Scharrhans geschieht. Besonders war es ein Spottname für Bauer, als dessen Abzeichen der Karst galt. „Was sol ich mit dem karsthansen oder bawernklotz zu schaffen haben.“ In einer Satire, die in der Reformationszeit wider Murner erschien, tritt Karsthans selbst als Vertreter des Bauernstandes auf. Später folgte ein Gesprechbüchlein von Hutten, Neuw Karsthans. In einer andern Satire unterreden sich Karsthans und Kegelhans. (Vgl. Frommann, VI, 66.) Die Bauern nahmen dann den Namen als ehrenden Standesnamen an und er galt vor dem Bauernkriege als der Inbegriff des redlichen, unzufriedenen und reformverlangenden Bauernstandes. Wie A. Stöber (Frommann, III, 483) mittheilt, heissen die Bauern im Elsass jetzt noch Karste oder Karsthanse. (Vgl. Grimm, V, 232.) Karstîd. 1 Gröne Karstîd, sôre Pâske. – Kern, 1212. Grüne Weihnacht, dürre Ostern. 2 Wenn't Karstîd ist, wenn't Karstîd is, denn slagten wi uns Swîn, denn brad ik mi de Mûs up d' Tang, un de erste Wurst is mîn. (Kinderspruch.) – Kern, 1213. Kartause. * Einen bei der Kartause kriegen (nehmen). – Weinhold, 41. Die Schlacht zwischen Karl V. und den Franzosen, in welcher Franz I. gefangen wurde (im Jahre 1525), war bekanntlich bei Pavia und wüthete besonders in der Gegend einer berühmten Kartause (Kartäuserkloster). Franz wurde mit seinen Franzosen bei der Kartause gefangen genommen. Daher entstand die Redensart, um zu sagen, dass man einen angreift und überwältigt. Kartäuser. Kartäuser leben so. – Eiselein, 362. Kartäuserleben. * Ein Kartäuserleben führen. Die Kartäuser waren sprichwörtlich als Entbehrer und Feinde weltlicher Lust. „Die karteuser sind uns gar zuwider, wenn sie aufstehn legn wir uns nider.“ (Schlemmerlied, Uhland, 575.) Holl.: Hij heeft een Carthuizers leven. (Harrebomée, II, 19.) Kartäusernonne. Die hätte eine gute Kartäusernonne gegeben, denn die dürfen keine Hosen flicken. – Klosterspiegel, 58, 23. Kartäuserorden. * Er ist in Cartheuser Orden getreten. – Eyering, II, 355. Kartäuserregel. * Nach der Kartäuserregel leben. Von Personen, namentlich Eheleuten, die schmollend nicht miteinander reden, weil sie unter andern beständiges Stillschweigen vorschreibt. Daher H. Sachs (I, 476b): „Wir halten auch carthauserregl, sie munkt und redt denn nichts mit mir, so meul ich mich und spräch nichts zu ir.“ Kartäusertisch. * Wir haben heut' (oft, immer) Kartäusertisch. Es fehlt Fleischspeise. Karte. 1 Auch mit guten Karten verspielt man. – Eiselein, 619; Simrock, 10907. 2 Behalt ein gute Kart auf die letzte Less (Stich). – Sutor, 169; Sailer, 279; Simrock, 5442. 3 Bô de Kôrten up dem Dischke sîd, dô is de Düwel drunger. (Waldeck.) – Curtze, 342, 356. 4 Die Karte liegt auf dem Tische. 5 Die Karte vnd die Kanne macht manchen zum armen Manne. – Petri, II, 133; Körte, 3288; Simrock, 5437; Braun, I, 1753; Lohrengel, I, 168. 6 Die Karte wird zu spät zerrissen, wenn Haus und Hof verspielt sind. 7 Die Karten werden anders gegeben, anders gespielet. – Lehmann, 177, 38. 8 Die Karten werden anders geworfen als ausgegeben. Eine Sache wird oft anders ausgeführt, als sie vorbereitet worden ist. 9 Ein Spiel Karten ist des Teufels Gebetbuch. – Lohrengel, I, 242. 10 Eine Karte zu wenig oder zu viel verliert das Spiel. 11 Er (man) wird bald andere Karten ausgeben. „Die Venediger und der kunig von Frankreich haben ire schanzgeleich, sie haben ain karten gemischt, die ligt zu Venedig auf dem tisch; und lasst uns gott den kaiser leben, er wirt die karten zu ostern anders ausgeben.“ (Spruch vom Jahre 1509 im Serapeum, II, 283.) 12 Es hat mancher gute Karten, aber er weiss nicht zu spielen. Dän.: Mangen har godt kaart, vidste han at spille det. (Prov. dan., 330.) 13 Es kann nicht jeder mit Welschen Karten spielen. – Lehmann, 724, 15. 14 Für falsche Karten kann man Beulen am Kopfe erwarten. Poln.: Kto grywa w karty, ma łeb obdarty. (Lompa, 18.) 15 Hat man keine Karte, so spielt man ein Scheit Holz aus. – Schles. Provinzialbl., 1862, 570. 16 Hat man lange kurzweilt mit der Karte, so zerreisst man sie und wirft König, Obermann, das Panier und den Teufel ins Feuer. – Eiselein, 362. 17 In der Karte steckt mehr Freude als im Gaukelsack. 18 Jeder kennt seine Karten am besten. Sollte sie wenigstens am besten kennen. Die Aegypter sagen: Ich kenne am bessten die Sonne meines Landes. Die Russen: Es ist schlimm, Karten spielen und die Trümpfe nicht kennen. (Reinsberg III, 45.) 19 Jeder muss seine Karten selber spielen. Lat.: Sua cuique alea subeunda est. (Gaal, 869.) 20 Kart auss deiner handt wiltu gewinnen. – Petri, II, 414; Henisch, 1602, 4; Gruter, I, 52; Sutor, 97; Fischart, Trostb., in Kloster, X, 685; Lange, 1960; Eiselein, 362; Sailer, 272; Steiger, 409; Simrock, 5440. Den sichersten Gewinn beim Spiel macht der, welcher aufhört. Dän.: Kort og tærning er ond næring. (Prov. dan., 356.) It.: Il più bel tiro di dadi è non giuocarvi. (Pazzaglia 142, 4.) 21 Karte und Beutel (Börse) hat jeder für sich. Span.: Ni ojo en carta, ni mano en arca. (Cahier, 3583.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [575]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/581>, abgerufen am 26.04.2024.