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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 14 Der Heiligen sind nicht solche Haufen, als ihrer in die Kirche laufen. - Eiselein, 294.

Lat.: Non omnes sancti, qui calcant limina templi. - Non omnes sancti sunt, qui delubra deorum intrant. (Eiselein, 294.)

15 Der kann der Heiligen entrathen, der selbst den Weg zum Himmel weiss.

Böhm.: Skrze svate k bohu, skrz dobre lidi k panu. (Celakovsky, 244.)

16 Die allen Heiligen dienen, haben kalte Küche.

"Der Dienst kann zwar sehr vereinfacht werden. Jener französische Marquis gab einfach seine Visitenkarte auf dem Altar des Heiligen ab, der eben einer Procession beiwohnta." (Mystagogos, 313.) - Die Spanier: Wer die Heiligen viel besucht, hat keine Leinwand auf dem Leibe. (Reinsberg I, 81.)

17 Die allen Heiligen dienen, werden mehr beräuchert als bereicht (bereichert).

Holl.: Wiens heiland zoude hij zijn, die zich zelven heilloos is. (Harrebomee, I, 397.)

18 Die alten Heiligen sind die besten.

Frz.: Il n'est miracle que de vieux saints. (Cahier, 1815.)

19 Die alten Heiligen thun keine Wunder mehr.

Nämlich, wenn neue kommen; sowie wenn ein neuer Arzt an einen Ort kommt, der ältere scheinbar zurücktritt.

20 Die Heiligen erscheinen den klugen Leuten nicht.

Port.: Aos parvos apparecem os santos. (Bohn I, 266.)

21 Die Heiligen fallen auch. - Petri, I, 25.

22 Die Heiligen haben auch ihr Pech.

Holl.: Geen heilige zonder misdag. (Harrebomee, I, 297.)

23 Die Heiligen holen (gemeiniglich) das Wachss wider. - Petri, II, 130; Pistor., V, 75; Schottel, 1121b; Simrock, 4493.

Das Sprichwort will die Güter der Heiligen vor Verwendung für weltliche Zwecke schützen. Jetzt kann es nur auf Kirchengüter und Vermächtnisse für wohlthätige Anstalten angewandt werden. Die Heiligen brauchen kein Geld, wie schon Christian Von Braunschweig dachte, der silberne Heilige einschmelzen, in Münzen ausprägen liess und sie so wieder in Thätigkeit setzte. Man wollte durch dasselbe sagen, dass dasjenige, was einem Heiligen genommen werde, keinen Segen bringe, sondern über lang oder kurz seinem himmlischen Besitzer wieder zugewandt werde.

24 Die Heiligen lassen nicht mit sich spassen. - Graf, 543, 50; Eiselein, 395; Simrock, 4490; Braun, I, 1237.

Eine Drohung, mit der man vor Angriffen auf geistliche Güter zurückschrecken will, die aber in unsern Tagen ihre Wirkung verloren hat. (S. Kirchengut.) Ittner hat nach Eiselein eine Erzählung von Pachomius über dies Sprichwort.

25 Die Heiligen lügen nicht.

Frz.: Saint ne peut mentir. (Leroux, I, 28.)

26 Die Heiligen müssen zuuor aussleiden, ehe sie sich frewen oder zu ehren kommen. - Petri, I, 25; Henisch, 794, 52.

27 Die heiligen reden nicht, sie rechen aber sich nit dester weniger. (S. Pancratius.) - Franck, I, 79a; Egenolff, 337b; Petri, II, 130; Gruter, I, 20; Eiselein, 295; Körte, 2711; Graf, 543, 51; Simrock, 4492; Braun, I, 1236.

Wäre dem so, dann könnte man auch sagen: sie bellen zwar nicht, aber sie beissen. Man kann indess mit den Heiligen sehr wohl fertig werden; aber webe dem, der ihren Advocaten auf die Hühneraugen tritt, die bei ihnen die Stelle der eigentlichen zu vertreten scheinen.

Lat.: Sancti non loquuntur, sed vindicant. (Eiselein, 294.)

28 Die Heiligen sind so demüthig, dass sie niemand weichen. - Eiselein, 294.

29 Die lebenden Heiligen müssen selig sein. - Eiselein, 295.

30 Die nahen Heiligen thun kein Wunder.

Daher Wallfahrten in die Ferne. " ... So sagt er (der Pfarrherr) grosse Wunderzeichen, die an der stat geschehen sind, das einer hatt wag kummen blind, vnd gesehen wider dannen. Man laufft yezunder zu sanct Annen weit vnd breit in aller Land .... Die nahen heylgen thund kein wunder, des sucht man nur die weiten besunder, vnd machen nichts dann müde bein, mit narren auss mit gäcken hein." (Murner, Nb., in Kloster, IV, 736.)

31 Die todten Heiligen werden tractirt, die lebenden Frommen müssen verhungern.

32 Ehe alle Heiligen ihr Wachs haben, gehört viel dazu.

Auf dem Hellwege in Westfalen, um zu sagen, dass gar viel zur Befriedigung aller Bedürfnisse erforderlich ist.

[Spaltenumbruch] 33 Ein armer Hailig kan einem nicht zum furtz helffen. - Lehmann, 377, 60.

34 Ein armer Hailig kan so viel helffen, als der Han zum Ey. - Lehmann, 377, 60.

35 Ein Heiliger ohne Macht wird verlacht.

Die Russen: Ein gekrönter Heiliger gilt am meisten. (Altmann VI, 487.)

36 Ein Heiliger schläft nicht auf weichen Betten.

37 Einem Heiligen muss man dienen, womit man ihn mag versühnen. - Körte, 2716.

38 Einem Heiligen soll man aufs Wort glauben.

39 Einen Heiligen, dem ich nicht gefastet, feiere ich nicht. - Körte, 2719.

Die Vorbereitung zur Feier geschieht durch Beschränkung der Essfreiheit.

40 Einen Heiligen, dem man nicht opfert, wirft der Pfaff ins Gerümpel.

Die Russen: Das Heiligenbild gilt dem Popen so viel, als es ihm einbringt. (Altmann VI, 500.)

41 Es ist ein Heiliger, wie der Pater Thomas, der junge Hühner stahl und sie den Armen zum Almosen gab. - Klosterspiegel, 55, 9.

42 Es ist kein Heiliger, er ist geschmäht worden.

Vielleicht mit Ausnahme des spanischen Heiligen S. Viar, der aus dem Titel eines römischen Beamten entstanden ist. Man fand nämlich auf einem Stein die Inschrift SVIAR, wovon Anfang und Ende abgebrochen war, und die vollständig heissen sollte: Praefectus viarum (Wegeaufseher). (Breslauer Erzähler, 1802, S. 381.) Und nach Prof. Lobeck hat die heilige Veronika ebenso wenig wirklich gelebt; sie ist aus "vera ikon", d. h. das wahre Gesicht, nämlich des Heilandes, im Schweisstuche abgeprägt, entstanden, ebenso der "Gypsjakob" aus einer Corrumption von "unguentum aegyptiacum". (Leipziger Allgemeine Modenzeitung, 1858, Nr. 31.)

Holl.: Daar zijn geene heiligen in den hemel, die op aarde niet gelasterd geweest zijn. (Harrebomee, I, 297.)

43 Es ist kein Heiliger, er will gefeiert sein.

It.: Ad ogni santo viene la sua festa. ( Pazzaglia, 129, 2; Bohn I, 68.)

44 Es ist kein Heiliger so klein, er will seine eigene Kerze haben. - Winckler, II, 64; Simrock, 4503; Körte, 2715; Braun, I, 1240.

Die Russen: Es ist kein Heiliger so gering, man baut ihm eine Kapelle. Auch ein kleiner Heiliger hat seinen Fasttag. (Altmann VI, 404.)

Dän.: Ingen heigen er saa ringe, han vil jo have sit vaxlys. (Bohn I, 381.)

Frz.: Il n'y a si petit saint qui ne veuille sa chandelle son offrende. (Leroux, I, 28; Cahier, 1597.)

45 Es ist noch nit aller heilgen abent. - Franck, II, 84b; Eyering, II, 560; Gruter, I, 36; Lange, 1020.

Holl.: Het is nog niet aller heiligen avond. (Harrebomee, I, 298.)

Lat.: Nescit, quid serus vesper vehat. - Nondum omnium sanctorum sol occidit.

46 Es könnte mancher ein Heiliger sein, wenn er so oft in die Bibel als ins Glas guckte.

Aehnlich sagte Thomas Morus, die Männer würden grosso Heilige sein, wenn sie Gott so sehr liebten, als sie die Weiber lieben. (Breslauer Erzähler, 1803, 678.)

47 Es sind auch Heilige, die nicht zeichnen.

D. i. keine Wunder thun.

It.: Tutti i santi non fanno miracoli. (Bohn I, 129.)

48 Es sind keine Heiligen im Himmel, die nicht auf der Erde gelästert worden sind.

49 Es sind nicht alle Heilige, die eine zerrissene (beschissene) Kutte tragen.

"Manche Mönche glaubten steif und fest, dass die Heiligkeit in einem bestimmten Verhältniss zu der Unreinigkeit eines Heiligen stände. Der heilige Ignatius, sagen sie, fand ein Vergnügen daran, überall in schmuzigen Schuhen zu erscheinen; er bediente sich niemals eines Kammes und hütete sich sorgfältig, seine Nägel zu reinigen. Ein anderer Heiliger brachte es in der Frömmigkeit so weit, dass er 300 Flicken in seinen Beinkleidern hatte, die denn auch nach seinem Tode als Vorbild zur Nachahmung öffentlich aufgehängt wurden. Der heilige Franciscus entdeckte bei einer gewissen Gelegenheit, dass die Teufel durch solche Art von Beinkleidern verscheucht und durch reinliche Beinkleidung angefeuert werden und es sei durch das Beispiel der berühmtesten Mönchs erklärt, dass die reinsten Seelen in den unreinsten Körpern stecken. Er versicherte, dass man den Bruder Juriper immer schon eine Meile vom Kloster riechen könne, wenn der Wind aus der rechten Gegend komme." (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1832, Nr. 107.)

50 Es sind nicht alle Heilige, die heilig scheinen.

Holl.: Zij zijn niet allen heilig, die gaarne (veel) ter kerke gaau. (Harrebomee, I, 298.)

[Spaltenumbruch] 14 Der Heiligen sind nicht solche Haufen, als ihrer in die Kirche laufen.Eiselein, 294.

Lat.: Non omnes sancti, qui calcant limina templi. – Non omnes sancti sunt, qui delubra deorum intrant. (Eiselein, 294.)

15 Der kann der Heiligen entrathen, der selbst den Weg zum Himmel weiss.

Böhm.: Skrze svaté k bohu, skrz dobré lidi k pánu. (Čelakovsky, 244.)

16 Die allen Heiligen dienen, haben kalte Küche.

„Der Dienst kann zwar sehr vereinfacht werden. Jener französische Marquis gab einfach seine Visitenkarte auf dem Altar des Heiligen ab, der eben einer Procession beiwohnta.“ (Mystagogos, 313.) – Die Spanier: Wer die Heiligen viel besucht, hat keine Leinwand auf dem Leibe. (Reinsberg I, 81.)

17 Die allen Heiligen dienen, werden mehr beräuchert als bereicht (bereichert).

Holl.: Wiens heiland zoude hij zijn, die zich zelven heilloos is. (Harrebomée, I, 397.)

18 Die alten Heiligen sind die besten.

Frz.: Il n'est miracle que de vieux saints. (Cahier, 1815.)

19 Die alten Heiligen thun keine Wunder mehr.

Nämlich, wenn neue kommen; sowie wenn ein neuer Arzt an einen Ort kommt, der ältere scheinbar zurücktritt.

20 Die Heiligen erscheinen den klugen Leuten nicht.

Port.: Aos parvos apparecem os santos. (Bohn I, 266.)

21 Die Heiligen fallen auch.Petri, I, 25.

22 Die Heiligen haben auch ihr Pech.

Holl.: Geen heilige zonder misdag. (Harrebomée, I, 297.)

23 Die Heiligen holen (gemeiniglich) das Wachss wider.Petri, II, 130; Pistor., V, 75; Schottel, 1121b; Simrock, 4493.

Das Sprichwort will die Güter der Heiligen vor Verwendung für weltliche Zwecke schützen. Jetzt kann es nur auf Kirchengüter und Vermächtnisse für wohlthätige Anstalten angewandt werden. Die Heiligen brauchen kein Geld, wie schon Christian Von Braunschweig dachte, der silberne Heilige einschmelzen, in Münzen ausprägen liess und sie so wieder in Thätigkeit setzte. Man wollte durch dasselbe sagen, dass dasjenige, was einem Heiligen genommen werde, keinen Segen bringe, sondern über lang oder kurz seinem himmlischen Besitzer wieder zugewandt werde.

24 Die Heiligen lassen nicht mit sich spassen.Graf, 543, 50; Eiselein, 395; Simrock, 4490; Braun, I, 1237.

Eine Drohung, mit der man vor Angriffen auf geistliche Güter zurückschrecken will, die aber in unsern Tagen ihre Wirkung verloren hat. (S. Kirchengut.) Ittner hat nach Eiselein eine Erzählung von Pachomius über dies Sprichwort.

25 Die Heiligen lügen nicht.

Frz.: Saint ne peut mentir. (Leroux, I, 28.)

26 Die Heiligen müssen zuuor aussleiden, ehe sie sich frewen oder zu ehren kommen.Petri, I, 25; Henisch, 794, 52.

27 Die heiligen reden nicht, sie rechen aber sich nit dester weniger. (S. Pancratius.)Franck, I, 79a; Egenolff, 337b; Petri, II, 130; Gruter, I, 20; Eiselein, 295; Körte, 2711; Graf, 543, 51; Simrock, 4492; Braun, I, 1236.

Wäre dem so, dann könnte man auch sagen: sie bellen zwar nicht, aber sie beissen. Man kann indess mit den Heiligen sehr wohl fertig werden; aber webe dem, der ihren Advocaten auf die Hühneraugen tritt, die bei ihnen die Stelle der eigentlichen zu vertreten scheinen.

Lat.: Sancti non loquuntur, sed vindicant. (Eiselein, 294.)

28 Die Heiligen sind so demüthig, dass sie niemand weichen.Eiselein, 294.

29 Die lebenden Heiligen müssen selig sein.Eiselein, 295.

30 Die nahen Heiligen thun kein Wunder.

Daher Wallfahrten in die Ferne. „ ... So sagt er (der Pfarrherr) grosse Wunderzeichen, die an der stat geschehen sind, das einer hatt wag kummen blind, vnd gesehen wider dannen. Man laufft yezunder zu sanct Annen weit vnd breit in aller Land .... Die nahen heylgen thund kein wunder, des sucht man nur die weiten besunder, vnd machen nichts dann müde bein, mit narren auss mit gäcken hein.“ (Murner, Nb., in Kloster, IV, 736.)

31 Die todten Heiligen werden tractirt, die lebenden Frommen müssen verhungern.

32 Ehe alle Heiligen ihr Wachs haben, gehört viel dazu.

Auf dem Hellwege in Westfalen, um zu sagen, dass gar viel zur Befriedigung aller Bedürfnisse erforderlich ist.

[Spaltenumbruch] 33 Ein armer Hailig kan einem nicht zum furtz helffen.Lehmann, 377, 60.

34 Ein armer Hailig kan so viel helffen, als der Han zum Ey.Lehmann, 377, 60.

35 Ein Heiliger ohne Macht wird verlacht.

Die Russen: Ein gekrönter Heiliger gilt am meisten. (Altmann VI, 487.)

36 Ein Heiliger schläft nicht auf weichen Betten.

37 Einem Heiligen muss man dienen, womit man ihn mag versühnen.Körte, 2716.

38 Einem Heiligen soll man aufs Wort glauben.

39 Einen Heiligen, dem ich nicht gefastet, feiere ich nicht.Körte, 2719.

Die Vorbereitung zur Feier geschieht durch Beschränkung der Essfreiheit.

40 Einen Heiligen, dem man nicht opfert, wirft der Pfaff ins Gerümpel.

Die Russen: Das Heiligenbild gilt dem Popen so viel, als es ihm einbringt. (Altmann VI, 500.)

41 Es ist ein Heiliger, wie der Pater Thomas, der junge Hühner stahl und sie den Armen zum Almosen gab.Klosterspiegel, 55, 9.

42 Es ist kein Heiliger, er ist geschmäht worden.

Vielleicht mit Ausnahme des spanischen Heiligen S. Viar, der aus dem Titel eines römischen Beamten entstanden ist. Man fand nämlich auf einem Stein die Inschrift SVIAR, wovon Anfang und Ende abgebrochen war, und die vollständig heissen sollte: Praefectus viarum (Wegeaufseher). (Breslauer Erzähler, 1802, S. 381.) Und nach Prof. Lobeck hat die heilige Veronika ebenso wenig wirklich gelebt; sie ist aus „vera ikon“, d. h. das wahre Gesicht, nämlich des Heilandes, im Schweisstuche abgeprägt, entstanden, ebenso der „Gypsjakob“ aus einer Corrumption von „unguentum aegyptiacum“. (Leipziger Allgemeine Modenzeitung, 1858, Nr. 31.)

Holl.: Daar zijn geene heiligen in den hemel, die op aarde niet gelasterd geweest zijn. (Harrebomée, I, 297.)

43 Es ist kein Heiliger, er will gefeiert sein.

It.: Ad ogni santo viene la sua festa. ( Pazzaglia, 129, 2; Bohn I, 68.)

44 Es ist kein Heiliger so klein, er will seine eigene Kerze haben.Winckler, II, 64; Simrock, 4503; Körte, 2715; Braun, I, 1240.

Die Russen: Es ist kein Heiliger so gering, man baut ihm eine Kapelle. Auch ein kleiner Heiliger hat seinen Fasttag. (Altmann VI, 404.)

Dän.: Ingen heigen er saa ringe, han vil jo have sit vaxlys. (Bohn I, 381.)

Frz.: Il n'y a si petit saint qui ne veuille sa chandelle son offrende. (Leroux, I, 28; Cahier, 1597.)

45 Es ist noch nit aller heilgen abent.Franck, II, 84b; Eyering, II, 560; Gruter, I, 36; Lange, 1020.

Holl.: Het is nog niet aller heiligen avond. (Harrebomée, I, 298.)

Lat.: Nescit, quid serus vesper vehat. – Nondum omnium sanctorum sol occidit.

46 Es könnte mancher ein Heiliger sein, wenn er so oft in die Bibel als ins Glas guckte.

Aehnlich sagte Thomas Morus, die Männer würden grosso Heilige sein, wenn sie Gott so sehr liebten, als sie die Weiber lieben. (Breslauer Erzähler, 1803, 678.)

47 Es sind auch Heilige, die nicht zeichnen.

D. i. keine Wunder thun.

It.: Tutti i santi non fanno miracoli. (Bohn I, 129.)

48 Es sind keine Heiligen im Himmel, die nicht auf der Erde gelästert worden sind.

49 Es sind nicht alle Heilige, die eine zerrissene (beschissene) Kutte tragen.

„Manche Mönche glaubten steif und fest, dass die Heiligkeit in einem bestimmten Verhältniss zu der Unreinigkeit eines Heiligen stände. Der heilige Ignatius, sagen sie, fand ein Vergnügen daran, überall in schmuzigen Schuhen zu erscheinen; er bediente sich niemals eines Kammes und hütete sich sorgfältig, seine Nägel zu reinigen. Ein anderer Heiliger brachte es in der Frömmigkeit so weit, dass er 300 Flicken in seinen Beinkleidern hatte, die denn auch nach seinem Tode als Vorbild zur Nachahmung öffentlich aufgehängt wurden. Der heilige Franciscus entdeckte bei einer gewissen Gelegenheit, dass die Teufel durch solche Art von Beinkleidern verscheucht und durch reinliche Beinkleidung angefeuert werden und es sei durch das Beispiel der berühmtesten Mönchs erklärt, dass die reinsten Seelen in den unreinsten Körpern stecken. Er versicherte, dass man den Bruder Juriper immer schon eine Meile vom Kloster riechen könne, wenn der Wind aus der rechten Gegend komme.“ (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1832, Nr. 107.)

50 Es sind nicht alle Heilige, die heilig scheinen.

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[[232]/0238] 14 Der Heiligen sind nicht solche Haufen, als ihrer in die Kirche laufen. – Eiselein, 294. Lat.: Non omnes sancti, qui calcant limina templi. – Non omnes sancti sunt, qui delubra deorum intrant. (Eiselein, 294.) 15 Der kann der Heiligen entrathen, der selbst den Weg zum Himmel weiss. Böhm.: Skrze svaté k bohu, skrz dobré lidi k pánu. (Čelakovsky, 244.) 16 Die allen Heiligen dienen, haben kalte Küche. „Der Dienst kann zwar sehr vereinfacht werden. Jener französische Marquis gab einfach seine Visitenkarte auf dem Altar des Heiligen ab, der eben einer Procession beiwohnta.“ (Mystagogos, 313.) – Die Spanier: Wer die Heiligen viel besucht, hat keine Leinwand auf dem Leibe. (Reinsberg I, 81.) 17 Die allen Heiligen dienen, werden mehr beräuchert als bereicht (bereichert). Holl.: Wiens heiland zoude hij zijn, die zich zelven heilloos is. (Harrebomée, I, 397.) 18 Die alten Heiligen sind die besten. Frz.: Il n'est miracle que de vieux saints. (Cahier, 1815.) 19 Die alten Heiligen thun keine Wunder mehr. Nämlich, wenn neue kommen; sowie wenn ein neuer Arzt an einen Ort kommt, der ältere scheinbar zurücktritt. 20 Die Heiligen erscheinen den klugen Leuten nicht. Port.: Aos parvos apparecem os santos. (Bohn I, 266.) 21 Die Heiligen fallen auch. – Petri, I, 25. 22 Die Heiligen haben auch ihr Pech. Holl.: Geen heilige zonder misdag. (Harrebomée, I, 297.) 23 Die Heiligen holen (gemeiniglich) das Wachss wider. – Petri, II, 130; Pistor., V, 75; Schottel, 1121b; Simrock, 4493. Das Sprichwort will die Güter der Heiligen vor Verwendung für weltliche Zwecke schützen. Jetzt kann es nur auf Kirchengüter und Vermächtnisse für wohlthätige Anstalten angewandt werden. Die Heiligen brauchen kein Geld, wie schon Christian Von Braunschweig dachte, der silberne Heilige einschmelzen, in Münzen ausprägen liess und sie so wieder in Thätigkeit setzte. Man wollte durch dasselbe sagen, dass dasjenige, was einem Heiligen genommen werde, keinen Segen bringe, sondern über lang oder kurz seinem himmlischen Besitzer wieder zugewandt werde. 24 Die Heiligen lassen nicht mit sich spassen. – Graf, 543, 50; Eiselein, 395; Simrock, 4490; Braun, I, 1237. Eine Drohung, mit der man vor Angriffen auf geistliche Güter zurückschrecken will, die aber in unsern Tagen ihre Wirkung verloren hat. (S. Kirchengut.) Ittner hat nach Eiselein eine Erzählung von Pachomius über dies Sprichwort. 25 Die Heiligen lügen nicht. Frz.: Saint ne peut mentir. (Leroux, I, 28.) 26 Die Heiligen müssen zuuor aussleiden, ehe sie sich frewen oder zu ehren kommen. – Petri, I, 25; Henisch, 794, 52. 27 Die heiligen reden nicht, sie rechen aber sich nit dester weniger. (S. Pancratius.) – Franck, I, 79a; Egenolff, 337b; Petri, II, 130; Gruter, I, 20; Eiselein, 295; Körte, 2711; Graf, 543, 51; Simrock, 4492; Braun, I, 1236. Wäre dem so, dann könnte man auch sagen: sie bellen zwar nicht, aber sie beissen. Man kann indess mit den Heiligen sehr wohl fertig werden; aber webe dem, der ihren Advocaten auf die Hühneraugen tritt, die bei ihnen die Stelle der eigentlichen zu vertreten scheinen. Lat.: Sancti non loquuntur, sed vindicant. (Eiselein, 294.) 28 Die Heiligen sind so demüthig, dass sie niemand weichen. – Eiselein, 294. 29 Die lebenden Heiligen müssen selig sein. – Eiselein, 295. 30 Die nahen Heiligen thun kein Wunder. Daher Wallfahrten in die Ferne. „ ... So sagt er (der Pfarrherr) grosse Wunderzeichen, die an der stat geschehen sind, das einer hatt wag kummen blind, vnd gesehen wider dannen. Man laufft yezunder zu sanct Annen weit vnd breit in aller Land .... Die nahen heylgen thund kein wunder, des sucht man nur die weiten besunder, vnd machen nichts dann müde bein, mit narren auss mit gäcken hein.“ (Murner, Nb., in Kloster, IV, 736.) 31 Die todten Heiligen werden tractirt, die lebenden Frommen müssen verhungern. 32 Ehe alle Heiligen ihr Wachs haben, gehört viel dazu. Auf dem Hellwege in Westfalen, um zu sagen, dass gar viel zur Befriedigung aller Bedürfnisse erforderlich ist. 33 Ein armer Hailig kan einem nicht zum furtz helffen. – Lehmann, 377, 60. 34 Ein armer Hailig kan so viel helffen, als der Han zum Ey. – Lehmann, 377, 60. 35 Ein Heiliger ohne Macht wird verlacht. Die Russen: Ein gekrönter Heiliger gilt am meisten. (Altmann VI, 487.) 36 Ein Heiliger schläft nicht auf weichen Betten. 37 Einem Heiligen muss man dienen, womit man ihn mag versühnen. – Körte, 2716. 38 Einem Heiligen soll man aufs Wort glauben. 39 Einen Heiligen, dem ich nicht gefastet, feiere ich nicht. – Körte, 2719. Die Vorbereitung zur Feier geschieht durch Beschränkung der Essfreiheit. 40 Einen Heiligen, dem man nicht opfert, wirft der Pfaff ins Gerümpel. Die Russen: Das Heiligenbild gilt dem Popen so viel, als es ihm einbringt. (Altmann VI, 500.) 41 Es ist ein Heiliger, wie der Pater Thomas, der junge Hühner stahl und sie den Armen zum Almosen gab. – Klosterspiegel, 55, 9. 42 Es ist kein Heiliger, er ist geschmäht worden. Vielleicht mit Ausnahme des spanischen Heiligen S. Viar, der aus dem Titel eines römischen Beamten entstanden ist. Man fand nämlich auf einem Stein die Inschrift SVIAR, wovon Anfang und Ende abgebrochen war, und die vollständig heissen sollte: Praefectus viarum (Wegeaufseher). (Breslauer Erzähler, 1802, S. 381.) Und nach Prof. Lobeck hat die heilige Veronika ebenso wenig wirklich gelebt; sie ist aus „vera ikon“, d. h. das wahre Gesicht, nämlich des Heilandes, im Schweisstuche abgeprägt, entstanden, ebenso der „Gypsjakob“ aus einer Corrumption von „unguentum aegyptiacum“. (Leipziger Allgemeine Modenzeitung, 1858, Nr. 31.) Holl.: Daar zijn geene heiligen in den hemel, die op aarde niet gelasterd geweest zijn. (Harrebomée, I, 297.) 43 Es ist kein Heiliger, er will gefeiert sein. It.: Ad ogni santo viene la sua festa. ( Pazzaglia, 129, 2; Bohn I, 68.) 44 Es ist kein Heiliger so klein, er will seine eigene Kerze haben. – Winckler, II, 64; Simrock, 4503; Körte, 2715; Braun, I, 1240. Die Russen: Es ist kein Heiliger so gering, man baut ihm eine Kapelle. Auch ein kleiner Heiliger hat seinen Fasttag. (Altmann VI, 404.) Dän.: Ingen heigen er saa ringe, han vil jo have sit vaxlys. (Bohn I, 381.) Frz.: Il n'y a si petit saint qui ne veuille sa chandelle son offrende. (Leroux, I, 28; Cahier, 1597.) 45 Es ist noch nit aller heilgen abent. – Franck, II, 84b; Eyering, II, 560; Gruter, I, 36; Lange, 1020. Holl.: Het is nog niet aller heiligen avond. (Harrebomée, I, 298.) Lat.: Nescit, quid serus vesper vehat. – Nondum omnium sanctorum sol occidit. 46 Es könnte mancher ein Heiliger sein, wenn er so oft in die Bibel als ins Glas guckte. Aehnlich sagte Thomas Morus, die Männer würden grosso Heilige sein, wenn sie Gott so sehr liebten, als sie die Weiber lieben. (Breslauer Erzähler, 1803, 678.) 47 Es sind auch Heilige, die nicht zeichnen. D. i. keine Wunder thun. It.: Tutti i santi non fanno miracoli. (Bohn I, 129.) 48 Es sind keine Heiligen im Himmel, die nicht auf der Erde gelästert worden sind. 49 Es sind nicht alle Heilige, die eine zerrissene (beschissene) Kutte tragen. „Manche Mönche glaubten steif und fest, dass die Heiligkeit in einem bestimmten Verhältniss zu der Unreinigkeit eines Heiligen stände. Der heilige Ignatius, sagen sie, fand ein Vergnügen daran, überall in schmuzigen Schuhen zu erscheinen; er bediente sich niemals eines Kammes und hütete sich sorgfältig, seine Nägel zu reinigen. Ein anderer Heiliger brachte es in der Frömmigkeit so weit, dass er 300 Flicken in seinen Beinkleidern hatte, die denn auch nach seinem Tode als Vorbild zur Nachahmung öffentlich aufgehängt wurden. Der heilige Franciscus entdeckte bei einer gewissen Gelegenheit, dass die Teufel durch solche Art von Beinkleidern verscheucht und durch reinliche Beinkleidung angefeuert werden und es sei durch das Beispiel der berühmtesten Mönchs erklärt, dass die reinsten Seelen in den unreinsten Körpern stecken. Er versicherte, dass man den Bruder Juriper immer schon eine Meile vom Kloster riechen könne, wenn der Wind aus der rechten Gegend komme.“ (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1832, Nr. 107.) 50 Es sind nicht alle Heilige, die heilig scheinen. Holl.: Zij zijn niet allen heilig, die gaarne (veel) ter kerke gaau. (Harrebomée, I, 298.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [232]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/238>, abgerufen am 26.04.2024.