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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 22 Perlen sind kein Labsal für den Magen.

Böhm.: Co platny perly, kdyz krk mi skrti. (Celakovsky, 169.)

Ill.: Zaludu mi je biser, kad mi garlo davi. (Celakovsky, 169.)

23 Perlen sind Perlen, wären sie auch noch so schlecht angereiht.

24 Perlin haben keinn schein, so sie im kot ligen. - Franck, II, 210a.

25 Um Perlen anzufädeln, sind wir nicht da.

Wir wollen unsere Zeit nicht mit unnützen Dingen vertändeln, uns nicht mit Kleinigkeiten aufhalten.

Frz.: Nous ne sommes pas ici pour enfiler des perles. (Demokritos, II, 12.)

26 Unrein gefasste Perle leuchtet nicht. - Körte, 4694.

27 Wer Perlen erlangen will, muss sich tief wagen.

Die Russen: Perlen muss man im Meer suchen. (Altmann VI, 407.)

28 Wer Perlen und Frauen suchet bei Licht, der ist bald ein betrogener Wicht.

Holl.: Geen parel dient bij nacht gekocht, geen vrijster bij de kaars gezocht. (Harrebomee, II, 172a.)

29 Wer Perlen vor die Säue schüttet, dem sind die Sinne wol zerrüttet. - Suringar, CIIC, 1.

30 Wer seine Perle im Meere des Elends fischt, dem wiegen sie Centner. - Sprichwörtergarten, 137.

Es gibt Kenntnisse, die man nur auf dem Erfahrungswege erlangen kann, und die uns um so höher im Werth stehen, je mehr sie uns gekostet haben.

*31 Dadurch fällt keine Perle aus seiner (ihrer) Krone. (Franken.)

Dadurch vergibt er (sie) sich nichts.

*32 Das ist eine Perle in guter (richtiger) Fassung.

Diese Redensart ist gleichen Ursprungs mit der "Perle von Meppen" (s. 34), welche Preussen annectirt und der die Centrumspartei die "richtige Fassung gegeben" hat. Diese Redensart ging sofort in den Volksmund über, um in den verschiedensten Weisen angewandt zu werden: Die Perle ist nicht gut gefasst. Diese Perle muss man besser fassen. Die Niederschles. Zeitung (Nr. 38) berichtet: "Die Centrumsfraction des Abgeordnetenhauses feierte gestern ihre >Perle in der richtigen Fassung,<" indem sie dem Dr. Windthorst ein Diner gab. Im Kladderadatsch ( Nr. 7) heisst es mit Bezug auf "die Perle von Meppen": "Kaum war die richtige Fassung ihr gegeben, da that der böse Kanzler sich erheben und hat gleich aus der Fassung sie gebracht." Auch die Berliner Wespen (Nr. 7) machen ihre Anwendung davon.

*33 Das ist eine Perle in seiner Krone.

Holl.: Dat is eene parel aan zijne kroon. (Harrebomee, II, 172a.)

*34 Die Perle von Meppen.

So heisst seit dem 10. Februar 1872 der den Wahlkreis Meppen vertretende Abgeordnete Windthorst. In der Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 9. Februar hatte Fürst Bismarck unter den fremden Elementen, mit denen die confessionelle Centrumspartei belastet sei, das leitende Mitglied derselben, Windthorst, aufgeführt. In Beziehung hierauf sagte der zu selben Fraction gehörende Abgeordnete Mallinckrodt in seiner Rede am folgenden Tage: "Wir sind stolz darauf, ein so hervorragendes Mitglied zu besitzen. Sie haben eine Perle annectirt, und wir haben die Perle in die richtige Fassung gebracht." Diese "Perle von Meppen" wurde augenblicklich geflügeltes Wort und ging durch alle Zeitungen in den Volksmund über. (Vgl. 32.)

*35 Dir wird keine Perle aus der Krone fallen. - Klix, 58.

*36 Einem die Perlen aus der Krone stossen.

Einen eiteln Menschen empfindlich angreifen.

*37 Es fällt ihm eine Perle aus der Krone. - Braun, I, 3201.

Sagt man z. B. von einem Stolzen, wenn er mit Leuten niederern Standes, als der seine ist, umgehen soll; und der dies in seinen Geberden zeigt, der glaubt auch, es falle ihm eine Perle aus seiner Krone.

*38 Es ist eine Perle von einer Frau.

Holl.: Het is eene parel van eene vrouw. (Harrebomee, II, 172b.)

*39 Es ist nicht so wie Perlen anfädeln.

Die Sache ist schwerer, als sie anfänglich scheint.

Frz.: Ce n'est pas pour enfiler des perles. (Leroux, II, 189.)

*40 Es schütten sich Perl aus seinem Maul.

Jüdisch-deutsch in Warschau, um zu sagen: Er spricht schön, gewählt.

[Spaltenumbruch] *41 Man spreit die Berlin für die Schwein. - Fischart, Bewärung und Erklärung des Sprichworts: die Gelehrten, die Verkehrten, 1584, Bl. D, Bb.

"Den taumelnden Stax mit perlendem Wein aus der Champagne ergötzen, heisst, klingt's auch nicht fein, Perlen für die Säue setzen." (Witzfunken, I a, 15.)

Frz.: Donner des perles aux pourceaux. (Leroux, I, 128.)

*42 Parl up'n Daum. - Dähnert, 344b.

So heisst es in Trinkgelagen, wenn man so rein austrinken soll, dass das umgekehrte Glas kaum ein Tröpflein auf den Daumen fallen lässt.

*43 Wie die Perle im Golde sitzen.

"Wien sitzt wie die Perle im Golde, seine Umgebungen sind mit allen Reizen der Natur geschmückt." (W. Menzel, Reise durch Oesterreich, S. 178.)


Perrüke.

1 Grosse Perrüken, kleine Köpfe.

2 Sein Perocken ist so krauss als wenn Mäuse und Katzen Junge drin hetten. - Chaos, 525.

Von einem Menschen, der sehr unordentlich und Liederlich (s. d.) aussieht.

3 Unter der grössten Perrüke ist oft der leerste Kopf. - Parömiakon, 2892.

4 Unter einer schiefen Perrüke ist oft ein recht gerader Kopf.

5 Was nützen Perrüken, wenn der Kopf fehlt.

Als Friedrich der Grosse in Dresden in das Zimmer eines berühmten Grafen trat, sagte er: "Wie viel Perrüken für einen Mann, der keinen Kopf hat!" (Witzfunken, I b, 88.)

*6 De Prük steit ämm verkert. (Altmark.) - Danneil, 161.

Er ist in übler Laune.

Holl.: De pruck staat hem scheef. ( Harrebomee, II, 203b.)

*7 Die Perrüken haben sich überlebt.

D. h. so geht's nicht mehr, die Zeit ist vorüber, das ist überwunden. Man nimmt gewöhnlich an, dass die Perrüken unter Ludwig XIII. erfunden und gegen Ende des 18. Jahrhunderts ausser Mode gekommen sind; allein sie waren schon im alten Aegypten sehr verbreitet, und man findet einige derselben in den Museen von London und Berlin. (Vgl. Zur Geschichte der Perrüken, in den Jahreszeiten, Hamburg 1870, Nr. 40 u. fg.) Ob die obige Redensart auch dann noch zutreffen sollte, wenn man sie auf die vierzig Unsterblichen der Akademie anwendete, welche der pariser Volksmund die vierzig Perrüken nennt, von denen er unter Anwendung des ernsthaft anerkennend gemeinten Ausdrucks: "Il a de l'esprit pour quatre, sagt: Les quarante perruques ont de l'esprit pour quatre."

*8 Eine Perrüke tragen. - Wurzbach II, 286.

Nicht offen und ehrlich mit jemand umgehen.

*9 Einem in die Perrüke fahren.

*10 Er hat Perrüken.

D. h. er sieht verdriesslich aus. (Vgl. Ueber den Ursprung der Perrüken, eine Skizze vom Verfasser der Schwärmereien u. s. w., Leipzig 1780.)

*11 Es ist ihm was in die Perrüke gefahren.

Holl.: Het weer is hem in de pruck geslaegen. (Harrebomee, II, 203b.)

*12 Hä hät de Pürk widder verkieht stonn. (Bedburg.)

Er ist übler Laune; seine Perrüke steht verkehrt.

*13 Hä hoatt die Paricke vol. (Henneberg.)

Ist zornig.

*14 He kickt ut de Prüke herut as de Mus ut de Hed'n. - Eichwald, 1352.


Perschen.

*1 He perscht sik as Finke Marten önn der Perddeck. - Frischbier, 564a; Frischbier2, 2881.

*2 Hei perscht söck wie e Laus op em Präsedentesack. - Frischbier2, 2882.

*3 Hei perscht söck wie e Pogg önn der Therpuddel. (Ostpreuss.) - Frischbier, 564; Frischbier2, 2883; Hennig, 190.


Person.

1 Der Personen Freund, der Sache Feind. - Heuseler, 473; Körte, 4695.

"Das Recht soll man in superiorem oder in arbitrum aliquem werfen; die Personen sollen zufrieden seyn und mittlerweile re suspensa ad superiorem freundlich sich halten." (Luther.)

2 Die person ansehen ist nicht gut, dann er thet übel, wol vmb ain stück brot. - Agricola II, 226.

3 Die Person treugt offt. - Petri, II, 140.

4 Ein Person bricht allein die Ehe nicht. - Petri, II, 218.

[Spaltenumbruch] 22 Perlen sind kein Labsal für den Magen.

Böhm.: Co platny perly, když krk mi škrtí. (Čelakovský, 169.)

Ill.: Zaludu mi je biser, kad mi gàrlo davi. (Čelakovský, 169.)

23 Perlen sind Perlen, wären sie auch noch so schlecht angereiht.

24 Perlin haben keinn schein, so sie im kot ligen.Franck, II, 210a.

25 Um Perlen anzufädeln, sind wir nicht da.

Wir wollen unsere Zeit nicht mit unnützen Dingen vertändeln, uns nicht mit Kleinigkeiten aufhalten.

Frz.: Nous ne sommes pas ici pour enfiler des perles. (Demokritos, II, 12.)

26 Unrein gefasste Perle leuchtet nicht.Körte, 4694.

27 Wer Perlen erlangen will, muss sich tief wagen.

Die Russen: Perlen muss man im Meer suchen. (Altmann VI, 407.)

28 Wer Perlen und Frauen suchet bei Licht, der ist bald ein betrogener Wicht.

Holl.: Geen parel dient bij nacht gekocht, geen vrijster bij de kaars gezocht. (Harrebomée, II, 172a.)

29 Wer Perlen vor die Säue schüttet, dem sind die Sinne wol zerrüttet.Suringar, CIIC, 1.

30 Wer seine Perle im Meere des Elends fischt, dem wiegen sie Centner.Sprichwörtergarten, 137.

Es gibt Kenntnisse, die man nur auf dem Erfahrungswege erlangen kann, und die uns um so höher im Werth stehen, je mehr sie uns gekostet haben.

*31 Dadurch fällt keine Perle aus seiner (ihrer) Krone. (Franken.)

Dadurch vergibt er (sie) sich nichts.

*32 Das ist eine Perle in guter (richtiger) Fassung.

Diese Redensart ist gleichen Ursprungs mit der „Perle von Meppen“ (s. 34), welche Preussen annectirt und der die Centrumspartei die „richtige Fassung gegeben“ hat. Diese Redensart ging sofort in den Volksmund über, um in den verschiedensten Weisen angewandt zu werden: Die Perle ist nicht gut gefasst. Diese Perle muss man besser fassen. Die Niederschles. Zeitung (Nr. 38) berichtet: „Die Centrumsfraction des Abgeordnetenhauses feierte gestern ihre ›Perle in der richtigen Fassung,‹“ indem sie dem Dr. Windthorst ein Diner gab. Im Kladderadatsch ( Nr. 7) heisst es mit Bezug auf „die Perle von Meppen“: „Kaum war die richtige Fassung ihr gegeben, da that der böse Kanzler sich erheben und hat gleich aus der Fassung sie gebracht.“ Auch die Berliner Wespen (Nr. 7) machen ihre Anwendung davon.

*33 Das ist eine Perle in seiner Krone.

Holl.: Dat is eene parel aan zijne kroon. (Harrebomée, II, 172a.)

*34 Die Perle von Meppen.

So heisst seit dem 10. Februar 1872 der den Wahlkreis Meppen vertretende Abgeordnete Windthorst. In der Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 9. Februar hatte Fürst Bismarck unter den fremden Elementen, mit denen die confessionelle Centrumspartei belastet sei, das leitende Mitglied derselben, Windthorst, aufgeführt. In Beziehung hierauf sagte der zu selben Fraction gehörende Abgeordnete Mallinckrodt in seiner Rede am folgenden Tage: „Wir sind stolz darauf, ein so hervorragendes Mitglied zu besitzen. Sie haben eine Perle annectirt, und wir haben die Perle in die richtige Fassung gebracht.“ Diese „Perle von Meppen“ wurde augenblicklich geflügeltes Wort und ging durch alle Zeitungen in den Volksmund über. (Vgl. 32.)

*35 Dir wird keine Perle aus der Krone fallen.Klix, 58.

*36 Einem die Perlen aus der Krone stossen.

Einen eiteln Menschen empfindlich angreifen.

*37 Es fällt ihm eine Perle aus der Krone.Braun, I, 3201.

Sagt man z. B. von einem Stolzen, wenn er mit Leuten niederern Standes, als der seine ist, umgehen soll; und der dies in seinen Geberden zeigt, der glaubt auch, es falle ihm eine Perle aus seiner Krone.

*38 Es ist eine Perle von einer Frau.

Holl.: Het is eene parel van eene vrouw. (Harrebomée, II, 172b.)

*39 Es ist nicht so wie Perlen anfädeln.

Die Sache ist schwerer, als sie anfänglich scheint.

Frz.: Ce n'est pas pour enfiler des perles. (Leroux, II, 189.)

*40 Es schütten sich Perl aus seinem Maul.

Jüdisch-deutsch in Warschau, um zu sagen: Er spricht schön, gewählt.

[Spaltenumbruch] *41 Man spreit die Berlin für die Schwein.Fischart, Bewärung und Erklärung des Sprichworts: die Gelehrten, die Verkehrten, 1584, Bl. D, Bb.

„Den taumelnden Stax mit perlendem Wein aus der Champagne ergötzen, heisst, klingt's auch nicht fein, Perlen für die Säue setzen.“ (Witzfunken, I a, 15.)

Frz.: Donner des perles aux pourceaux. (Leroux, I, 128.)

*42 Parl up'n Dûm.Dähnert, 344b.

So heisst es in Trinkgelagen, wenn man so rein austrinken soll, dass das umgekehrte Glas kaum ein Tröpflein auf den Daumen fallen lässt.

*43 Wie die Perle im Golde sitzen.

„Wien sitzt wie die Perle im Golde, seine Umgebungen sind mit allen Reizen der Natur geschmückt.“ (W. Menzel, Reise durch Oesterreich, S. 178.)


Perrüke.

1 Grosse Perrüken, kleine Köpfe.

2 Sein Perocken ist so krauss als wenn Mäuse und Katzen Junge drin hetten.Chaos, 525.

Von einem Menschen, der sehr unordentlich und Liederlich (s. d.) aussieht.

3 Unter der grössten Perrüke ist oft der leerste Kopf.Parömiakon, 2892.

4 Unter einer schiefen Perrüke ist oft ein recht gerader Kopf.

5 Was nützen Perrüken, wenn der Kopf fehlt.

Als Friedrich der Grosse in Dresden in das Zimmer eines berühmten Grafen trat, sagte er: „Wie viel Perrüken für einen Mann, der keinen Kopf hat!“ (Witzfunken, I b, 88.)

*6 De Prük steit ämm verkêrt. (Altmark.) – Danneil, 161.

Er ist in übler Laune.

Holl.: De pruck staat hem scheef. ( Harrebomée, II, 203b.)

*7 Die Perrüken haben sich überlebt.

D. h. so geht's nicht mehr, die Zeit ist vorüber, das ist überwunden. Man nimmt gewöhnlich an, dass die Perrüken unter Ludwig XIII. erfunden und gegen Ende des 18. Jahrhunderts ausser Mode gekommen sind; allein sie waren schon im alten Aegypten sehr verbreitet, und man findet einige derselben in den Museen von London und Berlin. (Vgl. Zur Geschichte der Perrüken, in den Jahreszeiten, Hamburg 1870, Nr. 40 u. fg.) Ob die obige Redensart auch dann noch zutreffen sollte, wenn man sie auf die vierzig Unsterblichen der Akademie anwendete, welche der pariser Volksmund die vierzig Perrüken nennt, von denen er unter Anwendung des ernsthaft anerkennend gemeinten Ausdrucks: „Il a de l'esprit pour quatre, sagt: Les quarante perruques ont de l'esprit pour quatre.“

*8 Eine Perrüke tragen.Wurzbach II, 286.

Nicht offen und ehrlich mit jemand umgehen.

*9 Einem in die Perrüke fahren.

*10 Er hat Perrüken.

D. h. er sieht verdriesslich aus. (Vgl. Ueber den Ursprung der Perrüken, eine Skizze vom Verfasser der Schwärmereien u. s. w., Leipzig 1780.)

*11 Es ist ihm was in die Perrüke gefahren.

Holl.: Het weér is hem in de pruck geslaegen. (Harrebomée, II, 203b.)

*12 Hä hät de Pürk widder verkieht stonn. (Bedburg.)

Er ist übler Laune; seine Perrüke steht verkehrt.

*13 Hä hoatt die Paricke vôl. (Henneberg.)

Ist zornig.

*14 He kickt ut de Prüke herut as de Mus ut de Hed'n.Eichwald, 1352.


Pêrschen.

*1 He pêrscht sik as Finke Marten önn der Pêrddeck.Frischbier, 564a; Frischbier2, 2881.

*2 Hei pêrscht söck wie e Lûs op em Präsedentesack.Frischbier2, 2882.

*3 Hei pêrscht söck wie e Pogg önn der Thêrpuddel. (Ostpreuss.) – Frischbier, 564; Frischbier2, 2883; Hennig, 190.


Person.

1 Der Personen Freund, der Sache Feind.Heuseler, 473; Körte, 4695.

„Das Recht soll man in superiorem oder in arbitrum aliquem werfen; die Personen sollen zufrieden seyn und mittlerweile re suspensa ad superiorem freundlich sich halten.“ (Luther.)

2 Die person ansehen ist nicht gut, dann er thet übel, wol vmb ain stück brot.Agricola II, 226.

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[[606]/0620] 22 Perlen sind kein Labsal für den Magen. Böhm.: Co platny perly, když krk mi škrtí. (Čelakovský, 169.) Ill.: Zaludu mi je biser, kad mi gàrlo davi. (Čelakovský, 169.) 23 Perlen sind Perlen, wären sie auch noch so schlecht angereiht. 24 Perlin haben keinn schein, so sie im kot ligen. – Franck, II, 210a. 25 Um Perlen anzufädeln, sind wir nicht da. Wir wollen unsere Zeit nicht mit unnützen Dingen vertändeln, uns nicht mit Kleinigkeiten aufhalten. Frz.: Nous ne sommes pas ici pour enfiler des perles. (Demokritos, II, 12.) 26 Unrein gefasste Perle leuchtet nicht. – Körte, 4694. 27 Wer Perlen erlangen will, muss sich tief wagen. Die Russen: Perlen muss man im Meer suchen. (Altmann VI, 407.) 28 Wer Perlen und Frauen suchet bei Licht, der ist bald ein betrogener Wicht. Holl.: Geen parel dient bij nacht gekocht, geen vrijster bij de kaars gezocht. (Harrebomée, II, 172a.) 29 Wer Perlen vor die Säue schüttet, dem sind die Sinne wol zerrüttet. – Suringar, CIIC, 1. 30 Wer seine Perle im Meere des Elends fischt, dem wiegen sie Centner. – Sprichwörtergarten, 137. Es gibt Kenntnisse, die man nur auf dem Erfahrungswege erlangen kann, und die uns um so höher im Werth stehen, je mehr sie uns gekostet haben. *31 Dadurch fällt keine Perle aus seiner (ihrer) Krone. (Franken.) Dadurch vergibt er (sie) sich nichts. *32 Das ist eine Perle in guter (richtiger) Fassung. Diese Redensart ist gleichen Ursprungs mit der „Perle von Meppen“ (s. 34), welche Preussen annectirt und der die Centrumspartei die „richtige Fassung gegeben“ hat. Diese Redensart ging sofort in den Volksmund über, um in den verschiedensten Weisen angewandt zu werden: Die Perle ist nicht gut gefasst. Diese Perle muss man besser fassen. Die Niederschles. Zeitung (Nr. 38) berichtet: „Die Centrumsfraction des Abgeordnetenhauses feierte gestern ihre ›Perle in der richtigen Fassung,‹“ indem sie dem Dr. Windthorst ein Diner gab. Im Kladderadatsch ( Nr. 7) heisst es mit Bezug auf „die Perle von Meppen“: „Kaum war die richtige Fassung ihr gegeben, da that der böse Kanzler sich erheben und hat gleich aus der Fassung sie gebracht.“ Auch die Berliner Wespen (Nr. 7) machen ihre Anwendung davon. *33 Das ist eine Perle in seiner Krone. Holl.: Dat is eene parel aan zijne kroon. (Harrebomée, II, 172a.) *34 Die Perle von Meppen. So heisst seit dem 10. Februar 1872 der den Wahlkreis Meppen vertretende Abgeordnete Windthorst. In der Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 9. Februar hatte Fürst Bismarck unter den fremden Elementen, mit denen die confessionelle Centrumspartei belastet sei, das leitende Mitglied derselben, Windthorst, aufgeführt. In Beziehung hierauf sagte der zu selben Fraction gehörende Abgeordnete Mallinckrodt in seiner Rede am folgenden Tage: „Wir sind stolz darauf, ein so hervorragendes Mitglied zu besitzen. Sie haben eine Perle annectirt, und wir haben die Perle in die richtige Fassung gebracht.“ Diese „Perle von Meppen“ wurde augenblicklich geflügeltes Wort und ging durch alle Zeitungen in den Volksmund über. (Vgl. 32.) *35 Dir wird keine Perle aus der Krone fallen. – Klix, 58. *36 Einem die Perlen aus der Krone stossen. Einen eiteln Menschen empfindlich angreifen. *37 Es fällt ihm eine Perle aus der Krone. – Braun, I, 3201. Sagt man z. B. von einem Stolzen, wenn er mit Leuten niederern Standes, als der seine ist, umgehen soll; und der dies in seinen Geberden zeigt, der glaubt auch, es falle ihm eine Perle aus seiner Krone. *38 Es ist eine Perle von einer Frau. Holl.: Het is eene parel van eene vrouw. (Harrebomée, II, 172b.) *39 Es ist nicht so wie Perlen anfädeln. Die Sache ist schwerer, als sie anfänglich scheint. Frz.: Ce n'est pas pour enfiler des perles. (Leroux, II, 189.) *40 Es schütten sich Perl aus seinem Maul. Jüdisch-deutsch in Warschau, um zu sagen: Er spricht schön, gewählt. *41 Man spreit die Berlin für die Schwein. – Fischart, Bewärung und Erklärung des Sprichworts: die Gelehrten, die Verkehrten, 1584, Bl. D, Bb. „Den taumelnden Stax mit perlendem Wein aus der Champagne ergötzen, heisst, klingt's auch nicht fein, Perlen für die Säue setzen.“ (Witzfunken, I a, 15.) Frz.: Donner des perles aux pourceaux. (Leroux, I, 128.) *42 Parl up'n Dûm. – Dähnert, 344b. So heisst es in Trinkgelagen, wenn man so rein austrinken soll, dass das umgekehrte Glas kaum ein Tröpflein auf den Daumen fallen lässt. *43 Wie die Perle im Golde sitzen. „Wien sitzt wie die Perle im Golde, seine Umgebungen sind mit allen Reizen der Natur geschmückt.“ (W. Menzel, Reise durch Oesterreich, S. 178.) Perrüke. 1 Grosse Perrüken, kleine Köpfe. 2 Sein Perocken ist so krauss als wenn Mäuse und Katzen Junge drin hetten. – Chaos, 525. Von einem Menschen, der sehr unordentlich und Liederlich (s. d.) aussieht. 3 Unter der grössten Perrüke ist oft der leerste Kopf. – Parömiakon, 2892. 4 Unter einer schiefen Perrüke ist oft ein recht gerader Kopf. 5 Was nützen Perrüken, wenn der Kopf fehlt. Als Friedrich der Grosse in Dresden in das Zimmer eines berühmten Grafen trat, sagte er: „Wie viel Perrüken für einen Mann, der keinen Kopf hat!“ (Witzfunken, I b, 88.) *6 De Prük steit ämm verkêrt. (Altmark.) – Danneil, 161. Er ist in übler Laune. Holl.: De pruck staat hem scheef. ( Harrebomée, II, 203b.) *7 Die Perrüken haben sich überlebt. D. h. so geht's nicht mehr, die Zeit ist vorüber, das ist überwunden. Man nimmt gewöhnlich an, dass die Perrüken unter Ludwig XIII. erfunden und gegen Ende des 18. Jahrhunderts ausser Mode gekommen sind; allein sie waren schon im alten Aegypten sehr verbreitet, und man findet einige derselben in den Museen von London und Berlin. (Vgl. Zur Geschichte der Perrüken, in den Jahreszeiten, Hamburg 1870, Nr. 40 u. fg.) Ob die obige Redensart auch dann noch zutreffen sollte, wenn man sie auf die vierzig Unsterblichen der Akademie anwendete, welche der pariser Volksmund die vierzig Perrüken nennt, von denen er unter Anwendung des ernsthaft anerkennend gemeinten Ausdrucks: „Il a de l'esprit pour quatre, sagt: Les quarante perruques ont de l'esprit pour quatre.“ *8 Eine Perrüke tragen. – Wurzbach II, 286. Nicht offen und ehrlich mit jemand umgehen. *9 Einem in die Perrüke fahren. *10 Er hat Perrüken. D. h. er sieht verdriesslich aus. (Vgl. Ueber den Ursprung der Perrüken, eine Skizze vom Verfasser der Schwärmereien u. s. w., Leipzig 1780.) *11 Es ist ihm was in die Perrüke gefahren. Holl.: Het weér is hem in de pruck geslaegen. (Harrebomée, II, 203b.) *12 Hä hät de Pürk widder verkieht stonn. (Bedburg.) Er ist übler Laune; seine Perrüke steht verkehrt. *13 Hä hoatt die Paricke vôl. (Henneberg.) Ist zornig. *14 He kickt ut de Prüke herut as de Mus ut de Hed'n. – Eichwald, 1352. Pêrschen. *1 He pêrscht sik as Finke Marten önn der Pêrddeck. – Frischbier, 564a; Frischbier2, 2881. *2 Hei pêrscht söck wie e Lûs op em Präsedentesack. – Frischbier2, 2882. *3 Hei pêrscht söck wie e Pogg önn der Thêrpuddel. (Ostpreuss.) – Frischbier, 564; Frischbier2, 2883; Hennig, 190. Person. 1 Der Personen Freund, der Sache Feind. – Heuseler, 473; Körte, 4695. „Das Recht soll man in superiorem oder in arbitrum aliquem werfen; die Personen sollen zufrieden seyn und mittlerweile re suspensa ad superiorem freundlich sich halten.“ (Luther.) 2 Die person ansehen ist nicht gut, dann er thet übel, wol vmb ain stück brot. – Agricola II, 226. 3 Die Person treugt offt. – Petri, II, 140. 4 Ein Person bricht allein die Ehe nicht. – Petri, II, 218.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [606]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/620>, abgerufen am 26.04.2024.