Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *48 Er hat einen Stich zu viel, als wären es Hundstage.

Lat.: Lydus in meridie. (Erasm., 505; Philippi, I, 232.)

*49 Es hält nicht Stich. - Schottel, 1113b; Körte, 5738b; Braun, I, 4287.

Ist ohne Grund, auch: ist nicht standhaft, nicht dauerhaft. Von Zeugen oder vom Leder entlehnt, die beim Nähen ausreissen.

Holl.: Dat houdt geen steek. (Harrebomee, II, 300b.)

Schwed.: Han wil intet hälla streek. (Törning, 50.)

*50 Es ist ein Stich über Wasser.

*51 Es lässt keiner den andern im Stiche.

*52 Es seind stich, die nit bluten. - Tappius, 206a; Eyering, II, 586; Henisch, 430, 66; Sailer, 50; Herberger, I, 542; Eiselein, 579.

Im Oberharz: Es is a Schtich, har blutt awer nett. "Ich goub'n an Stich, der nich blutt." (Keller, 150b.)

Dän.: Der ere mange hug og sting, som ei blöde, og dog svie meget. (Prov. dan., 309.)

Holl.: Dat is een steek, al bloedt ze niet. (Harrebomee, II, 300a.)

Lat.: Genuino mordere. (Erasm., 690; Philippi, I, 690.) - Sales dentati. (Seybold, 537.) - Qui clanculum obtrectant, genuino mordere dicuntur. (Henisch, 430, 67.)

*53 Es war ihm ein Stich ins Herz.

Die englischen Neger in Surinam sagen sehr sinnig, um den Gedanken auszudrücken, einem auf eine feine Weise empfindlich wehe thun: Einem einen Schlag geben ohne Hand. (Wullschlägel.)

Holl.: Het was een doodsteck in zijn hart. (Harrebomee, II, 145b.)

*54 Es will den Stich nicht halten. - Schottel, 1118a.

*55 Nicht einen Stich sehen. - Körte, 5738c.

Es ist so finster, dass man gar nichts sehen kann.

Frz.: On ne voit ni ciel, ni terre. (Kritzinger, 145a.)

Holl.: Hij ziet geen steek. (Harrebomee, II, 301a.)

*56 Op dat Stieksken1 folget wir en Bieksken. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 78, 325.

1) Den Sonnenstich.

*57 Stich, stoss und streich. - Rochholz, 52.

*58 Stumpfe Stiche geben. - Schottel, 1117a.

*59 Von dem Stoch (Stich) blut' ich auch nicht. - Blass, 19.

*60 Wenn alle Stiche reissen.

Wenn alles, worauf man seine Erwartungen und Hoffnungen gesetzt hat, uns täuscht und verlässt, so will man irgendetwas als Aeusserstes versuchen.


Stichblatt.

1 Man muss auch ein Stichblatt auf die Letzt behalten.

2 Wer aller Leute Stichblatt ist, kann gut pariren.

Unter Stichblatt wird sowol die Karte, welche sticht oder gestochen wird, als auch die Scheibe am Degen zwischen Griff und Klinge verstanden, auf welche im Gefecht die meisten Stiche gehen.

*3 Ein Stichblatt an etwas haben.

Frz.: Cela m'est hoc. (Kritzinger, 376b.)

*4 Einem zum Stichblatt dienen. - Körte, 5758d; Braun, I, 4289.

*5 Einen zum Stichblatt brauchen. - Herberger, I, 29.

Der Gegenstand des Hänselns sein.

Frz.: Etre te bardot d'une compagnie.

*6 Er ist das Stichblatt aller Welt. - Eiselein, 579.

*7 Es bleibt ihm das Stichblatt in der Hand. - Lehmann, 769, 1.

Sein Plan war unrecht angelegt. (S. Kauf.)

*8 Etwas zum Stichblatt behalten.


Steichelei.

Das kommt von deinen Sticheleien, sagte das Mädchen zu ihrem Schatz, als ihr das Kleid zu eng wurde.


Sticheln.

* Auf jemand sticheln.

Frz.: Donner de vives attaques a quelqu'un. (Kritzinger, 244b.) - Donner un coup de deut a quelqu'un. (Lendroy, 587.) - Il est piquant en paroles. (Kritzinger, 536a.)


Stichelrede.

1 Auf eine Stichelrede gehört eine andere.

Engl.: When the demand is a jest, the fittest answer is a scoff.

*2 Einem Stichelreden geben. - Kritzinger, 95b.


Stichelwort.

* Einem Stichelworte geben.

Frz.: Jetter un lardon contre quelqu'un. - Mordere quelqu'un de paroles. (Kritzinger, 412a u. 465b.)


Stichlein.

Kleine Stichlein thun auch wehe. - Petri, II, 424.


[Spaltenumbruch]
Stichling.

1 Ein Stichling ist ein König, ein Lachs ein Herr, ein Karpff ein schelm, ein Hecht ein reuber, ein Barbe ein Schneider, ein Ael ein Geuckler, ein Neunaug ein Kind, ein Bürsch ein Ritter, ein Gruendel ein Jungfraw, ein Krebs ein Todtengräber, ein Kopt ein Huffnagel, ein Nase ein Schreiber, ein Aesch ein Rheingraffe, ein Forell ein Förster. - Petri, II, 227.

2 Wer Stichlinge fängt, der fängt auch Fische.

Bei Tunnicius (277): De stekelinge venkt, de venkt ok vische. (Pisciculos captans non frustra rete retendit.) Stekelink ist ein kleiner Fisch mit stachlichen Flossen, Cyprinus gobio, in Bremen Stekelstang. (Vgl. Bremer Wb., IV, 5019.) Dafür auch spierinc und gron, d. i. grondel, grondeline = Gründling: Die spirinc vanct, vanct ooc visch. - Hi vanct ooc visch, die een grunt vanct. (Fallersleben, 207 u. 407.)

*3 Das sind eitel Stichlinge.

"Ganz böse Stichwort." Luther (Werke, III, 279) in der Bedeutung von Sticheleien.


Sticken (s. Stecken, Subst.).

*1 Da will ik en Sticken bisteken. (Holst.) - Schütz, IV, 196.

Das will ich mir merken, etwa wie: Ich will mir einen Knoten ins Taschentuch machen.

*2 Dar hebb'k hum 'n Stick vör staken. - Kern, 1134; Dähnert, 451b.

Ich habe seinem Treiben ein Ziel gesetzt.

*3 De Sticken vör dem Kälwerstall is weg. - Globus, VIII.

Um ausgelassene Lustigkeit, die den Charakter der Albernheit hat, zu bezeichnen.

*4 Enen Sticken1 steken. (Holst.) - Schütze, IV, 196.

1) Pflöckchen, Stift.

*5 He hett seinen Sticken steken. - Schütze, IV, 196.

Hat seinen Zweck festgesetzt.

Lat.: Gobio dum capitur tunc piscis captus habetur.

*6 Ik will di en Sticken steken. - Schütze, IV, 196.

Ich will dir eine Grenze bestimmen, will deinen Plänen Einhalt thun. (Dähnert, 461b.)


Sticksel.

* Hei heat ein Sticksel1 im Koppe. (Westf.)

1) Einen Nagel. - Ist stolz.


Stickvoll.

* Er ist stickvoll. - Mathesy, 186a.


Stieben.

1 Gestoben und geflogen. - Sanders, Wb., I, 462b.

Verschollen. " ... Vor de grote hupe der Papen vnd Mönneke gestauen vnd geflagen." (Gryse, Historie von der Lere, Leuende und Dode J. Slüters, Bog. F, 2.)

*2 Ik wet nich, wo's stoaben un floagen sünd. (Mecklenburg.) - Frommann, II, 229; Eichwald, 1822.

*3 'S stoipt em wei schimmlig Braut ausem Maule. (Schles.) - Frommann, III, 409.


Stief.

Stef öss nich lef. - Frischbier2, 3630.

Vom Verhältniss zwischen Stiefältern und Stiefkindern.


Stiefel.

1 Alte stieflen bedörffen vil schmers. - Franck, I, 87a; II, 55a; Tappius, 55a; Gruter, I, 4; Lehmann, 8, 28; Eyering, I, 58; Latendorf II, 5; Schottel, 1113b; Mayer, I, 20; Simrock, 9893; Braun, I, 4291.

"Stiffeln vnd schuch, so die veralten, wöllen mit schmiern wol fein gehalten." Bei Tunnicius (816): Olde lersen behoven vele smerens. (Imbibit et tollit adipis vetus ocrea multum.)

Dän.: Gamle stövle vil have megen smörie. (Prov. dan., 534.)

Holl.: Olde leerse behoeven vele smeers. (Harrebomee, II, 2a; Tunn., 20, 21.)

Lat.: Indiget aruina saepe senex ocrea. (Binder II, 1493; Loci comm., 181; Neander, 286; Sutor, 892.) - Si vetus est ocrea multum de sumine sumi. (Fallersleben, 757.)

Schwed.: Gamla stöfler fordra myckan smörja. (Wensell, 54; Grubb, 242.)

2 An alten Stiefeln mag der Hund sich abkiefeln. - Eiselein, 579; Simrock, 9894.

3 An alten Stiefeln schmiert man sich müde. - Lehmann, 145, 76; Eiselein, 579; Grubb, 240.

4 Aus blanken Stiefeln1 werden bald genug Latschen2.

1) Aus putzsüchtigen, eiteln, vergnügungssüchtigen Jungfrauen.

2) Unreinliche, lappige, schlappige Hausfrauen.

[Spaltenumbruch] *48 Er hat einen Stich zu viel, als wären es Hundstage.

Lat.: Lydus in meridie. (Erasm., 505; Philippi, I, 232.)

*49 Es hält nicht Stich.Schottel, 1113b; Körte, 5738b; Braun, I, 4287.

Ist ohne Grund, auch: ist nicht standhaft, nicht dauerhaft. Von Zeugen oder vom Leder entlehnt, die beim Nähen ausreissen.

Holl.: Dat houdt geen steek. (Harrebomée, II, 300b.)

Schwed.: Han wil intet hälla streek. (Törning, 50.)

*50 Es ist ein Stich über Wasser.

*51 Es lässt keiner den andern im Stiche.

*52 Es seind stich, die nit bluten.Tappius, 206a; Eyering, II, 586; Henisch, 430, 66; Sailer, 50; Herberger, I, 542; Eiselein, 579.

Im Oberharz: Es is a Schtich, har blutt awer nett. „Ich goub'n an Stich, der nich blutt.“ (Keller, 150b.)

Dän.: Der ere mange hug og sting, som ei bløde, og dog svie meget. (Prov. dan., 309.)

Holl.: Dat is een steek, al bloedt ze niet. (Harrebomée, II, 300a.)

Lat.: Genuino mordere. (Erasm., 690; Philippi, I, 690.) – Sales dentati. (Seybold, 537.) – Qui clanculum obtrectant, genuino mordere dicuntur. (Henisch, 430, 67.)

*53 Es war ihm ein Stich ins Herz.

Die englischen Neger in Surinam sagen sehr sinnig, um den Gedanken auszudrücken, einem auf eine feine Weise empfindlich wehe thun: Einem einen Schlag geben ohne Hand. (Wullschlägel.)

Holl.: Het was een doodsteck in zijn hart. (Harrebomée, II, 145b.)

*54 Es will den Stich nicht halten.Schottel, 1118a.

*55 Nicht einen Stich sehen.Körte, 5738c.

Es ist so finster, dass man gar nichts sehen kann.

Frz.: On ne voit ni ciel, ni terre. (Kritzinger, 145a.)

Holl.: Hij ziet geen steek. (Harrebomée, II, 301a.)

*56 Op dat Stieksken1 folget wir en Bieksken. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 78, 325.

1) Den Sonnenstich.

*57 Stich, stoss und streich.Rochholz, 52.

*58 Stumpfe Stiche geben.Schottel, 1117a.

*59 Von dem Stoch (Stich) blut' ich auch nicht.Blass, 19.

*60 Wenn alle Stiche reissen.

Wenn alles, worauf man seine Erwartungen und Hoffnungen gesetzt hat, uns täuscht und verlässt, so will man irgendetwas als Aeusserstes versuchen.


Stichblatt.

1 Man muss auch ein Stichblatt auf die Letzt behalten.

2 Wer aller Leute Stichblatt ist, kann gut pariren.

Unter Stichblatt wird sowol die Karte, welche sticht oder gestochen wird, als auch die Scheibe am Degen zwischen Griff und Klinge verstanden, auf welche im Gefecht die meisten Stiche gehen.

*3 Ein Stichblatt an etwas haben.

Frz.: Cela m'est hoc. (Kritzinger, 376b.)

*4 Einem zum Stichblatt dienen.Körte, 5758d; Braun, I, 4289.

*5 Einen zum Stichblatt brauchen.Herberger, I, 29.

Der Gegenstand des Hänselns sein.

Frz.: Etre te bardot d'une compagnie.

*6 Er ist das Stichblatt aller Welt.Eiselein, 579.

*7 Es bleibt ihm das Stichblatt in der Hand.Lehmann, 769, 1.

Sein Plan war unrecht angelegt. (S. Kauf.)

*8 Etwas zum Stichblatt behalten.


Stîchelei.

Das kommt von deinen Sticheleien, sagte das Mädchen zu ihrem Schatz, als ihr das Kleid zu eng wurde.


Sticheln.

* Auf jemand sticheln.

Frz.: Donner de vives attaques à quelqu'un. (Kritzinger, 244b.) – Donner un coup de deut à quelqu'un. (Lendroy, 587.) – Il est piquant en paroles. (Kritzinger, 536a.)


Stichelrede.

1 Auf eine Stichelrede gehört eine andere.

Engl.: When the demand is a jest, the fittest answer is a scoff.

*2 Einem Stichelreden geben.Kritzinger, 95b.


Stichelwort.

* Einem Stichelworte geben.

Frz.: Jetter un lardon contre quelqu'un. – Mordere quelqu'un de paroles. (Kritzinger, 412a u. 465b.)


Stichlein.

Kleine Stichlein thun auch wehe.Petri, II, 424.


[Spaltenumbruch]
Stichling.

1 Ein Stichling ist ein König, ein Lachs ein Herr, ein Karpff ein schelm, ein Hecht ein reuber, ein Barbe ein Schneider, ein Ael ein Geuckler, ein Neunaug ein Kind, ein Bürsch ein Ritter, ein Gruendel ein Jungfraw, ein Krebs ein Todtengräber, ein Kopt ein Huffnagel, ein Nase ein Schreiber, ein Aesch ein Rheingraffe, ein Forell ein Förster.Petri, II, 227.

2 Wer Stichlinge fängt, der fängt auch Fische.

Bei Tunnicius (277): De stekelinge venkt, de venkt ôk vische. (Pisciculos captans non frustra rete retendit.) Stekelink ist ein kleiner Fisch mit stachlichen Flossen, Cyprinus gobio, in Bremen Stekelstang. (Vgl. Bremer Wb., IV, 5019.) Dafür auch spierinc und gron, d. i. grondel, grondeline = Gründling: Die spirinc vanct, vanct ooc visch. – Hi vanct ooc visch, die een grunt vanct. (Fallersleben, 207 u. 407.)

*3 Das sind eitel Stichlinge.

„Ganz böse Stichwort.“ Luther (Werke, III, 279) in der Bedeutung von Sticheleien.


Sticken (s. Stecken, Subst.).

*1 Da will ik en Sticken bistêken. (Holst.) – Schütz, IV, 196.

Das will ich mir merken, etwa wie: Ich will mir einen Knoten ins Taschentuch machen.

*2 Dar hebb'k hum 'n Stick vör staken.Kern, 1134; Dähnert, 451b.

Ich habe seinem Treiben ein Ziel gesetzt.

*3 De Sticken vör dem Kälwerstall is weg.Globus, VIII.

Um ausgelassene Lustigkeit, die den Charakter der Albernheit hat, zu bezeichnen.

*4 Énen Sticken1 stêken. (Holst.) – Schütze, IV, 196.

1) Pflöckchen, Stift.

*5 He hett sînen Sticken stêken.Schütze, IV, 196.

Hat seinen Zweck festgesetzt.

Lat.: Gobio dum capitur tunc piscis captus habetur.

*6 Ik will di en Sticken stêken.Schütze, IV, 196.

Ich will dir eine Grenze bestimmen, will deinen Plänen Einhalt thun. (Dähnert, 461b.)


Sticksel.

* Hei heat ein Sticksel1 im Koppe. (Westf.)

1) Einen Nagel. – Ist stolz.


Stickvoll.

* Er ist stickvoll.Mathesy, 186a.


Stieben.

1 Gestoben und geflogen.Sanders, Wb., I, 462b.

Verschollen. „ ... Vor de grote hupe der Papen vnd Mönneke gestauen vnd geflagen.“ (Gryse, Historie von der Lere, Leuende und Dode J. Slüters, Bog. F, 2.)

*2 Ik wêt nich, wo's stoaben un floagen sünd. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 229; Eichwald, 1822.

*3 'S stoipt em wî schimmlig Brût ausem Maule. (Schles.) – Frommann, III, 409.


Stief.

Stêf öss nich lêf.Frischbier2, 3630.

Vom Verhältniss zwischen Stiefältern und Stiefkindern.


Stiefel.

1 Alte stieflen bedörffen vil schmers.Franck, I, 87a; II, 55a; Tappius, 55a; Gruter, I, 4; Lehmann, 8, 28; Eyering, I, 58; Latendorf II, 5; Schottel, 1113b; Mayer, I, 20; Simrock, 9893; Braun, I, 4291.

„Stiffeln vnd schuch, so die veralten, wöllen mit schmiern wol fein gehalten.“ Bei Tunnicius (816): Olde lèrsen behoven vele smerens. (Imbibit et tollit adipis vetus ocrea multum.)

Dän.: Gamle støvle vil have megen smørie. (Prov. dan., 534.)

Holl.: Olde leerse behoeven vele smeers. (Harrebomée, II, 2a; Tunn., 20, 21.)

Lat.: Indiget aruina saepe senex ocrea. (Binder II, 1493; Loci comm., 181; Neander, 286; Sutor, 892.) – Si vetus est ocrea multum de sumine sumi. (Fallersleben, 757.)

Schwed.: Gamla stöfler fordra myckan smörja. (Wensell, 54; Grubb, 242.)

2 An alten Stiefeln mag der Hund sich abkiefeln.Eiselein, 579; Simrock, 9894.

3 An alten Stiefeln schmiert man sich müde.Lehmann, 145, 76; Eiselein, 579; Grubb, 240.

4 Aus blanken Stiefeln1 werden bald genug Latschen2.

1) Aus putzsüchtigen, eiteln, vergnügungssüchtigen Jungfrauen.

2) Unreinliche, lappige, schlappige Hausfrauen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0430" n="[424]"/><cb n="847"/>
*48 Er hat einen Stich zu viel, als wären es Hundstage.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Lydus in meridie. (<hi rendition="#i">Erasm., 505; Philippi, I, 232.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*49 Es hält nicht Stich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1113<hi rendition="#sup">b</hi>; Körte, 5738<hi rendition="#sup">b</hi>; Braun, I, 4287.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist ohne Grund, auch: ist nicht standhaft, nicht dauerhaft. Von Zeugen oder vom Leder entlehnt, die beim Nähen ausreissen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat houdt geen steek. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 300<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Han wil intet hälla streek. (<hi rendition="#i">Törning, 50.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*50 Es ist ein Stich über Wasser.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*51 Es lässt keiner den andern im Stiche.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*52 Es seind stich, die nit bluten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 206<hi rendition="#sup">a</hi>; Eyering, II, 586; Henisch, 430, 66; Sailer, 50; Herberger, I, 542; Eiselein, 579.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Im Oberharz: Es is a Schtich, har blutt awer nett. &#x201E;Ich goub'n an Stich, der nich blutt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 150<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Der ere mange hug og sting, som ei bløde, og dog svie meget. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 309.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat is een steek, al bloedt ze niet. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 300<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Genuino mordere. (<hi rendition="#i">Erasm., 690; Philippi, I, 690.</hi>) &#x2013; Sales dentati. (<hi rendition="#i">Seybold, 537.</hi>) &#x2013; Qui clanculum obtrectant, genuino mordere dicuntur. (<hi rendition="#i">Henisch, 430, 67.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*53 Es war ihm ein Stich ins Herz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die englischen Neger in Surinam sagen sehr sinnig, um den Gedanken auszudrücken, einem auf eine feine Weise empfindlich wehe thun: Einem einen Schlag geben ohne Hand. (<hi rendition="#i">Wullschlägel.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het was een doodsteck in zijn hart. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 145<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*54 Es will den Stich nicht halten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1118<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*55 Nicht einen Stich sehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 5738<hi rendition="#sup">c</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist so finster, dass man gar nichts sehen kann.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: On ne voit ni ciel, ni terre. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 145<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij ziet geen steek. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 301<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*56 Op dat Stieksken<hi rendition="#sup">1</hi> folget wir en Bieksken.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 78, 325.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Den Sonnenstich.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*57 Stich, stoss und streich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Rochholz, 52.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*58 Stumpfe Stiche geben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1117<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*59 Von dem Stoch (Stich) blut' ich auch nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blass, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*60 Wenn alle Stiche reissen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn alles, worauf man seine Erwartungen und Hoffnungen gesetzt hat, uns täuscht und verlässt, so will man irgendetwas als Aeusserstes versuchen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stichblatt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Man muss auch ein Stichblatt auf die Letzt behalten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer aller Leute Stichblatt ist, kann gut pariren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Unter Stichblatt wird sowol die Karte, welche sticht oder gestochen wird, als auch die Scheibe am Degen zwischen Griff und Klinge verstanden, auf welche im Gefecht die meisten Stiche gehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Ein Stichblatt an etwas haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Cela m'est hoc. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 376<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Einem zum Stichblatt dienen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 5758<hi rendition="#sup">d</hi>; Braun, I, 4289.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Einen zum Stichblatt brauchen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, I, 29.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Gegenstand des Hänselns sein.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Etre te bardot d'une compagnie.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Er ist das Stichblatt aller Welt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 579.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Es bleibt ihm das Stichblatt in der Hand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 769, 1.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sein Plan war unrecht angelegt. (S.  Kauf.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Etwas zum Stichblatt behalten.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stîchelei.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Das kommt von deinen Sticheleien, sagte das Mädchen zu ihrem Schatz, als ihr das Kleid zu eng wurde.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sticheln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Auf jemand sticheln.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Donner de vives attaques à quelqu'un. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 244<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) &#x2013; Donner un coup de deut à quelqu'un. (<hi rendition="#i">Lendroy, 587.</hi>) &#x2013; Il est piquant en paroles. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 536<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stichelrede.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Auf eine Stichelrede gehört eine andere.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: When the demand is a jest, the fittest answer is a scoff.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Einem Stichelreden geben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kritzinger, 95<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stichelwort.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Einem Stichelworte geben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Jetter un lardon contre quelqu'un. &#x2013; Mordere quelqu'un de paroles. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 412<hi rendition="#sup">a</hi> u. 465<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stichlein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Kleine Stichlein thun auch wehe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 424.</hi></p><lb/>
        </div>
        <cb n="848"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stichling.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ein Stichling ist ein König, ein Lachs ein Herr, ein Karpff ein schelm, ein Hecht ein reuber, ein Barbe ein Schneider, ein Ael ein Geuckler, ein Neunaug ein Kind, ein Bürsch ein Ritter, ein Gruendel ein Jungfraw, ein Krebs ein Todtengräber, ein Kopt ein Huffnagel, ein Nase ein Schreiber, ein Aesch ein Rheingraffe, ein Forell ein Förster.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 227.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer Stichlinge fängt, der fängt auch Fische.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (277)</hi>: De stekelinge venkt, de venkt ôk vische. (Pisciculos captans non frustra rete retendit.) Stekelink ist ein kleiner Fisch mit stachlichen Flossen, Cyprinus gobio, in Bremen Stekelstang. (Vgl. <hi rendition="#i">Bremer Wb., IV, 5019.</hi>) Dafür auch spierinc und gron, d. i. grondel, grondeline = Gründling: Die spirinc vanct, vanct ooc visch. &#x2013; Hi vanct ooc visch, die een grunt vanct. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 207 u. 407.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Das sind eitel Stichlinge.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Ganz böse Stichwort.&#x201C; <hi rendition="#i">Luther (Werke, III, 279)</hi> in der Bedeutung von Sticheleien.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Sticken</hi> (s.  Stecken, Subst.).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Da will ik en Sticken bistêken.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütz, IV, 196.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das will ich mir merken, etwa wie: Ich will mir einen Knoten ins Taschentuch machen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Dar hebb'k hum 'n Stick vör staken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 1134; Dähnert, 451<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ich habe seinem Treiben ein Ziel gesetzt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 De Sticken vör dem Kälwerstall is weg.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Globus, VIII.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um ausgelassene Lustigkeit, die den Charakter der Albernheit hat, zu bezeichnen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Énen Sticken<hi rendition="#sup">1</hi> stêken.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 196.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Pflöckchen, Stift.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 He hett sînen Sticken stêken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 196.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat seinen Zweck festgesetzt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Gobio dum capitur tunc piscis captus habetur.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Ik will di en Sticken stêken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 196.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ich will dir eine Grenze bestimmen, will deinen Plänen Einhalt thun. (<hi rendition="#i">Dähnert, 461<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sticksel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Hei heat ein Sticksel<hi rendition="#sup">1</hi> im Koppe.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Einen Nagel. &#x2013; Ist stolz.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stickvoll.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist stickvoll.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 186<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stieben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Gestoben und geflogen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sanders, Wb., I, 462<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Verschollen. &#x201E; ... Vor de grote hupe der Papen vnd Mönneke gestauen vnd geflagen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Gryse, Historie von der Lere, Leuende und Dode J. Slüters, Bog. F, 2.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Ik wêt nich, wo's stoaben un floagen sünd.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, II, 229; Eichwald, 1822.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 'S stoipt em wî schimmlig Brût ausem Maule.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 409.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stief.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Stêf öss nich lêf.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3630.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Vom Verhältniss zwischen Stiefältern und Stiefkindern.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stiefel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Alte stieflen bedörffen vil schmers.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 87<hi rendition="#sup">a;</hi> II, 55<hi rendition="#sup">a</hi>; Tappius, 55<hi rendition="#sup">a</hi>; Gruter, I, 4; Lehmann, 8, 28; Eyering, I, 58; Latendorf II, 5; Schottel, 1113<hi rendition="#sup">b</hi>; Mayer, I, 20; Simrock, 9893; Braun, I, 4291.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Stiffeln vnd schuch, so die veralten, wöllen mit schmiern wol fein gehalten.&#x201C; Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (816)</hi>: Olde lèrsen behoven vele smerens. (Imbibit et tollit adipis vetus ocrea multum.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Gamle støvle vil have megen smørie. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 534.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Olde leerse behoeven vele smeers. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 2<hi rendition="#sup">a</hi>; Tunn., 20, 21.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Indiget aruina saepe senex ocrea. (<hi rendition="#i">Binder II, 1493; Loci comm., 181; Neander, 286; Sutor, 892.</hi>) &#x2013; Si vetus est ocrea multum de sumine sumi. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 757.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Gamla stöfler fordra myckan smörja. (<hi rendition="#i">Wensell, 54; Grubb, 242.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 An alten Stiefeln mag der Hund sich abkiefeln.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 579; Simrock, 9894.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 An alten Stiefeln schmiert man sich müde.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 145, 76; Eiselein, 579; Grubb, 240.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Aus blanken Stiefeln<hi rendition="#sup">1</hi> werden bald genug Latschen<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Aus putzsüchtigen, eiteln, vergnügungssüchtigen Jungfrauen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Unreinliche, lappige, schlappige Hausfrauen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[424]/0430] *48 Er hat einen Stich zu viel, als wären es Hundstage. Lat.: Lydus in meridie. (Erasm., 505; Philippi, I, 232.) *49 Es hält nicht Stich. – Schottel, 1113b; Körte, 5738b; Braun, I, 4287. Ist ohne Grund, auch: ist nicht standhaft, nicht dauerhaft. Von Zeugen oder vom Leder entlehnt, die beim Nähen ausreissen. Holl.: Dat houdt geen steek. (Harrebomée, II, 300b.) Schwed.: Han wil intet hälla streek. (Törning, 50.) *50 Es ist ein Stich über Wasser. *51 Es lässt keiner den andern im Stiche. *52 Es seind stich, die nit bluten. – Tappius, 206a; Eyering, II, 586; Henisch, 430, 66; Sailer, 50; Herberger, I, 542; Eiselein, 579. Im Oberharz: Es is a Schtich, har blutt awer nett. „Ich goub'n an Stich, der nich blutt.“ (Keller, 150b.) Dän.: Der ere mange hug og sting, som ei bløde, og dog svie meget. (Prov. dan., 309.) Holl.: Dat is een steek, al bloedt ze niet. (Harrebomée, II, 300a.) Lat.: Genuino mordere. (Erasm., 690; Philippi, I, 690.) – Sales dentati. (Seybold, 537.) – Qui clanculum obtrectant, genuino mordere dicuntur. (Henisch, 430, 67.) *53 Es war ihm ein Stich ins Herz. Die englischen Neger in Surinam sagen sehr sinnig, um den Gedanken auszudrücken, einem auf eine feine Weise empfindlich wehe thun: Einem einen Schlag geben ohne Hand. (Wullschlägel.) Holl.: Het was een doodsteck in zijn hart. (Harrebomée, II, 145b.) *54 Es will den Stich nicht halten. – Schottel, 1118a. *55 Nicht einen Stich sehen. – Körte, 5738c. Es ist so finster, dass man gar nichts sehen kann. Frz.: On ne voit ni ciel, ni terre. (Kritzinger, 145a.) Holl.: Hij ziet geen steek. (Harrebomée, II, 301a.) *56 Op dat Stieksken1 folget wir en Bieksken. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 78, 325. 1) Den Sonnenstich. *57 Stich, stoss und streich. – Rochholz, 52. *58 Stumpfe Stiche geben. – Schottel, 1117a. *59 Von dem Stoch (Stich) blut' ich auch nicht. – Blass, 19. *60 Wenn alle Stiche reissen. Wenn alles, worauf man seine Erwartungen und Hoffnungen gesetzt hat, uns täuscht und verlässt, so will man irgendetwas als Aeusserstes versuchen. Stichblatt. 1 Man muss auch ein Stichblatt auf die Letzt behalten. 2 Wer aller Leute Stichblatt ist, kann gut pariren. Unter Stichblatt wird sowol die Karte, welche sticht oder gestochen wird, als auch die Scheibe am Degen zwischen Griff und Klinge verstanden, auf welche im Gefecht die meisten Stiche gehen. *3 Ein Stichblatt an etwas haben. Frz.: Cela m'est hoc. (Kritzinger, 376b.) *4 Einem zum Stichblatt dienen. – Körte, 5758d; Braun, I, 4289. *5 Einen zum Stichblatt brauchen. – Herberger, I, 29. Der Gegenstand des Hänselns sein. Frz.: Etre te bardot d'une compagnie. *6 Er ist das Stichblatt aller Welt. – Eiselein, 579. *7 Es bleibt ihm das Stichblatt in der Hand. – Lehmann, 769, 1. Sein Plan war unrecht angelegt. (S. Kauf.) *8 Etwas zum Stichblatt behalten. Stîchelei. Das kommt von deinen Sticheleien, sagte das Mädchen zu ihrem Schatz, als ihr das Kleid zu eng wurde. Sticheln. * Auf jemand sticheln. Frz.: Donner de vives attaques à quelqu'un. (Kritzinger, 244b.) – Donner un coup de deut à quelqu'un. (Lendroy, 587.) – Il est piquant en paroles. (Kritzinger, 536a.) Stichelrede. 1 Auf eine Stichelrede gehört eine andere. Engl.: When the demand is a jest, the fittest answer is a scoff. *2 Einem Stichelreden geben. – Kritzinger, 95b. Stichelwort. * Einem Stichelworte geben. Frz.: Jetter un lardon contre quelqu'un. – Mordere quelqu'un de paroles. (Kritzinger, 412a u. 465b.) Stichlein. Kleine Stichlein thun auch wehe. – Petri, II, 424. Stichling. 1 Ein Stichling ist ein König, ein Lachs ein Herr, ein Karpff ein schelm, ein Hecht ein reuber, ein Barbe ein Schneider, ein Ael ein Geuckler, ein Neunaug ein Kind, ein Bürsch ein Ritter, ein Gruendel ein Jungfraw, ein Krebs ein Todtengräber, ein Kopt ein Huffnagel, ein Nase ein Schreiber, ein Aesch ein Rheingraffe, ein Forell ein Förster. – Petri, II, 227. 2 Wer Stichlinge fängt, der fängt auch Fische. Bei Tunnicius (277): De stekelinge venkt, de venkt ôk vische. (Pisciculos captans non frustra rete retendit.) Stekelink ist ein kleiner Fisch mit stachlichen Flossen, Cyprinus gobio, in Bremen Stekelstang. (Vgl. Bremer Wb., IV, 5019.) Dafür auch spierinc und gron, d. i. grondel, grondeline = Gründling: Die spirinc vanct, vanct ooc visch. – Hi vanct ooc visch, die een grunt vanct. (Fallersleben, 207 u. 407.) *3 Das sind eitel Stichlinge. „Ganz böse Stichwort.“ Luther (Werke, III, 279) in der Bedeutung von Sticheleien. Sticken (s. Stecken, Subst.). *1 Da will ik en Sticken bistêken. (Holst.) – Schütz, IV, 196. Das will ich mir merken, etwa wie: Ich will mir einen Knoten ins Taschentuch machen. *2 Dar hebb'k hum 'n Stick vör staken. – Kern, 1134; Dähnert, 451b. Ich habe seinem Treiben ein Ziel gesetzt. *3 De Sticken vör dem Kälwerstall is weg. – Globus, VIII. Um ausgelassene Lustigkeit, die den Charakter der Albernheit hat, zu bezeichnen. *4 Énen Sticken1 stêken. (Holst.) – Schütze, IV, 196. 1) Pflöckchen, Stift. *5 He hett sînen Sticken stêken. – Schütze, IV, 196. Hat seinen Zweck festgesetzt. Lat.: Gobio dum capitur tunc piscis captus habetur. *6 Ik will di en Sticken stêken. – Schütze, IV, 196. Ich will dir eine Grenze bestimmen, will deinen Plänen Einhalt thun. (Dähnert, 461b.) Sticksel. * Hei heat ein Sticksel1 im Koppe. (Westf.) 1) Einen Nagel. – Ist stolz. Stickvoll. * Er ist stickvoll. – Mathesy, 186a. Stieben. 1 Gestoben und geflogen. – Sanders, Wb., I, 462b. Verschollen. „ ... Vor de grote hupe der Papen vnd Mönneke gestauen vnd geflagen.“ (Gryse, Historie von der Lere, Leuende und Dode J. Slüters, Bog. F, 2.) *2 Ik wêt nich, wo's stoaben un floagen sünd. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 229; Eichwald, 1822. *3 'S stoipt em wî schimmlig Brût ausem Maule. (Schles.) – Frommann, III, 409. Stief. Stêf öss nich lêf. – Frischbier2, 3630. Vom Verhältniss zwischen Stiefältern und Stiefkindern. Stiefel. 1 Alte stieflen bedörffen vil schmers. – Franck, I, 87a; II, 55a; Tappius, 55a; Gruter, I, 4; Lehmann, 8, 28; Eyering, I, 58; Latendorf II, 5; Schottel, 1113b; Mayer, I, 20; Simrock, 9893; Braun, I, 4291. „Stiffeln vnd schuch, so die veralten, wöllen mit schmiern wol fein gehalten.“ Bei Tunnicius (816): Olde lèrsen behoven vele smerens. (Imbibit et tollit adipis vetus ocrea multum.) Dän.: Gamle støvle vil have megen smørie. (Prov. dan., 534.) Holl.: Olde leerse behoeven vele smeers. (Harrebomée, II, 2a; Tunn., 20, 21.) Lat.: Indiget aruina saepe senex ocrea. (Binder II, 1493; Loci comm., 181; Neander, 286; Sutor, 892.) – Si vetus est ocrea multum de sumine sumi. (Fallersleben, 757.) Schwed.: Gamla stöfler fordra myckan smörja. (Wensell, 54; Grubb, 242.) 2 An alten Stiefeln mag der Hund sich abkiefeln. – Eiselein, 579; Simrock, 9894. 3 An alten Stiefeln schmiert man sich müde. – Lehmann, 145, 76; Eiselein, 579; Grubb, 240. 4 Aus blanken Stiefeln1 werden bald genug Latschen2. 1) Aus putzsüchtigen, eiteln, vergnügungssüchtigen Jungfrauen. 2) Unreinliche, lappige, schlappige Hausfrauen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/430
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [424]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/430>, abgerufen am 27.04.2024.