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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Die Seejunker.


Bei Gründung der deutschen Flotte waren die Seejunker, wie
der officielle Titel der Kadetten lautete, auf den verschiedenen
Schiffen vertheilt. Nach Lage der Umstände konnten sie
jedoch auf Raddampfern mit deren mangelhafter Bemastung
in practischer Beziehung wenig lernen; sie wurden deshalb zum
größten Theile auf der "Deutschland" eingeschifft. Das Schiff
mit seiner vollen Fregattentakelung bot wenigstens Gelegenheit,
das Segelexercitium auf größeren Kriegsschiffen und was damit
zusammenhing kennen zu lernen, ebenso gestatteten seine Räum-
lichkeiten die Unterbringung von 25 bis 30 Junkern und
die Einrichtung eines regelrechten Lehrcurses mit vorwiegend
theoretischem Unterrichte. Als Lehrer fungirten theils Officiere,
theils Civilisten, und es wurde nach dieser Seite nicht versäumt,
die Schüler für ihr Fach möglichst gut vor- und auszubilden.
Auch bei der Wahl der Messe war diese Rücksicht maßgebend
gewesen, und sie befand sich auf der "Deutschland" nicht, wie
sonst auf Fregatten, im Zwischendeck, sondern in der hellen
Batterie, damit die Junker nicht bei Licht zu arbeiten brauchten.
Der Commandant des Schiffes, dessen Obhut man die Er-


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Die Seejunker.


Bei Gründung der deutſchen Flotte waren die Seejunker, wie
der officielle Titel der Kadetten lautete, auf den verſchiedenen
Schiffen vertheilt. Nach Lage der Umſtände konnten ſie
jedoch auf Raddampfern mit deren mangelhafter Bemaſtung
in practiſcher Beziehung wenig lernen; ſie wurden deshalb zum
größten Theile auf der „Deutſchland“ eingeſchifft. Das Schiff
mit ſeiner vollen Fregattentakelung bot wenigſtens Gelegenheit,
das Segelexercitium auf größeren Kriegsſchiffen und was damit
zuſammenhing kennen zu lernen, ebenſo geſtatteten ſeine Räum-
lichkeiten die Unterbringung von 25 bis 30 Junkern und
die Einrichtung eines regelrechten Lehrcurſes mit vorwiegend
theoretiſchem Unterrichte. Als Lehrer fungirten theils Officiere,
theils Civiliſten, und es wurde nach dieſer Seite nicht verſäumt,
die Schüler für ihr Fach möglichſt gut vor- und auszubilden.
Auch bei der Wahl der Meſſe war dieſe Rückſicht maßgebend
geweſen, und ſie befand ſich auf der „Deutſchland“ nicht, wie
ſonſt auf Fregatten, im Zwiſchendeck, ſondern in der hellen
Batterie, damit die Junker nicht bei Licht zu arbeiten brauchten.
Der Commandant des Schiffes, deſſen Obhut man die Er-

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[[286]/0298] [Abbildung] Die Seejunker. Bei Gründung der deutſchen Flotte waren die Seejunker, wie der officielle Titel der Kadetten lautete, auf den verſchiedenen Schiffen vertheilt. Nach Lage der Umſtände konnten ſie jedoch auf Raddampfern mit deren mangelhafter Bemaſtung in practiſcher Beziehung wenig lernen; ſie wurden deshalb zum größten Theile auf der „Deutſchland“ eingeſchifft. Das Schiff mit ſeiner vollen Fregattentakelung bot wenigſtens Gelegenheit, das Segelexercitium auf größeren Kriegsſchiffen und was damit zuſammenhing kennen zu lernen, ebenſo geſtatteten ſeine Räum- lichkeiten die Unterbringung von 25 bis 30 Junkern und die Einrichtung eines regelrechten Lehrcurſes mit vorwiegend theoretiſchem Unterrichte. Als Lehrer fungirten theils Officiere, theils Civiliſten, und es wurde nach dieſer Seite nicht verſäumt, die Schüler für ihr Fach möglichſt gut vor- und auszubilden. Auch bei der Wahl der Meſſe war dieſe Rückſicht maßgebend geweſen, und ſie befand ſich auf der „Deutſchland“ nicht, wie ſonſt auf Fregatten, im Zwiſchendeck, ſondern in der hellen Batterie, damit die Junker nicht bei Licht zu arbeiten brauchten. Der Commandant des Schiffes, deſſen Obhut man die Er-

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. [286]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/298>, abgerufen am 28.04.2024.