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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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Von den Glückscontracten.
durch einen unversehenen Zufall untergehen,
oder verschlimmert werden können, oder bey
welchen der Eigenthümer das Seinige verlie-
ren kann; so erstreckt sich der Assecurantzcon-
tract, ob er gleich bey Kaufleuten nur in An-
sehung der Waaren gewöhnlich ist, welche
über die See gefahren werden, dennoch viel
weiter, und kann auch zu andern Contracten
hinzukommen, z E. zum Verwahrungscon-
tracte. Wenn man es also verabredet,
daß der Assecurante einen gewissen Ge-
winn haben soll, wenn die Sache un-
beschädigt an den bestimmten Ort
kommt, oder sich kein Unglück ereig-
net: wofern sie
aber verlohren gehen
sollte, der Assecurante den Werth der
Waaren ersetzen; so muß,
damit der As-
securirte nicht besser daran sey, als der Assecu-
rante, wenn sich ein Unglück ereignen sollte,
als wenn dieses nicht geschiehet, der Lohn
für die zu assecurirenden Waaren bey
der Schätzung von dem wahren Wer-
the derselben abgezogen werden.

§. 680.

Seegeld oder hinüber zu fahrendesVom
Trans-
portcon-
tract.

Geld (pecunia nautica, vel trajecticia)
nennt man, das über die See auf Gefahr
des Gläubigers gefahren werden soll; dem
Seegelde,
oder dem hinüber zu fahren-
den ähnliches Geld
(pecunia quasi nau-
tica,
oder quasi trajecticia) aber, welches
durch andere gefährliche Oerter auf Gefahr

des

Von den Gluͤckscontracten.
durch einen unverſehenen Zufall untergehen,
oder verſchlimmert werden koͤnnen, oder bey
welchen der Eigenthuͤmer das Seinige verlie-
ren kann; ſo erſtreckt ſich der Aſſecurantzcon-
tract, ob er gleich bey Kaufleuten nur in An-
ſehung der Waaren gewoͤhnlich iſt, welche
uͤber die See gefahren werden, dennoch viel
weiter, und kann auch zu andern Contracten
hinzukommen, z E. zum Verwahrungscon-
tracte. Wenn man es alſo verabredet,
daß der Aſſecurante einen gewiſſen Ge-
winn haben ſoll, wenn die Sache un-
beſchaͤdigt an den beſtimmten Ort
kommt, oder ſich kein Ungluͤck ereig-
net: wofern ſie
aber verlohren gehen
ſollte, der Aſſecurante den Werth der
Waaren erſetzen; ſo muß,
damit der Aſ-
ſecurirte nicht beſſer daran ſey, als der Aſſecu-
rante, wenn ſich ein Ungluͤck ereignen ſollte,
als wenn dieſes nicht geſchiehet, der Lohn
fuͤr die zu aſſecurirenden Waaren bey
der Schaͤtzung von dem wahren Wer-
the derſelben abgezogen werden.

§. 680.

Seegeld oder hinuͤber zu fahrendesVom
Trans-
portcon-
tract.

Geld (pecunia nautica, vel trajecticia)
nennt man, das uͤber die See auf Gefahr
des Glaͤubigers gefahren werden ſoll; dem
Seegelde,
oder dem hinuͤber zu fahren-
den aͤhnliches Geld
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tica,
oder quaſi trajecticia) aber, welches
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[463/0499] Von den Gluͤckscontracten. durch einen unverſehenen Zufall untergehen, oder verſchlimmert werden koͤnnen, oder bey welchen der Eigenthuͤmer das Seinige verlie- ren kann; ſo erſtreckt ſich der Aſſecurantzcon- tract, ob er gleich bey Kaufleuten nur in An- ſehung der Waaren gewoͤhnlich iſt, welche uͤber die See gefahren werden, dennoch viel weiter, und kann auch zu andern Contracten hinzukommen, z E. zum Verwahrungscon- tracte. Wenn man es alſo verabredet, daß der Aſſecurante einen gewiſſen Ge- winn haben ſoll, wenn die Sache un- beſchaͤdigt an den beſtimmten Ort kommt, oder ſich kein Ungluͤck ereig- net: wofern ſie aber verlohren gehen ſollte, der Aſſecurante den Werth der Waaren erſetzen; ſo muß, damit der Aſ- ſecurirte nicht beſſer daran ſey, als der Aſſecu- rante, wenn ſich ein Ungluͤck ereignen ſollte, als wenn dieſes nicht geſchiehet, der Lohn fuͤr die zu aſſecurirenden Waaren bey der Schaͤtzung von dem wahren Wer- the derſelben abgezogen werden. §. 680. Seegeld oder hinuͤber zu fahrendes Geld (pecunia nautica, vel trajecticia) nennt man, das uͤber die See auf Gefahr des Glaͤubigers gefahren werden ſoll; dem Seegelde, oder dem hinuͤber zu fahren- den aͤhnliches Geld (pecunia quaſi nau- tica, oder quaſi trajecticia) aber, welches durch andere gefaͤhrliche Oerter auf Gefahr des Vom Trans- portcon- tract.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/499>, abgerufen am 26.04.2024.