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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] überzogene Blätter/ und bringet gesprengte
Saffran-gelbe Blumen/ welchen ein klei-
ner/ bitterer und scharffer Samen nachfol-
get. Das gantze Gewächs gibt einen bitte-
ren und gewürtzten geschmack von sich. Man
findet es in Franckreich bey Maßilien am
Meer und steinichten orten. Jn Teutsch-
land wird es in den Gärten gepflantzet.

[Abbildung] Schößlein von Jüdischem/ Alevan-
drinischem und Aegyptischem
Wermuth.

Comae Absinthii Judaici, Alexandrini
& AEgyptiaci.

A. Aegy-
ptischer
wermuth.

+ Die
grösse sei-
ner blät-
teren.

B. B. Jü-
discher
wermuth.

C. C. * A-
lexandri-
nischer
wermuth.

8. Der Jüdische Santonische Wermuth/
Absinthium Santonicum Judaicum, C. B. Lum-
bricorum Semen Rauvvolfio, J. B.
Wächßt
sehr viel im Jüdischen Land/ insonderheit
aber umb Bethlehem der Heiligen Geburts-
Statt unsers Heilands. Er überkomt allda
aschenfarbe blättlein/ die sich dem gemeinen
Wermuth zimlich vergleichen/ bringt viel
dünne stengelein voll kleinen gelblichten Sa-
mens/ ist eines unlieblichen geruchs und sehr
bitteren geschmacks/ mit einer gesaltzenen
Schärffe.

9. Der Alexandrinische Wermuth/ oder
das wahre Wurmsamen-kraut/ Absinthium
Santonicum Alexandrinum, C. B. Lumbrico-
rum semen vulgare & Matth. J. B.
ist ein stau-
dicht Gewächs/ so mit vielen Stenglen und
Neben-zweiglein bekleidet/ auch mit unzahl-
bahrem kleinem Samen angefüllt ist/ gibt
einen bitteren geruch und einen unlieblichen
geschmack von sich. Man bringet ihne auß
Alexandria und umbligenden orten. Jn
Teutschland wird er leichtlich in den Gärten
von dem frischen Samen gezielet/ bekomt
wenig kleine Blätter/ ist aber an allen Aest-
lein von unden an biß oben auß voll Sa-
[Spaltenumbruch] mens. Allhier solle ich billich anmercken/Würm bey
den Kinde-
ren.

daß/ wie dieser Wurm-samen/ roh oder
verzuckert den Kinderen/ so von den Wür-
men geplaget werden/ dienlich ist/ also thut
er hingegen denjenigen/ so keine Würm im
Leib haben/ mehr Schaden als Nutzen brin-
gen.

10. Der Aegyptische Wermuth/ Absin-
thium Santonicum AEgyptiacum, C. B.
bringt
subtile/ weißlichte Blättlein/ so an einem
langen stiel gegen einander über stehen/ er
hat ein starcken doch nicht unlieblichen ge-
ruch/ der geschmack ist ein wenig bitter.
Dieses Kräutlein vergleichet sich der kleinen
Stabwurtz/ daß man sie kaum von einander
unterscheiden kan/ allein wird er weisser/ wol-
lichter und kleiner. Jst ein Sommer-ge-
wächs/ und muß im Winter in warmen
Kelleren erhalten werden.

Eigenschafft.

Der Wermuth hat ein ölicht-flüchtiges/
bitteres Saltz bey sich/ wärmt daher und
trucknet/ erdünneret/ erweicht/ eröffnet die
Verstopffungen aller innerlicher theilen/
stärckt den Magen/ bringt Eßlust/ treibt und
tödtet die Würm/ beförderet die monatliche
Reinigung/ zertheilet die Wind/ und wi-
derstehet allem Gifft und Fäulung.

Gebrauch.

Bey den Römern ware ein Gebrauch/
daß nach vollendeten Megalensischen
Schauspielen/ der überwinder/ nachdem er
mit frolocken des Volcks auß seinem Wa-
gen gestiegen/ auch wider seinen Willen/ von
dem Wermuth-wein trincken mußte/ dar-
bey ihne der Römische Schultheiß also an-
redete: Disce, o Victor! Fortunae mores, quae
suavibus & jucundis semper amari quidpiam
admiscere solet.
Lehrne/ O du überwin-
der! die Sitten des Glücks/ welches allezeit
under die lieblichen und anmuthigen sachen
etwas bitters zu vermischen pfleget.

Der Wermuth erwärmet und stärcketSchwacher
und kalter
Magen/
Fäulung
und Gall
in dem Ge-
blüt/ Gift/
Engbrü-
stigkeit/
Auffstossen
des Ma-
gens.

den schwachen und kalten Magen/ reiniget
das Geblüt von der Fäulung und Gall/ wi-
derstehet dem Gifft/ wehret der Engbrüstig-
keit und dem Auffstossen des Magens. Jn
allen Kranckheiten des Magens/ die ihren
ursprung von kälte her haben/ ist nichts
dienlichers als der Wermuth.

Was massen auß dem Wermuth ein sehr
nutzliches Laxier-säcklein für Mann- und
Weibs-personen zubereitet werde/ ist bey der
Veyelwurtz an ihrem ort angezeigt wor-
den/ allda auch ein bewehrtes Mittel wider
die Wassersucht/ von der Wermuth-aschenWasser-
sucht.

gefunden wird.

Es dienet auch der Wermuth dem Rind-Anstecken-
de Seuch
bey dem
Rindvieh
und den
Schaaffen.

vieh und den Schaaffen/ daher die Hirten
den gestossenen Wermuth mit Saltz ver-
mischt/ denselben zu lecken geben/ sie dadurch
vor ansteckenden Seuchen zu bewahren.

Jn dem Vieh-sterben solle man morgens
und abends das Rindvieh in den ställen mitVieh-ster-
ben.

Wermuth beräuchern.

Wider die Würm der Pferden in dem
Leib: Nim Wermuth/ Feigbonen/ Tau-Würm der
Pferden
im Leib.

sendgulden-kraut jedes ein halb loth/ Ret-
tich-samen ein quintlein/ Hirschhorn ein
halb loth: stosse alles zu einem reinen pul-

ver/

Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] uͤberzogene Blaͤtter/ und bringet geſprengte
Saffran-gelbe Blumen/ welchen ein klei-
ner/ bitterer und ſcharffer Samen nachfol-
get. Das gantze Gewaͤchs gibt einen bitte-
ren und gewuͤrtzten geſchmack von ſich. Man
findet es in Franckreich bey Maßilien am
Meer und ſteinichten orten. Jn Teutſch-
land wird es in den Gaͤrten gepflantzet.

[Abbildung] Schoͤßlein von Juͤdiſchem/ Alevan-
driniſchem und Aegyptiſchem
Wermuth.

Comæ Abſinthii Judaici, Alexandrini
& Ægyptiaci.

A. Aegy-
ptiſcher
wermuth.

† Die
groͤſſe ſei-
ner blaͤt-
teren.

B. B. Juͤ-
diſcher
wermuth.

C. C. * A-
lexandri-
niſcher
wermuth.

8. Der Juͤdiſche Santoniſche Wermuth/
Abſinthium Santonicum Judaicum, C. B. Lum-
bricorum Semen Rauvvolfio, J. B.
Waͤchßt
ſehr viel im Juͤdiſchen Land/ inſonderheit
aber umb Bethlehem der Heiligen Geburts-
Statt unſers Heilands. Er uͤberkomt allda
aſchenfarbe blaͤttlein/ die ſich dem gemeinen
Wermuth zimlich vergleichen/ bringt viel
duͤnne ſtengelein voll kleinen gelblichten Sa-
mens/ iſt eines unlieblichen geruchs und ſehr
bitteren geſchmacks/ mit einer geſaltzenen
Schaͤrffe.

9. Der Alexandriniſche Wermuth/ oder
das wahre Wurmſamen-kraut/ Abſinthium
Santonicum Alexandrinum, C. B. Lumbrico-
rum ſemen vulgare & Matth. J. B.
iſt ein ſtau-
dicht Gewaͤchs/ ſo mit vielen Stenglen und
Neben-zweiglein bekleidet/ auch mit unzahl-
bahrem kleinem Samen angefuͤllt iſt/ gibt
einen bitteren geruch und einen unlieblichen
geſchmack von ſich. Man bringet ihne auß
Alexandria und umbligenden orten. Jn
Teutſchland wird er leichtlich in den Gaͤrten
von dem friſchen Samen gezielet/ bekomt
wenig kleine Blaͤtter/ iſt aber an allen Aeſt-
lein von unden an biß oben auß voll Sa-
[Spaltenumbruch] mens. Allhier ſolle ich billich anmercken/Wuͤrm bey
den Kinde-
ren.

daß/ wie dieſer Wurm-ſamen/ roh oder
verzuckert den Kinderen/ ſo von den Wuͤr-
men geplaget werden/ dienlich iſt/ alſo thut
er hingegen denjenigen/ ſo keine Wuͤrm im
Leib haben/ mehr Schaden als Nutzen brin-
gen.

10. Der Aegyptiſche Wermuth/ Abſin-
thium Santonicum Ægyptiacum, C. B.
bringt
ſubtile/ weißlichte Blaͤttlein/ ſo an einem
langen ſtiel gegen einander uͤber ſtehen/ er
hat ein ſtarcken doch nicht unlieblichen ge-
ruch/ der geſchmack iſt ein wenig bitter.
Dieſes Kraͤutlein vergleichet ſich der kleinen
Stabwurtz/ daß man ſie kaum von einander
unterſcheiden kan/ allein wird er weiſſer/ wol-
lichter und kleiner. Jſt ein Sommer-ge-
waͤchs/ und muß im Winter in warmen
Kelleren erhalten werden.

Eigenſchafft.

Der Wermuth hat ein oͤlicht-fluͤchtiges/
bitteres Saltz bey ſich/ waͤrmt daher und
trucknet/ erduͤnneret/ erweicht/ eroͤffnet die
Verſtopffungen aller innerlicher theilen/
ſtaͤrckt den Magen/ bringt Eßluſt/ treibt und
toͤdtet die Wuͤrm/ befoͤrderet die monatliche
Reinigung/ zertheilet die Wind/ und wi-
derſtehet allem Gifft und Faͤulung.

Gebrauch.

Bey den Roͤmern ware ein Gebrauch/
daß nach vollendeten Megalenſiſchen
Schauſpielen/ der uͤberwinder/ nachdem er
mit frolocken des Volcks auß ſeinem Wa-
gen geſtiegen/ auch wider ſeinen Willen/ von
dem Wermuth-wein trincken mußte/ dar-
bey ihne der Roͤmiſche Schultheiß alſo an-
redete: Diſce, ô Victor! Fortunæ mores, quæ
ſuavibus & jucundis ſemper amari quidpiam
admiſcere ſolet.
Lehrne/ O du uͤberwin-
der! die Sitten des Gluͤcks/ welches allezeit
under die lieblichen und anmuthigen ſachen
etwas bitters zu vermiſchen pfleget.

Der Wermuth erwaͤrmet und ſtaͤrcketSchwacheꝛ
und kalter
Magen/
Faͤulung
und Gall
in dem Ge-
bluͤt/ Gift/
Engbruͤ-
ſtigkeit/
Auffſtoſſen
des Ma-
gens.

den ſchwachen und kalten Magen/ reiniget
das Gebluͤt von der Faͤulung und Gall/ wi-
derſtehet dem Gifft/ wehret der Engbruͤſtig-
keit und dem Auffſtoſſen des Magens. Jn
allen Kranckheiten des Magens/ die ihren
urſprung von kaͤlte her haben/ iſt nichts
dienlichers als der Wermuth.

Was maſſen auß dem Wermuth ein ſehr
nutzliches Laxier-ſaͤcklein fuͤr Mann- und
Weibs-perſonen zubereitet werde/ iſt bey der
Veyelwurtz an ihrem ort angezeigt wor-
den/ allda auch ein bewehrtes Mittel wider
die Waſſerſucht/ von der Wermuth-aſchenWaſſer-
ſucht.

gefunden wird.

Es dienet auch der Wermuth dem Rind-Anſtecken-
de Seuch
bey dem
Rindvieh
und den
Schaaffen.

vieh und den Schaaffen/ daher die Hirten
den geſtoſſenen Wermuth mit Saltz ver-
miſcht/ denſelben zu lecken geben/ ſie dadurch
vor anſteckenden Seuchen zu bewahren.

Jn dem Vieh-ſterben ſolle man morgens
und abends das Rindvieh in den ſtaͤllen mitVieh-ſter-
ben.

Wermuth beraͤuchern.

Wider die Wuͤrm der Pferden in dem
Leib: Nim Wermuth/ Feigbonen/ Tau-Wuͤrm deꝛ
Pferden
im Leib.

ſendgulden-kraut jedes ein halb loth/ Ret-
tich-ſamen ein quintlein/ Hirſchhorn ein
halb loth: ſtoſſe alles zu einem reinen pul-

ver/
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[662/0678] Das Dritte Buch/ uͤberzogene Blaͤtter/ und bringet geſprengte Saffran-gelbe Blumen/ welchen ein klei- ner/ bitterer und ſcharffer Samen nachfol- get. Das gantze Gewaͤchs gibt einen bitte- ren und gewuͤrtzten geſchmack von ſich. Man findet es in Franckreich bey Maßilien am Meer und ſteinichten orten. Jn Teutſch- land wird es in den Gaͤrten gepflantzet. [Abbildung Schoͤßlein von Juͤdiſchem/ Alevan- driniſchem und Aegyptiſchem Wermuth. Comæ Abſinthii Judaici, Alexandrini & Ægyptiaci. ] 8. Der Juͤdiſche Santoniſche Wermuth/ Abſinthium Santonicum Judaicum, C. B. Lum- bricorum Semen Rauvvolfio, J. B. Waͤchßt ſehr viel im Juͤdiſchen Land/ inſonderheit aber umb Bethlehem der Heiligen Geburts- Statt unſers Heilands. Er uͤberkomt allda aſchenfarbe blaͤttlein/ die ſich dem gemeinen Wermuth zimlich vergleichen/ bringt viel duͤnne ſtengelein voll kleinen gelblichten Sa- mens/ iſt eines unlieblichen geruchs und ſehr bitteren geſchmacks/ mit einer geſaltzenen Schaͤrffe. 9. Der Alexandriniſche Wermuth/ oder das wahre Wurmſamen-kraut/ Abſinthium Santonicum Alexandrinum, C. B. Lumbrico- rum ſemen vulgare & Matth. J. B. iſt ein ſtau- dicht Gewaͤchs/ ſo mit vielen Stenglen und Neben-zweiglein bekleidet/ auch mit unzahl- bahrem kleinem Samen angefuͤllt iſt/ gibt einen bitteren geruch und einen unlieblichen geſchmack von ſich. Man bringet ihne auß Alexandria und umbligenden orten. Jn Teutſchland wird er leichtlich in den Gaͤrten von dem friſchen Samen gezielet/ bekomt wenig kleine Blaͤtter/ iſt aber an allen Aeſt- lein von unden an biß oben auß voll Sa- mens. Allhier ſolle ich billich anmercken/ daß/ wie dieſer Wurm-ſamen/ roh oder verzuckert den Kinderen/ ſo von den Wuͤr- men geplaget werden/ dienlich iſt/ alſo thut er hingegen denjenigen/ ſo keine Wuͤrm im Leib haben/ mehr Schaden als Nutzen brin- gen. Wuͤrm bey den Kinde- ren. 10. Der Aegyptiſche Wermuth/ Abſin- thium Santonicum Ægyptiacum, C. B. bringt ſubtile/ weißlichte Blaͤttlein/ ſo an einem langen ſtiel gegen einander uͤber ſtehen/ er hat ein ſtarcken doch nicht unlieblichen ge- ruch/ der geſchmack iſt ein wenig bitter. Dieſes Kraͤutlein vergleichet ſich der kleinen Stabwurtz/ daß man ſie kaum von einander unterſcheiden kan/ allein wird er weiſſer/ wol- lichter und kleiner. Jſt ein Sommer-ge- waͤchs/ und muß im Winter in warmen Kelleren erhalten werden. Eigenſchafft. Der Wermuth hat ein oͤlicht-fluͤchtiges/ bitteres Saltz bey ſich/ waͤrmt daher und trucknet/ erduͤnneret/ erweicht/ eroͤffnet die Verſtopffungen aller innerlicher theilen/ ſtaͤrckt den Magen/ bringt Eßluſt/ treibt und toͤdtet die Wuͤrm/ befoͤrderet die monatliche Reinigung/ zertheilet die Wind/ und wi- derſtehet allem Gifft und Faͤulung. Gebrauch. Bey den Roͤmern ware ein Gebrauch/ daß nach vollendeten Megalenſiſchen Schauſpielen/ der uͤberwinder/ nachdem er mit frolocken des Volcks auß ſeinem Wa- gen geſtiegen/ auch wider ſeinen Willen/ von dem Wermuth-wein trincken mußte/ dar- bey ihne der Roͤmiſche Schultheiß alſo an- redete: Diſce, ô Victor! Fortunæ mores, quæ ſuavibus & jucundis ſemper amari quidpiam admiſcere ſolet. Lehrne/ O du uͤberwin- der! die Sitten des Gluͤcks/ welches allezeit under die lieblichen und anmuthigen ſachen etwas bitters zu vermiſchen pfleget. Der Wermuth erwaͤrmet und ſtaͤrcket den ſchwachen und kalten Magen/ reiniget das Gebluͤt von der Faͤulung und Gall/ wi- derſtehet dem Gifft/ wehret der Engbruͤſtig- keit und dem Auffſtoſſen des Magens. Jn allen Kranckheiten des Magens/ die ihren urſprung von kaͤlte her haben/ iſt nichts dienlichers als der Wermuth. Schwacheꝛ und kalter Magen/ Faͤulung und Gall in dem Ge- bluͤt/ Gift/ Engbruͤ- ſtigkeit/ Auffſtoſſen des Ma- gens. Was maſſen auß dem Wermuth ein ſehr nutzliches Laxier-ſaͤcklein fuͤr Mann- und Weibs-perſonen zubereitet werde/ iſt bey der Veyelwurtz an ihrem ort angezeigt wor- den/ allda auch ein bewehrtes Mittel wider die Waſſerſucht/ von der Wermuth-aſchen gefunden wird. Waſſer- ſucht. Es dienet auch der Wermuth dem Rind- vieh und den Schaaffen/ daher die Hirten den geſtoſſenen Wermuth mit Saltz ver- miſcht/ denſelben zu lecken geben/ ſie dadurch vor anſteckenden Seuchen zu bewahren. Anſtecken- de Seuch bey dem Rindvieh und den Schaaffen. Jn dem Vieh-ſterben ſolle man morgens und abends das Rindvieh in den ſtaͤllen mit Wermuth beraͤuchern. Vieh-ſter- ben. Wider die Wuͤrm der Pferden in dem Leib: Nim Wermuth/ Feigbonen/ Tau- ſendgulden-kraut jedes ein halb loth/ Ret- tich-ſamen ein quintlein/ Hirſchhorn ein halb loth: ſtoſſe alles zu einem reinen pul- ver/ Wuͤrm deꝛ Pferden im Leib.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/678>, abgerufen am 26.04.2024.