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Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.

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eines Freiheitshelden dem Säbel gleicht, womit der
Satellit des Tyrannen bewaffnet ist. Beherrsche
der Despot seine thierähnlichen Unterthanen durch
den Schrecken, er hat Recht als Despot; zerschmet-
tert durch den Schrecken die Feinde der Freiheit,
und ihr habt als Stifter der Republik nicht minder
Recht. Die Revolutions-Regierung ist der Despo-
tismus der Freiheit gegen die Tyrannei. Erbarmen
mit den Royalisten! rufen gewisse Leute. Erbarmen
mit Bösewichtern? Nein! Erbarmen für die Un-
schuld, Erbarmen für die Schwäche, Erbarmen für
die Unglücklichen, Erbarmen für die Menschheit!
In einer Republik sind nur Republikaner -- Bürger;
Royalisten und Fremde sind Feinde. Die Unter-
drücker der Menschheit bestrafen ist Gnade, ihnen
verzeihen ist Barbarei. Alle Zeichen einer falschen
Empfindsamkeit scheinen mir Seufzer, welche nach
England oder Österreich fliegen. -- Aber, nicht zu-
frieden, den Arm des Volks zu entwaffnen, sucht
man noch die heiligsten Quellen seiner Kraft durch
das Laster zu vergiften. Dies ist der feinste, ge-
fährlichste und abscheulichste Angriff auf die Frei-
heit. Das Laster ist das Kainszeichen des Aristo-
kratismus. In einer Republik ist es nicht nur ein
eines Freiheitshelden dem Säbel gleicht, womit der
Satellit des Tyrannen bewaffnet iſt. Beherrſche
der Despot ſeine thierähnlichen Unterthanen durch
den Schrecken, er hat Recht als Despot; zerſchmet-
tert durch den Schrecken die Feinde der Freiheit,
und ihr habt als Stifter der Republik nicht minder
Recht. Die Revolutions-Regierung iſt der Despo-
tismus der Freiheit gegen die Tyrannei. Erbarmen
mit den Royaliſten! rufen gewiſſe Leute. Erbarmen
mit Böſewichtern? Nein! Erbarmen für die Un-
ſchuld, Erbarmen für die Schwäche, Erbarmen für
die Unglücklichen, Erbarmen für die Menſchheit!
In einer Republik ſind nur Republikaner — Bürger;
Royaliſten und Fremde ſind Feinde. Die Unter-
drücker der Menſchheit beſtrafen iſt Gnade, ihnen
verzeihen iſt Barbarei. Alle Zeichen einer falſchen
Empfindſamkeit ſcheinen mir Seufzer, welche nach
England oder Öſterreich fliegen. — Aber, nicht zu-
frieden, den Arm des Volks zu entwaffnen, ſucht
man noch die heiligſten Quellen ſeiner Kraft durch
das Laſter zu vergiften. Dies iſt der feinſte, ge-
fährlichſte und abſcheulichſte Angriff auf die Frei-
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[27/0031] eines Freiheitshelden dem Säbel gleicht, womit der Satellit des Tyrannen bewaffnet iſt. Beherrſche der Despot ſeine thierähnlichen Unterthanen durch den Schrecken, er hat Recht als Despot; zerſchmet- tert durch den Schrecken die Feinde der Freiheit, und ihr habt als Stifter der Republik nicht minder Recht. Die Revolutions-Regierung iſt der Despo- tismus der Freiheit gegen die Tyrannei. Erbarmen mit den Royaliſten! rufen gewiſſe Leute. Erbarmen mit Böſewichtern? Nein! Erbarmen für die Un- ſchuld, Erbarmen für die Schwäche, Erbarmen für die Unglücklichen, Erbarmen für die Menſchheit! In einer Republik ſind nur Republikaner — Bürger; Royaliſten und Fremde ſind Feinde. Die Unter- drücker der Menſchheit beſtrafen iſt Gnade, ihnen verzeihen iſt Barbarei. Alle Zeichen einer falſchen Empfindſamkeit ſcheinen mir Seufzer, welche nach England oder Öſterreich fliegen. — Aber, nicht zu- frieden, den Arm des Volks zu entwaffnen, ſucht man noch die heiligſten Quellen ſeiner Kraft durch das Laſter zu vergiften. Dies iſt der feinſte, ge- fährlichſte und abſcheulichſte Angriff auf die Frei- heit. Das Laſter iſt das Kainszeichen des Ariſto- kratismus. In einer Republik iſt es nicht nur ein

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/31>, abgerufen am 19.03.2024.