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Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132.

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sehr von der Erhebung über der Meeresfläche als von der geographischen Breite eines Ortes abhängt. Er allein im Alterthume spricht sich im allgemeinen darüber aus. "Giebt es, (sagt Strabo, indem er von den Producten von Aria und Bactriana handelt) dort auch kalte Erdstriche, so darf uns das nicht Wunder nehmen; denn auch in südlicheren Gegenden sind die Berge kalt, und überhaupt ist es jeder hohe Boden, wenn er auch eine Ebene ist." An einem anderen Orte fügt derselbe Geograph hinzu: "Cappadocien, wenn gleich südlicher als Pontos, ist doch kälter; ja Bagadiana, der allersüdlichste Theil und dazu eine völlige Ebene, bringt kaum noch Fruchtbäume hervor."1Nicht nach Beobachtungen, sondern aus theoretischen Gründen schreibt Strabo (und diese Stelle ist sehr merkwürdig), wie Polybius, die gemäßigte Wärme der unter dem Aequator selbst liegenden Länder ihrer Höhe zu.2 Der von Herodot geläugneten Schneeberge jenseits des Wendekreises des Krebses gedenkt zuerst und allein die Adulische Inschrift. Im Neuen Continent wurde der ewige Schnee der Tropen-Region zuerst in dem Gebirge von Citarma (Nevados de Santa Marta) gesehen, neun Jahre nach Columbus erster Entdeckung, und zwar von Rodrigo de Bastidas.3 Diese Erscheinung machte großes Aufsehen, und Petrus Martyr de Anghiera ahndete schon, daß die untere Grenze des ewigen Schnees umgekehrt mit der Breite an Höhe zunehmen

1 Strabo lib.I p. 73, lib. XII p. 539 Casaub.
2 Lib. II pag. 27.
3 Erwiesen in dem Prozeß gegen die Erben des Admirals; siehe Navarette, Viages y Descubrimientos de los Esp. T. III. pag. 34 und 592.

sehr von der Erhebung über der Meeresfläche als von der geographischen Breite eines Ortes abhängt. Er allein im Alterthume spricht sich im allgemeinen darüber aus. „Giebt es, (sagt Strabo, indem er von den Producten von Aria und Bactriana handelt) dort auch kalte Erdstriche, so darf uns das nicht Wunder nehmen; denn auch in südlicheren Gegenden sind die Berge kalt, und überhaupt ist es jeder hohe Boden, wenn er auch eine Ebene ist.“ An einem anderen Orte fügt derselbe Geograph hinzu: „Cappadocien, wenn gleich südlicher als Pontos, ist doch kälter; ja Bagadiana, der allersüdlichste Theil und dazu eine völlige Ebene, bringt kaum noch Fruchtbäume hervor.“1Nicht nach Beobachtungen, sondern aus theoretischen Gründen schreibt Strabo (und diese Stelle ist sehr merkwürdig), wie Polybius, die gemäßigte Wärme der unter dem Aequator selbst liegenden Länder ihrer Höhe zu.2 Der von Herodot geläugneten Schneeberge jenseits des Wendekreises des Krebses gedenkt zuerst und allein die Adulische Inschrift. Im Neuen Continent wurde der ewige Schnee der Tropen-Region zuerst in dem Gebirge von Citarma (Nevados de Santa Marta) gesehen, neun Jahre nach Columbus erster Entdeckung, und zwar von Rodrigo de Bastidas.3 Diese Erscheinung machte großes Aufsehen, und Petrus Martyr de Anghiera ahndete schon, daß die untere Grenze des ewigen Schnees umgekehrt mit der Breite an Höhe zunehmen

1 Strabo lib.I p. 73, lib. XII p. 539 Casaub.
2 Lib. II pag. 27.
3 Erwiesen in dem Prozeß gegen die Erben des Admirals; siehe Navarette, Viages y Descubrimientos de los Esp. T. III. pag. 34 und 592.
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[102/0004] sehr von der Erhebung über der Meeresfläche als von der geographischen Breite eines Ortes abhängt. Er allein im Alterthume spricht sich im allgemeinen darüber aus. „Giebt es, (sagt Strabo, indem er von den Producten von Aria und Bactriana handelt) dort auch kalte Erdstriche, so darf uns das nicht Wunder nehmen; denn auch in südlicheren Gegenden sind die Berge kalt, und überhaupt ist es jeder hohe Boden, wenn er auch eine Ebene ist.“ An einem anderen Orte fügt derselbe Geograph hinzu: „Cappadocien, wenn gleich südlicher als Pontos, ist doch kälter; ja Bagadiana, der allersüdlichste Theil und dazu eine völlige Ebene, bringt kaum noch Fruchtbäume hervor.“ 1Nicht nach Beobachtungen, sondern aus theoretischen Gründen schreibt Strabo (und diese Stelle ist sehr merkwürdig), wie Polybius, die gemäßigte Wärme der unter dem Aequator selbst liegenden Länder ihrer Höhe zu. 2 Der von Herodot geläugneten Schneeberge jenseits des Wendekreises des Krebses gedenkt zuerst und allein die Adulische Inschrift. Im Neuen Continent wurde der ewige Schnee der Tropen-Region zuerst in dem Gebirge von Citarma (Nevados de Santa Marta) gesehen, neun Jahre nach Columbus erster Entdeckung, und zwar von Rodrigo de Bastidas. 3 Diese Erscheinung machte großes Aufsehen, und Petrus Martyr de Anghiera ahndete schon, daß die untere Grenze des ewigen Schnees umgekehrt mit der Breite an Höhe zunehmen 1 Strabo lib.I p. 73, lib. XII p. 539 Casaub. 2 Lib. II pag. 27. 3 Erwiesen in dem Prozeß gegen die Erben des Admirals; s. Navarette, Viages y Descubrimientos de los Esp. T. III. pag. 34 und 592.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132, hier S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bogota_1853/4>, abgerufen am 26.04.2024.