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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzb. J. v. Wallenrade. zur Zeit der Reg. Sif. Landers v. Spanheim.
halten die Antwort der liefländischen Geistlichkeit, in deren Namen Wallen-1414
rod nachdrücklich und mit algemeinem Beifal erwies, daß der Orden die Kirche zu
Riga wiederrechtlich zur Magd mache, da sie vorher Frau gewesen. Er verklag-
te die Brüder des Ordens, daß sie nicht mehr wie vormals wider Heiden und
Ungläubige, sondern gegen die Christen föchten, die ihre Nachbaren, keinesweges
aber ihre Unterthanen wären. Sie liessen, hies es, keinen Menschen zufrieden,
und was das schlimste wäre, so packten sie mit Gewalt an, was ihnen anstünde,
ohne geringste Achtung für die Freiheit und Vorrechte der Kirche zu bezeugen.
Kein Mensch könne es glauben, als wer es persönlich angesehen. Sie wüsten
glimpflich mit den Bauren umzugehen, und wüsten wol hundert Wege, sich un-
aufhörlich zu bereichern. Das einzige rühmte doch Wallenrod an diesen so übel-
beschriebenen Ordensherren, daß sie ihr Land und Volk vor den feindlichen Ueber-
fällen wacker und gut vertheidigten.

Hierüber starb der Ordensmeister Torck nach einer kurzen aber löblichen
Regierung. Jhm folgte

Der vier und dreißigste Ordensmeister in Liefland,
deutschen Ordens,
Sifert Lander von Spanheim
a)

Jm ersten Jahr seiner Regierung hielt er einen Manntag auf Ronne-1416
burg, wo er in Abwesenheit des Erzbischofs sich des erzbischöfli-
chen Vicariatsiegels bediente*).

Er und seine Ordensherren liessen sich Montags vor Maria Magdale-1417
na durch den Erzbischof über die von dem Orden 12 Jahr geführte Vormund-
schaft des Erzstits quitiren. Der Erzbischof, welcher schon abgereiset war, be-
volmächtigte dazu den Dechanten Peter Valkenberg, die Kirchenprocuratoren
Jsbrand Koskül, Vogt zu Treiden, Jürgen Gudslef, Vogt zu Koken-
hausen, Hinr. Aderkasse,
Hr. Hinr. von Vitinghove, Rittern, Hinrich
Sasse, Hans Wideburg,
Männer der Kirche, den Vicarius Joh. Nöllen-

borg,
a) Chyträus nennet ihn Sifried, Strubicz Sebart von Spanheme, andre Si-
bert, Sivert
und Siegfried. Chyträus setzt den Anfang seiner Regierung ins
Jahr 1415 und Hiärne in 1418; da er doch schon 1417 zu Wenden am Tage Viti
Modesti
einen Peter von Duren mit gewissen Gütern belehnet, und 1416 den ron-
neburgischen
Manntag angestellet.
*) Wallenrode mus aus dem rigischen Stifte nicht viel Einkünfte gehoben haben, welches sei-
ne Klagen zu Costnitz und der drauf erfolgte Tausch mit Lüttich beweisen. Nunmehr waren
die Herrenmeister auch zugleich Erzbischöfe, nnd thaten was sie wolten. Hierauf zielt Menius,
wenn er bey dem seinem Prodromo vorgesetzten Bilde eines Bischofsstuls den Ausdruck gebraucht,
daß mit der Zeit die Tochter, d. i. der Orden, die Mutter oder die rigische Kirche als Stifterin
aufgefressen. Meister Sifried hielt zu Ronneburg auf dem erzbischöflichen Schlosse einen
Manntag mit den Vasallen und Männern der Kirche, wohey er sich gevolmächtigten Vicarius
des Stifts von Riga nennet, auch am Ende des Documents selbiges mit dem Vicariatssiegel
befestiget zu haben versichert. Schon im Jahr 1410 heist es in einem Lehnbriefe, daß Conrad
von dem Vietinghave, volmächtig Vicarius des Erzbischops Johannes von Wallenro-
da in der Palten tho Seßwegen ein Stück Landes, dat nu wedder an de hellige Ker-
cke tho Riga gefallen was, fry na Lehngudes Rechte an - - und sinen Erven unter sinen
Vicariatssegel verlehnet
habe. Wallenrod wuste als ein staatskluger und scharfsinniger Man
diese Zunöthigungen zu verbeissen. Er hatte bey allen Wiederwärtigkeiten etwas scherzhaftiges an
sich; daher Kirchner in Panegyricis part. 2, paneg. III, p. 76 seine apophthegmata als lepidis-
sima
lobt, deren aber Zinckgreve nicht mehr habhaft werden können, welcher ihren Verlust in
der Vorrede seiner apophthegm. bedauret.
H h 2

Erzb. J. v. Wallenrade. zur Zeit der Reg. Sif. Landers v. Spanheim.
halten die Antwort der lieflaͤndiſchen Geiſtlichkeit, in deren Namen Wallen-1414
rod nachdruͤcklich und mit algemeinem Beifal erwies, daß der Orden die Kirche zu
Riga wiederrechtlich zur Magd mache, da ſie vorher Frau geweſen. Er verklag-
te die Bruͤder des Ordens, daß ſie nicht mehr wie vormals wider Heiden und
Unglaͤubige, ſondern gegen die Chriſten foͤchten, die ihre Nachbaren, keinesweges
aber ihre Unterthanen waͤren. Sie lieſſen, hies es, keinen Menſchen zufrieden,
und was das ſchlimſte waͤre, ſo packten ſie mit Gewalt an, was ihnen anſtuͤnde,
ohne geringſte Achtung fuͤr die Freiheit und Vorrechte der Kirche zu bezeugen.
Kein Menſch koͤnne es glauben, als wer es perſoͤnlich angeſehen. Sie wuͤſten
glimpflich mit den Bauren umzugehen, und wuͤſten wol hundert Wege, ſich un-
aufhoͤrlich zu bereichern. Das einzige ruͤhmte doch Wallenrod an dieſen ſo uͤbel-
beſchriebenen Ordensherren, daß ſie ihr Land und Volk vor den feindlichen Ueber-
faͤllen wacker und gut vertheidigten.

Hieruͤber ſtarb der Ordensmeiſter Torck nach einer kurzen aber loͤblichen
Regierung. Jhm folgte

Der vier und dreißigſte Ordensmeiſter in Liefland,
deutſchen Ordens,
Sifert Lander von Spanheim
a)

Jm erſten Jahr ſeiner Regierung hielt er einen Manntag auf Ronne-1416
burg, wo er in Abweſenheit des Erzbiſchofs ſich des erzbiſchoͤfli-
chen Vicariatſiegels bediente*).

Er und ſeine Ordensherren lieſſen ſich Montags vor Maria Magdale-1417
na durch den Erzbiſchof uͤber die von dem Orden 12 Jahr gefuͤhrte Vormund-
ſchaft des Erzſtits quitiren. Der Erzbiſchof, welcher ſchon abgereiſet war, be-
volmaͤchtigte dazu den Dechanten Peter Valkenberg, die Kirchenprocuratoren
Jsbrand Koskuͤl, Vogt zu Treiden, Juͤrgen Gudslef, Vogt zu Koken-
hauſen, Hinr. Aderkaſſe,
Hr. Hinr. von Vitinghove, Rittern, Hinrich
Saſſe, Hans Wideburg,
Maͤnner der Kirche, den Vicarius Joh. Noͤllen-

borg,
a) Chytraͤus nennet ihn Sifried, Strubicz Sebart von Spanheme, andre Si-
bert, Sivert
und Siegfried. Chytraͤus ſetzt den Anfang ſeiner Regierung ins
Jahr 1415 und Hiaͤrne in 1418; da er doch ſchon 1417 zu Wenden am Tage Viti
Modeſti
einen Peter von Duren mit gewiſſen Guͤtern belehnet, und 1416 den ron-
neburgiſchen
Manntag angeſtellet.
*) Wallenrode mus aus dem rigiſchen Stifte nicht viel Einkuͤnfte gehoben haben, welches ſei-
ne Klagen zu Coſtnitz und der drauf erfolgte Tauſch mit Luͤttich beweiſen. Nunmehr waren
die Herrenmeiſter auch zugleich Erzbiſchoͤfe, nnd thaten was ſie wolten. Hierauf zielt Menius,
wenn er bey dem ſeinem Prodromo vorgeſetzten Bilde eines Biſchofsſtuls den Ausdruck gebraucht,
daß mit der Zeit die Tochter, d. i. der Orden, die Mutter oder die rigiſche Kirche als Stifterin
aufgefreſſen. Meiſter Sifried hielt zu Ronneburg auf dem erzbiſchoͤflichen Schloſſe einen
Manntag mit den Vaſallen und Maͤnnern der Kirche, wohey er ſich gevolmaͤchtigten Vicarius
des Stifts von Riga nennet, auch am Ende des Documents ſelbiges mit dem Vicariatsſiegel
befeſtiget zu haben verſichert. Schon im Jahr 1410 heiſt es in einem Lehnbriefe, daß Conrad
von dem Vietinghave, volmaͤchtig Vicarius des Erzbiſchops Johannes von Wallenro-
da in der Palten tho Seßwegen ein Stuͤck Landes, dat nu wedder an de hellige Ker-
cke tho Riga gefallen was, fry na Lehngudes Rechte an - - und ſinen Erven unter ſinen
Vicariatsſegel verlehnet
habe. Wallenrod wuſte als ein ſtaatskluger und ſcharfſinniger Man
dieſe Zunoͤthigungen zu verbeiſſen. Er hatte bey allen Wiederwaͤrtigkeiten etwas ſcherzhaftiges an
ſich; daher Kirchner in Panegyricis part. 2, paneg. III, p. 76 ſeine apophthegmata als lepidiſ-
ſima
lobt, deren aber Zinckgreve nicht mehr habhaft werden koͤnnen, welcher ihren Verluſt in
der Vorrede ſeiner apophthegm. bedauret.
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[123/0141] Erzb. J. v. Wallenrade. zur Zeit der Reg. Sif. Landers v. Spanheim. halten die Antwort der lieflaͤndiſchen Geiſtlichkeit, in deren Namen Wallen- rod nachdruͤcklich und mit algemeinem Beifal erwies, daß der Orden die Kirche zu Riga wiederrechtlich zur Magd mache, da ſie vorher Frau geweſen. Er verklag- te die Bruͤder des Ordens, daß ſie nicht mehr wie vormals wider Heiden und Unglaͤubige, ſondern gegen die Chriſten foͤchten, die ihre Nachbaren, keinesweges aber ihre Unterthanen waͤren. Sie lieſſen, hies es, keinen Menſchen zufrieden, und was das ſchlimſte waͤre, ſo packten ſie mit Gewalt an, was ihnen anſtuͤnde, ohne geringſte Achtung fuͤr die Freiheit und Vorrechte der Kirche zu bezeugen. Kein Menſch koͤnne es glauben, als wer es perſoͤnlich angeſehen. Sie wuͤſten glimpflich mit den Bauren umzugehen, und wuͤſten wol hundert Wege, ſich un- aufhoͤrlich zu bereichern. Das einzige ruͤhmte doch Wallenrod an dieſen ſo uͤbel- beſchriebenen Ordensherren, daß ſie ihr Land und Volk vor den feindlichen Ueber- faͤllen wacker und gut vertheidigten. 1414 Hieruͤber ſtarb der Ordensmeiſter Torck nach einer kurzen aber loͤblichen Regierung. Jhm folgte Der vier und dreißigſte Ordensmeiſter in Liefland, deutſchen Ordens, Sifert Lander von Spanheim a) Jm erſten Jahr ſeiner Regierung hielt er einen Manntag auf Ronne- burg, wo er in Abweſenheit des Erzbiſchofs ſich des erzbiſchoͤfli- chen Vicariatſiegels bediente *). 1416 Er und ſeine Ordensherren lieſſen ſich Montags vor Maria Magdale- na durch den Erzbiſchof uͤber die von dem Orden 12 Jahr gefuͤhrte Vormund- ſchaft des Erzſtits quitiren. Der Erzbiſchof, welcher ſchon abgereiſet war, be- volmaͤchtigte dazu den Dechanten Peter Valkenberg, die Kirchenprocuratoren Jsbrand Koskuͤl, Vogt zu Treiden, Juͤrgen Gudslef, Vogt zu Koken- hauſen, Hinr. Aderkaſſe, Hr. Hinr. von Vitinghove, Rittern, Hinrich Saſſe, Hans Wideburg, Maͤnner der Kirche, den Vicarius Joh. Noͤllen- borg, 1417 a) Chytraͤus nennet ihn Sifried, Strubicz Sebart von Spanheme, andre Si- bert, Sivert und Siegfried. Chytraͤus ſetzt den Anfang ſeiner Regierung ins Jahr 1415 und Hiaͤrne in 1418; da er doch ſchon 1417 zu Wenden am Tage Viti Modeſti einen Peter von Duren mit gewiſſen Guͤtern belehnet, und 1416 den ron- neburgiſchen Manntag angeſtellet. *) Wallenrode mus aus dem rigiſchen Stifte nicht viel Einkuͤnfte gehoben haben, welches ſei- ne Klagen zu Coſtnitz und der drauf erfolgte Tauſch mit Luͤttich beweiſen. Nunmehr waren die Herrenmeiſter auch zugleich Erzbiſchoͤfe, nnd thaten was ſie wolten. Hierauf zielt Menius, wenn er bey dem ſeinem Prodromo vorgeſetzten Bilde eines Biſchofsſtuls den Ausdruck gebraucht, daß mit der Zeit die Tochter, d. i. der Orden, die Mutter oder die rigiſche Kirche als Stifterin aufgefreſſen. Meiſter Sifried hielt zu Ronneburg auf dem erzbiſchoͤflichen Schloſſe einen Manntag mit den Vaſallen und Maͤnnern der Kirche, wohey er ſich gevolmaͤchtigten Vicarius des Stifts von Riga nennet, auch am Ende des Documents ſelbiges mit dem Vicariatsſiegel befeſtiget zu haben verſichert. Schon im Jahr 1410 heiſt es in einem Lehnbriefe, daß Conrad von dem Vietinghave, volmaͤchtig Vicarius des Erzbiſchops Johannes von Wallenro- da in der Palten tho Seßwegen ein Stuͤck Landes, dat nu wedder an de hellige Ker- cke tho Riga gefallen was, fry na Lehngudes Rechte an - - und ſinen Erven unter ſinen Vicariatsſegel verlehnet habe. Wallenrod wuſte als ein ſtaatskluger und ſcharfſinniger Man dieſe Zunoͤthigungen zu verbeiſſen. Er hatte bey allen Wiederwaͤrtigkeiten etwas ſcherzhaftiges an ſich; daher Kirchner in Panegyricis part. 2, paneg. III, p. 76 ſeine apophthegmata als lepidiſ- ſima lobt, deren aber Zinckgreve nicht mehr habhaft werden koͤnnen, welcher ihren Verluſt in der Vorrede ſeiner apophthegm. bedauret. H h 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/141>, abgerufen am 26.04.2024.