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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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den Achill mit ihr erzeugte, welcher mächtiger als
sein Vater wurde; denn die Thetis tauchte ihn in
den Styx, wodurch er, ausgenommen an der
Ferse, woran sie ihn hielt, unverwundbar ward,
aber auch gerade an dieser einzigen verwundbaren
Stelle, in dem Kriege vor Troja, die tödtliche
Wunde empfing.

Noch sagt die Dichtung, daß diese Thetis
einst, da die neuen Götter den Jupiter binden
wollten, und der wahrsagende Nereus ihr dieß
entdeckte, den hundertärmigen Briareus aus der
Tiefe des Meers hervorrief, der sich neben den
Donnerer setzte, worauf es keiner der Götter
wagte, die Hand an den Jupiter zu legen.

Mit der Amphitrite, einer Tochter des Ne-
reus, vermählte sich Neptun; sie tritt also unter
den neuen Gottheiten majestätisch auf, und wird
abgebildet, wie sie gleich dem Gott, dem sie ver-
mählt ist, den mächtigen Dreizack in der Hand
hält, und die wilden Fluthen bändigt.

Von funfzig Töchtern des Nereus sind die
Nahmen aufgezeichnet, allein nur wenige unter
ihnen sind in die fernere Geschichte der Götter
verflochten; die übrigen machen das Gefolge glän-
zend, wenn Theris oder Amphitrite aus dem Meer
emporsteigt.

den Achill mit ihr erzeugte, welcher maͤchtiger als
ſein Vater wurde; denn die Thetis tauchte ihn in
den Styx, wodurch er, ausgenommen an der
Ferſe, woran ſie ihn hielt, unverwundbar ward,
aber auch gerade an dieſer einzigen verwundbaren
Stelle, in dem Kriege vor Troja, die toͤdtliche
Wunde empfing.

Noch ſagt die Dichtung, daß dieſe Thetis
einſt, da die neuen Goͤtter den Jupiter binden
wollten, und der wahrſagende Nereus ihr dieß
entdeckte, den hundertaͤrmigen Briareus aus der
Tiefe des Meers hervorrief, der ſich neben den
Donnerer ſetzte, worauf es keiner der Goͤtter
wagte, die Hand an den Jupiter zu legen.

Mit der Amphitrite, einer Tochter des Ne-
reus, vermaͤhlte ſich Neptun; ſie tritt alſo unter
den neuen Gottheiten majeſtaͤtiſch auf, und wird
abgebildet, wie ſie gleich dem Gott, dem ſie ver-
maͤhlt iſt, den maͤchtigen Dreizack in der Hand
haͤlt, und die wilden Fluthen baͤndigt.

Von funfzig Toͤchtern des Nereus ſind die
Nahmen aufgezeichnet, allein nur wenige unter
ihnen ſind in die fernere Geſchichte der Goͤtter
verflochten; die uͤbrigen machen das Gefolge glaͤn-
zend, wenn Theris oder Amphitrite aus dem Meer
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[72/0098] den Achill mit ihr erzeugte, welcher maͤchtiger als ſein Vater wurde; denn die Thetis tauchte ihn in den Styx, wodurch er, ausgenommen an der Ferſe, woran ſie ihn hielt, unverwundbar ward, aber auch gerade an dieſer einzigen verwundbaren Stelle, in dem Kriege vor Troja, die toͤdtliche Wunde empfing. Noch ſagt die Dichtung, daß dieſe Thetis einſt, da die neuen Goͤtter den Jupiter binden wollten, und der wahrſagende Nereus ihr dieß entdeckte, den hundertaͤrmigen Briareus aus der Tiefe des Meers hervorrief, der ſich neben den Donnerer ſetzte, worauf es keiner der Goͤtter wagte, die Hand an den Jupiter zu legen. Mit der Amphitrite, einer Tochter des Ne- reus, vermaͤhlte ſich Neptun; ſie tritt alſo unter den neuen Gottheiten majeſtaͤtiſch auf, und wird abgebildet, wie ſie gleich dem Gott, dem ſie ver- maͤhlt iſt, den maͤchtigen Dreizack in der Hand haͤlt, und die wilden Fluthen baͤndigt. Von funfzig Toͤchtern des Nereus ſind die Nahmen aufgezeichnet, allein nur wenige unter ihnen ſind in die fernere Geſchichte der Goͤtter verflochten; die uͤbrigen machen das Gefolge glaͤn- zend, wenn Theris oder Amphitrite aus dem Meer emporſteigt.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/98>, abgerufen am 26.04.2024.