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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Wärme hat, die beim Attlantischen Meere 7° beträgt.
Parry, der den Einfluß des Meeres auf die Continente,
besonders des Westwindes auf die Westküsten nicht geahndet
hat, führt an, daß an der Baffingsbai die Ostküste kälter
als die Westküste sei, und er schreibt es fälschlicher Weise
der Rotation der Erde zu. Diese Verschiedenheit des
Küstenklima's hat uns auch auf die Idee der isothermen
Linien geführt, und wir haben gesehen warum Nordamerika
für Kälter gehalten wird, oder warum die Linien gleicher
Wärme weder Parallelkreise, noch unter sich parallel sind.
Das Continentalklima hat die Eigenthümlichkeit, daß die
Winter sehr kalt und die Sommer sehr heiß sind. In New
York das südlicher als Neapel liegt, ist im Sommer die
mittl. Wärme 21°, dagegen bleiben die großen Ströme
dort im Winter 3-4 Monate gefroren. Anders aber
ist es wenn man über das Alleghenische Gebirge in die großen
Ebenen des Missisippi geht; je man hat an der westliche
Küste von Amerika noch eine größere Wärme als unter
denselben Breiten in Europa. Die Zunahme der Wärme
giebt eine arithmetische Progression, wo das Maximum bei uns
um 21/2 Uhr und das Minimum gleich vor Sonnenaufgang ist, so
daß wir an jedem Tage 2 Beobachtungen haben.

Wärme hat, die beim Attlantiſchen Meere 7° beträgt.
Parry, der den Einfluß des Meeres auf die Continente,
beſonders des Weſtwindes auf die Weſtküſten nicht geahndet
hat, führt an, daß an der Baffingsbai die Oſtküſte kälter
als die Weſtküſte ſei, und er ſchreibt es fälſchlicher Weiſe
der Rotation der Erde zu. Dieſe Verſchiedenheit des
Küſtenklima’s hat uns auch auf die Idee der iſothermen
Linien geführt, und wir haben geſehen warum Nordamerika
für Kälter gehalten wird, oder warum die Linien gleicher
Wärme weder Parallelkreiſe, noch unter ſich parallel ſind.
Das Continentalklima hat die Eigenthümlichkeit, daß die
Winter ſehr kalt und die Sommer ſehr heiß ſind. In New
York das ſüdlicher als Neapel liegt, iſt im Sommer die
mittl. Wärme 21°, dagegen bleiben die großen Ströme
dort im Winter 3–4 Monate gefroren. Anders aber
iſt es wenn man über das Allegheniſche Gebirge in die großen
Ebenen des Miſſiſippi geht; je man hat an der weſtliche
Küſte von Amerika noch eine größere Wärme als unter
denſelben Breiten in Europa. Die Zunahme der Wärme
giebt eine arithmetiſche Progreſſion, wo das Maximum bei uns
um 2½ Uhr und das Minimum gleich vor Sonnenaufgang iſt, ſo
daß wir an jedem Tage 2 Beobachtungen haben.

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[434./0440] Wärme hat, die beim Attlantiſchen Meere 7° beträgt. Parry, der den Einfluß des Meeres auf die Continente, beſonders des Weſtwindes auf die Weſtküſten nicht geahndet hat, führt an, daß an der Baffingsbai die Oſtküſte kälter als die Weſtküſte ſei, und er ſchreibt es fälſchlicher Weiſe der Rotation der Erde zu. Dieſe Verſchiedenheit des Küſtenklima’s hat uns auch auf die Idee der iſothermen Linien geführt, und wir haben geſehen warum Nordamerika für Kälter gehalten wird, oder warum die Linien gleicher Wärme weder Parallelkreiſe, noch unter ſich parallel ſind. Das Continentalklima hat die Eigenthümlichkeit, daß die Winter ſehr kalt und die Sommer ſehr heiß ſind. In New York das ſüdlicher als Neapel liegt, iſt im Sommer die mittl. Wärme 21°, dagegen bleiben die großen Ströme dort im Winter 3–4 Monate gefroren. Anders aber iſt es wenn man über das Allegheniſche Gebirge in die großen Ebenen des Miſſiſippi geht; je man hat an der weſtliche Küſte von Amerika noch eine größere Wärme als unter denſelben Breiten in Europa. Die Zunahme der Wärme giebt eine arithmetiſche Progreſſion, wo das Maximum bei uns um 2½ Uhr und das Minimum gleich vor Sonnenaufgang iſt, ſo daß wir an jedem Tage 2 Beobachtungen haben.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 434.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/440>, abgerufen am 26.04.2024.