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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842.

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schifften bei dem Schiffswerft und den vielen Wolga- N002
Schiffen vorbei, die bei Astrachan vor Anker lagen, N003
und sahen noch lange die hohe Kathedrale, und die N004
übrigen vielen Thürme der Stadt, bis die Sonne um N005
51/2 Uhr unterging, und die eintretende Dämmerung die N006
Aussicht verdunkelte. Wir fuhren auf der breiten N007
Wolga, an deren seichtem schilfbewachsenen Ufer N008
nichts unsere Aufmerksamkeit auf sich zog, die Nacht N009
hindurch, und gelangten so am Morgen um 7 Uhr nach N010
der kleinen Insel Birutschicassa, die auf der rechten N011
Seite in der Mündung der Wolga liegt, und von Astra- N012
chan 85 Werste entfernt ist. Wir wären schon frü- N013
her hier angekommen, waren aber in der Nacht auf N014
eine seichte Stelle gerathen, und hatten hier bis zum N015
Anbruch des Tages gehalten, um in der Nacht nicht N016
bald wieder einen ähnlichen Aufenthalt zu haben.

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Auf Birutschicassa ist die untere Quarantaine, die N002
obere und Hauptquarantaine befindet sich, wie schon N003
angegeben, auf der Insel Bertul, 15 Werste unterhalb N004
Astrachan. In der unteren Quarantaine müssen die N005
aus Persien kommenden Schiffe 4 bis 6 Tage und nur N006
bei Pestzeiten länger, auf der oberen dagegen, wo N007
sie auch ausladen müssen, wenigstens 12 Tage liegen N008
bleiben; auf der unteren Quarantaine 1) sind daher auch N009
nur einige hölzerne Häuser für die Aufseher errichtet, N010
die hart am Ufer liegen, welches man hier etwas von N011
dem Schilfe, das die übrigen Theile des Ufers dicht N012
bedeckt, gereinigt hat. Da Herr von Humboldt N013
nicht unterlassen wollte, an diesem südlichsten Punkte N014
unserer Reise die Inklination der Magnetnadel zu be- N015
stimmen, so wurde hier gelandet. Das Dampfboot blieb N016
wegen des seichten Grundes in einiger Entfernung N017
vom Ufer, und wir landeten in einem kleinen Boote.

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Nach Göbel ist indessen seit 1833 hierher die Hauptquaran- N002
taine verlegt worden.

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schifften bei dem Schiffswerft und den vielen Wolga- N002
Schiffen vorbei, die bei Astrachan vor Anker lagen, N003
und sahen noch lange die hohe Kathedrale, und die N004
übrigen vielen Thürme der Stadt, bis die Sonne um N005
5½ Uhr unterging, und die eintretende Dämmerung die N006
Aussicht verdunkelte. Wir fuhren auf der breiten N007
Wolga, an deren seichtem schilfbewachsenen Ufer N008
nichts unsere Aufmerksamkeit auf sich zog, die Nacht N009
hindurch, und gelangten so am Morgen um 7 Uhr nach N010
der kleinen Insel Birutschicassa, die auf der rechten N011
Seite in der Mündung der Wolga liegt, und von Astra- N012
chan 85 Werste entfernt ist. Wir wären schon frü- N013
her hier angekommen, waren aber in der Nacht auf N014
eine seichte Stelle gerathen, und hatten hier bis zum N015
Anbruch des Tages gehalten, um in der Nacht nicht N016
bald wieder einen ähnlichen Aufenthalt zu haben.

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Auf Birutschicassa ist die untere Quarantaine, die N002
obere und Hauptquarantaine befindet sich, wie schon N003
angegeben, auf der Insel Bertul, 15 Werste unterhalb N004
Astrachan. In der unteren Quarantaine müssen die N005
aus Persien kommenden Schiffe 4 bis 6 Tage und nur N006
bei Pestzeiten länger, auf der oberen dagegen, wo N007
sie auch ausladen müssen, wenigstens 12 Tage liegen N008
bleiben; auf der unteren Quarantaine 1) sind daher auch N009
nur einige hölzerne Häuser für die Aufseher errichtet, N010
die hart am Ufer liegen, welches man hier etwas von N011
dem Schilfe, das die übrigen Theile des Ufers dicht N012
bedeckt, gereinigt hat. Da Herr von Humboldt N013
nicht unterlassen wollte, an diesem südlichsten Punkte N014
unserer Reise die Inklination der Magnetnadel zu be- N015
stimmen, so wurde hier gelandet. Das Dampfboot blieb N016
wegen des seichten Grundes in einiger Entfernung N017
vom Ufer, und wir landeten in einem kleinen Boote.

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[310/0328] N001 schifften bei dem Schiffswerft und den vielen Wolga- N002 Schiffen vorbei, die bei Astrachan vor Anker lagen, N003 und sahen noch lange die hohe Kathedrale, und die N004 übrigen vielen Thürme der Stadt, bis die Sonne um N005 5½ Uhr unterging, und die eintretende Dämmerung die N006 Aussicht verdunkelte. Wir fuhren auf der breiten N007 Wolga, an deren seichtem schilfbewachsenen Ufer N008 nichts unsere Aufmerksamkeit auf sich zog, die Nacht N009 hindurch, und gelangten so am Morgen um 7 Uhr nach N010 der kleinen Insel Birutschicassa, die auf der rechten N011 Seite in der Mündung der Wolga liegt, und von Astra- N012 chan 85 Werste entfernt ist. Wir wären schon frü- N013 her hier angekommen, waren aber in der Nacht auf N014 eine seichte Stelle gerathen, und hatten hier bis zum N015 Anbruch des Tages gehalten, um in der Nacht nicht N016 bald wieder einen ähnlichen Aufenthalt zu haben. N001 Auf Birutschicassa ist die untere Quarantaine, die N002 obere und Hauptquarantaine befindet sich, wie schon N003 angegeben, auf der Insel Bertul, 15 Werste unterhalb N004 Astrachan. In der unteren Quarantaine müssen die N005 aus Persien kommenden Schiffe 4 bis 6 Tage und nur N006 bei Pestzeiten länger, auf der oberen dagegen, wo N007 sie auch ausladen müssen, wenigstens 12 Tage liegen N008 bleiben; auf der unteren Quarantaine 1) sind daher auch N009 nur einige hölzerne Häuser für die Aufseher errichtet, N010 die hart am Ufer liegen, welches man hier etwas von N011 dem Schilfe, das die übrigen Theile des Ufers dicht N012 bedeckt, gereinigt hat. Da Herr von Humboldt N013 nicht unterlassen wollte, an diesem südlichsten Punkte N014 unserer Reise die Inklination der Magnetnadel zu be- N015 stimmen, so wurde hier gelandet. Das Dampfboot blieb N016 wegen des seichten Grundes in einiger Entfernung N017 vom Ufer, und wir landeten in einem kleinen Boote. [footnote reference] [footnote reference] N001 1) Nach Göbel ist indessen seit 1833 hierher die Hauptquaran- N002 taine verlegt worden.

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/328>, abgerufen am 27.04.2024.