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Kirsten, Johann: Cenotaphium Spirituale, exponens Sacerdotii TERRENA NUBILA, & SERENA cœli JUBILA. Liegnitz, 1683.

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Kirchen/ Doctor Dibuadius, gewesener Professor zu Kop-
penhagen/ in seinem Speculo Sacerdotii, oder gelehrten
Commentario über die 1. Epistel Pauli an Timotheum/
(pag. 193) schreibet: Minister Ecclesiae, qvi talentum
suum negligit, ac apud se infructuosum manere, ac
rubiginem contrahere patitur, Dei iram in se pro-
vocat, qvi corum omnium, qvi, ipsius desidia & in
curia, pereunt, interitum ei imputabit, & atro-
eissimis ulciscetur poenis.
Ein Prediger/ der mit seinem/
von GOtt empfangenen/ Talento nachlässig handelt/ und
Selbiges bey ihm unfruchtbar bleiben/ und verrosten lässet/
reitzet GOtt zum Zorn/ welcher aller dehrer Blutt/ die durch
seine Nachlässigkeit/ und Unachtsamkeit verlohren gehen/ von
seiner Hand fodern/ und mit seinem grausamen Straff-Ge-
richte über Ihn her seyn wird. Woraus denn zu praesumi-
ren/ wie mancherley Amal/ saure Mühe und Arbeit/ dieser
treue Lehrer in seinem Ambte außgestanden habe. So
fehlte es Ihm auch in seinem so mühsamen und beschwerrli-
chen Beruff nicht an (Tzaroth) und schweren Bela-
gerungs-Aengsten
des Hertzens. Denn weil er GOtt
treu war/ und der Welt die Warheit predigte/ so wol eukairos,
zu rechter Zeit/ als akairos zur Unzeit/ 2 Timoth. 4. v. 2.
so ließ Ihm auch die Welt ihren bösen Lohn vielmal reichlich
zufliessen/ daß er deßhalben wol klagen mögen: Angustiae
obsidionales cordis mei dilatatae sunt:
Die Belage-
rungsAengste meines Hertzens haben sich weit außge-
breitet.
Es konte aber dieser gutte Streiter JEsu Christi/
unter so vielen rauhen Winden seiner irrdischen Hertzens-
Qvaal/
sich immer leiden/ 2. Tim. 2. v. 3. Durch Geduld
und Trost der Schrifft Hoffnung haben/ Rom. 15. v. 4.
und mit Paulo sprechen: Wir haben allenthalben Trübsal/
aber wir ängsten uns nicht/ uns ist bange/ aber wir verzagen

nicht/

Kirchen/ Doctor Dibuadius, geweſener Profeſſor zu Kop-
penhagen/ in ſeinem Speculo Sacerdotii, oder gelehrten
Commentario uͤber die 1. Epiſtel Pauli an Timotheum/
(pag. 193) ſchreibet: Miniſter Eccleſiæ, qvi talentum
ſuum negligit, ac apud ſe infructuoſum manere, ac
rubiginem contrahere patitur, Dei iram in ſe pro-
vocat, qvi corum omnium, qvi, ipſius deſidiâ & in
curiâ, pereunt, interitum ei imputabit, & atro-
eisſimis ulciſcetur pœnis.
Ein Prediger/ der mit ſeinem/
von GOtt empfangenen/ Talento nachlaͤſſig handelt/ und
Selbiges bey ihm unfruchtbar bleiben/ und verroſten laͤſſet/
reitzet GOtt zum Zorn/ welcher aller dehrer Blutt/ die durch
ſeine Nachlaͤſſigkeit/ und Unachtſamkeit verlohren gehen/ von
ſeiner Hand fodern/ und mit ſeinem grauſamen Straff-Ge-
richte uͤber Ihn her ſeyn wird. Woraus denn zu præſumi-
ren/ wie mancherley Amal/ ſaure Muͤhe und Arbeit/ dieſer
treue Lehrer in ſeinem Ambte außgeſtanden habe. So
fehlte es Ihm auch in ſeinem ſo muͤhſamen und beſchwerꝛli-
chen Beruff nicht an (Tzaroth) und ſchweren Bela-
gerungs-Aengſten
des Hertzens. Denn weil er GOtt
treu war/ und der Welt die Warheit predigte/ ſo wol ἐυκαίρως,
zu rechter Zeit/ als ἀκαίρως zur Unzeit/ 2 Timoth. 4. v. 2.
ſo ließ Ihm auch die Welt ihren boͤſen Lohn vielmal reichlich
zuflieſſen/ daß er deßhalben wol klagen moͤgen: Anguſtiæ
obſidionales cordis mei dilatatæ ſunt:
Die Belage-
rungsAengſte meines Hertzens haben ſich weit außge-
breitet.
Es konte aber dieſer gutte Streiter JEſu Chriſti/
unter ſo vielen rauhen Winden ſeiner irꝛdiſchen Hertzens-
Qvaal/
ſich immer leiden/ 2. Tim. 2. v. 3. Durch Geduld
und Troſt der Schrifft Hoffnung haben/ Rom. 15. v. 4.
und mit Paulo ſprechen: Wir haben allenthalben Truͤbſal/
aber wir aͤngſten uns nicht/ uns iſt bange/ aber wir verzagen

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Zitationshilfe: Kirsten, Johann: Cenotaphium Spirituale, exponens Sacerdotii TERRENA NUBILA, & SERENA cœli JUBILA. Liegnitz, 1683, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/353337/30>, abgerufen am 26.04.2024.