Welch unbemenschtes Hertz/ und was vor Tiger-Klauen Sinds/ die der zarte Leib zu seinem Hencker hat? Ach deine Schönheit ist der Ursprung dieser That! Dir schadet deine Zier/ der Federn Schmuck dem Pfauen: Der Mörder wolte bald/ da aus dem hellen Blauen Ein blitzend Augen-Strahl ihm an die Seele trat/ Die Wolcken deiner Brust zertrennen/ und die Stat Des Himmels selbst/ den Sitz des edlen Geistes schauen. Ach hätt' er doch geglaubt/ eh du so viel erlitten! Das mindste/ was er fand/ war Perlen und Rubin/ Die aus den Augen und der Wunde flossen hin. Am schönsten Orte wird der Zeug entzwey geschnitten: Wo göldnes Haar sticht durch/ trennt man der Haube De- cken/ Der Handschuch wird zertheilt/ wo Stein und Ringe ste- cken.
Gravissimum est ex omnibus, quae unquam in corpus ejus de- scenderunt, recens vulnus, fateor, sed virtus est invulnerabilis. Non pudeat animum tot miseriarum victorem aegre ferre unum vulnus in corpore.
Gaudent magni viri rebus adversis.
Dum gladio incubuisti, virtutum vivam imaginem palam fe- cisti.
Existimavit similia esse quae laterent his quae ostenderentur.
Militares viri gloriantur vulneribus, laeti fluentem meliori ca- su sangvinem ostentant.
Et inter redeuntes ex acie magis spectatur, qui saucius redit.
Serviant ergo deteriora melioribus, fortes simus adversus fortuita, non contrem iscamus injurias, non vincula, non vul- [n]era.
33. Die
Schertz-Sonnette.
32. Die Schoͤne Wundmaͤhlige.
Welch unbemenſchtes Hertz/ und was vor Tiger-Klauen Sinds/ die der zarte Leib zu ſeinem Hencker hat? Ach deine Schoͤnheit iſt der Urſprung dieſer That! Dir ſchadet deine Zier/ der Federn Schmuck dem Pfauen: Der Moͤrder wolte bald/ da aus dem hellen Blauen Ein blitzend Augen-Strahl ihm an die Seele trat/ Die Wolcken deiner Bruſt zertrennen/ und die Stat Des Himmels ſelbſt/ den Sitz des edlen Geiſtes ſchauen. Ach haͤtt’ er doch geglaubt/ eh du ſo viel erlitten! Das mindſte/ was er fand/ war Perlen und Rubin/ Die aus den Augen und der Wunde floſſen hin. Am ſchoͤnſten Orte wird der Zeug entzwey geſchnitten: Wo goͤldnes Haar ſticht durch/ trennt man der Haube De- cken/ Der Handſchuch wird zertheilt/ wo Stein und Ringe ſte- cken.
Graviſſimum eſt ex omnibus, quæ unquam in corpus ejus de- ſcenderunt, recens vulnus, fateor, ſed virtus eſt invulnerabilis. Non pudeat animum tot miſeriarum victorem ægre ferre unum vulnus in corpore.
Gaudent magni viri rebus adverſis.
Dum gladio incubuiſti, virtutum vivam imaginem palam fe- ciſti.
Exiſtimavit ſimilia eſſe quæ laterent his quæ oſtenderentur.
Et inter redeuntes ex acie magis ſpectatur, qui ſaucius redit.
Serviant ergo deteriora melioribus, fortes ſimus adverſus fortuita, non contrem iſcamus injurias, non vincula, non vul- [n]era.
33. Die
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Schertz-Sonnette.
32. Die Schoͤne Wundmaͤhlige.
Welch unbemenſchtes Hertz/ und was vor Tiger-Klauen
Sinds/ die der zarte Leib zu ſeinem Hencker hat?
Ach deine Schoͤnheit iſt der Urſprung dieſer That!
Dir ſchadet deine Zier/ der Federn Schmuck dem Pfauen:
Der Moͤrder wolte bald/ da aus dem hellen Blauen
Ein blitzend Augen-Strahl ihm an die Seele trat/
Die Wolcken deiner Bruſt zertrennen/ und die Stat
Des Himmels ſelbſt/ den Sitz des edlen Geiſtes ſchauen.
Ach haͤtt’ er doch geglaubt/ eh du ſo viel erlitten!
Das mindſte/ was er fand/ war Perlen und Rubin/
Die aus den Augen und der Wunde floſſen hin.
Am ſchoͤnſten Orte wird der Zeug entzwey geſchnitten:
Wo goͤldnes Haar ſticht durch/ trennt man der Haube De-
cken/
Der Handſchuch wird zertheilt/ wo Stein und Ringe ſte-
cken.
Graviſſimum eſt ex omnibus, quæ unquam in corpus ejus de-
ſcenderunt, recens vulnus, fateor, ſed virtus eſt invulnerabilis.
Non pudeat animum tot miſeriarum victorem ægre ferre unum
vulnus in corpore.
Gaudent magni viri rebus adverſis.
Dum gladio incubuiſti, virtutum vivam imaginem palam fe-
ciſti.
Exiſtimavit ſimilia eſſe quæ laterent his quæ oſtenderentur.
Militares viri gloriantur vulneribus, læti fluentem meliori ca-
ſu ſangvinem oſtentant.
Et inter redeuntes ex acie magis ſpectatur, qui ſaucius redit.
Serviant ergo deteriora melioribus, fortes ſimus adverſus
fortuita, non contrem iſcamus injurias, non vincula, non vul-
nera.
33. Die
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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/323>, abgerufen am 18.06.2024.
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