Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

hintersten kleinen Winkel des Bodens dersel-
ben aus.

4. die innere Fläche des Jochbeins (§. 126.)
und 5. die superficies orbitalis der großen
Flügel des Keilbeins (§. 70.) bilden die
äußere Wandd)

d) Außer dem Menschen haben meines wissens nur die
Quadrumanen diese äußere Wand völlig geschlos-
sen, und bey vielen derselben ist ihre orbita eben
so fest verwahrt als beym Menschen: bey manchen
Pavianen vielmehr noch robuster; so daß es Ein-
schränkung leidet, wenn Haller sagt: hoc oculi
tutamen in homine, quam in vllo alio ani-
male quod ego nouerim, tutius.
Bey den übrigen Säugethieren reicht das Joch-
bein entweder gar nicht hinauf zum Stirnbein,
(S. 217. N. c.) oder die großen Flügel des Keil-
beins treten auch nicht so weit seitwärts hervor,
sondern die Augenhöle ist an den Schädeln dieser
Thiere nach außen mehr oder weniger offen; und
das, wie H. Geh. R. Sömmerring vermuthet
um dem process. coronoideus des Unterkiefers
der bey ihnen mehrentheils weit größer ist als
beym Menschen oder Affen etc eine freyere Bewe-
gung zu gestatten.Der Maulwurf hat gar keine eigentlichen Au-
genhölen - da seine kleinen so lange ganz ver-
kannten Augen ganz vorn unter der Haut liegen.
Fast einen änlichen Bau habe ich bey der Zer-
gliederung des kleinen Brasilischen Ameisenbären
(myrmecophaga didactyla) gefunden, dem man
auch kaum wahren Augenhöhlen zuschreiben kann.Die ungeheure Größe dieser Höhlen bey den
mehresten Vögeln ist bekannt. Aber auch in Be-
treff der Säugethiere ist es nicht ganz richtig wenn
Haller sagt: homini maior quam vlli bestia-
rum orbitae pars ossea est
: denn schon die Katze

hintersten kleinen Winkel des Bodens dersel-
ben aus.

4. die innere Fläche des Jochbeins (§. 126.)
und 5. die superficies orbitalis der großen
Flügel des Keilbeins (§. 70.) bilden die
äußere Wandd)

d) Außer dem Menschen haben meines wissens nur die
Quadrumanen diese äußere Wand völlig geschlos-
sen, und bey vielen derselben ist ihre orbita eben
so fest verwahrt als beym Menschen: bey manchen
Pavianen vielmehr noch robuster; so daß es Ein-
schränkung leidet, wenn Haller sagt: hoc oculi
tutamen in homine, quam in vllo alio ani-
male quod ego nouerim, tutius.
Bey den übrigen Säugethieren reicht das Joch-
bein entweder gar nicht hinauf zum Stirnbein,
(S. 217. N. c.) oder die großen Flügel des Keil-
beins treten auch nicht so weit seitwärts hervor,
sondern die Augenhöle ist an den Schädeln dieser
Thiere nach außen mehr oder weniger offen; und
das, wie H. Geh. R. Sömmerring vermuthet
um dem process. coronoideus des Unterkiefers
der bey ihnen mehrentheils weit größer ist als
beym Menschen oder Affen etc eine freyere Bewe-
gung zu gestatten.Der Maulwurf hat gar keine eigentlichen Au-
genhölen – da seine kleinen so lange ganz ver-
kannten Augen ganz vorn unter der Haut liegen.
Fast einen änlichen Bau habe ich bey der Zer-
gliederung des kleinen Brasilischen Ameisenbären
(myrmecophaga didactyla) gefunden, dem man
auch kaum wahren Augenhöhlen zuschreiben kann.Die ungeheure Größe dieser Höhlen bey den
mehresten Vögeln ist bekannt. Aber auch in Be-
treff der Säugethiere ist es nicht ganz richtig wenn
Haller sagt: homini maior quam vlli bestia-
rum orbitae pars ossea est
: denn schon die Katze
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0262" xml:id="pb236_0001" n="236"/>
hintersten kleinen Winkel des Bodens dersel-<lb/>
ben aus.</p>
            <p>4. die innere Fläche des Jochbeins (§. 126.)<lb/>
und 5. die <hi rendition="#aq">superficies orbitalis</hi> der großen<lb/>
Flügel des Keilbeins (§. 70.) bilden die<lb/>
äußere Wand<note anchored="true" place="foot" n="d)"><p>Außer dem Menschen haben meines wissens nur die<lb/>
Quadrumanen diese äußere Wand völlig geschlos-<lb/>
sen, und bey vielen derselben ist ihre <hi rendition="#aq">orbita</hi> eben<lb/>
so fest verwahrt als beym Menschen: bey manchen<lb/>
Pavianen vielmehr noch robuster; so daß es Ein-<lb/>
schränkung leidet, wenn Haller sagt: <hi rendition="#aq">hoc oculi<lb/>
tutamen in homine, quam in vllo alio ani-<lb/>
male quod ego nouerim, tutius.</hi></p><p>Bey den übrigen Säugethieren reicht das Joch-<lb/>
bein entweder gar nicht hinauf zum Stirnbein,<lb/>
(S. 217. N. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">c</hi></hi>.) oder die großen Flügel des Keil-<lb/>
beins treten auch nicht so weit seitwärts hervor,<lb/>
sondern die Augenhöle ist an den Schädeln dieser<lb/>
Thiere nach außen mehr oder weniger offen; und<lb/>
das, wie H. Geh. R. Sömmerring vermuthet<lb/>
um dem <hi rendition="#aq">process. coronoideus</hi> des Unterkiefers<lb/>
der bey ihnen mehrentheils weit größer ist als<lb/>
beym Menschen oder Affen etc eine freyere Bewe-<lb/>
gung zu gestatten.</p><p>Der Maulwurf hat gar keine eigentlichen Au-<lb/>
genhölen &#x2013; da seine kleinen so lange ganz ver-<lb/>
kannten Augen ganz vorn unter der Haut liegen.<lb/>
Fast einen änlichen Bau habe ich bey der Zer-<lb/>
gliederung des kleinen Brasilischen Ameisenbären<lb/>
(<hi rendition="#aq">myrmecophaga</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">didactyla</hi></hi>) gefunden, dem man<lb/>
auch kaum wahren Augenhöhlen zuschreiben kann.</p><p>Die ungeheure Größe dieser Höhlen bey den<lb/>
mehresten Vögeln ist bekannt. Aber auch in Be-<lb/>
treff der Säugethiere ist es nicht ganz richtig wenn<lb/>
Haller sagt: <hi rendition="#aq">homini maior quam vlli bestia-<lb/>
rum orbitae pars ossea est</hi>: denn schon die Katze
</p></note></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[236/0262] hintersten kleinen Winkel des Bodens dersel- ben aus. 4. die innere Fläche des Jochbeins (§. 126.) und 5. die superficies orbitalis der großen Flügel des Keilbeins (§. 70.) bilden die äußere Wand d) d) Außer dem Menschen haben meines wissens nur die Quadrumanen diese äußere Wand völlig geschlos- sen, und bey vielen derselben ist ihre orbita eben so fest verwahrt als beym Menschen: bey manchen Pavianen vielmehr noch robuster; so daß es Ein- schränkung leidet, wenn Haller sagt: hoc oculi tutamen in homine, quam in vllo alio ani- male quod ego nouerim, tutius. Bey den übrigen Säugethieren reicht das Joch- bein entweder gar nicht hinauf zum Stirnbein, (S. 217. N. c.) oder die großen Flügel des Keil- beins treten auch nicht so weit seitwärts hervor, sondern die Augenhöle ist an den Schädeln dieser Thiere nach außen mehr oder weniger offen; und das, wie H. Geh. R. Sömmerring vermuthet um dem process. coronoideus des Unterkiefers der bey ihnen mehrentheils weit größer ist als beym Menschen oder Affen etc eine freyere Bewe- gung zu gestatten. Der Maulwurf hat gar keine eigentlichen Au- genhölen – da seine kleinen so lange ganz ver- kannten Augen ganz vorn unter der Haut liegen. Fast einen änlichen Bau habe ich bey der Zer- gliederung des kleinen Brasilischen Ameisenbären (myrmecophaga didactyla) gefunden, dem man auch kaum wahren Augenhöhlen zuschreiben kann. Die ungeheure Größe dieser Höhlen bey den mehresten Vögeln ist bekannt. Aber auch in Be- treff der Säugethiere ist es nicht ganz richtig wenn Haller sagt: homini maior quam vlli bestia- rum orbitae pars ossea est: denn schon die Katze

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807/262
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807/262>, abgerufen am 30.04.2024.