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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803.

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Theile oder Eyer, das andere den männli-
chen befruchtenden Saft enthält. So alle
rothblütige und viele andere Thiere, und so
auch manche Pflanzen, wie die Weiden,
der Hopfen, die mehresten Moose etc.

Einige Thiere dieser Classe geben die
Eyer selbst von sich, in welchen sich erst
nachher das Junge vollends ausbildet. Dieß
sind die eyerlegenden Thiere (ouipara). Bey
andern aber wird dieß Ey so lange in der
Bärmutter zurück behalten, bis das Junge
vollkommen ausgebildet worden, und nun
von seinen Hülsen befreyt zur Welt kommen
kann: lebendig gebärende Thiere (viuipara).

Anm. Wie gering inzwischen der Unterschied zwischen
Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen
die Beyspiele der Blattläuse und Federbusch-Po-
lypen, die sich nach den verschiedenen Jahrszeiten
bald auf die eine, bald auf die andere Weise
fortpflanzen; und mancher Schlangen, die zwar
Eyer legen, in welchen aber das ganz ausge-
bildete Thier enthalten ist. Gewissermaßen könnte
man mit diesem letztern Falle diejenigen Pflanzen
vergleichen, in deren reifen Samenkörnern ein
grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt, wie z. B.
bey den sogenannten ägyptischen Bohnen von
der Nymphaea nelumba.

§. 21.

Nachdem die organisirten Körper die Be-
stimmungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht
endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie ster-
ben. Die wenigsten aber erreichen das Ziel,

Theile oder Eyer, das andere den männli-
chen befruchtenden Saft enthält. So alle
rothblütige und viele andere Thiere, und so
auch manche Pflanzen, wie die Weiden,
der Hopfen, die mehresten Moose ꝛc.

Einige Thiere dieser Classe geben die
Eyer selbst von sich, in welchen sich erst
nachher das Junge vollends ausbildet. Dieß
sind die eyerlegenden Thiere (ouipara). Bey
andern aber wird dieß Ey so lange in der
Bärmutter zurück behalten, bis das Junge
vollkommen ausgebildet worden, und nun
von seinen Hülsen befreyt zur Welt kommen
kann: lebendig gebärende Thiere (viuipara).

Anm. Wie gering inzwischen der Unterschied zwischen
Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen
die Beyspiele der Blattläuse und Federbusch-Po-
lypen, die sich nach den verschiedenen Jahrszeiten
bald auf die eine, bald auf die andere Weise
fortpflanzen; und mancher Schlangen, die zwar
Eyer legen, in welchen aber das ganz ausge-
bildete Thier enthalten ist. Gewissermaßen könnte
man mit diesem letztern Falle diejenigen Pflanzen
vergleichen, in deren reifen Samenkörnern ein
grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt, wie z. B.
bey den sogenannten ägyptischen Bohnen von
der Nymphaea nelumba.

§. 21.

Nachdem die organisirten Körper die Be-
stimmungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht
endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie ster-
ben. Die wenigsten aber erreichen das Ziel,

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[34/0054] Theile oder Eyer, das andere den männli- chen befruchtenden Saft enthält. So alle rothblütige und viele andere Thiere, und so auch manche Pflanzen, wie die Weiden, der Hopfen, die mehresten Moose ꝛc. Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer selbst von sich, in welchen sich erst nachher das Junge vollends ausbildet. Dieß sind die eyerlegenden Thiere (ouipara). Bey andern aber wird dieß Ey so lange in der Bärmutter zurück behalten, bis das Junge vollkommen ausgebildet worden, und nun von seinen Hülsen befreyt zur Welt kommen kann: lebendig gebärende Thiere (viuipara). Anm. Wie gering inzwischen der Unterschied zwischen Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen die Beyspiele der Blattläuse und Federbusch-Po- lypen, die sich nach den verschiedenen Jahrszeiten bald auf die eine, bald auf die andere Weise fortpflanzen; und mancher Schlangen, die zwar Eyer legen, in welchen aber das ganz ausge- bildete Thier enthalten ist. Gewissermaßen könnte man mit diesem letztern Falle diejenigen Pflanzen vergleichen, in deren reifen Samenkörnern ein grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt, wie z. B. bey den sogenannten ägyptischen Bohnen von der Nymphaea nelumba. §. 21. Nachdem die organisirten Körper die Be- stimmungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie ster- ben. Die wenigsten aber erreichen das Ziel,

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/54>, abgerufen am 30.04.2024.