Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seidel, Georg: Hyiothesia [gr.] Seu adoptio filiorum dei. [s. l.], 1637.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche Leich vnd EhrenPredigt.
Wolthat nicht erlangen kondten/ vnd also hette Horatii
Vater/ auch nicht können adoptiret werden/ weil er sel-
a.
Sat. 6. l. 1.
Quem ro-
dunt omnes
Libertino
Patre na-
tum.
ber von sich schreibet/ das er Libertino Patre natus, [a]
vnd also sein Großvater/ auß einem Leibeigenen knechte
Frey worden. Ja wir lesen im Ersten Buch Moysis, das
Ismael, welcher doch ein natürlicher Sohn war/ seines
Vaters Abraham, dennoch nicht konte für einen Erben
erkandt werden/ sondern wurde außgeerbet/ wie wir vnten
mit mehrem vernehmen werden. Ja auch die jenigen
b.
Genes.
25@
Abraham gab
all sein Gute
Isaac/ aber
den Kindern
von den Kebo-
weibern gab
er geschenckt.
Kinder die Abraham mit der Kethura zeugete/ wurden
mit Geschencken abgewiesen/ vnd behielt die Erbschafft
alleine Isaac/ wie zu lesen in Mose, (b) welchen Gebrauch
denn auch die Römer/ eine Zeitlang/ genaw in acht ge-
nommen/ wie darvon Bodinus am zuvor angezogenen
orte schreibet. (c) Romani filios naturales tantum non
alio jure habuerunt, quam peregrinos, nec illos ad-

c. Bod. l. 3.
pag.
45.
optare, ut Athenienses, nec quicquam Testamento
legare cogebantur, ac ne ullam quidem in cos pote-
statem habebant. Theodosii tamen & Arcadii Prin-
cipatu temperata fuit legum severitas, ac deinde Zeno-
nis lege obtinuit, ut naturales liberi consequentibus
cum Matre nuptiis justi ac legitimi haberentur.

So war es auch nicht bräuchlich/ das ein VATER
Adoptans, 2 od 3 auff einmal adoptirete, damit allerley
Vneinigkeit/ Hader od Streit verhüttet würde/ sondern
das mochte-wol geschehen/ daß/ wann ein filius Adoptatus
starb/ stunde es dem Pflege-Vater frey einen andern an
Sohnes statt auffzunemen/ wie wir oben bey dem exempel
Keysers Augusti, sind erjnnert worden/ Ja es wurde auch
dabey genaw in acht genommen/ das mancher Vater eben
den jenigen/ welchen Er adoptiret, widerumb verstossen/

vnd

Chriſtliche Leich vnd EhrenPꝛedigt.
Wolthat nicht erlangen kondten/ vnd alſo hette Horatii
Vater/ auch nicht koͤnnen adoptiret werden/ weil er ſel-
a.
Sat. 6. l. 1.
Quem ro-
dũt omnes
Libertino
Patre na-
tum.
ber von ſich ſchreibet/ das er Libertino Patre natus, [a]
vnd alſo ſein Großvater/ auß einem Leibeigenen knechte
Frey worden. Ja wir leſen im Erſten Buch Moyſis, das
Iſmael, welcher doch ein natuͤrlicher Sohn war/ ſeines
Vaters Abraham, dennoch nicht konte fuͤr einen Erben
erkandt werden/ ſondern wurde außgeerbet/ wie wir vnten
mit mehrem vernehmen werden. Ja auch die jenigen
b.
Geneſ.
25
Abraham gab
all ſein Gute
Iſaac/ aber
den Kindern
võ den Kebo-
weibern gab
er geſchenckt.
Kinder die Abraham mit der Kethura zeugete/ wurden
mit Geſchencken abgewieſen/ vnd behielt die Erbſchafft
alleine Iſaac/ wie zu leſen in Moſe, (b) welchen Gebrauch
denn auch die Roͤmer/ eine Zeitlang/ genaw in acht ge-
nommen/ wie darvon Bodinus am zuvor angezogenen
orte ſchreibet. (c) Romani filios naturales tantùm non
alio jure habuerunt, quàm peregrinos, nec illos ad-

c. Bod. l. 3.
pag.
45.
optare, ut Athenienſes, nec quicquàm Teſtamento
legare cogebantur, ac ne ullam quidem in cos pote-
ſtatem habebant. Theodoſii tamen & Arcadii Prin-
cipatu temperata fuit legum ſeveritas, ac deinde Zeno-
nis lege obtinuit, ut naturales liberi conſequentibus
cum Matre nuptiis juſti ac legitimi haberentur.

So war es auch nicht braͤuchlich/ das ein VATER
Adoptans, 2 oď 3 auff einmal adoptirete, damit allerley
Vneinigkeit/ Hader oď Streit verhuͤttet wuͤrde/ ſondern
das mochte-wol geſchehen/ daß/ wañ ein filius Adoptatus
ſtarb/ ſtunde es dem Pflege-Vater frey einen andern an
Sohnes ſtatt auffzunemen/ wie wir oben bey dem exempel
Keyſers Auguſti, ſind erjnnert worden/ Ja es wurde auch
dabey genaw in acht genommen/ das mancher Vater eben
den jenigen/ welchen Er adoptiret, widerumb verſtoſſen/

vnd
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0016" n="16"/><fw type="header" place="top">Chri&#x017F;tliche Leich vnd EhrenP&#xA75B;edigt.</fw><lb/>
Wolthat nicht erlangen kondten/ vnd al&#x017F;o hette <hi rendition="#aq">Horatii</hi><lb/>
Vater/ auch nicht ko&#x0364;nnen <hi rendition="#aq">adoptiret</hi> werden/ weil er &#x017F;el-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">a.<lb/>
Sat. 6. l. 1.<lb/>
Quem ro-<lb/>
du&#x0303;t omnes<lb/>
Libertino<lb/>
Patre na-<lb/>
tum.</hi></note>ber von &#x017F;ich &#x017F;chreibet/ das er <hi rendition="#aq">Libertino Patre natus, [a]</hi><lb/>
vnd al&#x017F;o &#x017F;ein Großvater/ auß einem Leibeigenen knechte<lb/>
Frey worden. Ja wir le&#x017F;en im Er&#x017F;ten Buch <hi rendition="#aq">Moy&#x017F;is,</hi> das<lb/><hi rendition="#aq">I&#x017F;mael,</hi> welcher doch ein natu&#x0364;rlicher Sohn war/ &#x017F;eines<lb/>
Vaters <hi rendition="#aq">Abraham,</hi> dennoch nicht konte fu&#x0364;r einen Erben<lb/>
erkandt werden/ &#x017F;ondern wurde außgeerbet/ wie wir vnten<lb/>
mit mehrem vernehmen werden. Ja auch die jenigen<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">b.<lb/>
Gene&#x017F;.</hi> 25&#xFFFC;<lb/>
Abraham gab<lb/>
all &#x017F;ein Gute<lb/>
I&#x017F;aac/ aber<lb/>
den Kindern<lb/>
vo&#x0303; den Kebo-<lb/>
weibern gab<lb/>
er ge&#x017F;chenckt.</note>Kinder die <hi rendition="#aq">Abraham</hi> mit der Kethura zeugete/ wurden<lb/>
mit Ge&#x017F;chencken abgewie&#x017F;en/ vnd behielt die Erb&#x017F;chafft<lb/>
alleine I&#x017F;aac/ wie zu le&#x017F;en in <hi rendition="#aq">Mo&#x017F;e, (b)</hi> welchen Gebrauch<lb/>
denn auch die Ro&#x0364;mer/ eine Zeitlang/ genaw in acht ge-<lb/>
nommen/ wie darvon <hi rendition="#aq">Bodinus</hi> am zuvor angezogenen<lb/>
orte &#x017F;chreibet. <hi rendition="#aq">(c) Romani filios naturales tantùm non<lb/>
alio jure habuerunt, quàm peregrinos, nec illos ad-</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">c. Bod. l. 3.<lb/>
pag.</hi> 45.</note><hi rendition="#aq">optare, ut Athenien&#x017F;es, nec quicquàm Te&#x017F;tamento<lb/>
legare cogebantur, ac ne ullam quidem in cos pote-<lb/>
&#x017F;tatem habebant. Theodo&#x017F;ii tamen &amp; Arcadii Prin-<lb/>
cipatu temperata fuit legum &#x017F;everitas, ac deinde Zeno-<lb/>
nis lege obtinuit, ut naturales liberi con&#x017F;equentibus<lb/>
cum Matre nuptiis ju&#x017F;ti ac legitimi haberentur.</hi></p><lb/>
            <p>So war es auch nicht bra&#x0364;uchlich/ das ein <hi rendition="#g">VATER</hi><lb/><hi rendition="#aq">Adoptans,</hi> 2 o&#x010F; 3 auff einmal <hi rendition="#aq">adoptirete,</hi> damit allerley<lb/>
Vneinigkeit/ Hader o&#x010F; Streit verhu&#x0364;ttet wu&#x0364;rde/ &#x017F;ondern<lb/>
das mochte-wol ge&#x017F;chehen/ daß/ wan&#x0303; ein <hi rendition="#aq">filius Adoptatus</hi><lb/>
&#x017F;tarb/ &#x017F;tunde es dem Pflege-Vater frey einen andern an<lb/>
Sohnes &#x017F;tatt auffzunemen/ wie wir oben bey dem exempel<lb/>
Key&#x017F;ers <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;ti,</hi> &#x017F;ind erjnnert worden/ Ja es wurde auch<lb/>
dabey genaw in acht genommen/ das mancher Vater eben<lb/>
den jenigen/ welchen Er <hi rendition="#aq">adoptiret,</hi> widerumb ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">vnd</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0016] Chriſtliche Leich vnd EhrenPꝛedigt. Wolthat nicht erlangen kondten/ vnd alſo hette Horatii Vater/ auch nicht koͤnnen adoptiret werden/ weil er ſel- ber von ſich ſchreibet/ das er Libertino Patre natus, [a] vnd alſo ſein Großvater/ auß einem Leibeigenen knechte Frey worden. Ja wir leſen im Erſten Buch Moyſis, das Iſmael, welcher doch ein natuͤrlicher Sohn war/ ſeines Vaters Abraham, dennoch nicht konte fuͤr einen Erben erkandt werden/ ſondern wurde außgeerbet/ wie wir vnten mit mehrem vernehmen werden. Ja auch die jenigen Kinder die Abraham mit der Kethura zeugete/ wurden mit Geſchencken abgewieſen/ vnd behielt die Erbſchafft alleine Iſaac/ wie zu leſen in Moſe, (b) welchen Gebrauch denn auch die Roͤmer/ eine Zeitlang/ genaw in acht ge- nommen/ wie darvon Bodinus am zuvor angezogenen orte ſchreibet. (c) Romani filios naturales tantùm non alio jure habuerunt, quàm peregrinos, nec illos ad- optare, ut Athenienſes, nec quicquàm Teſtamento legare cogebantur, ac ne ullam quidem in cos pote- ſtatem habebant. Theodoſii tamen & Arcadii Prin- cipatu temperata fuit legum ſeveritas, ac deinde Zeno- nis lege obtinuit, ut naturales liberi conſequentibus cum Matre nuptiis juſti ac legitimi haberentur. a. Sat. 6. l. 1. Quem ro- dũt omnes Libertino Patre na- tum. b. Geneſ. 25 Abraham gab all ſein Gute Iſaac/ aber den Kindern võ den Kebo- weibern gab er geſchenckt. c. Bod. l. 3. pag. 45. So war es auch nicht braͤuchlich/ das ein VATER Adoptans, 2 oď 3 auff einmal adoptirete, damit allerley Vneinigkeit/ Hader oď Streit verhuͤttet wuͤrde/ ſondern das mochte-wol geſchehen/ daß/ wañ ein filius Adoptatus ſtarb/ ſtunde es dem Pflege-Vater frey einen andern an Sohnes ſtatt auffzunemen/ wie wir oben bey dem exempel Keyſers Auguſti, ſind erjnnert worden/ Ja es wurde auch dabey genaw in acht genommen/ das mancher Vater eben den jenigen/ welchen Er adoptiret, widerumb verſtoſſen/ vnd

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508299
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508299/16
Zitationshilfe: Seidel, Georg: Hyiothesia [gr.] Seu adoptio filiorum dei. [s. l.], 1637, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508299/16>, abgerufen am 26.04.2024.