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Stöcker, Jacob: ChristlicheLeichen Predigt über Den Machtspruch Hiobs. Bautzen, [1675].

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Leichpredigt.
will einen Reinen finden/ bey denen da keiner rein ist? cap. 14, 4.
Als wolt er sagen mit, Salomone: Wer kan sagen ich bin rein
in meinen Hertzen/ und lauter von meiner Sünde? Cap. 20/ 9.
Darüber seufftzet er: Cap. 14. v. 14. Ach was ist doch ein
Mensch daß er solte rein seyn/ und daß er solte gerecht seyn/ der
vom Weibe geboren ist? Darumb/ ob er sich auch der Fröm-
migkeit noch so hoch beflissen/ wie er dann ohne Heucheley sagen
kan: Gerechtigkeit war mein Kleid/ das ich anzog wie einen
Rock/ und mein Recht war mein Fürstlicher Hut/ Jch war des
blinden Auge/ und des Lahmen Fuß/ ich er rettet den Armen der
da schrey/ und den Waisen der keinen Helffer hat/ cap. 29. v. 14.
15. 12 und cap. 31. v. 13. spricht er: Er sey so gewissenhafft ge-
wesen/ auch nicht dem geringsten von seinem Gesinde unrecht
zuthun. So lauten seine Worte: Hab ich verachtet das Recht
meines Knechts oder meiner Magd/ wenn sie eine Sache wider
mich hatten/ Was wolt ich thun/ wann GOtt sich wider mich
auflehnet/ und was würde ich antworten/ wann er heimsuchet?
Hat ihn nicht auch der gemachet/ der mich von Mutterleibe be-
reitet hat/ und hat ihm im Leibe so wohl gemachet? Und Cap.
27. v. 6. Mein Gewissen beisset mich nicht/ meines gantzen
Lebens halber! So redet er nun doch gantz anders gegen Gott/
als für welchem kein Mensch unschuldig ist/ Exod. 34, 7. und
saget: Doch will ich meine Wege für ihm straffen! Das
ist: Jch will mich/ wie ich auch bin/ für einem armen und
grossen Sünder bekennen/ Ps 32 5. der ich weder in den We-
gen meines Lebens/ noch meiner Regierung recht gethan habe.
Denn die Wege des Menschen sind in der Schrifft/ alle seine
Händel und Wandel/ Thun und Lassen/ in allen, was er geden-
cket, redet/ thut und vornimbt/ vermöge seines Beruffs/ er sey
Regent oder Unterthan, Prediger oder Zuhörer/ Hausva[t]er/

Haus-

Leichpredigt.
will einen Reinen finden/ bey denen da keiner rein iſt? cap. 14, 4.
Als wolt er ſagen mit, Salomone: Wer kan ſagen ich bin rein
in meinen Hertzen/ und lauter von meiner Suͤnde? Cap. 20/ 9.
Daruͤber ſeufftzet er: Cap. 14. v. 14. Ach was iſt doch ein
Menſch daß er ſolte rein ſeyn/ und daß er ſolte gerecht ſeyn/ der
vom Weibe geboren iſt? Darumb/ ob er ſich auch der Froͤm-
migkeit noch ſo hoch befliſſen/ wie er dann ohne Heucheley ſagen
kan: Gerechtigkeit war mein Kleid/ das ich anzog wie einen
Rock/ und mein Recht war mein Fuͤrſtlicher Hut/ Jch war des
blinden Auge/ und des Lahmen Fuß/ ich er rettet den Armen der
da ſchrey/ und den Waiſen der keinen Helffer hat/ cap. 29. v. 14.
15. 12 und cap. 31. v. 13. ſpricht er: Er ſey ſo gewiſſenhafft ge-
weſen/ auch nicht dem geringſten von ſeinem Geſinde unrecht
zuthun. So lauten ſeine Worte: Hab ich verachtet das Recht
meines Knechts oder meiner Magd/ wenn ſie eine Sache wider
mich hatten/ Was wolt ich thun/ wann GOtt ſich wider mich
auflehnet/ und was wuͤrde ich antworten/ wann er heimſuchet?
Hat ihn nicht auch der gemachet/ der mich von Mutterleibe be-
reitet hat/ und hat ihm im Leibe ſo wohl gemachet? Und Cap.
27. v. 6. Mein Gewiſſen beiſſet mich nicht/ meines gantzen
Lebens halber! So redet er nun doch gantz anders gegen Gott/
als fuͤr welchem kein Menſch unſchuldig iſt/ Exod. 34, 7. und
ſaget: Doch will ich meine Wege fuͤr ihm ſtraffen! Das
iſt: Jch will mich/ wie ich auch bin/ fuͤr einem armen und
groſſen Suͤnder bekennen/ Pſ 32 5. der ich weder in den We-
gen meines Lebens/ noch meiner Regierung recht gethan habe.
Denn die Wege des Menſchen ſind in der Schrifft/ alle ſeine
Haͤndel und Wandel/ Thun und Laſſen/ in allen, was er geden-
cket, redet/ thut und vornimbt/ vermoͤge ſeines Beruffs/ er ſey
Regent oder Unterthan, Prediger oder Zuhoͤrer/ Hausva[t]er/

Haus-
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[0015] Leichpredigt. will einen Reinen finden/ bey denen da keiner rein iſt? cap. 14, 4. Als wolt er ſagen mit, Salomone: Wer kan ſagen ich bin rein in meinen Hertzen/ und lauter von meiner Suͤnde? Cap. 20/ 9. Daruͤber ſeufftzet er: Cap. 14. v. 14. Ach was iſt doch ein Menſch daß er ſolte rein ſeyn/ und daß er ſolte gerecht ſeyn/ der vom Weibe geboren iſt? Darumb/ ob er ſich auch der Froͤm- migkeit noch ſo hoch befliſſen/ wie er dann ohne Heucheley ſagen kan: Gerechtigkeit war mein Kleid/ das ich anzog wie einen Rock/ und mein Recht war mein Fuͤrſtlicher Hut/ Jch war des blinden Auge/ und des Lahmen Fuß/ ich er rettet den Armen der da ſchrey/ und den Waiſen der keinen Helffer hat/ cap. 29. v. 14. 15. 12 und cap. 31. v. 13. ſpricht er: Er ſey ſo gewiſſenhafft ge- weſen/ auch nicht dem geringſten von ſeinem Geſinde unrecht zuthun. So lauten ſeine Worte: Hab ich verachtet das Recht meines Knechts oder meiner Magd/ wenn ſie eine Sache wider mich hatten/ Was wolt ich thun/ wann GOtt ſich wider mich auflehnet/ und was wuͤrde ich antworten/ wann er heimſuchet? Hat ihn nicht auch der gemachet/ der mich von Mutterleibe be- reitet hat/ und hat ihm im Leibe ſo wohl gemachet? Und Cap. 27. v. 6. Mein Gewiſſen beiſſet mich nicht/ meines gantzen Lebens halber! So redet er nun doch gantz anders gegen Gott/ als fuͤr welchem kein Menſch unſchuldig iſt/ Exod. 34, 7. und ſaget: Doch will ich meine Wege fuͤr ihm ſtraffen! Das iſt: Jch will mich/ wie ich auch bin/ fuͤr einem armen und groſſen Suͤnder bekennen/ Pſ 32 5. der ich weder in den We- gen meines Lebens/ noch meiner Regierung recht gethan habe. Denn die Wege des Menſchen ſind in der Schrifft/ alle ſeine Haͤndel und Wandel/ Thun und Laſſen/ in allen, was er geden- cket, redet/ thut und vornimbt/ vermoͤge ſeines Beruffs/ er ſey Regent oder Unterthan, Prediger oder Zuhoͤrer/ Hausvater/ Haus-

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Zitationshilfe: Stöcker, Jacob: ChristlicheLeichen Predigt über Den Machtspruch Hiobs. Bautzen, [1675], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508452/15>, abgerufen am 27.04.2024.