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Stöcker, Jacob: ChristlicheLeichen Predigt über Den Machtspruch Hiobs. Bautzen, [1675].

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Christliche
Hausmutter/ Kind oder Gesinde, Prov. 3. v. 6. Also/ spricht
Hiob/ will er alle sein Thun/ Beginnen und Regieren/ straffen/
das ist für sündlich und unrecht erkennen/ dann er fühlet wohl/
daß ob er ihm auch nichts böses bewust ist/ so sey er doch damit
nicht gerechtfertiget/ denn der HERR sey es/ der ihm richtet/
1. Cor. 4, 4. Alle seine Gerechtigkeit die sey für ihm/ wie ein
unflätig Kleid; Und wir alle sambt wie die Unreinen/ Es. 64, 6.
Alle seynd wir Sünder/ und mangeln des Ruhms den wir an
GOTT haben sollen/ Rom. 3. 23. Wie es dann die wahren
Gläubigen pflegen zu machen/ daß sie zuvor auf sich/ als auf
andere sehen/ Justus prius est accusator sui, stehet in der Lateini-
schen Bibel/ Prov. 18. v. 17. Der Gerechte klaget sich zuvor
selber an. Sehet zu solcher Erkäntnüs der eignen Ungerechtig-
keit/ hat den Hiob sein Glaube gedrungen.

Drittens hat ihn sein Glaube auch dahin gebracht/ zu er-
greiffen: Applicandae gratuitae salutis artificium, das rechte
Kunststücke des heiligen Geistes/ zur aus Gnaden kommenden
Seeligkeit/ daß er nicht auf seinen Sünden bleibet/ noch viel
weniger mit Cain darinn verzweiffelt/ Gen. 4, 13. sondern daß
er sich an den einigen Heiland hält/ Es. 43, 11. Und sich also an
ihm hält/ daß er ihn auch für seinen eigenen Helffer und Seelig-
macher hält/ denn er saget nicht: Er it Jeschua: Er wird ein
Heiland/ Helffer und Erretter seyn/ das ist: Es wird sich einer
finden/ den der ewige Vater bereiten wird/ für allen Völckern/
ein Liecht zu erleuchten die Heyden/ und zum Preiß seines
Volcks Jsrael/ Luc. 2, 30. Sondern er lernet Paulo die Kunst
abe/ oder wird vielmehr/ vor Paulo/ durch den heiligen Geist da-
hin getrieben/ 2. Pet. 1, 21. daß er es Paulo zuvor thut/ und nicht
alleine saget: Christus hat die Gemeine geliebet/ und hat sich
selbst für sie gegeben/ Ephes. 5, 25. Jtem: Er hat sich selbst

gege-

Chriſtliche
Hausmutter/ Kind oder Geſinde, Prov. 3. v. 6. Alſo/ ſpricht
Hiob/ will er alle ſein Thun/ Beginnen und Regieren/ ſtraffen/
das iſt fuͤr ſündlich und unrecht erkennen/ dann er fuͤhlet wohl/
daß ob er ihm auch nichts boͤſes bewuſt iſt/ ſo ſey er doch damit
nicht gerechtfertiget/ denn der HERR ſey es/ der ihm richtet/
1. Cor. 4, 4. Alle ſeine Gerechtigkeit die ſey fuͤr ihm/ wie ein
unflaͤtig Kleid; Und wir alle ſambt wie die Unreinen/ Eſ. 64, 6.
Alle ſeynd wir Suͤnder/ und mangeln des Ruhms den wir an
GOTT haben ſollen/ Rom. 3. 23. Wie es dann die wahren
Glaͤubigen pflegen zu machen/ daß ſie zuvor auf ſich/ als auf
andere ſehen/ Juſtus prius eſt accuſator ſui, ſtehet in der Lateini-
ſchen Bibel/ Prov. 18. v. 17. Der Gerechte klaget ſich zuvor
ſelber an. Sehet zu ſolcher Erkaͤntnuͤs der eignen Ungerechtig-
keit/ hat den Hiob ſein Glaube gedrungen.

Drittens hat ihn ſein Glaube auch dahin gebracht/ zu er-
greiffen: Applicandæ gratuitæ ſalutis artificium, das rechte
Kunſtſtuͤcke des heiligen Geiſtes/ zur aus Gnaden kommenden
Seeligkeit/ daß er nicht auf ſeinen Suͤnden bleibet/ noch viel
weniger mit Cain darinn verzweiffelt/ Gen. 4, 13. ſondern daß
er ſich an den einigen Heiland haͤlt/ Eſ. 43, 11. Und ſich alſo an
ihm haͤlt/ daß er ihn auch fuͤr ſeinen eigenen Helffer und Seelig-
macher haͤlt/ denn er ſaget nicht: Er it Jeschua: Er wird ein
Heiland/ Helffer und Erretter ſeyn/ das iſt: Es wird ſich einer
finden/ den der ewige Vater bereiten wird/ für allen Voͤlckern/
ein Liecht zu erleuchten die Heyden/ und zum Preiß ſeines
Volcks Jſrael/ Luc. 2, 30. Sondern er lernet Paulo die Kunſt
abe/ oder wird vielmehr/ vor Paulo/ durch den heiligen Geiſt da-
hin getrieben/ 2. Pet. 1, 21. daß er es Paulo zuvor thut/ und nicht
alleine ſaget: Chriſtus hat die Gemeine geliebet/ und hat ſich
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[0016] Chriſtliche Hausmutter/ Kind oder Geſinde, Prov. 3. v. 6. Alſo/ ſpricht Hiob/ will er alle ſein Thun/ Beginnen und Regieren/ ſtraffen/ das iſt fuͤr ſündlich und unrecht erkennen/ dann er fuͤhlet wohl/ daß ob er ihm auch nichts boͤſes bewuſt iſt/ ſo ſey er doch damit nicht gerechtfertiget/ denn der HERR ſey es/ der ihm richtet/ 1. Cor. 4, 4. Alle ſeine Gerechtigkeit die ſey fuͤr ihm/ wie ein unflaͤtig Kleid; Und wir alle ſambt wie die Unreinen/ Eſ. 64, 6. Alle ſeynd wir Suͤnder/ und mangeln des Ruhms den wir an GOTT haben ſollen/ Rom. 3. 23. Wie es dann die wahren Glaͤubigen pflegen zu machen/ daß ſie zuvor auf ſich/ als auf andere ſehen/ Juſtus prius eſt accuſator ſui, ſtehet in der Lateini- ſchen Bibel/ Prov. 18. v. 17. Der Gerechte klaget ſich zuvor ſelber an. Sehet zu ſolcher Erkaͤntnuͤs der eignen Ungerechtig- keit/ hat den Hiob ſein Glaube gedrungen. Drittens hat ihn ſein Glaube auch dahin gebracht/ zu er- greiffen: Applicandæ gratuitæ ſalutis artificium, das rechte Kunſtſtuͤcke des heiligen Geiſtes/ zur aus Gnaden kommenden Seeligkeit/ daß er nicht auf ſeinen Suͤnden bleibet/ noch viel weniger mit Cain darinn verzweiffelt/ Gen. 4, 13. ſondern daß er ſich an den einigen Heiland haͤlt/ Eſ. 43, 11. Und ſich alſo an ihm haͤlt/ daß er ihn auch fuͤr ſeinen eigenen Helffer und Seelig- macher haͤlt/ denn er ſaget nicht: Er it Jeschua: Er wird ein Heiland/ Helffer und Erretter ſeyn/ das iſt: Es wird ſich einer finden/ den der ewige Vater bereiten wird/ für allen Voͤlckern/ ein Liecht zu erleuchten die Heyden/ und zum Preiß ſeines Volcks Jſrael/ Luc. 2, 30. Sondern er lernet Paulo die Kunſt abe/ oder wird vielmehr/ vor Paulo/ durch den heiligen Geiſt da- hin getrieben/ 2. Pet. 1, 21. daß er es Paulo zuvor thut/ und nicht alleine ſaget: Chriſtus hat die Gemeine geliebet/ und hat ſich ſelbſt fuͤr ſie gegeben/ Epheſ. 5, 25. Jtem: Er hat ſich ſelbſt gege-

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Zitationshilfe: Stöcker, Jacob: ChristlicheLeichen Predigt über Den Machtspruch Hiobs. Bautzen, [1675], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508452/16>, abgerufen am 27.04.2024.