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Stöcker, Jacob: ChristlicheLeichen Predigt über Den Machtspruch Hiobs. Bautzen, [1675].

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Leichpredigt.
bleibende statt/ sondern suchen die zukünfftige. Heb. 13, 14. Es
gehet einem wie den andern. Eccl. 9, 3. Vitaq; mancipio nul-
lidatur, omnibus usu,
saget Lucretius lib. 3. Das Leben
wird niemand zu seinem Eigenthum gegeben/ sondern
zum Gebrauch eine zeitlang geliehen.
Es ist offenbahr sagt
Paulus/ wir haben nichts in die Welt gebracht/ so werden wir
auch nichts hinaus bringen. 1. Tim. 6, 7. Abraham ist gestor-
ben/ die Propheten sind gestorben/ Joh. 8, 53. Meine liebe Vor-
fahren und Verwandte/ mein Großvater/ mein Vater/ meine
Mutter/ ja mein voriges Weib und zwey liebe Kinder sind ge-
storben! Wolt ich was sonders haben? Oder wolt ich allein
in diesem Leben auf Christum hoffen/ so were ich der elendeste
unter allen Menschen. 1. Cor. 15. 29. Ach nein! Ob mich
der HERR gleich tödten wird/ so will ich dennoch auf
ihn hoffen!
Jch weiß daß er ist der GOTT Abrahams/
Jsaacs und Jacobs/ und daß die so/ so vor unsern Augen/ und
zwar der letztere wohl 3168. Jahr tod ist/ und gestorben sind/
doch für unserm GOtte leben. Matth. 22, 32. Also/ ob sich
mein natürliches zeitliches Leben endet/ so werde ich doch nicht
sterben/ sondern leben/ und des HERRN Werck verkündi-
gen. Ps. 11. v. 17.

Nun muß ich zwar gestehen/ daß ich mein Leben nicht in sol-
cher Frömmigkeit/ Heiligkeit und Gerechtigkeit habe zugebracht/
wie Hiob. cap. 1. v. 1. 8. Wie es GOtt gefällig ist/ Luc. 1, 75.
Jch kan nicht sagen/ mit Hiob/ daß mich mein Gewissen meines
gantzen geführten Lebens halben nicht beissen sollte/ cap. 27. 6.
Sondern ich muß leider mit David klagen: Ach HErr! Wer
kan mercken wie offt er fehle? Ach vergieb! Vergieb mir die
verborgene Fehle/ Psalm. 19. v. 3. Meine Wege will ich für
dir straffen!
Mich für einen Sünder erkennen/ und mit

David
C ij

Leichpredigt.
bleibende ſtatt/ ſondern ſuchen die zukünfftige. Heb. 13, 14. Es
gehet einem wie den andern. Eccl. 9, 3. Vitaq́; mancipio nul-
lidatur, omnibus uſu,
ſaget Lucretius lib. 3. Das Leben
wird niemand zu ſeinem Eigenthum gegeben/ ſondern
zum Gebrauch eine zeitlang geliehen.
Es iſt offenbahr ſagt
Paulus/ wir haben nichts in die Welt gebracht/ ſo werden wir
auch nichts hinaus bringen. 1. Tim. 6, 7. Abraham iſt geſtor-
ben/ die Propheten ſind geſtorben/ Joh. 8, 53. Meine liebe Vor-
fahren und Verwandte/ mein Großvater/ mein Vater/ meine
Mutter/ ja mein voriges Weib und zwey liebe Kinder ſind ge-
ſtorben! Wolt ich was ſonders haben? Oder wolt ich allein
in dieſem Leben auf Chriſtum hoffen/ ſo were ich der elendeſte
unter allen Menſchen. 1. Cor. 15. 29. Ach nein! Ob mich
der HERR gleich toͤdten wird/ ſo will ich dennoch auf
ihn hoffen!
Jch weiß daß er iſt der GOTT Abrahams/
Jſaacs und Jacobs/ und daß die ſo/ ſo vor unſern Augen/ und
zwar der letztere wohl 3168. Jahr tod iſt/ und geſtorben ſind/
doch fuͤr unſerm GOtte leben. Matth. 22, 32. Alſo/ ob ſich
mein natuͤrliches zeitliches Leben endet/ ſo werde ich doch nicht
ſterben/ ſondern leben/ und des HERRN Werck verkuͤndi-
gen. Pſ. 11. v. 17.

Nun muß ich zwar geſtehen/ daß ich mein Leben nicht in ſol-
cher Froͤm̃igkeit/ Heiligkeit und Gerechtigkeit habe zugebracht/
wie Hiob. cap. 1. v. 1. 8. Wie es GOtt gefaͤllig iſt/ Luc. 1, 75.
Jch kan nicht ſagen/ mit Hiob/ daß mich mein Gewiſſen meines
gantzen gefuͤhrten Lebens halben nicht beiſſen ſollte/ cap. 27. 6.
Sondern ich muß leider mit David klagen: Ach HErr! Wer
kan mercken wie offt er fehle? Ach vergieb! Vergieb mir die
verborgene Fehle/ Pſalm. 19. v. 3. Meine Wege will ich fuͤr
dir ſtraffen!
Mich für einen Suͤnder erkennen/ und mit

David
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[0019] Leichpredigt. bleibende ſtatt/ ſondern ſuchen die zukünfftige. Heb. 13, 14. Es gehet einem wie den andern. Eccl. 9, 3. Vitaq́; mancipio nul- lidatur, omnibus uſu, ſaget Lucretius lib. 3. Das Leben wird niemand zu ſeinem Eigenthum gegeben/ ſondern zum Gebrauch eine zeitlang geliehen. Es iſt offenbahr ſagt Paulus/ wir haben nichts in die Welt gebracht/ ſo werden wir auch nichts hinaus bringen. 1. Tim. 6, 7. Abraham iſt geſtor- ben/ die Propheten ſind geſtorben/ Joh. 8, 53. Meine liebe Vor- fahren und Verwandte/ mein Großvater/ mein Vater/ meine Mutter/ ja mein voriges Weib und zwey liebe Kinder ſind ge- ſtorben! Wolt ich was ſonders haben? Oder wolt ich allein in dieſem Leben auf Chriſtum hoffen/ ſo were ich der elendeſte unter allen Menſchen. 1. Cor. 15. 29. Ach nein! Ob mich der HERR gleich toͤdten wird/ ſo will ich dennoch auf ihn hoffen! Jch weiß daß er iſt der GOTT Abrahams/ Jſaacs und Jacobs/ und daß die ſo/ ſo vor unſern Augen/ und zwar der letztere wohl 3168. Jahr tod iſt/ und geſtorben ſind/ doch fuͤr unſerm GOtte leben. Matth. 22, 32. Alſo/ ob ſich mein natuͤrliches zeitliches Leben endet/ ſo werde ich doch nicht ſterben/ ſondern leben/ und des HERRN Werck verkuͤndi- gen. Pſ. 11. v. 17. Nun muß ich zwar geſtehen/ daß ich mein Leben nicht in ſol- cher Froͤm̃igkeit/ Heiligkeit und Gerechtigkeit habe zugebracht/ wie Hiob. cap. 1. v. 1. 8. Wie es GOtt gefaͤllig iſt/ Luc. 1, 75. Jch kan nicht ſagen/ mit Hiob/ daß mich mein Gewiſſen meines gantzen gefuͤhrten Lebens halben nicht beiſſen ſollte/ cap. 27. 6. Sondern ich muß leider mit David klagen: Ach HErr! Wer kan mercken wie offt er fehle? Ach vergieb! Vergieb mir die verborgene Fehle/ Pſalm. 19. v. 3. Meine Wege will ich fuͤr dir ſtraffen! Mich für einen Suͤnder erkennen/ und mit David C ij

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Zitationshilfe: Stöcker, Jacob: ChristlicheLeichen Predigt über Den Machtspruch Hiobs. Bautzen, [1675], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508452/19>, abgerufen am 27.04.2024.