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Stöcker, Jacob: ChristlicheLeichen Predigt über Den Machtspruch Hiobs. Bautzen, [1675].

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Lebens-Lauff.

Mit seinem Herrn Collegen hat er auch gar fried- und
vertraulich gelebet/ welche seine Gegenwart lieber länger
wündschen mögen/ als daß sie bey diesem Leichen-Gange Valet
von ihm nehmen müssen. Seinen Anno 1649. abgelebten
Vater/ welcher in dem verderblichen Kriegswesen durch Brand
und Plünderung nicht allein umb das Seinige mehr entheils
gekommen/ sondern auch in grosse Schulden vertieffet worden/
hat er nicht nur alle möglichste Handreichung gethan/ auch [mi]ch
seinen tödtlichen Hintritt auf seinem Vorschub Christlichen
Brauche nach/ wie denn ebenfalls seine liebeMutter Anno 1669.
welcher er in ihrem WitbenStande auch zum öfftern mit be-
nöthigten Unterhalt Kindlich beygesprungen/ beerdigen lassen.

Und ob es wohl an Feinden ihme unschuldiger Weise auch
nicht er mangelt/ so hat er doch alles mit Christlicher Gedult ver-
tragen/ und ihnen von Hertzen alles verziehen.

Sein Christenthum belangende/ so hat er sich allezeit vor
einen armen Sünder erkennet/ in wahrer Bußfertigkeit bald
zu seinem Erlöser JEsu Christo gewendet/ seines theuren bittern
Leidens und Sterbens sich hertzlich getröstet/ das GOttes-
Hauß fleißig besuchet/ und des heiligen Nacht mahls zum öfftern
genossen/ wie er denn dasselbe noch am verwichenen 16. Februarij
in wahrer Busse mit grosser Andacht gebrauchet hat.

Seine Kranckheit betreffende/ so hat er bereits vor 5.
Viertel Jahren eine Beschwerung empfunden/ wiewohl man
nicht gemeinet/ daß es der Stein wäre/ indem sichs durch ge-
brauchte Artzney-Mittel zum öffter wieder gebessert/ alleine am
verwichenen Thomas Tage/ hat sich die Stein-Beschwerung
hefftiger gefunden und erwiesen/ so daß er sich gar einlegen müs-
sen/ auch etzliche Wochen/ wegen der fortgetriebener Steine
gantz Schlaffloß gewesen, und nicht eine Viertel Stunde ruhig

sitzen
D
Lebens-Lauff.

Mit ſeinem Herrn Collegen hat er auch gar fried- und
vertraulich gelebet/ welche ſeine Gegenwart lieber laͤnger
wuͤndſchen moͤgen/ als daß ſie bey dieſem Leichen-Gange Valet
von ihm nehmen muͤſſen. Seinen Anno 1649. abgelebten
Vater/ welcher in dem verderblichen Kriegsweſen durch Brand
und Pluͤnderung nicht allein umb das Seinige mehr entheils
gekommen/ ſondern auch in groſſe Schulden vertieffet worden/
hat er nicht nur alle möglichſte Handreichung gethan/ auch [mi]ch
ſeinen toͤdtlichen Hintritt auf ſeinem Vorſchub Chriſtlichen
Brauche nach/ wie denn ebenfalls ſeine liebeMutter Anno 1669.
welcher er in ihrem WitbenStande auch zum oͤfftern mit be-
noͤthigten Unterhalt Kindlich beygeſprungen/ beerdigen laſſen.

Und ob es wohl an Feinden ihme unſchuldiger Weiſe auch
nicht er mangelt/ ſo hat er doch alles mit Chriſtlicher Gedult ver-
tragen/ und ihnen von Hertzen alles verziehen.

Sein Chriſtenthum belangende/ ſo hat er ſich allezeit vor
einen armen Suͤnder erkennet/ in wahrer Bußfertigkeit bald
zu ſeinem Erloͤſer JEſu Chriſto gewendet/ ſeines theuren bittern
Leidens und Sterbens ſich hertzlich getröſtet/ das GOttes-
Hauß fleißig beſuchet/ und des heiligen Nacht mahls zum oͤfftern
genoſſen/ wie er denn daſſelbe noch am verwichenen 16. Februarij
in wahrer Buſſe mit groſſer Andacht gebrauchet hat.

Seine Kranckheit betreffende/ ſo hat er bereits vor 5.
Viertel Jahren eine Beſchwerung empfunden/ wiewohl man
nicht gemeinet/ daß es der Stein waͤre/ indem ſichs durch ge-
brauchte Artzney-Mittel zum oͤffter wieder gebeſſert/ alleine am
verwichenen Thomas Tage/ hat ſich die Stein-Beſchwerung
hefftiger gefunden und erwieſen/ ſo daß er ſich gar einlegen muͤſ-
ſen/ auch etzliche Wochen/ wegen der fortgetriebener Steine
gantz Schlaffloß geweſen, und nicht eine Viertel Stunde ruhig

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D
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[0025] Lebens-Lauff. Mit ſeinem Herrn Collegen hat er auch gar fried- und vertraulich gelebet/ welche ſeine Gegenwart lieber laͤnger wuͤndſchen moͤgen/ als daß ſie bey dieſem Leichen-Gange Valet von ihm nehmen muͤſſen. Seinen Anno 1649. abgelebten Vater/ welcher in dem verderblichen Kriegsweſen durch Brand und Pluͤnderung nicht allein umb das Seinige mehr entheils gekommen/ ſondern auch in groſſe Schulden vertieffet worden/ hat er nicht nur alle möglichſte Handreichung gethan/ auch mich ſeinen toͤdtlichen Hintritt auf ſeinem Vorſchub Chriſtlichen Brauche nach/ wie denn ebenfalls ſeine liebeMutter Anno 1669. welcher er in ihrem WitbenStande auch zum oͤfftern mit be- noͤthigten Unterhalt Kindlich beygeſprungen/ beerdigen laſſen. Und ob es wohl an Feinden ihme unſchuldiger Weiſe auch nicht er mangelt/ ſo hat er doch alles mit Chriſtlicher Gedult ver- tragen/ und ihnen von Hertzen alles verziehen. Sein Chriſtenthum belangende/ ſo hat er ſich allezeit vor einen armen Suͤnder erkennet/ in wahrer Bußfertigkeit bald zu ſeinem Erloͤſer JEſu Chriſto gewendet/ ſeines theuren bittern Leidens und Sterbens ſich hertzlich getröſtet/ das GOttes- Hauß fleißig beſuchet/ und des heiligen Nacht mahls zum oͤfftern genoſſen/ wie er denn daſſelbe noch am verwichenen 16. Februarij in wahrer Buſſe mit groſſer Andacht gebrauchet hat. Seine Kranckheit betreffende/ ſo hat er bereits vor 5. Viertel Jahren eine Beſchwerung empfunden/ wiewohl man nicht gemeinet/ daß es der Stein waͤre/ indem ſichs durch ge- brauchte Artzney-Mittel zum oͤffter wieder gebeſſert/ alleine am verwichenen Thomas Tage/ hat ſich die Stein-Beſchwerung hefftiger gefunden und erwieſen/ ſo daß er ſich gar einlegen muͤſ- ſen/ auch etzliche Wochen/ wegen der fortgetriebener Steine gantz Schlaffloß geweſen, und nicht eine Viertel Stunde ruhig ſitzen D

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Zitationshilfe: Stöcker, Jacob: ChristlicheLeichen Predigt über Den Machtspruch Hiobs. Bautzen, [1675], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508452/25>, abgerufen am 27.04.2024.