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Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628.

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Vnd was sol man viel sagen? was der Poet Vir-
gilius
von des Trojanischen Kriegs-Fürsten Aenae
Sohne geschrieben/ das können wir mit warheit von
diesem seligen Kindlein auch sagen: es hat gewiß sein
judicium ante annos gehabt: alles ist früezeitig: al-
les ist bald anfangs Himlisch vnd Englisch an jhm ge-
wesen. Vnd daher ists kommen das es so zeitlich Gott
vnd Menschen beheglich sein können.

Gleich wie aber sonsten Gott alle die je-
nigen so Er lieb hat straffet vnd züchtiget: also hat er
diesem seligen Kindlein auch gethan: vnd es zu vnter-
schiedenen mahlen/ in das krancke bettlein geleget: vnd
solches ohn allen zweifel darumb/ das er jhm diese
schnöde Welt desto ehe verleiden/ vnd ein verlangen
nach dem ewigen frewdenleben machen möchte: nach
dem leben welches allein das rechte leben ist: nach der
herligkeit/ welches allein die rechte herligkeit ist.

Jnsonderheit hat es der gerechte Gott für etlichen
Wochen/ mit der jtzund vnter den Kinderlein gewöhn-
lich regierenden seuchen angegrieffen/ das es grosse
hitze bekommen vnd vberall am leibe rote masen vnnd
flecken gewonnen; biß endlich auch ein fluß in halß ge-
fallen/ davon derselbe auff beiden seiten also zerschwol-
len/ das sich das arme würmlein auff keine seiten wen-
den vnd vmbsehen können.

Was für schmertzen es hierbey außgestanden/ ist
daher leicht abzunehmen/ das sich auß vnmässiger hitze
die haut an seinem gantzen leibe resolviret/ vnnd gleich

wie

Vnd was ſol man viel ſagen? was der Poet Vir-
gilius
von des Trojaniſchen Kriegs-Fuͤrſten Aenæ
Sohne geſchrieben/ das koͤnnen wir mit warheit von
dieſem ſeligen Kindlein auch ſagen: es hat gewiß ſein
judicium ante annos gehabt: alles iſt fruͤezeitig: al-
les iſt bald anfangs Himliſch vnd Engliſch an jhm ge-
weſen. Vnd daher iſts kommen das es ſo zeitlich Gott
vnd Menſchen beheglich ſein koͤnnen.

Gleich wie aber ſonſten Gott alle die je-
nigen ſo Er lieb hat ſtraffet vnd zuͤchtiget: alſo hat er
dieſem ſeligen Kindlein auch gethan: vnd es zu vnter-
ſchiedenen mahlen/ in das krancke bettlein geleget: vnd
ſolches ohn allen zweifel darumb/ das er jhm dieſe
ſchnoͤde Welt deſto ehe verleiden/ vnd ein verlangen
nach dem ewigen frewdenleben machen moͤchte: nach
dem leben welches allein das rechte leben iſt: nach der
herligkeit/ welches allein die rechte herligkeit iſt.

Jnſonderheit hat es der gerechte Gott fuͤr etlichen
Wochen/ mit der jtzund vnter den Kinderlein gewoͤhn-
lich regierenden ſeuchen angegrieffen/ das es groſſe
hitze bekommen vnd vberall am leibe rote maſen vnnd
flecken gewonnen; biß endlich auch ein fluß in halß ge-
fallen/ davon derſelbe auff beiden ſeiten alſo zerſchwol-
len/ das ſich das arme wuͤrmlein auff keine ſeiten wen-
den vnd vmbſehen koͤnnen.

Was fuͤr ſchmertzen es hierbey außgeſtanden/ iſt
daher leicht abzunehmen/ das ſich auß vnmaͤſſiger hitze
die haut an ſeinem gantzen leibe reſolviret/ vnnd gleich

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Zitationshilfe: Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628, S. [74]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522424/74>, abgerufen am 27.04.2024.