Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628.

Bild:
<< vorherige Seite

wie eine rinde von allen gliedern abgelöset vnd gesche-
let hat. Daher es auch kommen/ wenn es bißweilen
die KinderMagd mit den bettlein auff die armen ge-
nommen vnd mit jhm in der stuben herumb gegangen/
das es alle schritt vnd tritt gefühlet/ vnnd daher vmb
Gottes willen gebeten/ das sie nur leise vnd linde ge-
hen wolte.

Bey solchem kläglichen zustande aber/ hat sichs al-
lezeit wie ein gedultiges Lämblein erzeiget/ vnnd alle
schmertzen mit höchster sanfftmut ertragen vnnd ver-
tragen.

Ob sichs aber zwar endlich zu gutter besserung an-
gelassen/ vnnd jederman in höchster hoffnung gestan-
den/ es solte numehr alle gefahr vorüber sein: jedoch
alß der 24 Decembris anbricht/ welches war der tag
für der geburt vnsers Heylandes Christi Jesu: da v-
berfellet es wiederumb eine plötzliche vnversehene mat-
tigkeit: vnd muß also das liebe Kindlein noch densel-
ben Morgen vmb sechs Vhr des todes sein.

Wie wol sich aber das selige Hertzlein bey diese[m]
seinem letzten todeskampff verhalten/ darüber ist sich
billich zuverwundern/ vnd beyneben zu wünschen/ das
wir alle mit einander von jhm lernen vnd seinem Ex-
empel nachfolgen möchten.

Es hat freylich seinen nahmen mit der that gefüh-
ret vnd ist ein rechtet Wenceslaus, das ist ein Victor
populi
oder vberwinder des Volcks gewesen. Es hat
den Teufel vnd Todt mit allem jhrem hellischem Pö-

bel
K ij

wie eine rinde von allen gliedern abgeloͤſet vnd geſche-
let hat. Daher es auch kommen/ wenn es bißweilen
die KinderMagd mit den bettlein auff die armen ge-
nommen vnd mit jhm in der ſtuben herumb gegangẽ/
das es alle ſchritt vnd tritt gefuͤhlet/ vnnd daher vmb
Gottes willen gebeten/ das ſie nur leiſe vnd linde ge-
hen wolte.

Bey ſolchem klaͤglichen zuſtande aber/ hat ſichs al-
lezeit wie ein gedultiges Laͤmblein erzeiget/ vnnd alle
ſchmertzen mit hoͤchſter ſanfftmut ertragen vnnd ver-
tragen.

Ob ſichs aber zwar endlich zu gutter beſſerung an-
gelaſſen/ vnnd jederman in hoͤchſter hoffnung geſtan-
den/ es ſolte numehr alle gefahr voruͤber ſein: jedoch
alß der 24 Decembris anbricht/ welches war der tag
fuͤr der geburt vnſers Heylandes Chriſti Jeſu: da v-
berfellet es wiederumb eine ploͤtzliche vnverſehene mat-
tigkeit: vnd muß alſo das liebe Kindlein noch denſel-
ben Morgen vmb ſechs Vhr des todes ſein.

Wie wol ſich aber das ſelige Hertzlein bey dieſe[m]
ſeinem letzten todeskampff verhalten/ daruͤber iſt ſich
billich zuverwundern/ vnd beyneben zu wuͤnſchen/ das
wir alle mit einander von jhm lernen vnd ſeinem Ex-
empel nachfolgen moͤchten.

Es hat freylich ſeinen nahmen mit der that gefuͤh-
ret vnd iſt ein rechtet Wenceslaus, das iſt ein Victor
populi
oder vberwinder des Volcks geweſen. Es hat
den Teufel vnd Todt mit allem jhrem helliſchem Poͤ-

bel
K ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsPersonalia" n="2">
          <p><pb facs="#f0075" n="[75]"/>
wie eine rinde von allen gliedern abgelo&#x0364;&#x017F;et vnd ge&#x017F;che-<lb/>
let hat. Daher es auch kommen/ wenn es bißweilen<lb/>
die KinderMagd mit den bettlein auff die armen ge-<lb/>
nommen vnd mit jhm in der &#x017F;tuben herumb gegange&#x0303;/<lb/>
das es alle &#x017F;chritt vnd tritt gefu&#x0364;hlet/ vnnd daher vmb<lb/>
Gottes willen gebeten/ das &#x017F;ie nur lei&#x017F;e vnd linde ge-<lb/>
hen wolte.</p><lb/>
          <p>Bey &#x017F;olchem kla&#x0364;glichen zu&#x017F;tande aber/ hat &#x017F;ichs al-<lb/>
lezeit wie ein gedultiges La&#x0364;mblein erzeiget/ vnnd alle<lb/>
&#x017F;chmertzen mit ho&#x0364;ch&#x017F;ter &#x017F;anfftmut ertragen vnnd ver-<lb/>
tragen.</p><lb/>
          <p>Ob &#x017F;ichs aber zwar endlich zu gutter be&#x017F;&#x017F;erung an-<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;en/ vnnd jederman in ho&#x0364;ch&#x017F;ter hoffnung ge&#x017F;tan-<lb/>
den/ es &#x017F;olte numehr alle gefahr voru&#x0364;ber &#x017F;ein: jedoch<lb/>
alß der 24 <hi rendition="#aq">Decembris</hi> anbricht/ welches war der tag<lb/>
fu&#x0364;r der geburt vn&#x017F;ers Heylandes Chri&#x017F;ti <hi rendition="#k">Je</hi>&#x017F;u: da v-<lb/>
berfellet es wiederumb eine plo&#x0364;tzliche vnver&#x017F;ehene mat-<lb/>
tigkeit: vnd muß al&#x017F;o das liebe Kindlein noch den&#x017F;el-<lb/>
ben Morgen vmb &#x017F;echs Vhr des todes &#x017F;ein.</p><lb/>
          <p>Wie wol &#x017F;ich aber das &#x017F;elige Hertzlein bey die&#x017F;e<supplied>m</supplied><lb/>
&#x017F;einem letzten todeskampff verhalten/ daru&#x0364;ber i&#x017F;t &#x017F;ich<lb/>
billich zuverwundern/ vnd beyneben zu wu&#x0364;n&#x017F;chen/ das<lb/>
wir alle mit einander von jhm lernen vnd &#x017F;einem Ex-<lb/>
empel nachfolgen mo&#x0364;chten.</p><lb/>
          <p>Es hat freylich &#x017F;einen nahmen mit der that gefu&#x0364;h-<lb/>
ret vnd i&#x017F;t ein rechtet <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">W</hi>enceslaus,</hi> das i&#x017F;t ein <hi rendition="#aq">Victor<lb/>
populi</hi> oder vberwinder des Volcks gewe&#x017F;en. Es hat<lb/>
den Teufel vnd Todt mit allem jhrem helli&#x017F;chem Po&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K ij</fw><fw place="bottom" type="catch">bel</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[75]/0075] wie eine rinde von allen gliedern abgeloͤſet vnd geſche- let hat. Daher es auch kommen/ wenn es bißweilen die KinderMagd mit den bettlein auff die armen ge- nommen vnd mit jhm in der ſtuben herumb gegangẽ/ das es alle ſchritt vnd tritt gefuͤhlet/ vnnd daher vmb Gottes willen gebeten/ das ſie nur leiſe vnd linde ge- hen wolte. Bey ſolchem klaͤglichen zuſtande aber/ hat ſichs al- lezeit wie ein gedultiges Laͤmblein erzeiget/ vnnd alle ſchmertzen mit hoͤchſter ſanfftmut ertragen vnnd ver- tragen. Ob ſichs aber zwar endlich zu gutter beſſerung an- gelaſſen/ vnnd jederman in hoͤchſter hoffnung geſtan- den/ es ſolte numehr alle gefahr voruͤber ſein: jedoch alß der 24 Decembris anbricht/ welches war der tag fuͤr der geburt vnſers Heylandes Chriſti Jeſu: da v- berfellet es wiederumb eine ploͤtzliche vnverſehene mat- tigkeit: vnd muß alſo das liebe Kindlein noch denſel- ben Morgen vmb ſechs Vhr des todes ſein. Wie wol ſich aber das ſelige Hertzlein bey dieſem ſeinem letzten todeskampff verhalten/ daruͤber iſt ſich billich zuverwundern/ vnd beyneben zu wuͤnſchen/ das wir alle mit einander von jhm lernen vnd ſeinem Ex- empel nachfolgen moͤchten. Es hat freylich ſeinen nahmen mit der that gefuͤh- ret vnd iſt ein rechtet Wenceslaus, das iſt ein Victor populi oder vberwinder des Volcks geweſen. Es hat den Teufel vnd Todt mit allem jhrem helliſchem Poͤ- bel K ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/522424
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/522424/75
Zitationshilfe: Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628, S. [75]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522424/75>, abgerufen am 28.04.2024.