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Richter, Gottfried: Fröliches Himmlisches Bewillkommen/ Treuer Prediger und Knechte Gottes. Liegnitz, [1678].

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zu sich: Die letzte Todes-Stunde war die gewüntschte Auf-
lösungs-Stunde/ in welcher er gleichsam die süssen Trost-
und Lebens-Worte hörete:

Distichon.Mi KESELERE veni, meus es, cape gaudia Vitae
Coelestis, meus es, mi KESELERE veni.

Mein Keseler komm komm/ mein bist du/ trinck vom Strom
Des Lebens/ du bist mein/ mein Keseler komm komm.

Ach wer die Freude sehen/ wer die Ehre schauen/ wer
die Seligkeit schmecken und empfinden solte/ in welcher un-
sers Herren Keselers durch JEsu CHristi Blut theuer er-
lösete und geheiligte Seele für demHErrn unsermGOtt und
unsrem Heylande pranget!

Wie aber dem allem/ so höre und vernehme ich doch
von der hoch- und schmertzbetrübten Frau Wittib/
Frauen und Jungfrauen Töchtern und Söhnen/
Frauen Schwester/ Herren Eydmännern und sämmt-
lichen ansehnlichen Freundschafft nichts als Weinen und
Klagen/ Ach und Wehe/ daß sie ihres lieben Eh-Herrens/
Herrn Vaters/ Bruders/ Schwehers und Freun-
des treuer Pflege/ Vorsorge/ Rathes und Liebe ihrem Be-
düncken nach noch all zu zeitlich entrathen und entbehren sol-
len. Der Brunn sagen sie/ ist vertrocknet/ auß welchem
wir Rath und Trost geschöpffet/ ach wo wollen wir nun Rath
und Trost schöpffen. Der Baum ist weg/ der uns Schatten
gegeben hat/ ach wo wollen wir nun untertreten/ wenn die
schweren Unglücks-Wetter kommen werden. Der Schild
ist weg/ mit welchem wir haben versetzen können/ ach womit
wollen wir nun versetzen. Der Nagel ist weg/ an welchen
wir unsern Kummer und Anliegen gehangen haben/ ach wo
wollen wir den nun hin hängen. Das Dach ist weg/ daß
die grossen Unglücks-Regen auffgehalten/ ach wie wirds nun
an allen Orten einschneyen und einregnen!

Sie

zu ſich: Die letzte Todes-Stunde war die gewuͤntſchte Auf-
loͤſungs-Stunde/ in welcher er gleichſam die ſuͤſſen Troſt-
und Lebens-Worte hoͤrete:

Diſtichon.Mi KESELERE veni, meus es, cape gaudia Vitæ
Cœleſtis, meus es, mi KESELERE veni.

Mein Keſeler komm komm/ mein biſt du/ trinck vom Strom
Des Lebens/ du biſt mein/ mein Keſeler komm komm.

Ach wer die Freude ſehen/ wer die Ehre ſchauen/ wer
die Seligkeit ſchmecken und empfinden ſolte/ in welcher un-
ſers Herren Keſelers durch JEſu CHriſti Blut theuer er-
loͤſete und geheiligte Seele fuͤr demHErꝛn unſermGOtt und
unſrem Heylande pranget!

Wie aber dem allem/ ſo hoͤre und vernehme ich doch
von der hoch- und ſchmertzbetruͤbten Frau Wittib/
Frauen und Jungfrauen Toͤchtern und Soͤhnen/
Frauen Schweſter/ Herren Eydmaͤnnern und ſaͤmmt-
lichen anſehnlichen Freundſchafft nichts als Weinen und
Klagen/ Ach und Wehe/ daß ſie ihres lieben Eh-Herrens/
Herrn Vaters/ Bruders/ Schwehers und Freun-
des treuer Pflege/ Vorſorge/ Rathes und Liebe ihrem Be-
duͤncken nach noch all zu zeitlich entrathen und entbehren ſol-
len. Der Brunn ſagen ſie/ iſt vertrocknet/ auß welchem
wir Rath und Troſt geſchoͤpffet/ ach wo wollen wir nun Rath
und Troſt ſchoͤpffen. Der Baum iſt weg/ der uns Schatten
gegeben hat/ ach wo wollen wir nun untertreten/ wenn die
ſchweren Ungluͤcks-Wetter kommen werden. Der Schild
iſt weg/ mit welchem wir haben verſetzen koͤnnen/ ach womit
wollen wir nun verſetzen. Der Nagel iſt weg/ an welchen
wir unſern Kummer und Anliegen gehangen haben/ ach wo
wollen wir den nun hin haͤngen. Das Dach iſt weg/ daß
die groſſen Ungluͤcks-Regen auffgehalten/ ach wie wirds nun
an allen Orten einſchneyen und einregnen!

Sie
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[[30]/0030] zu ſich: Die letzte Todes-Stunde war die gewuͤntſchte Auf- loͤſungs-Stunde/ in welcher er gleichſam die ſuͤſſen Troſt- und Lebens-Worte hoͤrete: Mi KESELERE veni, meus es, cape gaudia Vitæ Cœleſtis, meus es, mi KESELERE veni. Mein Keſeler komm komm/ mein biſt du/ trinck vom Strom Des Lebens/ du biſt mein/ mein Keſeler komm komm. Ach wer die Freude ſehen/ wer die Ehre ſchauen/ wer die Seligkeit ſchmecken und empfinden ſolte/ in welcher un- ſers Herren Keſelers durch JEſu CHriſti Blut theuer er- loͤſete und geheiligte Seele fuͤr demHErꝛn unſermGOtt und unſrem Heylande pranget! Wie aber dem allem/ ſo hoͤre und vernehme ich doch von der hoch- und ſchmertzbetruͤbten Frau Wittib/ Frauen und Jungfrauen Toͤchtern und Soͤhnen/ Frauen Schweſter/ Herren Eydmaͤnnern und ſaͤmmt- lichen anſehnlichen Freundſchafft nichts als Weinen und Klagen/ Ach und Wehe/ daß ſie ihres lieben Eh-Herrens/ Herrn Vaters/ Bruders/ Schwehers und Freun- des treuer Pflege/ Vorſorge/ Rathes und Liebe ihrem Be- duͤncken nach noch all zu zeitlich entrathen und entbehren ſol- len. Der Brunn ſagen ſie/ iſt vertrocknet/ auß welchem wir Rath und Troſt geſchoͤpffet/ ach wo wollen wir nun Rath und Troſt ſchoͤpffen. Der Baum iſt weg/ der uns Schatten gegeben hat/ ach wo wollen wir nun untertreten/ wenn die ſchweren Ungluͤcks-Wetter kommen werden. Der Schild iſt weg/ mit welchem wir haben verſetzen koͤnnen/ ach womit wollen wir nun verſetzen. Der Nagel iſt weg/ an welchen wir unſern Kummer und Anliegen gehangen haben/ ach wo wollen wir den nun hin haͤngen. Das Dach iſt weg/ daß die groſſen Ungluͤcks-Regen auffgehalten/ ach wie wirds nun an allen Orten einſchneyen und einregnen! Sie

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Zitationshilfe: Richter, Gottfried: Fröliches Himmlisches Bewillkommen/ Treuer Prediger und Knechte Gottes. Liegnitz, [1678], S. [30]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/539562/30>, abgerufen am 09.10.2024.