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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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Torre Maggiore, so dem Fürsten von San Severo zustehet / ist fast gantz serschlayffet.

Von dem Castel Nuovo, so gleichfals jetztgemeldtem Fürsten zukompt / seynd von dreyen zwey Theil gantz verherget vnd zu nicht gemacht / jedoch ist der Fürst / so sich mit seinem Gesind daselbsten befunden / zum theil in dem Schloß / welches vber die massen starck vnnd wol verwahret / salviret worden / derselbige hat sich auch hernacher / weilen etliche seiner Diener todt geblieben / etliche aber sehr beschädiget worden / auff das Feld begeben.

Zu Rignano, welcher Ort den Jesuitern zustehet / hat das Erdbeben mehr als die helfft der Häusser zu Boden gerissen / vnd viel Leuth auff dem Platz geblieben.

Dragonara, so ebener massen dem Fürsten von San Severo zugehört / ist gantz ruinirt vnnd zu nicht gemacht.

Eben dieses ist Santo Licandro, welches Ort den Herrn von Calapresa zuständig / auch begegnet.

In der Aptey zu Melanico, dem Herrn Patriarchen von Sangro gehörig / ist die Kirch reyn vnnd sauber eyngefallen / auch noch eine ander zu Ripa Alta, wie man sagt / gantz von der tieffen Klufft deß Erdtreichs eingeschlungen worden.

Das Landt della Procina ist gantz verwüstet / vnd alle Einwohner desselben jämmerlich verdorben vnd vmbkommen.

Die Stätt Ascoli, Bovino, Troja, Trani, Andria, Foggia, wie auch Fortore, Campomatrino, Remiti, Guasto, Francavilla, Hortona, Lanciano, Castellazzo, Teregnola, Canosa, beneben vielen andern Landtschafften vnnd Oertern / haben einen erbärmlichen Zustandt erfahren / vnnd so wol an Menschen als ihren Häusern vberauß grossen Schaden erlitten / daß / wie von vornehmen Leuthen glaubwürdig berichtet wird / mehr als in die sieben vnd zwantzig Oerter / so wol an Stätten als Landtschafften / beneben andern grossen Dörffern / mercklichen Schaden empfunden / auch die Zahl der jenigen / so jämmerlicher weise das Leben verlohren / sich vber die 17000. Personen erstrecke / vnd der Vmbkrayß deß Landes / so von diesem Erdbeben verwüstet worden / sich auff die 200. Meilenwegs belauffe.

Vnter wehrenden Ruinen seynd vnderschiedliche denckwürdige vnnd wunderbarliche Casus vorgefallen / deren ich doch nur etliche / so ausser allem zweiffel / diese Orts erzehlen will.

Erstlichen / daß der See genannt Lesina etliche Stund trucken vnnd ohne Wasser gestanden / auch viel Fisch auff dem Landt ferrne von demselben gefunden worden / vnnd solches auß Vrsach / wie man vermeinet / weilen die grosse Furj deß Erdbebens gemelten See zum zweyten mahl sehr starck im Grund erhöcht gehabt: andere schreiben / daß derselbe durch einen tieffen Schlund oder Riß die Stat Lesina, so nahe dabey gelegen / verschlungen habe.

Hernacher / daß sich der Berg di Civitate in drey Theil zertheilet / vnnd von dreyen vnderschiedenen Klüfften erschrecklichen auffgethan.

Drittens / daß zu Rosetto das Erdreich in die 12. gantzer Meilwegs auffgerissen / vnd vnsäglichen von einander gethan.

Vierdrens / daß viel tieffe Brimnen nicht allein Wasser / sondern auch ein grosse menge Erden außgeworffen.

Zum fünfften / daß vnder den eingefallenen Dingen zu San Severo ein lebendiges Kind gefunden worden / so an seiner todten Mutter Bruste gesogen.

Vors sechste / daß ein Glock vber ein Kind gefallen / so dasselbige im geringsten nicht offendirt / sondern von gemelten Ruinen beschützet habe.

Zum siebenden / daß vnter den eingefallenen Sachen ein Faß gefunden worden / vnd in demselben ein lebendiges Weib sampt einem Knaben gestocken.

Achtens / daß ein Clericus oder Pfaff auff dem Glockenthurn einer Kirchen sich befunden / vnd auff demselben in einem Winckel / nach dem der gantze vbrige Rest eingefallen / stehen blieben / welcher doch hernacher jnnerhalb dreyen Tagen / weiln man jhme nicht können zu hülff kommen / todts verfahren.

Neundtens / daß ein Canonicus, nach deme der Giebel seiner Wohnung eingefallen / auff einem zerbrochenen vnd eingefallenen Gewölb seye bestehen geblieben / vnd daß selbiger in dem jhm beyzukommen / vnmöglichen gewesen / nacher zweyen Tagen seinen Geist auffgeben.

Weiters wird berichtet / daß zu Chieuti das Erdbeben ein grossen vngehewren Wald so gar eingerissen / daß auch nicht ein eintziger Baum darinnen vbrig geblieben.

Es habe sich noch dergleichen viel wunderbarliche Fäll mehr bey diesem trawrigen Zustand zugetragen / welche alle zuerzehlen dieses Orts zu lang werden würde.

Den 21. Aprilis / ist vmb 10. Vhr vormittags Fewersbrunst zu Wien. in der Statt Wien / ein schröckliche Fewersbrunst entstanden / dardurch bey dem grossen Wind / in 160. Häuser angesteckt / theils etwas / theils gantz vnd gar in die Aschen gelegt / darunter auch das Frawen Closter bey S. Jacob in der Riemerstrassen / vnnd der H. Creutzhoff gantz im Rauch mit auffgangen / das Fewer ist in gedachter Riemerstraß bey einem Seyler / durch ein Magd mit einem heyssen Schmaltz außkommen / hat dieselbe gantze Gassen auff beyden seithen abwerts gegen dem Stubenthor angestecket / darunter auch das Dachwerck im Posthauß mit auffgeflogen / es hat auch den Grünanger vnnd nechstes Gäßlein darbey / die gantze Schulstraß / etliche Geistliche Häuser bey Sanct Steffan / wie auch das Hindertheil im Bischoffshoff / fast die gantze Wollzeil / vorder vnd hinder Beckenstraß / den Kellerhoff / die Oberzeil im alten Fleischmarck / klein

Torre Maggiore, so dem Fürsten von San Severo zustehet / ist fast gantz serschlayffet.

Von dem Castel Nuovo, so gleichfals jetztgemeldtem Fürsten zukompt / seynd von dreyen zwey Theil gantz verherget vnd zu nicht gemacht / jedoch ist der Fürst / so sich mit seinem Gesind daselbsten befunden / zum theil in dem Schloß / welches vber die massen starck vnnd wol verwahret / salviret worden / derselbige hat sich auch hernacher / weilen etliche seiner Diener todt geblieben / etliche aber sehr beschädiget worden / auff das Feld begeben.

Zu Rignano, welcher Ort den Jesuitern zustehet / hat das Erdbeben mehr als die helfft der Häusser zu Boden gerissen / vnd viel Leuth auff dem Platz geblieben.

Dragonara, so ebener massen dem Fürsten von San Severo zugehört / ist gantz ruinirt vnnd zu nicht gemacht.

Eben dieses ist Santo Licandro, welches Ort den Herrn von Calapresa zuständig / auch begegnet.

In der Aptey zu Melanico, dem Herrn Patriarchen von Sangro gehörig / ist die Kirch reyn vnnd sauber eyngefallen / auch noch eine ander zu Ripa Alta, wie man sagt / gantz von der tieffen Klufft deß Erdtreichs eingeschlungen worden.

Das Landt della Procina ist gantz verwüstet / vnd alle Einwohner desselben jämmerlich verdorben vnd vmbkommen.

Die Stätt Ascoli, Bovino, Troja, Trani, Andria, Foggia, wie auch Fortore, Campomatrino, Remiti, Guasto, Francavilla, Hortona, Lanciano, Castellazzo, Teregnola, Canosa, beneben vielen andern Landtschafften vnnd Oertern / haben einen erbärmlichen Zustandt erfahren / vnnd so wol an Menschen als ihren Häusern vberauß grossen Schaden erlitten / daß / wie von vornehmen Leuthen glaubwürdig berichtet wird / mehr als in die sieben vnd zwantzig Oerter / so wol an Stätten als Landtschafften / beneben andern grossen Dörffern / mercklichen Schaden empfunden / auch die Zahl der jenigen / so jämmerlicher weise das Leben verlohren / sich vber die 17000. Personen erstrecke / vnd der Vmbkrayß deß Landes / so von diesem Erdbeben verwüstet worden / sich auff die 200. Meilenwegs belauffe.

Vnter wehrenden Ruinen seynd vnderschiedliche denckwürdige vnnd wunderbarliche Casus vorgefallen / deren ich doch nur etliche / so ausser allem zweiffel / diese Orts erzehlen will.

Erstlichen / daß der See genannt Lesina etliche Stund trucken vnnd ohne Wasser gestanden / auch viel Fisch auff dem Landt ferrne von demselben gefunden worden / vnnd solches auß Vrsach / wie man vermeinet / weilen die grosse Furj deß Erdbebens gemelten See zum zweyten mahl sehr starck im Grund erhöcht gehabt: andere schreiben / daß derselbe durch einen tieffen Schlund oder Riß die Stat Lesina, so nahe dabey gelegen / verschlungen habe.

Hernacher / daß sich der Berg di Civitate in drey Theil zertheilet / vnnd von dreyen vnderschiedenen Klüfften erschrecklichen auffgethan.

Drittens / daß zu Rosetto das Erdreich in die 12. gantzer Meilwegs auffgerissen / vnd vnsäglichen von einander gethan.

Vierdrens / daß viel tieffe Brimnen nicht allein Wasser / sondern auch ein grosse menge Erden außgeworffen.

Zum fünfften / daß vnder den eingefallenen Dingen zu San Severo ein lebendiges Kind gefunden worden / so an seiner todten Mutter Bruste gesogen.

Vors sechste / daß ein Glock vber ein Kind gefallen / so dasselbige im geringsten nicht offendirt / sondern von gemelten Ruinen beschützet habe.

Zum siebenden / daß vnter den eingefallenen Sachen ein Faß gefunden worden / vnd in demselben ein lebendiges Weib sampt einem Knaben gestocken.

Achtens / daß ein Clericus oder Pfaff auff dem Glockenthurn einer Kirchen sich befunden / vnd auff demselben in einem Winckel / nach dem der gantze vbrige Rest eingefallen / stehen blieben / welcher doch hernacher jnnerhalb dreyen Tagen / weiln man jhme nicht können zu hülff kommen / todts verfahren.

Neundtens / daß ein Canonicus, nach deme der Giebel seiner Wohnung eingefallen / auff einem zerbrochenen vnd eingefallenen Gewölb seye bestehen geblieben / vnd daß selbiger in dem jhm beyzukommen / vnmöglichen gewesen / nacher zweyen Tagen seinen Geist auffgeben.

Weiters wird berichtet / daß zu Chieuti das Erdbeben ein grossen vngehewren Wald so gar eingerissen / daß auch nicht ein eintziger Baum darinnen vbrig geblieben.

Es habe sich noch dergleichen viel wunderbarliche Fäll mehr bey diesem trawrigen Zustand zugetragen / welche alle zuerzehlen dieses Orts zu lang werden würde.

Den 21. Aprilis / ist vmb 10. Vhr vormittags Fewersbrunst zu Wien. in der Statt Wien / ein schröckliche Fewersbrunst entstanden / dardurch bey dem grossen Wind / in 160. Häuser angesteckt / theils etwas / theils gantz vnd gar in die Aschen gelegt / darunter auch das Frawen Closter bey S. Jacob in der Riemerstrassen / vnnd der H. Creutzhoff gantz im Rauch mit auffgangen / das Fewer ist in gedachter Riemerstraß bey einem Seyler / durch ein Magd mit einem heyssen Schmaltz außkommen / hat dieselbe gantze Gassen auff beyden seithen abwerts gegen dem Stubenthor angestecket / darunter auch das Dachwerck im Posthauß mit auffgeflogen / es hat auch den Grünanger vnnd nechstes Gäßlein darbey / die gantze Schulstraß / etliche Geistliche Häuser bey Sanct Steffan / wie auch das Hindertheil im Bischoffshoff / fast die gantze Wollzeil / vorder vnd hinder Beckenstraß / den Kellerhoff / die Oberzeil im alten Fleischmarck / klein

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          <p>Weiters wird berichtet / daß zu Chieuti das Erdbeben ein grossen vngehewren Wald                      so gar eingerissen / daß auch nicht ein eintziger Baum darinnen vbrig geblieben.</p>
          <p>Es habe sich noch dergleichen viel wunderbarliche Fäll mehr bey diesem trawrigen                      Zustand zugetragen / welche alle zuerzehlen dieses Orts zu lang werden würde.</p>
          <p>Den 21. Aprilis / ist vmb 10. Vhr vormittags <note place="right">Fewersbrunst zu Wien.</note> in der Statt Wien / ein schröckliche                      Fewersbrunst entstanden / dardurch bey dem grossen Wind / in 160. Häuser                      angesteckt / theils etwas / theils gantz vnd gar in die Aschen gelegt / darunter                      auch das Frawen Closter bey S. Jacob in der Riemerstrassen / vnnd der H.                      Creutzhoff gantz im Rauch mit auffgangen / das Fewer ist in gedachter                      Riemerstraß bey einem Seyler / durch ein Magd mit einem heyssen Schmaltz                      außkommen / hat dieselbe gantze Gassen auff beyden seithen abwerts gegen dem                      Stubenthor angestecket / darunter auch das Dachwerck im Posthauß mit                      auffgeflogen / es hat auch den Grünanger vnnd nechstes Gäßlein darbey / die                      gantze Schulstraß / etliche Geistliche Häuser bey Sanct Steffan / wie auch das                      Hindertheil im Bischoffshoff / fast die gantze Wollzeil / vorder vnd hinder                      Beckenstraß / den Kellerhoff / die Oberzeil im alten Fleischmarck / klein
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[1195/1342] Torre Maggiore, so dem Fürsten von San Severo zustehet / ist fast gantz serschlayffet. Von dem Castel Nuovo, so gleichfals jetztgemeldtem Fürsten zukompt / seynd von dreyen zwey Theil gantz verherget vnd zu nicht gemacht / jedoch ist der Fürst / so sich mit seinem Gesind daselbsten befunden / zum theil in dem Schloß / welches vber die massen starck vnnd wol verwahret / salviret worden / derselbige hat sich auch hernacher / weilen etliche seiner Diener todt geblieben / etliche aber sehr beschädiget worden / auff das Feld begeben. Zu Rignano, welcher Ort den Jesuitern zustehet / hat das Erdbeben mehr als die helfft der Häusser zu Boden gerissen / vnd viel Leuth auff dem Platz geblieben. Dragonara, so ebener massen dem Fürsten von San Severo zugehört / ist gantz ruinirt vnnd zu nicht gemacht. Eben dieses ist Santo Licandro, welches Ort den Herrn von Calapresa zuständig / auch begegnet. In der Aptey zu Melanico, dem Herrn Patriarchen von Sangro gehörig / ist die Kirch reyn vnnd sauber eyngefallen / auch noch eine ander zu Ripa Alta, wie man sagt / gantz von der tieffen Klufft deß Erdtreichs eingeschlungen worden. Das Landt della Procina ist gantz verwüstet / vnd alle Einwohner desselben jämmerlich verdorben vnd vmbkommen. Die Stätt Ascoli, Bovino, Troja, Trani, Andria, Foggia, wie auch Fortore, Campomatrino, Remiti, Guasto, Francavilla, Hortona, Lanciano, Castellazzo, Teregnola, Canosa, beneben vielen andern Landtschafften vnnd Oertern / haben einen erbärmlichen Zustandt erfahren / vnnd so wol an Menschen als ihren Häusern vberauß grossen Schaden erlitten / daß / wie von vornehmen Leuthen glaubwürdig berichtet wird / mehr als in die sieben vnd zwantzig Oerter / so wol an Stätten als Landtschafften / beneben andern grossen Dörffern / mercklichen Schaden empfunden / auch die Zahl der jenigen / so jämmerlicher weise das Leben verlohren / sich vber die 17000. Personen erstrecke / vnd der Vmbkrayß deß Landes / so von diesem Erdbeben verwüstet worden / sich auff die 200. Meilenwegs belauffe. Vnter wehrenden Ruinen seynd vnderschiedliche denckwürdige vnnd wunderbarliche Casus vorgefallen / deren ich doch nur etliche / so ausser allem zweiffel / diese Orts erzehlen will. Erstlichen / daß der See genannt Lesina etliche Stund trucken vnnd ohne Wasser gestanden / auch viel Fisch auff dem Landt ferrne von demselben gefunden worden / vnnd solches auß Vrsach / wie man vermeinet / weilen die grosse Furj deß Erdbebens gemelten See zum zweyten mahl sehr starck im Grund erhöcht gehabt: andere schreiben / daß derselbe durch einen tieffen Schlund oder Riß die Stat Lesina, so nahe dabey gelegen / verschlungen habe. Hernacher / daß sich der Berg di Civitate in drey Theil zertheilet / vnnd von dreyen vnderschiedenen Klüfften erschrecklichen auffgethan. Drittens / daß zu Rosetto das Erdreich in die 12. gantzer Meilwegs auffgerissen / vnd vnsäglichen von einander gethan. Vierdrens / daß viel tieffe Brimnen nicht allein Wasser / sondern auch ein grosse menge Erden außgeworffen. Zum fünfften / daß vnder den eingefallenen Dingen zu San Severo ein lebendiges Kind gefunden worden / so an seiner todten Mutter Bruste gesogen. Vors sechste / daß ein Glock vber ein Kind gefallen / so dasselbige im geringsten nicht offendirt / sondern von gemelten Ruinen beschützet habe. Zum siebenden / daß vnter den eingefallenen Sachen ein Faß gefunden worden / vnd in demselben ein lebendiges Weib sampt einem Knaben gestocken. Achtens / daß ein Clericus oder Pfaff auff dem Glockenthurn einer Kirchen sich befunden / vnd auff demselben in einem Winckel / nach dem der gantze vbrige Rest eingefallen / stehen blieben / welcher doch hernacher jnnerhalb dreyen Tagen / weiln man jhme nicht können zu hülff kommen / todts verfahren. Neundtens / daß ein Canonicus, nach deme der Giebel seiner Wohnung eingefallen / auff einem zerbrochenen vnd eingefallenen Gewölb seye bestehen geblieben / vnd daß selbiger in dem jhm beyzukommen / vnmöglichen gewesen / nacher zweyen Tagen seinen Geist auffgeben. Weiters wird berichtet / daß zu Chieuti das Erdbeben ein grossen vngehewren Wald so gar eingerissen / daß auch nicht ein eintziger Baum darinnen vbrig geblieben. Es habe sich noch dergleichen viel wunderbarliche Fäll mehr bey diesem trawrigen Zustand zugetragen / welche alle zuerzehlen dieses Orts zu lang werden würde. Den 21. Aprilis / ist vmb 10. Vhr vormittags in der Statt Wien / ein schröckliche Fewersbrunst entstanden / dardurch bey dem grossen Wind / in 160. Häuser angesteckt / theils etwas / theils gantz vnd gar in die Aschen gelegt / darunter auch das Frawen Closter bey S. Jacob in der Riemerstrassen / vnnd der H. Creutzhoff gantz im Rauch mit auffgangen / das Fewer ist in gedachter Riemerstraß bey einem Seyler / durch ein Magd mit einem heyssen Schmaltz außkommen / hat dieselbe gantze Gassen auff beyden seithen abwerts gegen dem Stubenthor angestecket / darunter auch das Dachwerck im Posthauß mit auffgeflogen / es hat auch den Grünanger vnnd nechstes Gäßlein darbey / die gantze Schulstraß / etliche Geistliche Häuser bey Sanct Steffan / wie auch das Hindertheil im Bischoffshoff / fast die gantze Wollzeil / vorder vnd hinder Beckenstraß / den Kellerhoff / die Oberzeil im alten Fleischmarck / klein Fewersbrunst zu Wien.

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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 1195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1342>, abgerufen am 12.05.2024.