Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
ADIMARI
20. Die Schöne Falschzüngigte.

Was schadets/ wenn mein Lieb die Warheit gleich versteckt/
Und/ was sie meynt/ verbirgt mit falscher Worte Schatten?
Das Hertze bleibet doch getreu und unbefleckt.
21. Die Schöne Lispelnd- und Stammlende.

Giebt deren Stammeln uns die Worte zu errathen/
Ein schöner Widerhall klingt in des Liebsten Ohr/
Und kommt des schwachen Sinns Vergeßligkeit zu statten.
22. Die Schöne immer-Lachende.

Dringt zu viel Lachen durch der Lippen offnes Thor/
Die Freundligkeit wird dir ja selbst nicht mißgefallen:
So schwebt des Hertzens Freud und Süßigkeit empor.
23. Die Schöne Weinende.

Nezt diese Thränen-voll die Wangen von Corallen/
Die/ wie Egeria/ vertriefft in heiße Flutt/
So siehstu einen Quell von Perlen und Crystallen.
24. Die Schöne Einäugigte.

Den Tag und Himmel ziert nur einer Sonne Glutt/
Verjagt der Sternen Licht: Was ist von der zu sagen/
Bey der ein einig Licht so grosse Wunder thut?
25. Die Schöne Zahnlückigte.

Was wiltu/ schöner Mund/ der Zähne Mangel klagen/
Von schönem Purpur voll/ von scharffen Klippen frey?
Wer will auff deiner See sich nicht zu schiffen wagen?
26. Die Schöne Schwartze.

Deucht dich/ daß diese schwartz/ und halbe Mohrin sey?
Die Liebe hat sie so zur Kohle wollen brennen:
Das höchste Lob schreibt ihr die Tichter-Tinte bey.

27. Die
ADIMARI
20. Die Schoͤne Falſchzuͤngigte.

Was ſchadets/ wenn mein Lieb die Warheit gleich verſteckt/
Und/ was ſie meynt/ verbirgt mit falſcher Worte Schatten?
Das Hertze bleibet doch getreu und unbefleckt.
21. Die Schoͤne Liſpelnd- und Stammlende.

Giebt deren Stammeln uns die Worte zu errathen/
Ein ſchoͤner Widerhall klingt in des Liebſten Ohr/
Und kommt des ſchwachen Sinns Vergeßligkeit zu ſtatten.
22. Die Schoͤne immer-Lachende.

Dringt zu viel Lachen durch der Lippen offnes Thor/
Die Freundligkeit wird dir ja ſelbſt nicht mißgefallen:
So ſchwebt des Hertzens Freud und Suͤßigkeit empor.
23. Die Schoͤne Weinende.

Nezt dieſe Thraͤnen-voll die Wangen von Corallen/
Die/ wie Egeria/ vertriefft in heiße Flutt/
So ſiehſtu einen Quell von Perlen und Cryſtallen.
24. Die Schoͤne Einaͤugigte.

Den Tag und Himmel ziert nur einer Sonne Glutt/
Verjagt der Sternen Licht: Was iſt von der zu ſagen/
Bey der ein einig Licht ſo groſſe Wunder thut?
25. Die Schoͤne Zahnluͤckigte.

Was wiltu/ ſchoͤner Mund/ der Zaͤhne Mangel klagen/
Von ſchoͤnem Purpur voll/ von ſcharffen Klippen frey?
Wer will auff deiner See ſich nicht zu ſchiffen wagen?
26. Die Schoͤne Schwartze.

Deucht dich/ daß dieſe ſchwartz/ und halbe Mohrin ſey?
Die Liebe hat ſie ſo zur Kohle wollen brennen:
Das hoͤchſte Lob ſchreibt ihr die Tichter-Tinte bey.

27. Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0286" n="186"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">ADIMARI</hi> </fw><lb/>
            <lg n="21">
              <head> <hi rendition="#b">20. Die Scho&#x0364;ne Fal&#x017F;chzu&#x0364;ngigte.</hi> </head><lb/>
              <l>Was &#x017F;chadets/ wenn mein Lieb die Warheit gleich ver&#x017F;teckt/</l><lb/>
              <l>Und/ was &#x017F;ie meynt/ verbirgt mit fal&#x017F;cher Worte Schatten?</l><lb/>
              <l>Das Hertze bleibet doch getreu und unbefleckt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="22">
              <head> <hi rendition="#b">21. Die Scho&#x0364;ne Li&#x017F;pelnd- und Stammlende.</hi> </head><lb/>
              <l>Giebt deren Stammeln uns die Worte zu errathen/</l><lb/>
              <l>Ein &#x017F;cho&#x0364;ner Widerhall klingt in des Lieb&#x017F;ten Ohr/</l><lb/>
              <l>Und kommt des &#x017F;chwachen Sinns Vergeßligkeit zu &#x017F;tatten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="23">
              <head> <hi rendition="#b">22. Die Scho&#x0364;ne immer-Lachende.</hi> </head><lb/>
              <l>Dringt zu viel Lachen durch der Lippen offnes Thor/</l><lb/>
              <l>Die Freundligkeit wird dir ja &#x017F;elb&#x017F;t nicht mißgefallen:</l><lb/>
              <l>So &#x017F;chwebt des Hertzens Freud und Su&#x0364;ßigkeit empor.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="24">
              <head> <hi rendition="#b">23. Die Scho&#x0364;ne Weinende.</hi> </head><lb/>
              <l>Nezt die&#x017F;e Thra&#x0364;nen-voll die Wangen von Corallen/</l><lb/>
              <l>Die/ wie Egeria/ vertriefft in heiße Flutt/</l><lb/>
              <l>So &#x017F;ieh&#x017F;tu einen Quell von Perlen und Cry&#x017F;tallen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="25">
              <head> <hi rendition="#b">24. Die Scho&#x0364;ne Eina&#x0364;ugigte.</hi> </head><lb/>
              <l>Den Tag und Himmel ziert nur einer Sonne Glutt/</l><lb/>
              <l>Verjagt der Sternen Licht: Was i&#x017F;t von der zu &#x017F;agen/</l><lb/>
              <l>Bey der ein einig Licht &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Wunder thut?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="26">
              <head> <hi rendition="#b">25. Die Scho&#x0364;ne Zahnlu&#x0364;ckigte.</hi> </head><lb/>
              <l>Was wiltu/ &#x017F;cho&#x0364;ner Mund/ der Za&#x0364;hne Mangel klagen/</l><lb/>
              <l>Von &#x017F;cho&#x0364;nem Purpur voll/ von &#x017F;charffen Klippen frey?</l><lb/>
              <l>Wer will auff deiner See &#x017F;ich nicht zu &#x017F;chiffen wagen?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="27">
              <head> <hi rendition="#b">26. Die Scho&#x0364;ne Schwartze.</hi> </head><lb/>
              <l>Deucht dich/ daß die&#x017F;e &#x017F;chwartz/ und halbe Mohrin &#x017F;ey?</l><lb/>
              <l>Die Liebe hat &#x017F;ie &#x017F;o zur Kohle wollen brennen:</l><lb/>
              <l>Das ho&#x0364;ch&#x017F;te Lob &#x017F;chreibt ihr die Tichter-Tinte bey.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">27. Die</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0286] ADIMARI 20. Die Schoͤne Falſchzuͤngigte. Was ſchadets/ wenn mein Lieb die Warheit gleich verſteckt/ Und/ was ſie meynt/ verbirgt mit falſcher Worte Schatten? Das Hertze bleibet doch getreu und unbefleckt. 21. Die Schoͤne Liſpelnd- und Stammlende. Giebt deren Stammeln uns die Worte zu errathen/ Ein ſchoͤner Widerhall klingt in des Liebſten Ohr/ Und kommt des ſchwachen Sinns Vergeßligkeit zu ſtatten. 22. Die Schoͤne immer-Lachende. Dringt zu viel Lachen durch der Lippen offnes Thor/ Die Freundligkeit wird dir ja ſelbſt nicht mißgefallen: So ſchwebt des Hertzens Freud und Suͤßigkeit empor. 23. Die Schoͤne Weinende. Nezt dieſe Thraͤnen-voll die Wangen von Corallen/ Die/ wie Egeria/ vertriefft in heiße Flutt/ So ſiehſtu einen Quell von Perlen und Cryſtallen. 24. Die Schoͤne Einaͤugigte. Den Tag und Himmel ziert nur einer Sonne Glutt/ Verjagt der Sternen Licht: Was iſt von der zu ſagen/ Bey der ein einig Licht ſo groſſe Wunder thut? 25. Die Schoͤne Zahnluͤckigte. Was wiltu/ ſchoͤner Mund/ der Zaͤhne Mangel klagen/ Von ſchoͤnem Purpur voll/ von ſcharffen Klippen frey? Wer will auff deiner See ſich nicht zu ſchiffen wagen? 26. Die Schoͤne Schwartze. Deucht dich/ daß dieſe ſchwartz/ und halbe Mohrin ſey? Die Liebe hat ſie ſo zur Kohle wollen brennen: Das hoͤchſte Lob ſchreibt ihr die Tichter-Tinte bey. 27. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/286
Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/286>, abgerufen am 13.05.2024.