Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

Schertz-Grabschrifften.

Biß endlich sich/ nicht sonder ihr Ermahnen/
Ein frecher Feind gewagt an meine Zier/
Ich Aermstes must am Steffans Tage stertzen/
Dieweil ich nicht mit Steinen konte schertzen.

Doch soll darum mein Nahme nicht erliegen;
Mein Bruder theilt Junonens Nectar aus;
Beym Wassermann werd ich die Stelle kriegen/
Da schmückt mein Glantz das blaue Sternen-Hauß.
Ihr Krüge groß und klein/ lasst Thränen flüssen/
Ihr werdet mir in kurtzen folgen müssen.
Grabschrifft eines sehr zahmen und artigen
Lach-Täubers.
Hier find ich Ruh und Grab/ ein Phönix meiner Art/
Der Edlen Täuber Ruhm/ nach meiner Todes-Fahrt/
Nicht lache dieser Schrifft: Ich konte mich mit lachen
(Des Menschen Eigenthum) dir selber ähnlich machen.
Mein treues Artlich-seyn/ mein angenehmer Schertz/
Erwarb des Herren Gunst/ gewann der Frauen Hertz.
Wird Heucheley und List zu Hofe sonst getrieben/
Ich bin stets ohne Fleck/ wie ohne Galle/ blieben.
Es ehrt
mit Schrifft
durch Reim
und Grufft um Treu/ und um
Verstand

Manch Fürst/ manch kluger Mann/ Hund/ Pferd und Ele-
phant:

Die Tauben werden nicht von jenen überwunden:
Ein kluger * Täuber hat die neue Welt erfunden.
* Christophorus Columbus, Indiarum inventor.
Ihr Boten in der Lufft bringts nach Aleppo hin/
Thut Post auff Babylon/ daß ich gestorben bin/
Nahnt alle Kröpffer an/ daß sie zu lezten Ehren
Ein trauriges Ragu und Drommeln lassen hören.
Cy-
e 2

Schertz-Grabſchrifften.

Biß endlich ſich/ nicht ſonder ihr Ermahnen/
Ein frecher Feind gewagt an meine Zier/
Ich Aermſtes muſt am Steffans Tage ſtertzen/
Dieweil ich nicht mit Steinen konte ſchertzen.

Doch ſoll darum mein Nahme nicht erliegen;
Mein Bruder theilt Junonens Nectar aus;
Beym Waſſermann werd ich die Stelle kriegen/
Da ſchmuͤckt mein Glantz das blaue Sternen-Hauß.
Ihr Kruͤge groß und klein/ laſſt Thraͤnen fluͤſſen/
Ihr werdet mir in kurtzen folgen muͤſſen.
Grabſchrifft eines ſehr zahmen und artigen
Lach-Taͤubers.
Hier find ich Ruh und Grab/ ein Phoͤnix meiner Art/
Der Edlen Taͤuber Ruhm/ nach meiner Todes-Fahrt/
Nicht lache dieſer Schrifft: Ich konte mich mit lachen
(Des Menſchen Eigenthum) dir ſelber aͤhnlich machen.
Mein treues Artlich-ſeyn/ mein angenehmer Schertz/
Erwarb des Herren Gunſt/ gewann der Frauen Hertz.
Wird Heucheley und Liſt zu Hofe ſonſt getrieben/
Ich bin ſtets ohne Fleck/ wie ohne Galle/ blieben.
Es ehrt
mit Schrifft
durch Reim
und Grufft um Treu/ und um
Verſtand

Manch Fuͤrſt/ manch kluger Mann/ Hund/ Pferd und Ele-
phant:

Die Tauben werden nicht von jenen uͤberwunden:
Ein kluger * Taͤuber hat die neue Welt erfunden.
* Chriſtophorus Columbus, Indiarum inventor.
Ihr Boten in der Lufft bringts nach Aleppo hin/
Thut Poſt auff Babylon/ daß ich geſtorben bin/
Nahnt alle Kroͤpffer an/ daß ſie zu lezten Ehren
Ein trauriges Ragu und Drommeln laſſen hoͤren.
Cy-
e 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="3">
              <pb facs="#f0647" n="67"/>
              <fw place="top" type="header">Schertz-Grab&#x017F;chrifften.</fw><lb/>
              <l>Biß endlich &#x017F;ich/ nicht &#x017F;onder ihr Ermahnen/</l><lb/>
              <l>Ein frecher Feind gewagt an meine Zier/</l><lb/>
              <l>Ich Aerm&#x017F;tes mu&#x017F;t am Steffans Tage &#x017F;tertzen/</l><lb/>
              <l>Dieweil ich nicht mit Steinen konte &#x017F;chertzen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Doch &#x017F;oll darum mein Nahme nicht erliegen;</l><lb/>
              <l>Mein Bruder theilt Junonens Nectar aus;</l><lb/>
              <l>Beym Wa&#x017F;&#x017F;ermann werd ich die Stelle kriegen/</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;chmu&#x0364;ckt mein Glantz das blaue Sternen-Hauß.</l><lb/>
              <l>Ihr Kru&#x0364;ge groß und klein/ la&#x017F;&#x017F;t Thra&#x0364;nen flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Ihr werdet mir in kurtzen folgen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Grab&#x017F;chrifft eines &#x017F;ehr zahmen und artigen<lb/>
Lach-Ta&#x0364;ubers.</hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">H</hi>ier find ich Ruh und Grab/ ein Pho&#x0364;nix meiner Art/</l><lb/>
              <l>Der Edlen Ta&#x0364;uber Ruhm/ nach meiner Todes-Fahrt/</l><lb/>
              <l>Nicht lache die&#x017F;er Schrifft: Ich konte mich mit lachen</l><lb/>
              <l>(Des Men&#x017F;chen Eigenthum) dir &#x017F;elber a&#x0364;hnlich machen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Mein treues Artlich-&#x017F;eyn/ mein angenehmer Schertz/</l><lb/>
              <l>Erwarb des Herren Gun&#x017F;t/ gewann der Frauen Hertz.</l><lb/>
              <l>Wird Heucheley und Li&#x017F;t zu Hofe &#x017F;on&#x017F;t getrieben/</l><lb/>
              <l>Ich bin &#x017F;tets ohne Fleck/ wie ohne Galle/ blieben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Es ehrt <list rendition="#leftBraced #rightBraced"><item> mit Schrifft </item><lb/><item> durch Reim </item></list> und Grufft um Treu/ und um<lb/><hi rendition="#et">Ver&#x017F;tand</hi></l><lb/>
              <l>Manch Fu&#x0364;r&#x017F;t/ manch kluger Mann/ Hund/ Pferd und Ele-<lb/><hi rendition="#c">phant:</hi></l><lb/>
              <l>Die Tauben werden nicht von jenen u&#x0364;berwunden:</l><lb/>
              <l>Ein kluger <note xml:id="end01a" next="#end01b" place="end" n="*"/> Ta&#x0364;uber hat die neue Welt erfunden.</l>
            </lg><lb/>
            <note xml:id="end01b" prev="#end01a" place="end" n="*"> <hi rendition="#aq">Chri&#x017F;tophorus Columbus, Indiarum inventor.</hi> </note><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Ihr Boten in der Lufft bringts nach Aleppo hin/</l><lb/>
              <l>Thut Po&#x017F;t auff Babylon/ daß ich ge&#x017F;torben bin/</l><lb/>
              <l>Nahnt alle Kro&#x0364;pffer an/ daß &#x017F;ie zu lezten Ehren</l><lb/>
              <l>Ein trauriges Ragu und Drommeln la&#x017F;&#x017F;en ho&#x0364;ren.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">e 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Cy-</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0647] Schertz-Grabſchrifften. Biß endlich ſich/ nicht ſonder ihr Ermahnen/ Ein frecher Feind gewagt an meine Zier/ Ich Aermſtes muſt am Steffans Tage ſtertzen/ Dieweil ich nicht mit Steinen konte ſchertzen. Doch ſoll darum mein Nahme nicht erliegen; Mein Bruder theilt Junonens Nectar aus; Beym Waſſermann werd ich die Stelle kriegen/ Da ſchmuͤckt mein Glantz das blaue Sternen-Hauß. Ihr Kruͤge groß und klein/ laſſt Thraͤnen fluͤſſen/ Ihr werdet mir in kurtzen folgen muͤſſen. Grabſchrifft eines ſehr zahmen und artigen Lach-Taͤubers. Hier find ich Ruh und Grab/ ein Phoͤnix meiner Art/ Der Edlen Taͤuber Ruhm/ nach meiner Todes-Fahrt/ Nicht lache dieſer Schrifft: Ich konte mich mit lachen (Des Menſchen Eigenthum) dir ſelber aͤhnlich machen. Mein treues Artlich-ſeyn/ mein angenehmer Schertz/ Erwarb des Herren Gunſt/ gewann der Frauen Hertz. Wird Heucheley und Liſt zu Hofe ſonſt getrieben/ Ich bin ſtets ohne Fleck/ wie ohne Galle/ blieben. Es ehrt mit Schrifft durch Reim und Grufft um Treu/ und um Verſtand Manch Fuͤrſt/ manch kluger Mann/ Hund/ Pferd und Ele- phant: Die Tauben werden nicht von jenen uͤberwunden: Ein kluger * Taͤuber hat die neue Welt erfunden. * Chriſtophorus Columbus, Indiarum inventor. Ihr Boten in der Lufft bringts nach Aleppo hin/ Thut Poſt auff Babylon/ daß ich geſtorben bin/ Nahnt alle Kroͤpffer an/ daß ſie zu lezten Ehren Ein trauriges Ragu und Drommeln laſſen hoͤren. Cy- e 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/647
Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/647>, abgerufen am 29.04.2024.