Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677.

Bild:
<< vorherige Seite

So man einem jungen Kirsch-Baum das Marck auß dem Stamm nehme/ und hernach dichte wider zubinde/ soll er Kirschen ohne Steine tragen.

Wer grosse Kirschen verlangt/ muß den Baum offemals beschneiden.

Die drey rarsten Farben/ so die Blumen Liebhaber an den Blumen verlangen/ sind schwartz/ blau und grün/ die schwartze wird auß der schupichten Frucht der Ellern/ welche an ihrem Stamme von sich selbst vertrucknet/ hernacher zu kleinem Mehl oder Pulver gerieben; Die blaue auß abgetruckneten und gepulverten blauen Korn-Blumen: Und die grüne auß Rauten-Safft nachgesetzter massen zu wege gebracht: Nehmet Schaf-Mist/ knetet und arbeitet solchen mit Essig und ein wenig Saltz unter einander/ zu solchem Teig thut den dritten Theil von obgemeldten dreyen Farben/ welche ihr verlanget/ vermischet und mengt solches alles wohl/ machet ein Grüblein in gute Erde/ so groß die gemischte Materi ist / setzet solche Materi oder bereiteten Mist-Klumpen in solches Grüblein / pflantzet darauff ein Pfläntzlein von den weissen Nägelein (dann die weisse Farbe die Veränderung am besten annimmt) wartet solches mit gebührlichem Giessen fleissig/ so werdet ihr künfftig die gewünschte Farbe davon erlangen.

Noch könnet ihr mit der Wässerung den Blumen die Farben verändern; Nemmet fette Erde/ trucknet sie an der Sonnen so lange/ daß sie gleichsam zu kleinem Staub kan gerieben werden/ füllet mit solchem Erdreich ein Blumen-Gefässe / setzet darein eine weisse Blume/ setzet sie mit dem Gefäß an einen solchen Ort deß Gartens/ daß weder Regen noch nächtliche Feuchtigkeit darzu kommen kan / deß Tages aber bey stillem Sonnenschein an die Sonne/ und begiesset sie mit keinem andern Wasser/ als rothen/ grünen oder gelben: Das rothe aber bereitet auß kleinen Brasilien Holtzlpänen/ welche im Wasser biß auf den dritten oder vierdten Theil gekochet; Das grüne auß den rechten vollreiffen Wege-Dorn oder Creutz-Beeren/ wann sie zuvor ein wenig abgezogen/ und im Wasser gekochet; Das gelbe auß eben obgedachten Creutz-Beern/ weilen sie noch unreiff/ wann sie vorher

So man einem jungen Kirsch-Baum das Marck auß dem Stamm nehme/ und hernach dichte wider zubinde/ soll er Kirschen ohne Steine tragen.

Wer grosse Kirschen verlangt/ muß den Baum offemals beschneiden.

Die drey rarsten Farben/ so die Blumen Liebhaber an den Blumen verlangen/ sind schwartz/ blau und grün/ die schwartze wird auß der schupichten Frucht der Ellern/ welche an ihrem Stamme von sich selbst vertrucknet/ hernacher zu kleinem Mehl oder Pulver gerieben; Die blaue auß abgetruckneten und gepulverten blauen Korn-Blumen: Und die grüne auß Rauten-Safft nachgesetzter massen zu wege gebracht: Nehmet Schaf-Mist/ knetet und arbeitet solchen mit Essig und ein wenig Saltz unter einander/ zu solchem Teig thut den dritten Theil von obgemeldten dreyen Farben/ welche ihr verlanget/ vermischet und mengt solches alles wohl/ machet ein Grüblein in gute Erde/ so groß die gemischte Materi ist / setzet solche Materi oder bereiteten Mist-Klumpen in solches Grüblein / pflantzet darauff ein Pfläntzlein von den weissen Nägelein (dann die weisse Farbe die Veränderung am besten annim̃t) wartet solches mit gebührlichem Giessen fleissig/ so werdet ihr künfftig die gewünschte Farbe davon erlangen.

Noch könnet ihr mit der Wässerung den Blumen die Farben verändern; Nem̃et fette Erde/ trucknet sie an der Sonnen so lange/ daß sie gleichsam zu kleinem Staub kan gerieben werden/ füllet mit solchem Erdreich ein Blumen-Gefässe / setzet darein eine weisse Blume/ setzet sie mit dem Gefäß an einen solchen Ort deß Gartens/ daß weder Regen noch nächtliche Feuchtigkeit darzu kommen kan / deß Tages aber bey stillem Sonnenschein an die Sonne/ und begiesset sie mit keinem andern Wasser/ als rothen/ grünen oder gelben: Das rothe aber bereitet auß kleinen Brasilien Holtzlpänen/ welche im Wasser biß auf den dritten oder vierdten Theil gekochet; Das grüne auß den rechten vollreiffen Wege-Dorn oder Creutz-Beeren/ wann sie zuvor ein wenig abgezogen/ und im Wasser gekochet; Das gelbe auß eben obgedachten Creutz-Beern/ weilen sie noch unreiff/ wann sie vorher

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0066" n="32"/>
        <p>So man einem jungen Kirsch-Baum das Marck auß dem Stamm nehme/ und hernach                      dichte wider zubinde/ soll er Kirschen ohne Steine tragen.</p>
        <p>Wer grosse Kirschen verlangt/ muß den Baum offemals beschneiden.</p>
        <p>Die drey rarsten Farben/ so die Blumen Liebhaber an den Blumen verlangen/ sind                      schwartz/ blau und grün/ die schwartze wird auß der schupichten Frucht der                      Ellern/ welche an ihrem Stamme von sich selbst vertrucknet/ hernacher zu                      kleinem Mehl oder Pulver gerieben; Die blaue auß abgetruckneten und gepulverten                      blauen Korn-Blumen: Und die grüne auß Rauten-Safft nachgesetzter massen zu wege                      gebracht: Nehmet Schaf-Mist/ knetet und arbeitet solchen mit Essig und ein                      wenig Saltz unter einander/ zu solchem Teig thut den dritten Theil von                      obgemeldten dreyen Farben/ welche ihr verlanget/ vermischet und mengt solches                      alles wohl/ machet ein Grüblein in gute Erde/ so groß die gemischte Materi ist                     / setzet solche Materi oder bereiteten Mist-Klumpen in solches Grüblein /                      pflantzet darauff ein Pfläntzlein von den weissen Nägelein (dann die weisse                      Farbe die Veränderung am besten annim&#x0303;t) wartet solches mit gebührlichem                      Giessen fleissig/ so werdet ihr künfftig die gewünschte Farbe davon                      erlangen.</p>
        <p>Noch könnet ihr mit der Wässerung den Blumen die Farben verändern; Nem&#x0303;et                      fette Erde/ trucknet sie an der Sonnen so lange/ daß sie gleichsam zu kleinem                      Staub kan gerieben werden/ füllet mit solchem Erdreich ein Blumen-Gefässe /                      setzet darein eine weisse Blume/ setzet sie mit dem Gefäß an einen solchen Ort                      deß Gartens/ daß weder Regen noch nächtliche Feuchtigkeit darzu kommen kan /                      deß Tages aber bey stillem Sonnenschein an die Sonne/ und begiesset sie mit                      keinem andern Wasser/ als rothen/ grünen oder gelben: Das rothe aber bereitet                      auß kleinen Brasilien Holtzlpänen/ welche im Wasser biß auf den dritten oder                      vierdten Theil gekochet; Das grüne auß den rechten vollreiffen Wege-Dorn oder                      Creutz-Beeren/ wann sie zuvor ein wenig abgezogen/ und im Wasser gekochet; Das                      gelbe auß eben obgedachten Creutz-Beern/ weilen sie noch unreiff/ wann sie                          vorher
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0066] So man einem jungen Kirsch-Baum das Marck auß dem Stamm nehme/ und hernach dichte wider zubinde/ soll er Kirschen ohne Steine tragen. Wer grosse Kirschen verlangt/ muß den Baum offemals beschneiden. Die drey rarsten Farben/ so die Blumen Liebhaber an den Blumen verlangen/ sind schwartz/ blau und grün/ die schwartze wird auß der schupichten Frucht der Ellern/ welche an ihrem Stamme von sich selbst vertrucknet/ hernacher zu kleinem Mehl oder Pulver gerieben; Die blaue auß abgetruckneten und gepulverten blauen Korn-Blumen: Und die grüne auß Rauten-Safft nachgesetzter massen zu wege gebracht: Nehmet Schaf-Mist/ knetet und arbeitet solchen mit Essig und ein wenig Saltz unter einander/ zu solchem Teig thut den dritten Theil von obgemeldten dreyen Farben/ welche ihr verlanget/ vermischet und mengt solches alles wohl/ machet ein Grüblein in gute Erde/ so groß die gemischte Materi ist / setzet solche Materi oder bereiteten Mist-Klumpen in solches Grüblein / pflantzet darauff ein Pfläntzlein von den weissen Nägelein (dann die weisse Farbe die Veränderung am besten annim̃t) wartet solches mit gebührlichem Giessen fleissig/ so werdet ihr künfftig die gewünschte Farbe davon erlangen. Noch könnet ihr mit der Wässerung den Blumen die Farben verändern; Nem̃et fette Erde/ trucknet sie an der Sonnen so lange/ daß sie gleichsam zu kleinem Staub kan gerieben werden/ füllet mit solchem Erdreich ein Blumen-Gefässe / setzet darein eine weisse Blume/ setzet sie mit dem Gefäß an einen solchen Ort deß Gartens/ daß weder Regen noch nächtliche Feuchtigkeit darzu kommen kan / deß Tages aber bey stillem Sonnenschein an die Sonne/ und begiesset sie mit keinem andern Wasser/ als rothen/ grünen oder gelben: Das rothe aber bereitet auß kleinen Brasilien Holtzlpänen/ welche im Wasser biß auf den dritten oder vierdten Theil gekochet; Das grüne auß den rechten vollreiffen Wege-Dorn oder Creutz-Beeren/ wann sie zuvor ein wenig abgezogen/ und im Wasser gekochet; Das gelbe auß eben obgedachten Creutz-Beern/ weilen sie noch unreiff/ wann sie vorher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677/66
Zitationshilfe: Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677/66>, abgerufen am 09.05.2024.