Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 4. Magdeburg, 1610.den andern Menschen zu lieben. von dem alle Menschen jhr Leben vndWesen empfangen haben. Derwegen was ein Mensch jm selbs wil vnd wün- schet/ sol er dem andern auch wünschen/ damit dem kein leidt geschehe/ so Gott zu seinem Bilde geschaffen/ vnd durch Christum hat Erlösen lassen. Dar- umb sol auch vnter den Menschen/ dasAlle Men- schen zu lieben weil sie nach Got- tes Bilde geschaf- fen. sterckeste Band der Einigkeit vnd deß Friedes sein/ vnd alle Menschen sollen sein als ein Mensch/ denn sie sind alle nach dem Bilde Gottes geschaffen/ vnd haben einen Erlöser vnd Heyland. Vnd gleich wie die erste Liebe rechts we- gen dem Schöpffer gebürt/ also gebürt aus recht der Natur die ander Liebe/ dem der nach Gottes Bilde geschaffen. Dann dieweil der Mensch vornemlich nach seiner Seelen zu Gottes Bilde geschaffen/ so folget/ das ein jeder Mensch/ eines andern Seele so lieb haben sol als seine eigene Seele/ alsoZwey Band der Liebe im Menschen. seind zwey Bande der Liebe im Men- schen/ durchs erste ist er mit Gott ver- bun-
den andern Menſchen zu lieben. von dem alle Menſchen jhr Leben vndWeſen empfangen haben. Derwegen was ein Menſch jm ſelbs wil vnd wuͤn- ſchet/ ſol er dem andern auch wuͤnſchẽ/ damit dem kein leidt geſchehe/ ſo Gott zu ſeinem Bilde geſchaffen/ vnd durch Chriſtum hat Erloͤſen laſſen. Dar- umb ſol auch vnter den Menſchen/ dasAlle Men- ſchen zu lieben weil ſie nach Got- tes Bilde geſchaf- fen. ſterckeſte Band der Einigkeit vnd deß Friedes ſein/ vnd alle Menſchen ſollen ſein als ein Menſch/ denn ſie ſind alle nach dem Bilde Gottes geſchaffen/ vnd haben einen Erloͤſer vnd Heyland. Vñ gleich wie die erſte Liebe rechts we- gen dem Schoͤpffer gebuͤrt/ alſo gebuͤrt aus recht der Natur die ander Liebe/ dem der nach Gottes Bilde geſchaffen. Dann dieweil der Menſch vornemlich nach ſeiner Seelen zu Gottes Bilde geſchaffen/ ſo folget/ das ein jeder Menſch/ eines andern Seele ſo lieb haben ſol als ſeine eigene Seele/ alſoZwey Band der Liebe im Menſchẽ. ſeind zwey Bande der Liebe im Men- ſchen/ durchs erſte iſt er mit Gott ver- bun-
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den andern Menſchen zu lieben.
von dem alle Menſchen jhr Leben vnd
Weſen empfangen haben. Derwegen
was ein Menſch jm ſelbs wil vnd wuͤn-
ſchet/ ſol er dem andern auch wuͤnſchẽ/
damit dem kein leidt geſchehe/ ſo Gott
zu ſeinem Bilde geſchaffen/ vnd durch
Chriſtum hat Erloͤſen laſſen. Dar-
umb ſol auch vnter den Menſchen/ das
ſterckeſte Band der Einigkeit vnd deß
Friedes ſein/ vnd alle Menſchen ſollen
ſein als ein Menſch/ denn ſie ſind alle
nach dem Bilde Gottes geſchaffen/
vnd haben einen Erloͤſer vnd Heyland.
Vñ gleich wie die erſte Liebe rechts we-
gen dem Schoͤpffer gebuͤrt/ alſo gebuͤrt
aus recht der Natur die ander Liebe/
dem der nach Gottes Bilde geſchaffen.
Dann dieweil der Menſch vornemlich
nach ſeiner Seelen zu Gottes Bilde
geſchaffen/ ſo folget/ das ein jeder
Menſch/ eines andern Seele ſo lieb
haben ſol als ſeine eigene Seele/ alſo
ſeind zwey Bande der Liebe im Men-
ſchen/ durchs erſte iſt er mit Gott ver-
bun-
Alle Men-
ſchen zu
lieben
weil ſie
nach Got-
tes Bilde
geſchaf-
fen.
Zwey
Band der
Liebe im
Menſchẽ.
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Zitationshilfe: | Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 4. Magdeburg, 1610, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum04_1610/303>, abgerufen am 29.05.2023. |