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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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und schon früher beim Stichduell die Hälfte davon ver¬
loren hatte, wendete jetzt, wahrscheinlich aus Muthwill,
dem Publicum den Rücken, man sah große Kanonen¬
stiefel einen Hieber an der Seite, der die halbe Schleppe
trug und einen großen Florschleier der dem Rücken hin¬
abwallte und mit jeder Bewegung bald die paar Lam¬
pen zu erlöschen bald sich zu entzünden drohte, so daß
mehrere Stimmen riefen der Schleier brennt. -- Es war
bald ausgemacht alles sei nur blinder Lärm gewesen,
indessen konnte das Stück nicht weiter spielen, die Lam¬
pen waren aus und die Honoratioren fort, eine Masse
Straßengesindel hatte sich der Bänke bemächtigt um zu
sehen was es gab. Am andern Tag hörten wir von
unserm Professor Weiß den Ausgang der Tragikomö¬
die; es sei in Dubio geblieben ob wirklich ein ernstlich
Duell habe sein sollen, die Studenten haben es geläug¬
net, der Pedell aber beschworen daß er ihre Unterre¬
dung auf dem Gang mit angehört habe, und daß der
eine der die Dame vorstellte der eine Secundant, und
mein getreuer Hauptmann der andre sein sollen, und
daß sie vor der Thür ihre Klingen gemessen, und daß
er gehört habe auf wie viel Gänge, und wie sie ihre
Halsbinden, ihre Stürmer und ihre Faustbinden be¬
sichtigt hätten. Die Studenten blieben dabei sie hät¬

und ſchon früher beim Stichduell die Hälfte davon ver¬
loren hatte, wendete jetzt, wahrſcheinlich aus Muthwill,
dem Publicum den Rücken, man ſah große Kanonen¬
ſtiefel einen Hieber an der Seite, der die halbe Schleppe
trug und einen großen Florſchleier der dem Rücken hin¬
abwallte und mit jeder Bewegung bald die paar Lam¬
pen zu erlöſchen bald ſich zu entzünden drohte, ſo daß
mehrere Stimmen riefen der Schleier brennt. — Es war
bald ausgemacht alles ſei nur blinder Lärm geweſen,
indeſſen konnte das Stück nicht weiter ſpielen, die Lam¬
pen waren aus und die Honoratioren fort, eine Maſſe
Straßengeſindel hatte ſich der Bänke bemächtigt um zu
ſehen was es gab. Am andern Tag hörten wir von
unſerm Profeſſor Weiß den Ausgang der Tragikomö¬
die; es ſei in Dubio geblieben ob wirklich ein ernſtlich
Duell habe ſein ſollen, die Studenten haben es geläug¬
net, der Pedell aber beſchworen daß er ihre Unterre¬
dung auf dem Gang mit angehört habe, und daß der
eine der die Dame vorſtellte der eine Secundant, und
mein getreuer Hauptmann der andre ſein ſollen, und
daß ſie vor der Thür ihre Klingen gemeſſen, und daß
er gehört habe auf wie viel Gänge, und wie ſie ihre
Halsbinden, ihre Stürmer und ihre Fauſtbinden be¬
ſichtigt hätten. Die Studenten blieben dabei ſie hät¬

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[126/0140] und ſchon früher beim Stichduell die Hälfte davon ver¬ loren hatte, wendete jetzt, wahrſcheinlich aus Muthwill, dem Publicum den Rücken, man ſah große Kanonen¬ ſtiefel einen Hieber an der Seite, der die halbe Schleppe trug und einen großen Florſchleier der dem Rücken hin¬ abwallte und mit jeder Bewegung bald die paar Lam¬ pen zu erlöſchen bald ſich zu entzünden drohte, ſo daß mehrere Stimmen riefen der Schleier brennt. — Es war bald ausgemacht alles ſei nur blinder Lärm geweſen, indeſſen konnte das Stück nicht weiter ſpielen, die Lam¬ pen waren aus und die Honoratioren fort, eine Maſſe Straßengeſindel hatte ſich der Bänke bemächtigt um zu ſehen was es gab. Am andern Tag hörten wir von unſerm Profeſſor Weiß den Ausgang der Tragikomö¬ die; es ſei in Dubio geblieben ob wirklich ein ernſtlich Duell habe ſein ſollen, die Studenten haben es geläug¬ net, der Pedell aber beſchworen daß er ihre Unterre¬ dung auf dem Gang mit angehört habe, und daß der eine der die Dame vorſtellte der eine Secundant, und mein getreuer Hauptmann der andre ſein ſollen, und daß ſie vor der Thür ihre Klingen gemeſſen, und daß er gehört habe auf wie viel Gänge, und wie ſie ihre Halsbinden, ihre Stürmer und ihre Fauſtbinden be¬ ſichtigt hätten. Die Studenten blieben dabei ſie hät¬

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/140>, abgerufen am 29.04.2024.