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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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allgemein daß die Lullu eher geheirathet habe, und dann
meint er ganz gutherzig, daß wenn ich eben so viel häus¬
liche Tugenden geäußert hätte, ich gewiß auch einen Mann
bekommen haben würde. -- Ich schrieb ihm, er soll nur
immer mitspotten denn es sei jetzt nicht mehr Zeit mich
zu ändern; und der ganz Jud sei nur in meine Tags¬
ordnung einrangirt um mich vor dem Mottenfraß der
Häuslichkeit zu bewahren, und ich hätt gemerkt daß
man in einer glücklichen Häuslichkeit Sonntags immer
die Dachziegel gegenüber vom Nachbar zähle; was
mir so fürchterliche Langeweile mache daß ich lieber
nicht heirathen will. -- Ich hab aber auch dem Doctor
einen ironischen Lügenbrief wieder mit Lügen beantwor¬
tet und dem Clausner auch einen. Und es sind auch al¬
lerlei Anspielungen, recht liebliche auf Dich, die ich mit
charmantem Humor beantwortet hab. So kommst Du
zuletzt an die Reih.

Dem Clemens hab ich alles übermacht. -- Deine
eigne Sorge um meine Ausschweifungen im Lernen die
lasse sich legen. Der Wind zaust mich und schüttelt mir
alles aus dem Kopf. -- Wenn Du meinst ich könnt
was dafür daß ich nichts kann, da thust Du mir un¬
recht. Es ist nicht möglich meine Lerngedanken zusam¬
men zu bringen, sie hüpfen wie die Frösche auf einem

allgemein daß die Lullu eher geheirathet habe, und dann
meint er ganz gutherzig, daß wenn ich eben ſo viel häus¬
liche Tugenden geäußert hätte, ich gewiß auch einen Mann
bekommen haben würde. — Ich ſchrieb ihm, er ſoll nur
immer mitſpotten denn es ſei jetzt nicht mehr Zeit mich
zu ändern; und der ganz Jud ſei nur in meine Tags¬
ordnung einrangirt um mich vor dem Mottenfraß der
Häuslichkeit zu bewahren, und ich hätt gemerkt daß
man in einer glücklichen Häuslichkeit Sonntags immer
die Dachziegel gegenüber vom Nachbar zähle; was
mir ſo fürchterliche Langeweile mache daß ich lieber
nicht heirathen will. — Ich hab aber auch dem Doctor
einen ironiſchen Lügenbrief wieder mit Lügen beantwor¬
tet und dem Clausner auch einen. Und es ſind auch al¬
lerlei Anſpielungen, recht liebliche auf Dich, die ich mit
charmantem Humor beantwortet hab. So kommſt Du
zuletzt an die Reih.

Dem Clemens hab ich alles übermacht. — Deine
eigne Sorge um meine Ausſchweifungen im Lernen die
laſſe ſich legen. Der Wind zauſt mich und ſchüttelt mir
alles aus dem Kopf. — Wenn Du meinſt ich könnt
was dafür daß ich nichts kann, da thuſt Du mir un¬
recht. Es iſt nicht möglich meine Lerngedanken zuſam¬
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[202/0216] allgemein daß die Lullu eher geheirathet habe, und dann meint er ganz gutherzig, daß wenn ich eben ſo viel häus¬ liche Tugenden geäußert hätte, ich gewiß auch einen Mann bekommen haben würde. — Ich ſchrieb ihm, er ſoll nur immer mitſpotten denn es ſei jetzt nicht mehr Zeit mich zu ändern; und der ganz Jud ſei nur in meine Tags¬ ordnung einrangirt um mich vor dem Mottenfraß der Häuslichkeit zu bewahren, und ich hätt gemerkt daß man in einer glücklichen Häuslichkeit Sonntags immer die Dachziegel gegenüber vom Nachbar zähle; was mir ſo fürchterliche Langeweile mache daß ich lieber nicht heirathen will. — Ich hab aber auch dem Doctor einen ironiſchen Lügenbrief wieder mit Lügen beantwor¬ tet und dem Clausner auch einen. Und es ſind auch al¬ lerlei Anſpielungen, recht liebliche auf Dich, die ich mit charmantem Humor beantwortet hab. So kommſt Du zuletzt an die Reih. Dem Clemens hab ich alles übermacht. — Deine eigne Sorge um meine Ausſchweifungen im Lernen die laſſe ſich legen. Der Wind zauſt mich und ſchüttelt mir alles aus dem Kopf. — Wenn Du meinſt ich könnt was dafür daß ich nichts kann, da thuſt Du mir un¬ recht. Es iſt nicht möglich meine Lerngedanken zuſam¬ men zu bringen, ſie hüpfen wie die Fröſche auf einem

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/216>, abgerufen am 26.04.2024.