Thür auch damit entgegen "ists nicht barbarisch? -- und daß die Großmama stillschweigt dazu, -- wärst Du nur hier gewesen es wär nicht geschehen." --
Ich bin noch einmal in den Garten gegangen wie es dunkel war, denn am Tag hingehen schien mir beleidigend für die edlen Bäume; -- ich hab Ab¬ schied genommen vom Garten, ich mag nicht wie¬ der hineingehen. -- Ich hab auch den Gärtner besucht im Bosket, der sagte mir, es habe ihn sehr betrübt daß diese Bäume abgehauen wären er habe so man¬ ches sich immer gedacht dabei, jetzt könne er nichts mehr von ihnen sehen und hätt auch die Lust verloren die Rosenhecke zu pflegen. -- Nun! -- sagte ich, aber in Gedanken können wir immer alles sehen was wir lieb haben? -- das gab er zu -- so gebt doch auch die Ro¬ senhecke nicht auf, je höher sie wächst, je mehr könnt ihr Euch dabei denken daß im Gedächtniß alles Schöne fortblüht. -- Daß bewilligte er mir, und er meinte ich solle gewiß nicht klagen daß er sie versäumt hätte wenn ich wieder käm. -- Im Gärtner liegt wahres Genie zu einem solchen Umgang mit seiner Umgebung in der Natur. --
Noch kurz eh ich mit Dir bekannt war hab ich manchmal oben in den Baumwipfeln meine Stim¬
Thür auch damit entgegen „iſts nicht barbariſch? — und daß die Großmama ſtillſchweigt dazu, — wärſt Du nur hier geweſen es wär nicht geſchehen.“ —
Ich bin noch einmal in den Garten gegangen wie es dunkel war, denn am Tag hingehen ſchien mir beleidigend für die edlen Bäume; — ich hab Ab¬ ſchied genommen vom Garten, ich mag nicht wie¬ der hineingehen. — Ich hab auch den Gärtner beſucht im Bosket, der ſagte mir, es habe ihn ſehr betrübt daß dieſe Bäume abgehauen wären er habe ſo man¬ ches ſich immer gedacht dabei, jetzt könne er nichts mehr von ihnen ſehen und hätt auch die Luſt verloren die Roſenhecke zu pflegen. — Nun! — ſagte ich, aber in Gedanken können wir immer alles ſehen was wir lieb haben? — das gab er zu — ſo gebt doch auch die Ro¬ ſenhecke nicht auf, je höher ſie wächſt, je mehr könnt ihr Euch dabei denken daß im Gedächtniß alles Schöne fortblüht. — Daß bewilligte er mir, und er meinte ich ſolle gewiß nicht klagen daß er ſie verſäumt hätte wenn ich wieder käm. — Im Gärtner liegt wahres Genie zu einem ſolchen Umgang mit ſeiner Umgebung in der Natur. —
Noch kurz eh ich mit Dir bekannt war hab ich manchmal oben in den Baumwipfeln meine Stim¬
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Thür auch damit entgegen „iſts nicht barbariſch? —
und daß die Großmama ſtillſchweigt dazu, — wärſt Du
nur hier geweſen es wär nicht geſchehen.“ —
Ich bin noch einmal in den Garten gegangen
wie es dunkel war, denn am Tag hingehen ſchien mir
beleidigend für die edlen Bäume; — ich hab Ab¬
ſchied genommen vom Garten, ich mag nicht wie¬
der hineingehen. — Ich hab auch den Gärtner beſucht
im Bosket, der ſagte mir, es habe ihn ſehr betrübt
daß dieſe Bäume abgehauen wären er habe ſo man¬
ches ſich immer gedacht dabei, jetzt könne er nichts mehr
von ihnen ſehen und hätt auch die Luſt verloren die
Roſenhecke zu pflegen. — Nun! — ſagte ich, aber in
Gedanken können wir immer alles ſehen was wir lieb
haben? — das gab er zu — ſo gebt doch auch die Ro¬
ſenhecke nicht auf, je höher ſie wächſt, je mehr könnt ihr
Euch dabei denken daß im Gedächtniß alles Schöne
fortblüht. — Daß bewilligte er mir, und er meinte ich
ſolle gewiß nicht klagen daß er ſie verſäumt hätte wenn
ich wieder käm. — Im Gärtner liegt wahres Genie zu
einem ſolchen Umgang mit ſeiner Umgebung in der
Natur. —
Noch kurz eh ich mit Dir bekannt war hab ich
manchmal oben in den Baumwipfeln meine Stim¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/40>, abgerufen am 30.04.2024.
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