Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

warum ist sie betrübt wenn es nicht ist daß sie dadurch
begreifen lernt was sie den Bäumen schuldig war, alle
Kraft ist man der Welt schuldig, und dem der uns am
nächsten steht am ersten. Alle Anregung ist ein Auf¬
wühlen des inneren Herzgrund und das Unkraut muß
untergepflügt werden daß es die Wahrheit muß dün¬
gen, ich weiß nicht was ich sagen wollt; ich bin unru¬
hig, verzeih mirs ich kann Dir nicht auf Deinen Brief
antworten, ich wär so gern heut wieder nach Offenbach,
aber Alles fuhr nach Rödelheim, und wir haben im großen
Himmelspurpurmantel mit eingehüllt, auf der Wiese uns
amüsirt bis es Nacht war, ich ging mit dem Franz zu
Fuß nach Haus, die andern fuhren, der Franz hat mir
allerlei Schönes und Gutes gesagt unterwegs, ich hing
mich mit beiden Händen an seinen Arm und verhopste
alles, wie wir an die Bockenheimer Warth kamen sagte
er, häng Dich doch jetzt an den linken Arm denn der
andre ist mir schon eine Viertel Elle länger gereckt, da¬
mit der doch auch so lang wird.

Am Montag.

Die Meline geht mit Savigny nach Marburg und
sagt ich soll auch mit, ich sag nicht ja, aber die Meline
sagt: "wer soll für Dich sorgen wenn ichs nicht thu, Du

warum iſt ſie betrübt wenn es nicht iſt daß ſie dadurch
begreifen lernt was ſie den Bäumen ſchuldig war, alle
Kraft iſt man der Welt ſchuldig, und dem der uns am
nächſten ſteht am erſten. Alle Anregung iſt ein Auf¬
wühlen des inneren Herzgrund und das Unkraut muß
untergepflügt werden daß es die Wahrheit muß dün¬
gen, ich weiß nicht was ich ſagen wollt; ich bin unru¬
hig, verzeih mirs ich kann Dir nicht auf Deinen Brief
antworten, ich wär ſo gern heut wieder nach Offenbach,
aber Alles fuhr nach Rödelheim, und wir haben im großen
Himmelspurpurmantel mit eingehüllt, auf der Wieſe uns
amüſirt bis es Nacht war, ich ging mit dem Franz zu
Fuß nach Haus, die andern fuhren, der Franz hat mir
allerlei Schönes und Gutes geſagt unterwegs, ich hing
mich mit beiden Händen an ſeinen Arm und verhopſte
alles, wie wir an die Bockenheimer Warth kamen ſagte
er, häng Dich doch jetzt an den linken Arm denn der
andre iſt mir ſchon eine Viertel Elle länger gereckt, da¬
mit der doch auch ſo lang wird.

Am Montag.

Die Meline geht mit Savigny nach Marburg und
ſagt ich ſoll auch mit, ich ſag nicht ja, aber die Meline
ſagt: „wer ſoll für Dich ſorgen wenn ichs nicht thu, Du

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0044" n="30"/>
warum i&#x017F;t &#x017F;ie betrübt wenn es nicht i&#x017F;t daß &#x017F;ie dadurch<lb/>
begreifen lernt was &#x017F;ie den Bäumen &#x017F;chuldig war, alle<lb/>
Kraft i&#x017F;t man der Welt &#x017F;chuldig, und dem der uns am<lb/>
näch&#x017F;ten &#x017F;teht am er&#x017F;ten. Alle Anregung i&#x017F;t ein Auf¬<lb/>
wühlen des inneren Herzgrund und das Unkraut muß<lb/>
untergepflügt werden daß es die Wahrheit muß dün¬<lb/>
gen, ich weiß nicht was ich &#x017F;agen wollt; ich bin unru¬<lb/>
hig, verzeih mirs ich kann Dir nicht auf Deinen Brief<lb/>
antworten, ich wär &#x017F;o gern heut wieder nach Offenbach,<lb/>
aber Alles fuhr nach Rödelheim, und wir haben im großen<lb/>
Himmelspurpurmantel mit eingehüllt, auf der Wie&#x017F;e uns<lb/>
amü&#x017F;irt bis es Nacht war, ich ging mit dem Franz zu<lb/>
Fuß nach Haus, die andern fuhren, der Franz hat mir<lb/>
allerlei Schönes und Gutes ge&#x017F;agt unterwegs, ich hing<lb/>
mich mit beiden Händen an &#x017F;einen Arm und verhop&#x017F;te<lb/>
alles, wie wir an die Bockenheimer Warth kamen &#x017F;agte<lb/>
er, häng Dich doch jetzt an den linken Arm denn der<lb/>
andre i&#x017F;t mir &#x017F;chon eine Viertel Elle länger gereckt, da¬<lb/>
mit der doch auch &#x017F;o lang wird.</p><lb/>
          <p rendition="#right">Am Montag.</p><lb/>
          <p>Die Meline geht mit Savigny nach Marburg und<lb/>
&#x017F;agt ich &#x017F;oll auch mit, ich &#x017F;ag nicht ja, aber die Meline<lb/>
&#x017F;agt: &#x201E;wer &#x017F;oll für Dich &#x017F;orgen wenn ichs nicht thu, Du<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0044] warum iſt ſie betrübt wenn es nicht iſt daß ſie dadurch begreifen lernt was ſie den Bäumen ſchuldig war, alle Kraft iſt man der Welt ſchuldig, und dem der uns am nächſten ſteht am erſten. Alle Anregung iſt ein Auf¬ wühlen des inneren Herzgrund und das Unkraut muß untergepflügt werden daß es die Wahrheit muß dün¬ gen, ich weiß nicht was ich ſagen wollt; ich bin unru¬ hig, verzeih mirs ich kann Dir nicht auf Deinen Brief antworten, ich wär ſo gern heut wieder nach Offenbach, aber Alles fuhr nach Rödelheim, und wir haben im großen Himmelspurpurmantel mit eingehüllt, auf der Wieſe uns amüſirt bis es Nacht war, ich ging mit dem Franz zu Fuß nach Haus, die andern fuhren, der Franz hat mir allerlei Schönes und Gutes geſagt unterwegs, ich hing mich mit beiden Händen an ſeinen Arm und verhopſte alles, wie wir an die Bockenheimer Warth kamen ſagte er, häng Dich doch jetzt an den linken Arm denn der andre iſt mir ſchon eine Viertel Elle länger gereckt, da¬ mit der doch auch ſo lang wird. Am Montag. Die Meline geht mit Savigny nach Marburg und ſagt ich ſoll auch mit, ich ſag nicht ja, aber die Meline ſagt: „wer ſoll für Dich ſorgen wenn ichs nicht thu, Du

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/44
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/44>, abgerufen am 30.04.2024.