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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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und Laurentio Andreae Ulstadio.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
bloß war/ er muste sich an solcher erbärm[li]che[r]
gestalt/ darinnen er über ein halb jahr gieng/
theils entsetzen/ theils hertzinniglich bewogen
werden. Jn dieser und übrigen zeiten allen
gieng er unsäumig in die kirche in die täg-
liche betstunden/ wochen-predigten/ und
des Sontags von 8. uhr biß 3. und 4. uhr nach-
mittag/ und doch bey dem harten nordischen
winter und kälte befand er an seinem leibe nicht
den geringsten schaden.

Ausbruch
seiner be-
käntniß/

Anno 1688. Dom. 6. Trin. da geprediget wird:
Wo eure gerechtigkeit nicht überflüßiger ist als
der Schrifftgelehrten und der Phariseer etc. kam
er in der Thum-kirche/ welche von den alten
Papistischen gebäuden sehr groß mit grossem
gange/ hervor und stellete sich vor die cantzel/ po-
chete an/ da der Prediger schon angefangen hat-
te/ und hieß ihn schweigen/ fing so an aus seinem
zedul/ den er aufgesetzt hatte/ überlaut herzulesen:
und der-
selben
summa.
-- 1. Daß die Lutherische lehre sey eine
verdammliche lehre. -- 2. Daß die Pre-
diger nicht haben den H. Geist:
So lan-
ge war der Prediger stille/ und hieß stracks dar-
auff/ man solte ihn ausführen/ er aber dachte
ferner aus dem papier auffzusagen: von dem
ursprung des verfalles und verderbens
der kirchen/ wie der allbereit von der er-
sten kirchen-väter zeiten angefangen/
die er für so heilige nicht befand und er-
kante/ als man bißhero sie ausgeruffen
hatte; von dem itzigen verdorbenen Chri-
stenthum in allen
secten/ parteyen und
religionen/ welche zusammen ein Babel
und lauter geistliches Heidenthum
machten; wie GOtt im sinn habe die re-
ligionen zukünfftig erst recht zu
reformi-
ren/ welches nie vollkommlich durch
Lutherum geschehen/ da denn wenig
die wahre probe von der lautern wahr-
heit nach geist und krafft zur seligkeit
würden aushalten: daß GOtt nach sei-
ner verheissung sein vormals geliebtes
und nun verstossenes volck wird auff-
nehmen/ viele Heiden bekehren/ und
aus beyden mit samt den verborgenen
und zerstreueten Zions-kindern sich eine
rechte sichtbare allgemeine kirche und
gemeinschafft der heiligen auffrichten;
daß GOtt unterdessen und allezeit in al-
ler welt/ unter allen
secten und religions-
spaltungen/ seine verborgene kinder/ glau-
bige und wahre anbeter/ die im geist und
wahrheit solche gewesen/ gehabt/ und
noch eine unsichtbare kirche auff erden
hat/ nicht aber im Lutherthum allein
eingeschränckt/ vielweniger daß es allein
die sichtbare reine Apostolische und
Evangelische kirche/ wie sie es haben
wollen/ machte; zuletzt/ wie sie solten
busse thun/ die Priester und Lehrer erst
und vornehmlich/ und die zuhörer/ und
sich nicht verlassen auff ihre lehr-sätze/
vielweniger auf ihre äusserliche kirchen-
übungen/ beichte/ vergebung der sünden
und Abendmahl gehen/ da sie doch nicht
anders damit als sich unter einander
Lehrer und zuhörer verführten/ schmei-
chelten/ und verstockten/ daß sie die war-
heit durch ungerechtigkeit auffhielten/
[Spaltenumbruch] daß sie nicht könten zur erkäntniß ihres
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

verderbens kommen und busse thun/ daß
ihnen möchte geholffen werden.
Da er
ihnen dieses und andere dinge mehr vorzubrin-
gen/ gehindert ward/ indem 2. kerls/ jeglicher
an einer seiten/ ihn anfasten auszuleiten/ so
geschahe es/ daß seine lumpen ihm so bald vonErfolgtes
unge-
mach.

seinem leibe unvermuthet so rein abfallen/ daß
er bloß blieb stehend für ihren augen/ und kein
faden von oben biß unten auff sich behielt/ und
in solcher gestalt ward er ausgeleitet bloß und
[o]hne bedeckung/ welche er mit händen nicht
thun konte/ deren arme die beyde kerle hielten/
[d]abey rief er stracks in der kirche unter seiner aus-
führung mit lauter stimme zu dreymalen: So soll
noch der Prediger schande entdeckt wer-
den/ wie ich itzund bloß ausgeführet
werde!
Die besagten kärl leiteten ihn biß aus
der kirche/ da sie ihn liessen/ und er gieng frey in
frieden zu hause/ sein stuben-gesell aber/ der ihn
auffgenommen hatte/ ein Studiosus und fei-
n[e]r mensch/ der auch durch ihn zum rechtschaf-
fe[n]en wesen in CHristo geführet war/ O. Ulhe-
gias
genant/ folgte stracks aus der kirche und
mahte die stube auff/ da Ulstadius von stund
an n[a]hm gantze kleider/ die ersich anzog/ und ließ
die locken stracks abscheren von Ulhegio, dem
unter dem scheren eingefallen: so wird auch
GOtt der gottlosen heuchel-und bauch-
prediger gewalt einmal kürtzen/ und sie
ausrotten aus dem lande der lebendi-
gen.

Des folgenden Montags darauff wardVerhör
und inqui-
sition.

Ulstadius vor den Stadt-Rath gefordert und in
verhafft behalten/ das factum hoch exaggerirt/
so wol dar/ als in andern welt-und geistlichen
instantien/ und genau inquirirt nach mehrern
confitenten. Der zuvor genante Ulhegius
war im anfang allein/ darnach ward Pe-
trus
Schäfer Henrichson/ bürtig in Abo/ auch
kundt/ daß er die beyden leute für rechtschaffen
hielte/ die GOtt von hertzen suchten und fürchte-
ten/ und von Ulstadii facto, daß eine Göttli-
che hand darunter wäre/ wäre auch einig mit
ihnen in der erkäntniß der Göttlichen wahr-
heit/ die GOtt ihnen geöffnet und geschencket
hatte. Darüber ward eine inquisition dem
Consistorio Academico anbefohlen/ welche
auff die beyden Studiosen angestellet ward den
20. Nov. 1689. Und dieweil sie so schrifftl. als
mündlich viele wahrheiten in der lehre und leben/
in dem theuren worte GOttes gegründet/ und
gantz einstimmig mit der ersten Christen lauter-
keit/ freymüthig und beständig bekannten/
Schäferauch seinen Magister-namen/ brief und
Privilegien mit einem scripto für der Babylo-
nischen huren lohn und gifftgetränck aus ihrem
güldenen kelch declarirte/ und es alles mit dem
versiegelten mahlzeichen des thiers vor die füsse
warff und zurücke gab/ anzeigende den greuel
der academien und seelen-verführung der hohen
schulen durch ihr Heidnisch zeug in allen facul-
taet
en und disciplinen/ ward ein urtheil inner 14.
tagen über sie gesprochen/ und ihnen/ als ketzern/
Religions-Sacraments-Kirchen-des H. Pre-
digtamts und dessen glieder/ Academien-und etz-
licher aus dero mittel lästerern und verleumdern/
ehre/ leib und leben abgesprochen/ und sie ins
gefängniß geworffen. Darzu meist die Prie-

ster

und Laurentio Andreæ Ulſtadio.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
bloß war/ er muſte ſich an ſolcher erbaͤrm[li]che[r]
geſtalt/ darinnen er uͤber ein halb jahr gieng/
theils entſetzen/ theils hertzinniglich bewogen
werden. Jn dieſer und uͤbrigen zeiten allen
gieng er unſaͤumig in die kirche in die taͤg-
liche betſtunden/ wochen-predigten/ und
des Sontags von 8. uhr biß 3. und 4. uhr nach-
mittag/ und doch bey dem harten nordiſchen
winter und kaͤlte befand er an ſeinem leibe nicht
den geringſten ſchaden.

Ausbruch
ſeiner be-
kaͤntniß/

Anno 1688. Dom. 6. Trin. da geprediget wird:
Wo eure gerechtigkeit nicht uͤberfluͤßiger iſt als
der Schrifftgelehrten und der Phariſeer ꝛc. kam
er in der Thum-kirche/ welche von den alten
Papiſtiſchen gebaͤuden ſehr groß mit groſſem
gange/ hervor und ſtellete ſich vor die cantzel/ po-
chete an/ da der Prediger ſchon angefangen hat-
te/ und hieß ihn ſchweigen/ fing ſo an aus ſeinem
zedul/ den er aufgeſetzt hatte/ uͤberlaut herzuleſen:
und der-
ſelben
ſumma.
— 1. Daß die Lutheriſche lehre ſey eine
verdammliche lehre. — 2. Daß die Pre-
diger nicht haben den H. Geiſt:
So lan-
ge war der Prediger ſtille/ und hieß ſtracks dar-
auff/ man ſolte ihn ausfuͤhren/ er aber dachte
ferner aus dem papier auffzuſagen: von dem
urſprung des verfalles und verderbens
der kirchen/ wie der allbereit von der er-
ſten kirchen-vaͤter zeiten angefangen/
die er fuͤr ſo heilige nicht befand und er-
kante/ als man bißhero ſie ausgeruffen
hatte; von dem itzigen veꝛdorbenen Chri-
ſtenthum in allen
ſecten/ parteyen und
religionen/ welche zuſammen ein Babel
und lauter geiſtliches Heidenthum
machten; wie GOtt im ſinn habe die re-
ligionen zukuͤnfftig erſt recht zu
reformi-
ren/ welches nie vollkommlich durch
Lutherum geſchehen/ da denn wenig
die wahre probe von der lautern wahr-
heit nach geiſt und krafft zur ſeligkeit
wuͤrden aushalten: daß GOtt nach ſei-
ner verheiſſung ſein vormals geliebtes
und nun verſtoſſenes volck wird auff-
nehmen/ viele Heiden bekehren/ und
aus beyden mit ſamt den verborgenen
und zerſtreueten Zions-kindern ſich eine
rechte ſichtbare allgemeine kirche und
gemeinſchafft der heiligen auffrichten;
daß GOtt unterdeſſen und allezeit in al-
ler welt/ unter allen
ſecten und religions-
ſpaltungẽ/ ſeine verborgene kinder/ glau-
bige und wahre anbeter/ die im geiſt und
wahrheit ſolche geweſen/ gehabt/ und
noch eine unſichtbare kirche auff erden
hat/ nicht aber im Lutherthum allein
eingeſchꝛaͤnckt/ vielwenigeꝛ daß es allein
die ſichtbare reine Apoſtoliſche und
Evangeliſche kirche/ wie ſie es haben
wollen/ machte; zuletzt/ wie ſie ſolten
buſſe thun/ die Prieſter und Lehrer erſt
und vornehmlich/ und die zuhoͤrer/ und
ſich nicht verlaſſen auff ihre lehr-ſaͤtze/
vielweniger auf ihre aͤuſſerliche kirchen-
uͤbungen/ beichte/ vergebung der ſuͤnden
und Abendmahl gehen/ da ſie doch nicht
anders damit als ſich unter einander
Lehrer und zuhoͤrer verfuͤhrten/ ſchmei-
chelten/ und verſtockten/ daß ſie die war-
heit durch ungerechtigkeit auffhielten/
[Spaltenumbruch] daß ſie nicht koͤnten zur erkaͤntniß ihres
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

verderbens kommen und buſſe thun/ daß
ihnen moͤchte geholffen werden.
Da er
ihnen dieſes und andere dinge mehr vorzubrin-
gen/ gehindert ward/ indem 2. kerls/ jeglicher
an einer ſeiten/ ihn anfaſten auszuleiten/ ſo
geſchahe es/ daß ſeine lumpen ihm ſo bald vonErfolgtes
unge-
mach.

ſeinem leibe unvermuthet ſo rein abfallen/ daß
er bloß blieb ſtehend fuͤr ihren augen/ und kein
faden von oben biß unten auff ſich behielt/ und
in ſolcher geſtalt ward er ausgeleitet bloß und
[o]hne bedeckung/ welche er mit haͤnden nicht
thun konte/ deren arme die beyde kerle hielten/
[d]abey rief er ſtracks in der kiꝛche unter ſeiner aus-
fuͤhrung mit lauter ſtim̃e zu dreymalen: So ſoll
noch der Prediger ſchande entdeckt wer-
den/ wie ich itzund bloß ausgefuͤhret
werde!
Die beſagten kaͤrl leiteten ihn biß aus
der kirche/ da ſie ihn lieſſen/ und er gieng frey in
frieden zu hauſe/ ſein ſtuben-geſell aber/ der ihn
auffgenommen hatte/ ein Studioſus und fei-
n[e]r menſch/ der auch durch ihn zum rechtſchaf-
fe[n]en weſen in CHriſto gefuͤhret war/ O. Ulhe-
gias
genant/ folgte ſtracks aus der kirche und
mahte die ſtube auff/ da Ulſtadius von ſtund
an n[a]hm gantze kleideꝛ/ die eꝛſich anzog/ und ließ
die locken ſtracks abſcheren von Ulhegio, dem
unter dem ſcheren eingefallen: ſo wird auch
GOtt der gottloſen heuchel-und bauch-
prediger gewalt einmal kuͤrtzen/ und ſie
ausrotten aus dem lande der lebendi-
gen.

Des folgenden Montags darauff wardVerhoͤr
und inqui-
ſition.

Ulſtadius vor den Stadt-Rath gefordert uñ in
verhafft behalten/ das factum hoch exaggerirt/
ſo wol dar/ als in andern welt-und geiſtlichen
inſtantien/ und genau inquirirt nach mehrern
confitenten. Der zuvor genante Ulhegius
war im anfang allein/ darnach ward Pe-
trus
Schaͤfer Henrichſon/ buͤrtig in Abo/ auch
kundt/ daß er die beyden leute fuͤr rechtſchaffen
hielte/ die GOtt von hertzen ſuchten und fuͤrchte-
ten/ und von Ulſtadii facto, daß eine Goͤttli-
che hand darunter waͤre/ waͤre auch einig mit
ihnen in der erkaͤntniß der Goͤttlichen wahr-
heit/ die GOtt ihnen geoͤffnet und geſchencket
hatte. Daruͤber ward eine inquiſition dem
Conſiſtorio Academico anbefohlen/ welche
auff die beyden Studioſen angeſtellet ward den
20. Nov. 1689. Und dieweil ſie ſo ſchrifftl. als
muͤndlich viele wahꝛheiten in der lehꝛe und leben/
in dem theuren worte GOttes gegruͤndet/ und
gantz einſtimmig mit der erſten Chriſten lauter-
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Schaͤfeꝛauch ſeinen Magiſter-namen/ brief und
Privilegien mit einem ſcripto fuͤr der Babylo-
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verſiegelten mahlzeichen des thiers vor die fuͤſſe
warff und zuruͤcke gab/ anzeigende den greuel
der academien und ſeelen-verfuͤhrung der hohen
ſchulen durch ihr Heidniſch zeug in allen facul-
tæt
en und diſciplinen/ ward ein urtheil inner 14.
tagen uͤber ſie geſprochen/ und ihnen/ als ketzern/
Religions-Sacraments-Kirchen-des H. Pre-
digtamts und deſſen gliedeꝛ/ Academien-und etz-
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[247/0259] und Laurentio Andreæ Ulſtadio. bloß war/ er muſte ſich an ſolcher erbaͤrmlicher geſtalt/ darinnen er uͤber ein halb jahr gieng/ theils entſetzen/ theils hertzinniglich bewogen werden. Jn dieſer und uͤbrigen zeiten allen gieng er unſaͤumig in die kirche in die taͤg- liche betſtunden/ wochen-predigten/ und des Sontags von 8. uhr biß 3. und 4. uhr nach- mittag/ und doch bey dem harten nordiſchen winter und kaͤlte befand er an ſeinem leibe nicht den geringſten ſchaden. Jahr MDC. biß MDCC. Anno 1688. Dom. 6. Trin. da geprediget wird: Wo eure gerechtigkeit nicht uͤberfluͤßiger iſt als der Schrifftgelehrten und der Phariſeer ꝛc. kam er in der Thum-kirche/ welche von den alten Papiſtiſchen gebaͤuden ſehr groß mit groſſem gange/ hervor und ſtellete ſich vor die cantzel/ po- chete an/ da der Prediger ſchon angefangen hat- te/ und hieß ihn ſchweigen/ fing ſo an aus ſeinem zedul/ den er aufgeſetzt hatte/ uͤberlaut herzuleſen: — 1. Daß die Lutheriſche lehre ſey eine verdammliche lehre. — 2. Daß die Pre- diger nicht haben den H. Geiſt: So lan- ge war der Prediger ſtille/ und hieß ſtracks dar- auff/ man ſolte ihn ausfuͤhren/ er aber dachte ferner aus dem papier auffzuſagen: von dem urſprung des verfalles und verderbens der kirchen/ wie der allbereit von der er- ſten kirchen-vaͤter zeiten angefangen/ die er fuͤr ſo heilige nicht befand und er- kante/ als man bißhero ſie ausgeruffen hatte; von dem itzigen veꝛdorbenen Chri- ſtenthum in allen ſecten/ parteyen und religionen/ welche zuſammen ein Babel und lauter geiſtliches Heidenthum machten; wie GOtt im ſinn habe die re- ligionen zukuͤnfftig erſt recht zu reformi- ren/ welches nie vollkommlich durch Lutherum geſchehen/ da denn wenig die wahre probe von der lautern wahr- heit nach geiſt und krafft zur ſeligkeit wuͤrden aushalten: daß GOtt nach ſei- ner verheiſſung ſein vormals geliebtes und nun verſtoſſenes volck wird auff- nehmen/ viele Heiden bekehren/ und aus beyden mit ſamt den verborgenen und zerſtreueten Zions-kindern ſich eine rechte ſichtbare allgemeine kirche und gemeinſchafft der heiligen auffrichten; daß GOtt unterdeſſen und allezeit in al- ler welt/ unter allen ſecten und religions- ſpaltungẽ/ ſeine verborgene kinder/ glau- bige und wahre anbeter/ die im geiſt und wahrheit ſolche geweſen/ gehabt/ und noch eine unſichtbare kirche auff erden hat/ nicht aber im Lutherthum allein eingeſchꝛaͤnckt/ vielwenigeꝛ daß es allein die ſichtbare reine Apoſtoliſche und Evangeliſche kirche/ wie ſie es haben wollen/ machte; zuletzt/ wie ſie ſolten buſſe thun/ die Prieſter und Lehrer erſt und vornehmlich/ und die zuhoͤrer/ und ſich nicht verlaſſen auff ihre lehr-ſaͤtze/ vielweniger auf ihre aͤuſſerliche kirchen- uͤbungen/ beichte/ vergebung der ſuͤnden und Abendmahl gehen/ da ſie doch nicht anders damit als ſich unter einander Lehrer und zuhoͤrer verfuͤhrten/ ſchmei- chelten/ und verſtockten/ daß ſie die war- heit durch ungerechtigkeit auffhielten/ daß ſie nicht koͤnten zur erkaͤntniß ihres verderbens kommen und buſſe thun/ daß ihnen moͤchte geholffen werden. Da er ihnen dieſes und andere dinge mehr vorzubrin- gen/ gehindert ward/ indem 2. kerls/ jeglicher an einer ſeiten/ ihn anfaſten auszuleiten/ ſo geſchahe es/ daß ſeine lumpen ihm ſo bald von ſeinem leibe unvermuthet ſo rein abfallen/ daß er bloß blieb ſtehend fuͤr ihren augen/ und kein faden von oben biß unten auff ſich behielt/ und in ſolcher geſtalt ward er ausgeleitet bloß und ohne bedeckung/ welche er mit haͤnden nicht thun konte/ deren arme die beyde kerle hielten/ dabey rief er ſtracks in der kiꝛche unter ſeiner aus- fuͤhrung mit lauter ſtim̃e zu dreymalen: So ſoll noch der Prediger ſchande entdeckt wer- den/ wie ich itzund bloß ausgefuͤhret werde! Die beſagten kaͤrl leiteten ihn biß aus der kirche/ da ſie ihn lieſſen/ und er gieng frey in frieden zu hauſe/ ſein ſtuben-geſell aber/ der ihn auffgenommen hatte/ ein Studioſus und fei- ner menſch/ der auch durch ihn zum rechtſchaf- fenen weſen in CHriſto gefuͤhret war/ O. Ulhe- gias genant/ folgte ſtracks aus der kirche und mahte die ſtube auff/ da Ulſtadius von ſtund an nahm gantze kleideꝛ/ die eꝛſich anzog/ und ließ die locken ſtracks abſcheren von Ulhegio, dem unter dem ſcheren eingefallen: ſo wird auch GOtt der gottloſen heuchel-und bauch- prediger gewalt einmal kuͤrtzen/ und ſie ausrotten aus dem lande der lebendi- gen. und der- ſelben ſumma. Jahr MDC. biß MDCC. Erfolgtes unge- mach. Des folgenden Montags darauff ward Ulſtadius vor den Stadt-Rath gefordert uñ in verhafft behalten/ das factum hoch exaggerirt/ ſo wol dar/ als in andern welt-und geiſtlichen inſtantien/ und genau inquirirt nach mehrern confitenten. Der zuvor genante Ulhegius war im anfang allein/ darnach ward Pe- trus Schaͤfer Henrichſon/ buͤrtig in Abo/ auch kundt/ daß er die beyden leute fuͤr rechtſchaffen hielte/ die GOtt von hertzen ſuchten und fuͤrchte- ten/ und von Ulſtadii facto, daß eine Goͤttli- che hand darunter waͤre/ waͤre auch einig mit ihnen in der erkaͤntniß der Goͤttlichen wahr- heit/ die GOtt ihnen geoͤffnet und geſchencket hatte. Daruͤber ward eine inquiſition dem Conſiſtorio Academico anbefohlen/ welche auff die beyden Studioſen angeſtellet ward den 20. Nov. 1689. Und dieweil ſie ſo ſchrifftl. als muͤndlich viele wahꝛheiten in der lehꝛe und leben/ in dem theuren worte GOttes gegruͤndet/ und gantz einſtimmig mit der erſten Chriſten lauter- keit/ freymuͤthig und beſtaͤndig bekannten/ Schaͤfeꝛauch ſeinen Magiſter-namen/ brief und Privilegien mit einem ſcripto fuͤr der Babylo- niſchen huren lohn und gifftgetraͤnck aus ihrem guͤldenen kelch declarirte/ und es alles mit dem verſiegelten mahlzeichen des thiers vor die fuͤſſe warff und zuruͤcke gab/ anzeigende den greuel der academien und ſeelen-verfuͤhrung der hohen ſchulen durch ihr Heidniſch zeug in allen facul- tæten und diſciplinen/ ward ein urtheil inner 14. tagen uͤber ſie geſprochen/ und ihnen/ als ketzern/ Religions-Sacraments-Kirchen-des H. Pre- digtamts und deſſen gliedeꝛ/ Academien-und etz- licher aus dero mittel laͤſterern und verleumdern/ ehre/ leib und leben abgeſprochen/ und ſie ins gefaͤngniß geworffen. Darzu meiſt die Prie- ſter Verhoͤr und inqui- ſition.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/259>, abgerufen am 29.04.2024.