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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XXV. Von Johann Rothen
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
siehet nicht mit was vor einem herr-
schenden geist diese zwey Prediger be-
haftet sind/ und wie sie andere an ihre mei-
nungen und bücher binden wollen/ und
meinen/ sie können einem jeden gnüge
thun/ gleich als ob der geist derer Apo-
stel auff ihnen ruhete/ dadurch sie möch-
ten über eines jeden zustand richten/ und
aussprechen/ und zwar alles nach ihrem
gutdüncken/ und eine schule von jüngern
auffrichten/ darüber sie fein zu herrschen
haben möchten. Wenn man mit einem
rechtschaffenen auge darauff siehet/ so
leuchtet dieses alles aus ihren satzungen
hervor. Ob sie es wol an etlichen orten
in etwas überschmieren mit einem wort
von der freyheit/ damit es ihre einfälti-
ge weiber und junge schüler nicht mer-
cken sollen/ und also ihr
credit nicht ver-
lohrengehe. Sie wollen/ daß man ihre
kirche vor eine mutter annehmen soll/
und daß keine wahre kirche ausser ihnen
sey/ daß man ihren gründen folgen müs-
se/ u. s. w. Man muß bey ihnen geloben
die armuth zu belieben/ und lieber alles
zu leiden/ als sich der brüderschafft zu
entbrechen. Diese sind zwar pflichten
eines Christen/ die er bey sich selbst
practi-
cir
en muß/ aber die freyheit des Evange-
lii läst mir nicht zu/ mich so ferne an
menschen zu verbinden. Jch nehme mir
wol das vollkommene vor in meinem
hertzen/ aber ich soll darum kein gelübde
thun an diese oder jene versammlung/
und mich ihren
censuren unterthänig ma-
chen. Diß gebe einer creatur allzu grosse
macht über mich/ gleich als wenn ich
versichert wäre/ dieselbe kirche könnte
nicht irren. Wie denn warlich die
La-
badisti
sche den irrthümern unterworffen
ist/ und solche gelübde und bande doch
andern aufflegt/ das doch dem geist des
HErrn zukömmt/ welchen ich bestän-
dig bitte/ daß er mich vollkommen ma-
che/ und ihm allein folgen lehre/ und in
seiner führung/ unterweisung und regie-
rung gebunden bleiben möge.

11. So viel sey dißmal zu einiger nachricht
auch von diesem manne angezeiget. Nun ist noch
ein anderer übrig/ welcher in Schweden von an-
no
1683. und weiter hin auch viel auffsehens
Ulstadii
historie.
gemacht/ namens Laurentius Andreae Ulstadius.
Von diesem wil ich nichts als die eigene beschrei-
bung hiehersetzen/ welche ein Schwede/ der selbst
alles mit augen angesehen/ auffgesetzet/ und
mir schrifftlich communiciret hat. Selbige
lautet von wort zu wort also:

Von Laurentio Andrea Ulstadio ist fol-
gendes zu berichten.

Daß er Schul-collega und daneben nach
des landes weise ein geweiheter Prediger/ doch
ohne gemeine und pfarr-kinder gewesen/ in ei-
ner stadt Uhlo genant in Finland/ 80. meilen
von Abo und 20. meilen von Lappland.

Dessen er-
ste bewe-
gung.

Daß GOtt ihn/ auff einem kranckbette/
durch schweren gemüths-kampff/ erregung sei-
nes gewissens und entdeckung seiner vorigen
sünde der jugend wunderbarlich bekehret: Wel-
che gewissens-last der Pfarrer für teuffels-versu-
[Spaltenumbruch] chung ausdeutete/ aber er dabey fand| keine ru-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

he/ ehe als er muste die sünde bekennen/ und da
ihm solches gewegert/ ist er durchs fenster hin-
aus gesprungen und zum Pfarrer im blossen
hemde gelauffen/ und da die magd für ihm die
thür zusperrete/ rieff er doch durch das schlüssel-
loch alles/ was auff seinem gewissen war/ dar-
auf er ruhe und friede nicht allein bekam/ sondern
auch unter dem wege nach hause ist über ihn eine
grosse erquickungs-krafft als ein erlabender
wind kommen/ etc.

Darauf verzog er ein gantzjahr in seinem am-
te/ wartete es ab mit andern kräfften und treue
als zuvor/ predigte auch bey gelegenheit und an-
sprach den armen leuten und ausgehungerten
seelen mit besserem gefallen und nachdruck!
und vermahnte die Prediger zur busse und be-
kehrung mit worten und briefen/ darinnen er ih-
nen ihre fehler fein ausgedrucket hatte/ doch
nicht ohne ihre entrüstung/ so daß der brieff an
das Consistorium in Abo geschicket ward.
Anno 1683. bey dem Synodo nahm er abschied
mit des Bischoffs consens von der schule/ und
um osterzeit im Aprili, fuhr er in der zeit/ da es
an dem ort am allerschlimmesten und gefährlich
ist zu reisen/ nach Abo/ ersuchte im Consistorio
kirchen-busse zu thun/ welches ihm gäntzlich ab-
geschlagen ward; er aber verpflichtete sich GOtt
mit unabläßigem gebete/ und hielt verharrent-
lich in gantze zwey jahre an/ biß daß er über alles
vermuthen erhielt sein begehren/ und that seiner
sünden bekäntniß 1685. öffentlich in der kir-
chen.

Weiter fuhr er fort GOtt mit gleichem ernstFortgang
und
übungen.

zu dienen mit vielem fasten/ gebet/ bibel-lesen/
heiligen betrachtungen und übungen unermü-
det mit ungemeinem fleiß/ wachen und munter-
keit/ auch mit vielem leiden inn-und auswendig/
anfechtung-und versuchungen/ so lange bis
daß er sich GOttes verborgener führung in sei-
nem gewissen mit auffopfferung seines willens
und aller kräfften zu seinem wircken gantz über-
ließ/ welche er als ein leidender ließ in sich fort-
gehen/ nicht ohne kampff und ringen/ die dem
Allsehenden am besten bekant und heimgestellet
sind. Daer nun in solchen verborgenen wegenElende|
gestalt.

GOttes stund/ verspürete man dieses an ihm/
daß er seine zerrissene kleider/ welche begunten
von dem leibe allmählich zu fallen/ nicht wolte
ablegen und andere neue annehmen/ ungeacht
sich funden/ die ihm andere kleider/ entweder fei-
nere oder geringere/ geben wolten und anzuneh-
men sehr nöthigten/ da sie ins gemein alle in der
stadt sahen einen so grossen jammer und äusser-
lich abscheuliche ungestalt an ihm/ daß inner
zwey jahren seine kleider allmählich ihm von
dem leibe fielen/ so lange/ biß alles zum lumpen
mitzwirn angehäfftet und mit faden gebunden
auff dem leibehieng (und schlauderte) so daß
zuletzt seine natürliche glieder musten mit hän-
den bedeckt werden/ darzu auch sein grosser haar-
wachs/ der in 5. locken zusammen gebacket/
seine gestalt häßlich machte: Wer ihn also
ansahe/ wie er einher gieng mit diesen zerrissenen
lumpen/ mit einem alten verblichenen und in
falten rund um das haupt gefallenen hut/ da er
vor sich sahe das licht durch eine falte als durch
ein loch/ mit den herumhängenden langen haar-
zotten/ mit halben strümpffen ohne schuhe/ sich for-
ne bedeckend mit dem hemde/ das hinterwerts

bloß

Th. III. C. XXV. Von Johann Rothen
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
ſiehet nicht mit was vor einem herꝛ-
ſchenden geiſt dieſe zwey Prediger be-
haftet ſind/ uñ wie ſie andere an ihre mei-
nungen und buͤcher binden wollen/ und
meinen/ ſie koͤnnen einem jeden gnuͤge
thun/ gleich als ob der geiſt derer Apo-
ſtel auff ihnen ruhete/ dadurch ſie moͤch-
ten uͤber eines jeden zuſtand richten/ und
ausſprechen/ und zwar alles nach ihrem
gutduͤncken/ und eine ſchule von juͤngern
auffꝛichten/ daruͤber ſie fein zu herꝛſchen
haben moͤchten. Wenn man mit einem
rechtſchaffenen auge darauff ſiehet/ ſo
leuchtet dieſes alles aus ihren ſatzungen
hervor. Ob ſie es wol an etlichen orten
in etwas uͤberſchmieren mit einem wort
von der freyheit/ damit es ihre einfaͤlti-
ge weiber und junge ſchuͤler nicht mer-
cken ſollen/ und alſo ihr
credit nicht ver-
lohrengehe. Sie wollen/ daß man ihre
kirche vor eine mutter annehmen ſoll/
und daß keine wahre kirche auſſer ihnen
ſey/ daß man ihren gruͤnden folgen muͤſ-
ſe/ u. ſ. w. Man muß bey ihnen geloben
die armuth zu belieben/ und lieber alles
zu leiden/ als ſich der bruͤderſchafft zu
entbrechen. Dieſe ſind zwar pflichten
eines Chriſten/ die er bey ſich ſelbſt
practi-
cir
en muß/ aber die freyheit des Evange-
lii laͤſt mir nicht zu/ mich ſo ferne an
menſchen zu verbinden. Jch nehme mir
wol das vollkommene vor in meinem
hertzen/ aber ich ſoll darum kein geluͤbde
thun an dieſe oder jene verſammlung/
und mich ihren
cenſuren unterthaͤnig ma-
chen. Diß gebe einer creatur allzu groſſe
macht uͤber mich/ gleich als wenn ich
verſichert waͤre/ dieſelbe kirche koͤnnte
nicht irren. Wie denn warlich die
La-
badiſti
ſche den iꝛrthuͤmern unterworffen
iſt/ und ſolche geluͤbde und bande doch
andern aufflegt/ das doch dem geiſt des
HErꝛn zukoͤmmt/ welchen ich beſtaͤn-
dig bitte/ daß er mich vollkommen ma-
che/ und ihm allein folgen lehre/ und in
ſeiner fuͤhrung/ unterweiſung und regie-
rung gebunden bleiben moͤge.

11. So viel ſey dißmal zu einiger nachricht
auch von dieſem manne angezeiget. Nun iſt noch
ein anderer uͤbrig/ welcher in Schweden von an-
no
1683. und weiter hin auch viel auffſehens
Ulſtadii
hiſtorie.
gemacht/ namens Laurentius Andreæ Ulſtadius.
Von dieſem wil ich nichts als die eigene beſchꝛei-
bung hieheꝛſetzen/ welche ein Schwede/ der ſelbſt
alles mit augen angeſehen/ auffgeſetzet/ und
mir ſchrifftlich communiciret hat. Selbige
lautet von wort zu wort alſo:

Von Laurentio Andrea Ulſtadio iſt fol-
gendes zu berichten.

Daß er Schul-collega und daneben nach
des landes weiſe ein geweiheter Prediger/ doch
ohne gemeine und pfarr-kinder geweſen/ in ei-
ner ſtadt Uhlo genant in Finland/ 80. meilen
von Abo und 20. meilen von Lappland.

Deſſen er-
ſte bewe-
gung.

Daß GOtt ihn/ auff einem kranckbette/
durch ſchweren gemuͤths-kampff/ erregung ſei-
nes gewiſſens und entdeckung ſeiner vorigen
ſuͤnde der jugend wunderbarlich bekehret: Wel-
che gewiſſens-laſt der Pfarrer fuͤr teuffels-verſu-
[Spaltenumbruch] chung ausdeutete/ aber er dabey fand| keine ru-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

he/ ehe als er muſte die ſuͤnde bekennen/ und da
ihm ſolches gewegert/ iſt er durchs fenſter hin-
aus geſprungen und zum Pfarrer im bloſſen
hemde gelauffen/ und da die magd fuͤr ihm die
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loch alles/ was auff ſeinem gewiſſen war/ dar-
auf er ruhe und friede nicht allein bekam/ ſondern
auch unter dem wege nach hauſe iſt uͤber ihn eine
groſſe erquickungs-krafft als ein erlabender
wind kommen/ ꝛc.

Darauf verzog er ein gantzjahr in ſeinem am-
te/ wartete es ab mit andern kraͤfften und treue
als zuvor/ predigte auch bey gelegenheit und an-
ſprach den armen leuten und ausgehungerten
ſeelen mit beſſerem gefallen und nachdruck!
und vermahnte die Prediger zur buſſe und be-
kehrung mit worten und briefen/ darinnen er ih-
nen ihre fehler fein ausgedrucket hatte/ doch
nicht ohne ihre entruͤſtung/ ſo daß der brieff an
das Conſiſtorium in Abo geſchicket ward.
Anno 1683. bey dem Synodo nahm er abſchied
mit des Biſchoffs conſens von der ſchule/ und
um oſterzeit im Aprili, fuhr er in der zeit/ da es
an dem ort am allerſchlimmeſten und gefaͤhrlich
iſt zu reiſen/ nach Abo/ erſuchte im Conſiſtorio
kirchen-buſſe zu thun/ welches ihm gaͤntzlich ab-
geſchlagen ward; er aber verpflichtete ſich GOtt
mit unablaͤßigem gebete/ und hielt verharrent-
lich in gantze zwey jahre an/ biß daß er uͤber alles
vermuthen erhielt ſein begehren/ und that ſeiner
ſuͤnden bekaͤntniß 1685. oͤffentlich in der kir-
chen.

Weiter fuhr er fort GOtt mit gleichem ernſtFortgang
und
uͤbungen.

zu dienen mit vielem faſten/ gebet/ bibel-leſen/
heiligen betrachtungen und uͤbungen unermuͤ-
det mit ungemeinem fleiß/ wachen und munter-
keit/ auch mit vielem leiden inn-und auswendig/
anfechtung-und verſuchungen/ ſo lange bis
daß er ſich GOttes verborgener fuͤhrung in ſei-
nem gewiſſen mit auffopfferung ſeines willens
und aller kraͤfften zu ſeinem wircken gantz uͤber-
ließ/ welche er als ein leidender ließ in ſich fort-
gehen/ nicht ohne kampff und ringen/ die dem
Allſehenden am beſten bekant und heimgeſtellet
ſind. Daer nun in ſolchen verborgenen wegenElende|
geſtalt.

GOttes ſtund/ verſpuͤrete man dieſes an ihm/
daß er ſeine zerriſſene kleider/ welche begunten
von dem leibe allmaͤhlich zu fallen/ nicht wolte
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ſich funden/ die ihm andere kleider/ entweder fei-
nere oder geringere/ geben wolten und anzuneh-
men ſehr noͤthigten/ da ſie ins gemein alle in der
ſtadt ſahen einen ſo groſſen jammer und aͤuſſer-
lich abſcheuliche ungeſtalt an ihm/ daß inner
zwey jahren ſeine kleider allmaͤhlich ihm von
dem leibe fielen/ ſo lange/ biß alles zum lumpen
mitzwirn angehaͤfftet und mit faden gebunden
auff dem leibehieng (und ſchlauderte) ſo daß
zuletzt ſeine natuͤrliche glieder muſten mit haͤn-
den bedeckt werden/ daꝛzu auch ſein groſſer haar-
wachs/ der in 5. locken zuſammen gebacket/
ſeine geſtalt haͤßlich machte: Wer ihn alſo
anſahe/ wie er einheꝛ gieng mit dieſen zerriſſenen
lumpen/ mit einem alten verblichenen und in
falten rund um das haupt gefallenen hut/ da er
vor ſich ſahe das licht durch eine falte als durch
ein loch/ mit den herumhaͤngenden langen haar-
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ne bedeckend mit dem hemde/ das hinterwerts

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[246/0258] Th. III. C. XXV. Von Johann Rothen ſiehet nicht mit was vor einem herꝛ- ſchenden geiſt dieſe zwey Prediger be- haftet ſind/ uñ wie ſie andere an ihre mei- nungen und buͤcher binden wollen/ und meinen/ ſie koͤnnen einem jeden gnuͤge thun/ gleich als ob der geiſt derer Apo- ſtel auff ihnen ruhete/ dadurch ſie moͤch- ten uͤber eines jeden zuſtand richten/ und ausſprechen/ und zwar alles nach ihrem gutduͤncken/ und eine ſchule von juͤngern auffꝛichten/ daruͤber ſie fein zu herꝛſchen haben moͤchten. Wenn man mit einem rechtſchaffenen auge darauff ſiehet/ ſo leuchtet dieſes alles aus ihren ſatzungen hervor. Ob ſie es wol an etlichen orten in etwas uͤberſchmieren mit einem wort von der freyheit/ damit es ihre einfaͤlti- ge weiber und junge ſchuͤler nicht mer- cken ſollen/ und alſo ihr credit nicht ver- lohrengehe. Sie wollen/ daß man ihre kirche vor eine mutter annehmen ſoll/ und daß keine wahre kirche auſſer ihnen ſey/ daß man ihren gruͤnden folgen muͤſ- ſe/ u. ſ. w. Man muß bey ihnen geloben die armuth zu belieben/ und lieber alles zu leiden/ als ſich der bruͤderſchafft zu entbrechen. Dieſe ſind zwar pflichten eines Chriſten/ die er bey ſich ſelbſt practi- ciren muß/ aber die freyheit des Evange- lii laͤſt mir nicht zu/ mich ſo ferne an menſchen zu verbinden. Jch nehme mir wol das vollkommene vor in meinem hertzen/ aber ich ſoll darum kein geluͤbde thun an dieſe oder jene verſammlung/ und mich ihren cenſuren unterthaͤnig ma- chen. Diß gebe einer creatur allzu groſſe macht uͤber mich/ gleich als wenn ich verſichert waͤre/ dieſelbe kirche koͤnnte nicht irren. Wie denn warlich die La- badiſtiſche den iꝛrthuͤmern unterworffen iſt/ und ſolche geluͤbde und bande doch andern aufflegt/ das doch dem geiſt des HErꝛn zukoͤmmt/ welchen ich beſtaͤn- dig bitte/ daß er mich vollkommen ma- che/ und ihm allein folgen lehre/ und in ſeiner fuͤhrung/ unterweiſung und regie- rung gebunden bleiben moͤge. Jahr MDC. biß MDCC. 11. So viel ſey dißmal zu einiger nachricht auch von dieſem manne angezeiget. Nun iſt noch ein anderer uͤbrig/ welcher in Schweden von an- no 1683. und weiter hin auch viel auffſehens gemacht/ namens Laurentius Andreæ Ulſtadius. Von dieſem wil ich nichts als die eigene beſchꝛei- bung hieheꝛſetzen/ welche ein Schwede/ der ſelbſt alles mit augen angeſehen/ auffgeſetzet/ und mir ſchrifftlich communiciret hat. Selbige lautet von wort zu wort alſo: Ulſtadii hiſtorie. Von Laurentio Andrea Ulſtadio iſt fol- gendes zu berichten. Daß er Schul-collega und daneben nach des landes weiſe ein geweiheter Prediger/ doch ohne gemeine und pfarr-kinder geweſen/ in ei- ner ſtadt Uhlo genant in Finland/ 80. meilen von Abo und 20. meilen von Lappland. Daß GOtt ihn/ auff einem kranckbette/ durch ſchweren gemuͤths-kampff/ erregung ſei- nes gewiſſens und entdeckung ſeiner vorigen ſuͤnde der jugend wunderbarlich bekehret: Wel- che gewiſſens-laſt der Pfarrer fuͤr teuffels-verſu- chung ausdeutete/ aber er dabey fand| keine ru- he/ ehe als er muſte die ſuͤnde bekennen/ und da ihm ſolches gewegert/ iſt er durchs fenſter hin- aus geſprungen und zum Pfarrer im bloſſen hemde gelauffen/ und da die magd fuͤr ihm die thuͤr zuſperrete/ rieff er doch durch das ſchluͤſſel- loch alles/ was auff ſeinem gewiſſen war/ dar- auf er ruhe und friede nicht allein bekam/ ſondern auch unter dem wege nach hauſe iſt uͤber ihn eine groſſe erquickungs-krafft als ein erlabender wind kommen/ ꝛc. Jahr MDC. biß MDCC. Darauf verzog er ein gantzjahr in ſeinem am- te/ wartete es ab mit andern kraͤfften und treue als zuvor/ predigte auch bey gelegenheit und an- ſprach den armen leuten und ausgehungerten ſeelen mit beſſerem gefallen und nachdruck! und vermahnte die Prediger zur buſſe und be- kehrung mit worten und briefen/ darinnen er ih- nen ihre fehler fein ausgedrucket hatte/ doch nicht ohne ihre entruͤſtung/ ſo daß der brieff an das Conſiſtorium in Abo geſchicket ward. Anno 1683. bey dem Synodo nahm er abſchied mit des Biſchoffs conſens von der ſchule/ und um oſterzeit im Aprili, fuhr er in der zeit/ da es an dem ort am allerſchlimmeſten und gefaͤhrlich iſt zu reiſen/ nach Abo/ erſuchte im Conſiſtorio kirchen-buſſe zu thun/ welches ihm gaͤntzlich ab- geſchlagen ward; er aber verpflichtete ſich GOtt mit unablaͤßigem gebete/ und hielt verharrent- lich in gantze zwey jahre an/ biß daß er uͤber alles vermuthen erhielt ſein begehren/ und that ſeiner ſuͤnden bekaͤntniß 1685. oͤffentlich in der kir- chen. Weiter fuhr er fort GOtt mit gleichem ernſt zu dienen mit vielem faſten/ gebet/ bibel-leſen/ heiligen betrachtungen und uͤbungen unermuͤ- det mit ungemeinem fleiß/ wachen und munter- keit/ auch mit vielem leiden inn-und auswendig/ anfechtung-und verſuchungen/ ſo lange bis daß er ſich GOttes verborgener fuͤhrung in ſei- nem gewiſſen mit auffopfferung ſeines willens und aller kraͤfften zu ſeinem wircken gantz uͤber- ließ/ welche er als ein leidender ließ in ſich fort- gehen/ nicht ohne kampff und ringen/ die dem Allſehenden am beſten bekant und heimgeſtellet ſind. Daer nun in ſolchen verborgenen wegen GOttes ſtund/ verſpuͤrete man dieſes an ihm/ daß er ſeine zerriſſene kleider/ welche begunten von dem leibe allmaͤhlich zu fallen/ nicht wolte ablegen und andere neue annehmen/ ungeacht ſich funden/ die ihm andere kleider/ entweder fei- nere oder geringere/ geben wolten und anzuneh- men ſehr noͤthigten/ da ſie ins gemein alle in der ſtadt ſahen einen ſo groſſen jammer und aͤuſſer- lich abſcheuliche ungeſtalt an ihm/ daß inner zwey jahren ſeine kleider allmaͤhlich ihm von dem leibe fielen/ ſo lange/ biß alles zum lumpen mitzwirn angehaͤfftet und mit faden gebunden auff dem leibehieng (und ſchlauderte) ſo daß zuletzt ſeine natuͤrliche glieder muſten mit haͤn- den bedeckt werden/ daꝛzu auch ſein groſſer haar- wachs/ der in 5. locken zuſammen gebacket/ ſeine geſtalt haͤßlich machte: Wer ihn alſo anſahe/ wie er einheꝛ gieng mit dieſen zerriſſenen lumpen/ mit einem alten verblichenen und in falten rund um das haupt gefallenen hut/ da er vor ſich ſahe das licht durch eine falte als durch ein loch/ mit den herumhaͤngenden langen haar- zottẽ/ mit halbẽ ſtruͤmpffen ohne ſchuhe/ ſich for- ne bedeckend mit dem hemde/ das hinterwerts bloß Fortgang und uͤbungen. Elende| geſtalt.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/258>, abgerufen am 14.05.2024.