Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
Th. IV. Sect. I. Num. XV. Von der Teutschen Theologie.
[Spaltenumbruch]

Das 49. Wie man die zwey worte verstehen
soll/ die CHristus gesprochen hat. Das eine:
Niemand kommt zum Vater denn durch mich.
Das andere: Niemand kommt zu mir/ der
Vater ziehe ihn denn; lehret er durch sieben capi-
tel biß an des buchs ende.

Der selige Arnd hat in seinen Lüneburgi-
schen editionen gleichfalls bey seiner sehr schö-
nen vorrede in folgendem urtheil denen Schul-
lehrern nachdrücklich widersprochen: Solcher
alten kurtzen büchlein/ die zu einem heiligen le-
ben führen/ liegen viel im staub verborgen/ wie
Joseph im kercker; Denn warlich vorzeiten
auch leute gewest seyn/ die hunger und durst
nach Christo gehabt/ mehr denn die jetzige al-
te und kalte welt/ und die jenigen/ so dem ed-
len und heiligen leben Christi in einfalt/ lau-
terkeit des hertzens/ und in reiner lebe nachge-
wandelt haben/ sind stäts die erleuchtesten ge-
west. Und gleich wie Joseph/ als er aus sei-
nem gefängnis erlöset ward/ im alten knechti-
schen habit einher gieng/ also tritt dieser alte
Teutsche Theologus auch herfür in einem grobe
Teutsche baurenrock/ das ist/ in einer alten grobe
Teutschen Sprache/ in welcher er doch sehr ho-
he geistliche dinge lehret/ nemlich Christi edles
leben an sich nehmen/ die lehre Christi ins le-
ben verwandeln/ wie Christus in uns leben/
und Adam in uns sterben soll: Und wenn ihn
unsere jetzigen zarten Teutschen ohren also sol-
ten hören reden/ solten sie ihn wohl nicht ken-
nen/ und ihn mit seiner sprach und lehr verwerf-
fen. Darum um der jetzigen wohlklingenden
liebklaffenden welt willen/ die mehr auf die zier-
lichkeit der rede siehet/ denn auf den Geist Got-
tes/ und auf ein heiliges leben/ habe ich ihm
ein wenig seine schwere zunge erleichtert/ auf
daß der geistreiche verstand desto besser herfür
leuchte. Dieser Joseph aber lehret dich nicht
mit des Potiphars weibe bulen/ das ist/ mit
dieser welt/ sondern er lehret dich die welt ver-
schmähen/ und das höchste Gut suchen. Denn
die bey ihrem Christenthum mehr das zeitliche
suchen/ denn Christum selbst/ die bulen mit
des Potiphars weibe/ welche Joseph bey dem
rock ergreifft; er aber ließ diß kleid fahren/ und
flohe von ihr. Also meinet jetzo die hoffärti-
ge fleischliche und wollüstige welt in allen stän-
den/ der himmlische Joseph Christus JEsus
solte weltlicher weise mit ihr bulen. Ein jeder
hoffärtiger geld-un weltsüchtiger bauchdiener
in allen ständen greiffet nach ihm/ will ihn halte/
und spricht: Hie ist Christus: Jch bin der mann/
bey welchem Christus ist. Aber nein/ der himm-
lische Joseph lässet ihnen sein kleid/ das ist/ den
äusserlichen buchstaben/ schein/ namen und ti-
tul/ Er aber fleucht von ihnen/ und wird von
ihnen nicht ergriffen/ es sey denn/ daß sie von
hertzen busse thun/ das demütige leben Christi
an sich nehmen und darinnen wandeln: Ob
dir nun dieses erste büchlein dunckel und un-
verständiglich fürkommen wird/ so wird dirs
doch das andere erklären/ wirst auch in meinem
büchlein vom wahren Christenthum und Pa-
radieß-Gärtlein hierüber nützliche auslegung
finden.

Dieses gedachte Buch der Teutschen
Theologie hat auch der Autor des Catalogi
Testium Veritatis Lib. XIX. pag.
858. gar sehr
gerühmet/ und sich auf Lutheri zeugnis bezo-
[Spaltenumbruch] gen/ weil darinnen gar recht gelehret werde
von der sünde/ vom freyen willen und dem
gantzen alten menschen/ wie auch im gegen-
theil von der gnade Christi und der wiederge-
burt.

Flacius setzet daselbst dazu: Der Autor wä-
re von der wahren und falschen
Theolo-
gi
e mehr und deutlicher erleuchtet gewe-
sen/ als er entweder ausdrucken können
oder wollen/ oder auch gedurfft habe.

Michael Neander schreibet in Erotem. Ling
Gr. pag.
312. Kein Christe/ der diß buch
(die T. Th) lieset/ kan es ohne erstaunnng
thun über dem reichthum der gnaden
und des geistes/ welche der HERR mit-
ten in der dickesten finsternis so reichlich
ausgegossen hat in das hertz eines ver-
ächtlichen küsters; wie hat er doch die
augen so tieff in die Schrifft gesencket/

paucorum exemplo!

Andere so genannte Orthodoxe Theologi ha-
ben ebenfalls den Thomam a Kempis sehr
hoch recommendiret/ als einen allerchrist-
lichsten Lehrer/ dessen werck das aller-
nützlichste sey.
Vid. Olearius Annot. Bibl.
p. 48. Hildebrandus Arte bene mor. p. 9. &c.

Weil nun dieser Autor mit der Teutschen
Theologie auf einen grund der geheimen und
unmittelbaren Gottes-gelehrtheit gebauet ist/
so kan man leichtlich erachten/ was von denen
lästerlichen urtheilen etlicher anderer thie-
risch- und irrdisch-gesinnter leute wider solche
schrifften zu halten sey.

Zum exempel/ wenn D. Mich. Walther in
der Teutschen Theologie grobe irrthümer
gesuchet/ und den Autorem deßwegen verach-
tet/ weil er nur ein Küster gewesen/ (und
NB. kein Doctor Theologiae in superlativo).
Miscellan. Theol. Nic. Hunnius
den Wei-
gelianismum
(in betracht. der Paracels.
Theol.) Hornbeck.
das fundament des En-
thusiasmi
und Libertinismi, Colberg. Zwey-
deutige irrige Redens-arten und von
der ähnlichkeit des glaubens abgehende
Lehren.
(Siehe dessen Platon. Christenth.
P. I. pag. 78. 79.)

Welcher gestalt aber diese greuliche verwe-
gene verdammungs-formuln etlicher blinder
Phariseer mit denen vorhin gedachten nüch-
ternen approbationibus der anderen Lehrer zu
conciliiren seyn möchten/ stehet zu bedencken.
Zum wenigsten wird sich keiner/ der noch ein
wenig geistliches geschmacks hat/ hiedurch ab-
schrecken/ sondern vielmehr solche herrliche
Schrifften desto fleißiger zu lesen bewegen las-
sen/ und zwar eben deßwegen/ weil sie von etli-
chen blinden eifferern verworffen werden. An-
gesehen dieses ins gemein wohl bey einem ge-
übten Christen ein feines kennzeichen von der
unschuld einer schrifft/ lehre und person blei-
bet/ wenn solche von den weisen und klugen
dieser welt unter dem namen der ketzerey ver-
worffen wird. Nachdem sich nehmlich der-
gleichen leute mit verketzerung der besten schriff-
ten dermassen prostituirt gehabt/ daß sie bey
wahren Jüngern Christi vollends allen bey-
fall und credit verlohren/ auch ihrem gäntzli-
chen ruin gar sehr nahe kommen sind.

Des
A. K. H. Vierter Theil. L
Th. IV. Sect. I. Num. XV. Von der Teutſchen Theologie.
[Spaltenumbruch]

Das 49. Wie man die zwey worte verſtehen
ſoll/ die CHriſtus geſprochen hat. Das eine:
Niemand kommt zum Vater denn durch mich.
Das andere: Niemand kommt zu mir/ der
Vater ziehe ihn denn; lehret er durch ſieben capi-
tel biß an des buchs ende.

Der ſelige Arnd hat in ſeinen Luͤneburgi-
ſchen editionen gleichfalls bey ſeiner ſehr ſchoͤ-
nen vorrede in folgendem urtheil denen Schul-
lehrern nachdruͤcklich widerſprochen: Solcher
alten kurtzen buͤchlein/ die zu einem heiligen le-
ben fuͤhren/ liegen viel im ſtaub verborgen/ wie
Joſeph im kercker; Denn warlich vorzeiten
auch leute geweſt ſeyn/ die hunger und durſt
nach Chriſto gehabt/ mehr denn die jetzige al-
te und kalte welt/ und die jenigen/ ſo dem ed-
len und heiligen leben Chriſti in einfalt/ lau-
terkeit des hertzens/ und in reiner lebe nachge-
wandelt haben/ ſind ſtaͤts die erleuchteſten ge-
weſt. Und gleich wie Joſeph/ als er aus ſei-
nem gefaͤngnis erloͤſet ward/ im alten knechti-
ſchen habit einher gieng/ alſo tritt dieſer alte
Teutſche Theologus auch herfuͤr in einem grobē
Teutſchē baurenrock/ das iſt/ in einer alten grobē
Teutſchen Sprache/ in welcher er doch ſehr ho-
he geiſtliche dinge lehret/ nemlich Chriſti edles
leben an ſich nehmen/ die lehre Chriſti ins le-
ben verwandeln/ wie Chriſtus in uns leben/
und Adam in uns ſterben ſoll: Und wenn ihn
unſere jetzigen zarten Teutſchen ohren alſo ſol-
ten hoͤren reden/ ſolten ſie ihn wohl nicht ken-
nen/ und ihn mit ſeiner ſprach und lehr verwerf-
fen. Darum um der jetzigen wohlklingenden
liebklaffenden welt willen/ die mehr auf die zier-
lichkeit der rede ſiehet/ denn auf den Geiſt Got-
tes/ und auf ein heiliges leben/ habe ich ihm
ein wenig ſeine ſchwere zunge erleichtert/ auf
daß der geiſtreiche verſtand deſto beſſer herfuͤr
leuchte. Dieſer Joſeph aber lehret dich nicht
mit des Potiphars weibe bulen/ das iſt/ mit
dieſer welt/ ſondern er lehret dich die welt ver-
ſchmaͤhen/ und das hoͤchſte Gut ſuchen. Denn
die bey ihrem Chriſtenthum mehr das zeitliche
ſuchen/ denn Chriſtum ſelbſt/ die bulen mit
des Potiphars weibe/ welche Joſeph bey dem
rock ergreifft; er aber ließ diß kleid fahren/ und
flohe von ihr. Alſo meinet jetzo die hoffaͤrti-
ge fleiſchliche und wolluͤſtige welt in allen ſtaͤn-
den/ der himmliſche Joſeph Chriſtus JEſus
ſolte weltlicher weiſe mit ihr bulen. Ein jeder
hoffaͤrtiger geld-un weltſuͤchtiger bauchdiener
in allen ſtaͤnden greiffet nach ihm/ will ihn haltē/
und ſpricht: Hie iſt Chriſtus: Jch bin der mann/
bey welchem Chriſtus iſt. Aber nein/ der himm-
liſche Joſeph laͤſſet ihnen ſein kleid/ das iſt/ den
aͤuſſerlichen buchſtaben/ ſchein/ namen und ti-
tul/ Er aber fleucht von ihnen/ und wird von
ihnen nicht ergriffen/ es ſey denn/ daß ſie von
hertzen buſſe thun/ das demuͤtige leben Chriſti
an ſich nehmen und darinnen wandeln: Ob
dir nun dieſes erſte buͤchlein dunckel und un-
verſtaͤndiglich fuͤrkommen wird/ ſo wird dirs
doch das andere erklaͤren/ wirſt auch in meinem
buͤchlein vom wahren Chriſtenthum und Pa-
radieß-Gaͤrtlein hieruͤber nuͤtzliche auslegung
finden.

Dieſes gedachte Buch der Teutſchen
Theologie hat auch der Autor des Catalogi
Teſtium Veritatis Lib. XIX. pag.
858. gar ſehr
geruͤhmet/ und ſich auf Lutheri zeugnis bezo-
[Spaltenumbruch] gen/ weil darinnen gar recht gelehret werde
von der ſuͤnde/ vom freyen willen und dem
gantzen alten menſchen/ wie auch im gegen-
theil von der gnade Chriſti und der wiederge-
burt.

Flacius ſetzet daſelbſt dazu: Der Autor waͤ-
re von der wahren und falſchen
Theolo-
gi
e mehr und deutlicher erleuchtet gewe-
ſen/ als er entweder ausdrucken koͤnnen
oder wollen/ oder auch gedurfft habe.

Michaël Neander ſchreibet in Erotem. Ling
Gr. pag.
312. Kein Chriſte/ der diß buch
(die T. Th) lieſet/ kan es ohne erſtaunnng
thun uͤber dem reichthum der gnaden
und des geiſtes/ welche der HERR mit-
ten in der dickeſten finſternis ſo reichlich
ausgegoſſen hat in das hertz eines ver-
aͤchtlichen kuͤſters; wie hat er doch die
augen ſo tieff in die Schrifft geſencket/

paucorum exemplo!

Andere ſo genannte Orthodoxe Theologi ha-
ben ebenfalls den Thomam à Kempis ſehr
hoch recommendiret/ als einen allerchriſt-
lichſten Lehrer/ deſſen werck das aller-
nuͤtzlichſte ſey.
Vid. Olearius Annot. Bibl.
p. 48. Hildebrandus Arte bene mor. p. 9. &c.

Weil nun dieſer Autor mit der Teutſchen
Theologie auf einen grund der geheimen und
unmittelbaren Gottes-gelehrtheit gebauet iſt/
ſo kan man leichtlich erachten/ was von denen
laͤſterlichen urtheilen etlicher anderer thie-
riſch- und irrdiſch-geſinnter leute wider ſolche
ſchrifften zu halten ſey.

Zum exempel/ wenn D. Mich. Walther in
der Teutſchen Theologie grobe irrthuͤmer
geſuchet/ und den Autorem deßwegen verach-
tet/ weil er nur ein Kuͤſter geweſen/ (und
NB. kein Doctor Theologiæ in ſuperlativo).
Miſcellan. Theol. Nic. Hunnius
den Wei-
gelianiſmum
(in betracht. der Paracelſ.
Theol.) Hornbeck.
das fundament des En-
thuſiaſmi
und Libertiniſmi, Colberg. Zwey-
deutige irrige Redens-arten und von
der aͤhnlichkeit des glaubens abgehende
Lehren.
(Siehe deſſen Platon. Chriſtenth.
P. I. pag. 78. 79.)

Welcher geſtalt aber dieſe greuliche verwe-
gene verdammungs-formuln etlicher blinder
Phariſeer mit denen vorhin gedachten nuͤch-
ternen approbationibus der anderen Lehrer zu
conciliiren ſeyn moͤchten/ ſtehet zu bedencken.
Zum wenigſten wird ſich keiner/ der noch ein
wenig geiſtliches geſchmacks hat/ hiedurch ab-
ſchrecken/ ſondern vielmehr ſolche herrliche
Schrifften deſto fleißiger zu leſen bewegen laſ-
ſen/ und zwar eben deßwegen/ weil ſie von etli-
chen blinden eifferern verworffen werden. An-
geſehen dieſes ins gemein wohl bey einem ge-
uͤbten Chriſten ein feines kennzeichen von der
unſchuld einer ſchrifft/ lehre und perſon blei-
bet/ wenn ſolche von den weiſen und klugen
dieſer welt unter dem namen der ketzerey ver-
worffen wird. Nachdem ſich nehmlich der-
gleichen leute mit verketzerung der beſten ſchriff-
ten dermaſſen proſtituirt gehabt/ daß ſie bey
wahren Juͤngern Chriſti vollends allen bey-
fall und credit verlohren/ auch ihrem gaͤntzli-
chen ruin gar ſehr nahe kommen ſind.

Des
A. K. H. Vierter Theil. L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0377" n="81"/>
            <fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. I. Num. XV.</hi> Von der Teut&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Theologi</hi>e.</fw><lb/>
            <cb/>
            <p>Das 49. Wie man die zwey worte ver&#x017F;tehen<lb/>
&#x017F;oll/ die CHri&#x017F;tus ge&#x017F;prochen hat. Das eine:<lb/>
Niemand kommt zum Vater denn durch mich.<lb/>
Das andere: Niemand kommt zu mir/ der<lb/>
Vater ziehe ihn denn; lehret er durch &#x017F;ieben capi-<lb/>
tel biß an des buchs ende.</p><lb/>
            <p>Der &#x017F;elige Arnd hat in &#x017F;einen Lu&#x0364;neburgi-<lb/>
&#x017F;chen <hi rendition="#aq">editio</hi>nen gleichfalls bey &#x017F;einer &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nen vorrede in folgendem urtheil denen Schul-<lb/>
lehrern nachdru&#x0364;cklich wider&#x017F;prochen: Solcher<lb/>
alten kurtzen bu&#x0364;chlein/ die zu einem heiligen le-<lb/>
ben fu&#x0364;hren/ liegen viel im &#x017F;taub verborgen/ wie<lb/>
Jo&#x017F;eph im kercker; Denn warlich vorzeiten<lb/>
auch leute gewe&#x017F;t &#x017F;eyn/ die hunger und dur&#x017F;t<lb/>
nach Chri&#x017F;to gehabt/ mehr denn die jetzige al-<lb/>
te und kalte welt/ und die jenigen/ &#x017F;o dem ed-<lb/>
len und heiligen leben Chri&#x017F;ti in einfalt/ lau-<lb/>
terkeit des hertzens/ und in reiner lebe nachge-<lb/>
wandelt haben/ &#x017F;ind &#x017F;ta&#x0364;ts die erleuchte&#x017F;ten ge-<lb/>
we&#x017F;t. Und gleich wie Jo&#x017F;eph/ als er aus &#x017F;ei-<lb/>
nem gefa&#x0364;ngnis erlo&#x0364;&#x017F;et ward/ im alten knechti-<lb/>
&#x017F;chen habit einher gieng/ al&#x017F;o tritt die&#x017F;er alte<lb/>
Teut&#x017F;che <hi rendition="#aq">Theologus</hi> auch herfu&#x0364;r in einem grob&#x0113;<lb/>
Teut&#x017F;ch&#x0113; baurenrock/ das i&#x017F;t/ in einer alten grob&#x0113;<lb/>
Teut&#x017F;chen Sprache/ in welcher er doch &#x017F;ehr ho-<lb/>
he gei&#x017F;tliche dinge lehret/ nemlich Chri&#x017F;ti edles<lb/>
leben an &#x017F;ich nehmen/ die lehre Chri&#x017F;ti ins le-<lb/>
ben verwandeln/ wie Chri&#x017F;tus in uns leben/<lb/>
und Adam in uns &#x017F;terben &#x017F;oll: Und wenn ihn<lb/>
un&#x017F;ere jetzigen zarten Teut&#x017F;chen ohren al&#x017F;o &#x017F;ol-<lb/>
ten ho&#x0364;ren reden/ &#x017F;olten &#x017F;ie ihn wohl nicht ken-<lb/>
nen/ und ihn mit &#x017F;einer &#x017F;prach und lehr verwerf-<lb/>
fen. Darum um der jetzigen wohlklingenden<lb/>
liebklaffenden welt willen/ die mehr auf die zier-<lb/>
lichkeit der rede &#x017F;iehet/ denn auf den Gei&#x017F;t Got-<lb/>
tes/ und auf ein heiliges leben/ habe ich ihm<lb/>
ein wenig &#x017F;eine &#x017F;chwere zunge erleichtert/ auf<lb/>
daß der gei&#x017F;treiche ver&#x017F;tand de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er herfu&#x0364;r<lb/>
leuchte. Die&#x017F;er Jo&#x017F;eph aber lehret dich nicht<lb/>
mit des Potiphars weibe bulen/ das i&#x017F;t/ mit<lb/>
die&#x017F;er welt/ &#x017F;ondern er lehret dich die welt ver-<lb/>
&#x017F;chma&#x0364;hen/ und das ho&#x0364;ch&#x017F;te Gut &#x017F;uchen. Denn<lb/>
die bey ihrem Chri&#x017F;tenthum mehr das zeitliche<lb/>
&#x017F;uchen/ denn Chri&#x017F;tum &#x017F;elb&#x017F;t/ die bulen mit<lb/>
des Potiphars weibe/ welche Jo&#x017F;eph bey dem<lb/>
rock ergreifft; er aber ließ diß kleid fahren/ und<lb/>
flohe von ihr. Al&#x017F;o meinet jetzo die hoffa&#x0364;rti-<lb/>
ge flei&#x017F;chliche und wollu&#x0364;&#x017F;tige welt in allen &#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
den/ der himmli&#x017F;che Jo&#x017F;eph Chri&#x017F;tus JE&#x017F;us<lb/>
&#x017F;olte weltlicher wei&#x017F;e mit ihr bulen. Ein jeder<lb/>
hoffa&#x0364;rtiger geld-un welt&#x017F;u&#x0364;chtiger bauchdiener<lb/>
in allen &#x017F;ta&#x0364;nden greiffet nach ihm/ will ihn halt&#x0113;/<lb/>
und &#x017F;pricht: Hie i&#x017F;t Chri&#x017F;tus: Jch bin der mann/<lb/>
bey welchem Chri&#x017F;tus i&#x017F;t. Aber nein/ der himm-<lb/>
li&#x017F;che Jo&#x017F;eph la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihnen &#x017F;ein kleid/ das i&#x017F;t/ den<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen buch&#x017F;taben/ &#x017F;chein/ namen und ti-<lb/>
tul/ Er aber fleucht von ihnen/ und wird von<lb/>
ihnen nicht ergriffen/ es &#x017F;ey denn/ daß &#x017F;ie von<lb/>
hertzen bu&#x017F;&#x017F;e thun/ das demu&#x0364;tige leben Chri&#x017F;ti<lb/>
an &#x017F;ich nehmen und darinnen wandeln: Ob<lb/>
dir nun die&#x017F;es er&#x017F;te bu&#x0364;chlein dunckel und un-<lb/>
ver&#x017F;ta&#x0364;ndiglich fu&#x0364;rkommen wird/ &#x017F;o wird dirs<lb/>
doch das andere erkla&#x0364;ren/ wir&#x017F;t auch in meinem<lb/>
bu&#x0364;chlein vom wahren Chri&#x017F;tenthum und Pa-<lb/>
radieß-Ga&#x0364;rtlein hieru&#x0364;ber nu&#x0364;tzliche auslegung<lb/>
finden.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;es gedachte Buch der <hi rendition="#fr">Teut&#x017F;chen</hi><lb/><hi rendition="#aq">Theologi</hi><hi rendition="#fr">e</hi> hat auch der <hi rendition="#aq">Autor</hi> des <hi rendition="#aq">Catalogi<lb/>
Te&#x017F;tium Veritatis Lib. XIX. pag.</hi> 858. gar &#x017F;ehr<lb/>
geru&#x0364;hmet/ und &#x017F;ich auf <hi rendition="#aq">Lutheri</hi> zeugnis bezo-<lb/><cb/>
gen/ weil darinnen gar recht gelehret werde<lb/>
von der &#x017F;u&#x0364;nde/ vom freyen willen und dem<lb/>
gantzen alten men&#x017F;chen/ wie auch im gegen-<lb/>
theil von der gnade Chri&#x017F;ti und der wiederge-<lb/>
burt.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Flacius</hi> &#x017F;etzet da&#x017F;elb&#x017F;t dazu: <hi rendition="#fr">Der</hi> <hi rendition="#aq">Autor</hi> <hi rendition="#fr">wa&#x0364;-<lb/>
re von der wahren und fal&#x017F;chen</hi> <hi rendition="#aq">Theolo-<lb/>
gi</hi><hi rendition="#fr">e mehr und deutlicher erleuchtet gewe-<lb/>
&#x017F;en/ als er entweder ausdrucken ko&#x0364;nnen<lb/>
oder wollen/ oder auch gedurfft habe.</hi></p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Michaël Neander</hi> &#x017F;chreibet <hi rendition="#aq">in Erotem. Ling<lb/>
Gr. pag.</hi> 312. <hi rendition="#fr">Kein Chri&#x017F;te/ der diß buch<lb/>
(die T. Th) lie&#x017F;et/ kan es ohne er&#x017F;taunnng<lb/>
thun u&#x0364;ber dem reichthum der gnaden<lb/>
und des gei&#x017F;tes/ welche der HERR mit-<lb/>
ten in der dicke&#x017F;ten fin&#x017F;ternis &#x017F;o reichlich<lb/>
ausgego&#x017F;&#x017F;en hat in das hertz eines ver-<lb/>
a&#x0364;chtlichen ku&#x0364;&#x017F;ters; wie hat er doch die<lb/>
augen &#x017F;o tieff in die Schrifft ge&#x017F;encket/</hi><lb/><hi rendition="#aq">paucorum exemplo!</hi></p><lb/>
            <p>Andere &#x017F;o genannte <hi rendition="#aq">Orthodox</hi>e <hi rendition="#aq">Theologi</hi> ha-<lb/>
ben ebenfalls den <hi rendition="#aq">Thomam à Kempis</hi> &#x017F;ehr<lb/>
hoch <hi rendition="#aq">recommendi</hi>ret/ als <hi rendition="#fr">einen allerchri&#x017F;t-<lb/>
lich&#x017F;ten Lehrer/ de&#x017F;&#x017F;en werck das aller-<lb/>
nu&#x0364;tzlich&#x017F;te &#x017F;ey.</hi> <hi rendition="#aq">Vid. Olearius Annot. Bibl.<lb/>
p. 48. Hildebrandus Arte bene mor. p. 9. &amp;c.</hi><lb/>
Weil nun die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Autor</hi> mit der Teut&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#aq">Theologi</hi>e auf einen grund der geheimen und<lb/>
unmittelbaren Gottes-gelehrtheit gebauet i&#x017F;t/<lb/>
&#x017F;o kan man leichtlich erachten/ was von denen<lb/>
la&#x0364;&#x017F;terlichen urtheilen etlicher anderer thie-<lb/>
ri&#x017F;ch- und irrdi&#x017F;ch-ge&#x017F;innter leute wider &#x017F;olche<lb/>
&#x017F;chrifften zu halten &#x017F;ey.</p><lb/>
            <p>Zum exempel/ wenn <hi rendition="#aq">D. Mich.</hi> Walther in<lb/>
der Teut&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Theologi</hi>e <hi rendition="#fr">grobe irrthu&#x0364;mer</hi><lb/>
ge&#x017F;uchet/ und den <hi rendition="#aq">Autorem</hi> deßwegen verach-<lb/>
tet/ <hi rendition="#fr">weil er nur ein Ku&#x0364;&#x017F;ter gewe&#x017F;en/</hi> (und<lb/><hi rendition="#aq">NB.</hi> kein <hi rendition="#aq">Doctor Theologiæ in &#x017F;uperlativo).<lb/>
Mi&#x017F;cellan. Theol. Nic. Hunnius</hi> den <hi rendition="#aq">Wei-<lb/>
geliani&#x017F;mum</hi> (in betracht. der <hi rendition="#aq">Paracel&#x017F;.<lb/>
Theol.) Hornbeck.</hi> <hi rendition="#fr">das fundament des</hi> <hi rendition="#aq">En-<lb/>
thu&#x017F;ia&#x017F;mi</hi> <hi rendition="#fr">und</hi> <hi rendition="#aq">Libertini&#x017F;mi, Colberg.</hi> <hi rendition="#fr">Zwey-<lb/>
deutige irrige Redens-arten und von<lb/>
der a&#x0364;hnlichkeit des glaubens abgehende<lb/>
Lehren.</hi> (Siehe de&#x017F;&#x017F;en Platon. Chri&#x017F;tenth.<lb/><hi rendition="#aq">P. I. pag.</hi> 78. 79.)</p><lb/>
            <p>Welcher ge&#x017F;talt aber die&#x017F;e greuliche verwe-<lb/>
gene verdammungs-formuln etlicher blinder<lb/>
Phari&#x017F;eer mit denen vorhin gedachten nu&#x0364;ch-<lb/>
ternen <hi rendition="#aq">approbationibus</hi> der anderen Lehrer zu<lb/><hi rendition="#aq">concilii</hi>ren &#x017F;eyn mo&#x0364;chten/ &#x017F;tehet zu bedencken.<lb/>
Zum wenig&#x017F;ten wird &#x017F;ich keiner/ der noch ein<lb/>
wenig gei&#x017F;tliches ge&#x017F;chmacks hat/ hiedurch ab-<lb/>
&#x017F;chrecken/ &#x017F;ondern vielmehr &#x017F;olche herrliche<lb/>
Schrifften de&#x017F;to fleißiger zu le&#x017F;en bewegen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ und zwar eben deßwegen/ weil &#x017F;ie von etli-<lb/>
chen blinden eifferern verworffen werden. An-<lb/>
ge&#x017F;ehen die&#x017F;es ins gemein wohl bey einem ge-<lb/>
u&#x0364;bten Chri&#x017F;ten ein feines kennzeichen von der<lb/>
un&#x017F;chuld einer &#x017F;chrifft/ lehre und per&#x017F;on blei-<lb/>
bet/ wenn &#x017F;olche von den wei&#x017F;en und klugen<lb/>
die&#x017F;er welt unter dem namen der ketzerey ver-<lb/>
worffen wird. Nachdem &#x017F;ich nehmlich der-<lb/>
gleichen leute mit verketzerung der be&#x017F;ten &#x017F;chriff-<lb/>
ten derma&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">pro&#x017F;titui</hi>rt gehabt/ daß &#x017F;ie bey<lb/>
wahren Ju&#x0364;ngern Chri&#x017F;ti vollends allen bey-<lb/>
fall und <hi rendition="#aq">credit</hi> verlohren/ auch ihrem ga&#x0364;ntzli-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">ruin</hi> gar &#x017F;ehr nahe kommen &#x017F;ind.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">A. K. H. Vierter Theil.</hi> L</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Des</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0377] Th. IV. Sect. I. Num. XV. Von der Teutſchen Theologie. Das 49. Wie man die zwey worte verſtehen ſoll/ die CHriſtus geſprochen hat. Das eine: Niemand kommt zum Vater denn durch mich. Das andere: Niemand kommt zu mir/ der Vater ziehe ihn denn; lehret er durch ſieben capi- tel biß an des buchs ende. Der ſelige Arnd hat in ſeinen Luͤneburgi- ſchen editionen gleichfalls bey ſeiner ſehr ſchoͤ- nen vorrede in folgendem urtheil denen Schul- lehrern nachdruͤcklich widerſprochen: Solcher alten kurtzen buͤchlein/ die zu einem heiligen le- ben fuͤhren/ liegen viel im ſtaub verborgen/ wie Joſeph im kercker; Denn warlich vorzeiten auch leute geweſt ſeyn/ die hunger und durſt nach Chriſto gehabt/ mehr denn die jetzige al- te und kalte welt/ und die jenigen/ ſo dem ed- len und heiligen leben Chriſti in einfalt/ lau- terkeit des hertzens/ und in reiner lebe nachge- wandelt haben/ ſind ſtaͤts die erleuchteſten ge- weſt. Und gleich wie Joſeph/ als er aus ſei- nem gefaͤngnis erloͤſet ward/ im alten knechti- ſchen habit einher gieng/ alſo tritt dieſer alte Teutſche Theologus auch herfuͤr in einem grobē Teutſchē baurenrock/ das iſt/ in einer alten grobē Teutſchen Sprache/ in welcher er doch ſehr ho- he geiſtliche dinge lehret/ nemlich Chriſti edles leben an ſich nehmen/ die lehre Chriſti ins le- ben verwandeln/ wie Chriſtus in uns leben/ und Adam in uns ſterben ſoll: Und wenn ihn unſere jetzigen zarten Teutſchen ohren alſo ſol- ten hoͤren reden/ ſolten ſie ihn wohl nicht ken- nen/ und ihn mit ſeiner ſprach und lehr verwerf- fen. Darum um der jetzigen wohlklingenden liebklaffenden welt willen/ die mehr auf die zier- lichkeit der rede ſiehet/ denn auf den Geiſt Got- tes/ und auf ein heiliges leben/ habe ich ihm ein wenig ſeine ſchwere zunge erleichtert/ auf daß der geiſtreiche verſtand deſto beſſer herfuͤr leuchte. Dieſer Joſeph aber lehret dich nicht mit des Potiphars weibe bulen/ das iſt/ mit dieſer welt/ ſondern er lehret dich die welt ver- ſchmaͤhen/ und das hoͤchſte Gut ſuchen. Denn die bey ihrem Chriſtenthum mehr das zeitliche ſuchen/ denn Chriſtum ſelbſt/ die bulen mit des Potiphars weibe/ welche Joſeph bey dem rock ergreifft; er aber ließ diß kleid fahren/ und flohe von ihr. Alſo meinet jetzo die hoffaͤrti- ge fleiſchliche und wolluͤſtige welt in allen ſtaͤn- den/ der himmliſche Joſeph Chriſtus JEſus ſolte weltlicher weiſe mit ihr bulen. Ein jeder hoffaͤrtiger geld-un weltſuͤchtiger bauchdiener in allen ſtaͤnden greiffet nach ihm/ will ihn haltē/ und ſpricht: Hie iſt Chriſtus: Jch bin der mann/ bey welchem Chriſtus iſt. Aber nein/ der himm- liſche Joſeph laͤſſet ihnen ſein kleid/ das iſt/ den aͤuſſerlichen buchſtaben/ ſchein/ namen und ti- tul/ Er aber fleucht von ihnen/ und wird von ihnen nicht ergriffen/ es ſey denn/ daß ſie von hertzen buſſe thun/ das demuͤtige leben Chriſti an ſich nehmen und darinnen wandeln: Ob dir nun dieſes erſte buͤchlein dunckel und un- verſtaͤndiglich fuͤrkommen wird/ ſo wird dirs doch das andere erklaͤren/ wirſt auch in meinem buͤchlein vom wahren Chriſtenthum und Pa- radieß-Gaͤrtlein hieruͤber nuͤtzliche auslegung finden. Dieſes gedachte Buch der Teutſchen Theologie hat auch der Autor des Catalogi Teſtium Veritatis Lib. XIX. pag. 858. gar ſehr geruͤhmet/ und ſich auf Lutheri zeugnis bezo- gen/ weil darinnen gar recht gelehret werde von der ſuͤnde/ vom freyen willen und dem gantzen alten menſchen/ wie auch im gegen- theil von der gnade Chriſti und der wiederge- burt. Flacius ſetzet daſelbſt dazu: Der Autor waͤ- re von der wahren und falſchen Theolo- gie mehr und deutlicher erleuchtet gewe- ſen/ als er entweder ausdrucken koͤnnen oder wollen/ oder auch gedurfft habe. Michaël Neander ſchreibet in Erotem. Ling Gr. pag. 312. Kein Chriſte/ der diß buch (die T. Th) lieſet/ kan es ohne erſtaunnng thun uͤber dem reichthum der gnaden und des geiſtes/ welche der HERR mit- ten in der dickeſten finſternis ſo reichlich ausgegoſſen hat in das hertz eines ver- aͤchtlichen kuͤſters; wie hat er doch die augen ſo tieff in die Schrifft geſencket/ paucorum exemplo! Andere ſo genannte Orthodoxe Theologi ha- ben ebenfalls den Thomam à Kempis ſehr hoch recommendiret/ als einen allerchriſt- lichſten Lehrer/ deſſen werck das aller- nuͤtzlichſte ſey. Vid. Olearius Annot. Bibl. p. 48. Hildebrandus Arte bene mor. p. 9. &c. Weil nun dieſer Autor mit der Teutſchen Theologie auf einen grund der geheimen und unmittelbaren Gottes-gelehrtheit gebauet iſt/ ſo kan man leichtlich erachten/ was von denen laͤſterlichen urtheilen etlicher anderer thie- riſch- und irrdiſch-geſinnter leute wider ſolche ſchrifften zu halten ſey. Zum exempel/ wenn D. Mich. Walther in der Teutſchen Theologie grobe irrthuͤmer geſuchet/ und den Autorem deßwegen verach- tet/ weil er nur ein Kuͤſter geweſen/ (und NB. kein Doctor Theologiæ in ſuperlativo). Miſcellan. Theol. Nic. Hunnius den Wei- gelianiſmum (in betracht. der Paracelſ. Theol.) Hornbeck. das fundament des En- thuſiaſmi und Libertiniſmi, Colberg. Zwey- deutige irrige Redens-arten und von der aͤhnlichkeit des glaubens abgehende Lehren. (Siehe deſſen Platon. Chriſtenth. P. I. pag. 78. 79.) Welcher geſtalt aber dieſe greuliche verwe- gene verdammungs-formuln etlicher blinder Phariſeer mit denen vorhin gedachten nuͤch- ternen approbationibus der anderen Lehrer zu conciliiren ſeyn moͤchten/ ſtehet zu bedencken. Zum wenigſten wird ſich keiner/ der noch ein wenig geiſtliches geſchmacks hat/ hiedurch ab- ſchrecken/ ſondern vielmehr ſolche herrliche Schrifften deſto fleißiger zu leſen bewegen laſ- ſen/ und zwar eben deßwegen/ weil ſie von etli- chen blinden eifferern verworffen werden. An- geſehen dieſes ins gemein wohl bey einem ge- uͤbten Chriſten ein feines kennzeichen von der unſchuld einer ſchrifft/ lehre und perſon blei- bet/ wenn ſolche von den weiſen und klugen dieſer welt unter dem namen der ketzerey ver- worffen wird. Nachdem ſich nehmlich der- gleichen leute mit verketzerung der beſten ſchriff- ten dermaſſen proſtituirt gehabt/ daß ſie bey wahren Juͤngern Chriſti vollends allen bey- fall und credit verlohren/ auch ihrem gaͤntzli- chen ruin gar ſehr nahe kommen ſind. Des A. K. H. Vierter Theil. L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/377
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/377>, abgerufen am 30.04.2024.