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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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unter denen Churfürsten Joh. Friederichen/ Mauritio und Augusto ergangen.
[Spaltenumbruch] gehandelt und getrieben wird/ und es nunmehr
an der zeit und gelegenheit war/ daß Herr Hein-
rich von Braunschweig den Churfürsten über-
fallen/ und mit seinem krieges-volck anziehen
solte/ wie denn seine mitverwandten/ Hertzog
Georg/ Cardinal von Mäyntz/ das Churfür-
stenthum schon unter sich ausgetheilet hatten/
was einem jeden nach eroberung desselben zur
ausbeute werden solte/ ward Hertzog Georg ei-
lends tödtlich kranck/ an einem ungewöhnlichen
zufall/ nemlich daß er nicht natürlicher weise un-
ter sich/ sondern über sich durch den mund seinen
eigenen mist mit grossem unlust und verdruß sei-
ner wärter geben hat müssen/ also daß er seine
seele mit hefftigem gestanck hat von sich lassen
und enden müssen etc.

Solches unversehenen abgangs erschrack
Hertzog Heinrich von Braunschweig so hefftig
fast/ daß er sich vernehmen ließ/ ihm wäre viel lie-
ber an Hertzog Georgen statt unser HErr GOtt
im himmel gestorben; denn durch diesen unver-
hofften des H. Georgen tod wurde alsbald der
feldzug wider den Churfürsten/ und die alienatio
des Hertzogthums Sachsen/ so viel Hertzog Ge-
orgen theil oder landschafft antraff/ beyde zu-
gleich auffgehalten und gehindert. Damit
nun Hertzog Georgens bruder/ H. Heinrich/ in
solchem anfall des Churfürstenthums nicht
übereilet/ und vom Könige Ferdinando praeve-
nir
et würde/ denn der Land-Adel und städte wa-
ren alle Hertzog Heinrichen wegen der Lutheri-
schen lehre zuwider/ und auff ihn verbittert/ dar-
um sie ihres verstorbenen Herrn/ H. Georgen/
anschlag|viel lieber hätten befürdern helffen; da-
selbst nahm sich alsbald der Churfürst/ Hertzog
Friedrich/ seines vettern an/ welcher H. Hein-
rich genant/ und ließ es ihm abermal seinetwe-
gen mit allem fleiß angelegen seyn/ halff ihm mit
schweren unkosten und beystand sein anererbtes
land von HErrn Georgen seinem bruder ein-
nehmen und in die possession einbringen wider
der Meißner und anderer seiner widerwärtigen
willen und hoffnung. Daher Herr Heinrich
offtmal soll gesagt haben/ ecce juvenis pauper
vixi, nunc senex dives morior.
Denn Herr
Georgals ein guter haushalter hatte einen gros-
sen schatz beydes aus seinen unbeschwerten äm-
tern und stattlichen bergwercken gesammlet/
davon man einen trefflichen vorrath zum kriege
wider den Churfürsten hätte haben können/
welches nunmehr gantz und gar mit samt dem
lande auff Hertzog Heinrich fiel. Weil aber zu-
vor gemeldet/ daß derselbige Hertzog Heinrich zu
Sachsen dem Evangelio geneigt und zuge-
than war/ befließ er sich alsbald die abergläu-
bischen und Papistischen mißbräuche/ so viel
immer müglich/ abzuschaffen/ und das Evan-
gelium dargegen predigen zu lassen; solche ände-
rung war dem Landadel und landschaft gar hef-
tig zuwider wegen des heimlichen unwillens/
welchen sie noch von ihrem vorigen Hn. Hertzog
Georgen/ wider ihren neuen angehenden Herrn/
Hertzog Heinrich von Sachsen/ trugen.

Um dieselbige zeit war die Universität zu
Wittenberg etliche jahr daher in grossem beruff
und ansehen/ und gingen alle studia beydes in
Theologia und andern facultäten im besten
schwange/ dazu fundirte und begabte Hertzog
Friederich die Universität mit neuen stipendiis.
Item:
König Christianus aus Dennemarck
[Spaltenumbruch] und etliche seestädte nahmen das Evangelium
mit freuden an/ also daß D. Pomeranus zur fort-
setzung und pflantzung des Evangelii in Den-
nemarck eine zeitlang beruffen ward. Item: Kö-
nig Henricus IIX. aus Engeland fiel auch vom
Pabst ab. Also daß Philippus Melanchthon aus
D. Roberti Barns, welcher sich zu Wittenberg
D. Amarium nennete/ bericht beweget ward/
dem Könige seine locos communes, welche er
kürtzlich auffs neue hatte gelesen/ zu dediciren.
Auch ward Phil. Melanchthon, von Franci-
sco
König in Franckreich erfodert/ der religion
halber sein bedencken zu vernehmen/ welche
reise doch nicht fortgienge/ und alleine bey einem
schrifftlichen bedencken des Herrn Philippi nach-
mals bliebe. Nun hatte Philippus neben sei-
nen wöchentlichen und ordinariis lectionibus
den brauch/ daß er wegen der fremden und aus-
ländischen Studenten/ als da waren Hungarn/
Polacken/ Böhmen/ und Dennemärcker/ die
der Teutschen sprache ungeübet waren/ alle
sonntage früh vor der pfarr-predigt privatim in
seiner stuben eine praelectionem in sacris that/
solche früh-stunde theilete er gewöhnlich also
aus/ daß er die erste halbe stunde in enarratione
vel Genesis, vel Danielis, vel Evangeliorum
Dominicalium;
die andere halbe stunde in
explicatione Catecheseos
zubrachte: Dar-
innen er gewöhnlich die locos sacros vel theolo-
gicos secundum methodum dialecticam
gantz
artig per quaestiones methodicas pflegete zu
weisen und zu tractiren.

Da nun unter andern quaestionibus auch
de articulo justificationis gehandelt ward/ fiel
auch vor diese frage/ an bona opera essent ad
salutem seu justificationem neceslaria?
Ob nun
wol in dieser frage die bona opera nicht wur-
den gesetzt tanquam causa efficiens, so wurden sie
doch angezogen tanquam causa sine qua non.

Solche formula wolte dem Conrado Cor-
dato
einem Oesterreichischen/ welcher sich we-
gen des Evangeliigen Wittenberg gethan/ und
den Herrn Philippum privatim in sacris hörete/
etliche gedancken machen/ daß aus seinen fragen/
wie diese formula recht zu verstehen wäre/ diese
phrasis auch für den Herrn Lutherum kam/ dem-
selben gefiel sie gar nicht in ecclesia also zu ge-
brauchen/ und confutirte sie hernach in publica
disputatione,
daß sie bald fiel/ und ward hernach
vergessen. Ob nun Philippus hierab sich mit
dem wenigsten nicht mercken ließ/ daß solche
seine phrasis confutiret ward/ war er doch der-
halben heimlich nicht wenig unlustig und un-
muthig; denn er gedachte/ Conradus hätte ihn
aus vorsatz beym Luther verläumden und ei-
nen unwillen erwecken wollen/ damit ja Philip-
pus
gegen dem Luthero nichts gelten solte/ daher
er ihn pro Cordato quadratum nennete/ konte
gleichwol diesen seinen heimlichen affect und
mißfallen auffs artigste und fleißigste bergen.
Auch begab sichs um dieselbe zeit/ daß etliche
Oberrheinische städte am Rheinstrom und
Schwaben wegen der lehre des hochwürdigen
Nachtmahls ihre Theologos gen Witten-
berg abfertigten/ sich dieses artickels halben mit
D. Luthero zu unterreden/ und so viel müglich
zu vergleichen; wie denn auch Bucerus nach ge-
haltenem gespräch mit Luthero in öffentlicher
pfarrpredigt zu Wittenberg in der pfarr-kirchen
seine confessionem publice thäte/ und thäten her-

nach
A. K. H. Vierter Theil. L 2

unter denen Churfuͤrſten Joh. Friederichen/ Mauritio und Auguſto ergangen.
[Spaltenumbruch] gehandelt und getrieben wird/ und es nunmehr
an der zeit und gelegenheit war/ daß Herꝛ Hein-
rich von Braunſchweig den Churfuͤrſten uͤber-
fallen/ und mit ſeinem krieges-volck anziehen
ſolte/ wie denn ſeine mitverwandten/ Hertzog
Georg/ Cardinal von Maͤyntz/ das Churfuͤr-
ſtenthum ſchon unter ſich ausgetheilet hatten/
was einem jeden nach eroberung desſelben zur
ausbeute werden ſolte/ ward Hertzog Georg ei-
lends toͤdtlich kranck/ an einem ungewoͤhnlichen
zufall/ nemlich daß er nicht natuͤrlicher weiſe un-
ter ſich/ ſondern uͤber ſich durch den mund ſeinen
eigenen miſt mit groſſem unluſt und verdruß ſei-
ner waͤrter geben hat muͤſſen/ alſo daß er ſeine
ſeele mit hefftigem geſtanck hat von ſich laſſen
und enden muͤſſen ꝛc.

Solches unverſehenen abgangs erſchrack
Hertzog Heinrich von Braunſchweig ſo hefftig
faſt/ daß er ſich vernehmen ließ/ ihm waͤre viel lie-
ber an Hertzog Georgen ſtatt unſer HErꝛ GOtt
im himmel geſtorben; denn durch dieſen unver-
hofften des H. Georgen tod wurde alsbald der
feldzug wider den Chuꝛfuͤrſten/ und die alienatio
des Hertzogthums Sachſen/ ſo viel Hertzog Ge-
orgen theil oder landſchafft antraff/ beyde zu-
gleich auffgehalten und gehindert. Damit
nun Hertzog Georgens bruder/ H. Heinrich/ in
ſolchem anfall des Churfuͤrſtenthums nicht
uͤbereilet/ und vom Koͤnige Ferdinando præve-
nir
et wuͤrde/ denn der Land-Adel und ſtaͤdte wa-
ren alle Hertzog Heinrichen wegen der Lutheri-
ſchen lehre zuwider/ und auff ihn verbittert/ dar-
um ſie ihres verſtorbenen Herꝛn/ H. Georgen/
anſchlag|viel lieber haͤtten befuͤrdern helffen; da-
ſelbſt nahm ſich alsbald der Churfuͤrſt/ Hertzog
Friedrich/ ſeines vettern an/ welcher H. Hein-
rich genant/ und ließ es ihm abermal ſeinetwe-
gen mit allem fleiß angelegen ſeyn/ halff ihm mit
ſchweren unkoſten und beyſtand ſein anererbtes
land von HErꝛn Georgen ſeinem bruder ein-
nehmen und in die poſſeſſion einbringen wider
der Meißner und anderer ſeiner widerwaͤrtigen
willen und hoffnung. Daher Herꝛ Heinrich
offtmal ſoll geſagt haben/ ecce juvenis pauper
vixi, nunc ſenex dives morior.
Denn Herꝛ
Georgals ein guter haushalter hatte einen groſ-
ſen ſchatz beydes aus ſeinen unbeſchwerten aͤm-
tern und ſtattlichen bergwercken geſammlet/
davon man einen trefflichen vorrath zum kriege
wider den Churfuͤrſten haͤtte haben koͤnnen/
welches nunmehr gantz und gar mit ſamt dem
lande auff Hertzog Heinrich fiel. Weil aber zu-
vor gemeldet/ daß derſelbige Hertzog Heinrich zu
Sachſen dem Evangelio geneigt und zuge-
than war/ befließ er ſich alsbald die aberglaͤu-
biſchen und Papiſtiſchen mißbraͤuche/ ſo viel
immer muͤglich/ abzuſchaffen/ und das Evan-
gelium dargegen predigen zu laſſen; ſolche aͤnde-
rung war dem Landadel und landſchaft gar hef-
tig zuwider wegen des heimlichen unwillens/
welchen ſie noch von ihrem vorigen Hn. Hertzog
Georgen/ wider ihren neuen angehenden Herꝛn/
Hertzog Heinrich von Sachſen/ trugen.

Um dieſelbige zeit war die Univerſitaͤt zu
Wittenberg etliche jahr daher in groſſem beruff
und anſehen/ und gingen alle ſtudia beydes in
Theologia und andern facultaͤten im beſten
ſchwange/ dazu fundirte und begabte Hertzog
Friederich die Univerſitaͤt mit neuen ſtipendiis.
Item:
Koͤnig Chriſtianus aus Dennemarck
[Spaltenumbruch] und etliche ſeeſtaͤdte nahmen das Evangelium
mit freuden an/ alſo daß D. Pomeranus zur fort-
ſetzung und pflantzung des Evangelii in Den-
nemarck eine zeitlang beruffen ward. Item: Koͤ-
nig Henricus IIX. aus Engeland fiel auch vom
Pabſt ab. Alſo daß Philippus Melanchthon aus
D. Roberti Barns, welcher ſich zu Wittenberg
D. Amarium nennete/ bericht beweget ward/
dem Koͤnige ſeine locos communes, welche er
kuͤrtzlich auffs neue hatte geleſen/ zu dediciren.
Auch ward Phil. Melanchthon, von Franci-
ſco
Koͤnig in Franckreich erfodert/ der religion
halber ſein bedencken zu vernehmen/ welche
reiſe doch nicht fortgienge/ und alleine bey einem
ſchꝛifftlichen bedencken des Herꝛn Philippi nach-
mals bliebe. Nun hatte Philippus neben ſei-
nen woͤchentlichen und ordinariis lectionibus
den brauch/ daß er wegen der fremden und aus-
laͤndiſchen Studenten/ als da waren Hungarn/
Polacken/ Boͤhmen/ und Dennemaͤrcker/ die
der Teutſchen ſprache ungeuͤbet waren/ alle
ſonntage fruͤh vor der pfarr-predigt privatim in
ſeiner ſtuben eine prælectionem in ſacris that/
ſolche fꝛuͤh-ſtunde theilete er gewoͤhnlich alſo
aus/ daß er die erſte halbe ſtunde in enarratione
vel Geneſis, vel Danielis, vel Evangeliorum
Dominicalium;
die andere halbe ſtunde in
explicatione Catecheſeos
zubrachte: Dar-
innen er gewoͤhnlich die locos ſacros vel theolo-
gicos ſecundùm methodum dialecticam
gantz
artig per quæſtiones methodicas pflegete zu
weiſen und zu tractiren.

Da nun unter andern quæſtionibus auch
de articulo juſtificationis gehandelt ward/ fiel
auch vor dieſe frage/ an bona opera eſſent ad
ſalutem ſeu juſtificationem neceſlaria?
Ob nun
wol in dieſer frage die bona opera nicht wur-
den geſetzt tanquam cauſa efficiens, ſo wurden ſie
doch angezogen tanquam cauſa ſine qua non.

Solche formula wolte dem Conrado Cor-
dato
einem Oeſterreichiſchen/ welcher ſich we-
gen des Evangeliigen Wittenberg gethan/ und
den Herꝛn Philippum privatim in ſacris hoͤrete/
etliche gedancken machen/ daß aus ſeinen fragen/
wie dieſe formula recht zu verſtehen waͤre/ dieſe
phraſis auch fuͤr den Herꝛn Lutherum kam/ dem-
ſelben gefiel ſie gar nicht in eccleſia alſo zu ge-
brauchen/ und confutirte ſie hernach in publicâ
diſputatione,
daß ſie bald fiel/ und ward hernach
vergeſſen. Ob nun Philippus hierab ſich mit
dem wenigſten nicht mercken ließ/ daß ſolche
ſeine phraſis confutiret ward/ war er doch der-
halben heimlich nicht wenig unluſtig und un-
muthig; denn er gedachte/ Conradus haͤtte ihn
aus vorſatz beym Luther verlaͤumden und ei-
nen unwillen erwecken wollen/ damit ja Philip-
pus
gegen dem Luthero nichts gelten ſolte/ daher
er ihn pro Cordato quadratum nennete/ konte
gleichwol dieſen ſeinen heimlichen affect und
mißfallen auffs artigſte und fleißigſte bergen.
Auch begab ſichs um dieſelbe zeit/ daß etliche
Oberrheiniſche ſtaͤdte am Rheinſtrom und
Schwaben wegen der lehre des hochwuͤrdigen
Nachtmahls ihre Theologos gen Witten-
berg abfertigten/ ſich dieſes artickels halben mit
D. Luthero zu unterreden/ und ſo viel muͤglich
zu vergleichen; wie denn auch Bucerus nach ge-
haltenem geſpraͤch mit Luthero in oͤffentlicher
pfarrpredigt zu Wittenberg in der pfarꝛ-kirchen
ſeine confeſſionem publicè thaͤte/ uñ thaͤten heꝛ-

nach
A. K. H. Vierter Theil. L 2
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[83/0379] unter denen Churfuͤrſten Joh. Friederichen/ Mauritio und Auguſto ergangen. gehandelt und getrieben wird/ und es nunmehr an der zeit und gelegenheit war/ daß Herꝛ Hein- rich von Braunſchweig den Churfuͤrſten uͤber- fallen/ und mit ſeinem krieges-volck anziehen ſolte/ wie denn ſeine mitverwandten/ Hertzog Georg/ Cardinal von Maͤyntz/ das Churfuͤr- ſtenthum ſchon unter ſich ausgetheilet hatten/ was einem jeden nach eroberung desſelben zur ausbeute werden ſolte/ ward Hertzog Georg ei- lends toͤdtlich kranck/ an einem ungewoͤhnlichen zufall/ nemlich daß er nicht natuͤrlicher weiſe un- ter ſich/ ſondern uͤber ſich durch den mund ſeinen eigenen miſt mit groſſem unluſt und verdruß ſei- ner waͤrter geben hat muͤſſen/ alſo daß er ſeine ſeele mit hefftigem geſtanck hat von ſich laſſen und enden muͤſſen ꝛc. Solches unverſehenen abgangs erſchrack Hertzog Heinrich von Braunſchweig ſo hefftig faſt/ daß er ſich vernehmen ließ/ ihm waͤre viel lie- ber an Hertzog Georgen ſtatt unſer HErꝛ GOtt im himmel geſtorben; denn durch dieſen unver- hofften des H. Georgen tod wurde alsbald der feldzug wider den Chuꝛfuͤrſten/ und die alienatio des Hertzogthums Sachſen/ ſo viel Hertzog Ge- orgen theil oder landſchafft antraff/ beyde zu- gleich auffgehalten und gehindert. Damit nun Hertzog Georgens bruder/ H. Heinrich/ in ſolchem anfall des Churfuͤrſtenthums nicht uͤbereilet/ und vom Koͤnige Ferdinando præve- niret wuͤrde/ denn der Land-Adel und ſtaͤdte wa- ren alle Hertzog Heinrichen wegen der Lutheri- ſchen lehre zuwider/ und auff ihn verbittert/ dar- um ſie ihres verſtorbenen Herꝛn/ H. Georgen/ anſchlag|viel lieber haͤtten befuͤrdern helffen; da- ſelbſt nahm ſich alsbald der Churfuͤrſt/ Hertzog Friedrich/ ſeines vettern an/ welcher H. Hein- rich genant/ und ließ es ihm abermal ſeinetwe- gen mit allem fleiß angelegen ſeyn/ halff ihm mit ſchweren unkoſten und beyſtand ſein anererbtes land von HErꝛn Georgen ſeinem bruder ein- nehmen und in die poſſeſſion einbringen wider der Meißner und anderer ſeiner widerwaͤrtigen willen und hoffnung. Daher Herꝛ Heinrich offtmal ſoll geſagt haben/ ecce juvenis pauper vixi, nunc ſenex dives morior. Denn Herꝛ Georgals ein guter haushalter hatte einen groſ- ſen ſchatz beydes aus ſeinen unbeſchwerten aͤm- tern und ſtattlichen bergwercken geſammlet/ davon man einen trefflichen vorrath zum kriege wider den Churfuͤrſten haͤtte haben koͤnnen/ welches nunmehr gantz und gar mit ſamt dem lande auff Hertzog Heinrich fiel. Weil aber zu- vor gemeldet/ daß derſelbige Hertzog Heinrich zu Sachſen dem Evangelio geneigt und zuge- than war/ befließ er ſich alsbald die aberglaͤu- biſchen und Papiſtiſchen mißbraͤuche/ ſo viel immer muͤglich/ abzuſchaffen/ und das Evan- gelium dargegen predigen zu laſſen; ſolche aͤnde- rung war dem Landadel und landſchaft gar hef- tig zuwider wegen des heimlichen unwillens/ welchen ſie noch von ihrem vorigen Hn. Hertzog Georgen/ wider ihren neuen angehenden Herꝛn/ Hertzog Heinrich von Sachſen/ trugen. Um dieſelbige zeit war die Univerſitaͤt zu Wittenberg etliche jahr daher in groſſem beruff und anſehen/ und gingen alle ſtudia beydes in Theologia und andern facultaͤten im beſten ſchwange/ dazu fundirte und begabte Hertzog Friederich die Univerſitaͤt mit neuen ſtipendiis. Item: Koͤnig Chriſtianus aus Dennemarck und etliche ſeeſtaͤdte nahmen das Evangelium mit freuden an/ alſo daß D. Pomeranus zur fort- ſetzung und pflantzung des Evangelii in Den- nemarck eine zeitlang beruffen ward. Item: Koͤ- nig Henricus IIX. aus Engeland fiel auch vom Pabſt ab. Alſo daß Philippus Melanchthon aus D. Roberti Barns, welcher ſich zu Wittenberg D. Amarium nennete/ bericht beweget ward/ dem Koͤnige ſeine locos communes, welche er kuͤrtzlich auffs neue hatte geleſen/ zu dediciren. Auch ward Phil. Melanchthon, von Franci- ſco Koͤnig in Franckreich erfodert/ der religion halber ſein bedencken zu vernehmen/ welche reiſe doch nicht fortgienge/ und alleine bey einem ſchꝛifftlichen bedencken des Herꝛn Philippi nach- mals bliebe. Nun hatte Philippus neben ſei- nen woͤchentlichen und ordinariis lectionibus den brauch/ daß er wegen der fremden und aus- laͤndiſchen Studenten/ als da waren Hungarn/ Polacken/ Boͤhmen/ und Dennemaͤrcker/ die der Teutſchen ſprache ungeuͤbet waren/ alle ſonntage fruͤh vor der pfarr-predigt privatim in ſeiner ſtuben eine prælectionem in ſacris that/ ſolche fꝛuͤh-ſtunde theilete er gewoͤhnlich alſo aus/ daß er die erſte halbe ſtunde in enarratione vel Geneſis, vel Danielis, vel Evangeliorum Dominicalium; die andere halbe ſtunde in explicatione Catecheſeos zubrachte: Dar- innen er gewoͤhnlich die locos ſacros vel theolo- gicos ſecundùm methodum dialecticam gantz artig per quæſtiones methodicas pflegete zu weiſen und zu tractiren. Da nun unter andern quæſtionibus auch de articulo juſtificationis gehandelt ward/ fiel auch vor dieſe frage/ an bona opera eſſent ad ſalutem ſeu juſtificationem neceſlaria? Ob nun wol in dieſer frage die bona opera nicht wur- den geſetzt tanquam cauſa efficiens, ſo wurden ſie doch angezogen tanquam cauſa ſine qua non. Solche formula wolte dem Conrado Cor- dato einem Oeſterreichiſchen/ welcher ſich we- gen des Evangeliigen Wittenberg gethan/ und den Herꝛn Philippum privatim in ſacris hoͤrete/ etliche gedancken machen/ daß aus ſeinen fragen/ wie dieſe formula recht zu verſtehen waͤre/ dieſe phraſis auch fuͤr den Herꝛn Lutherum kam/ dem- ſelben gefiel ſie gar nicht in eccleſia alſo zu ge- brauchen/ und confutirte ſie hernach in publicâ diſputatione, daß ſie bald fiel/ und ward hernach vergeſſen. Ob nun Philippus hierab ſich mit dem wenigſten nicht mercken ließ/ daß ſolche ſeine phraſis confutiret ward/ war er doch der- halben heimlich nicht wenig unluſtig und un- muthig; denn er gedachte/ Conradus haͤtte ihn aus vorſatz beym Luther verlaͤumden und ei- nen unwillen erwecken wollen/ damit ja Philip- pus gegen dem Luthero nichts gelten ſolte/ daher er ihn pro Cordato quadratum nennete/ konte gleichwol dieſen ſeinen heimlichen affect und mißfallen auffs artigſte und fleißigſte bergen. Auch begab ſichs um dieſelbe zeit/ daß etliche Oberrheiniſche ſtaͤdte am Rheinſtrom und Schwaben wegen der lehre des hochwuͤrdigen Nachtmahls ihre Theologos gen Witten- berg abfertigten/ ſich dieſes artickels halben mit D. Luthero zu unterreden/ und ſo viel muͤglich zu vergleichen; wie denn auch Bucerus nach ge- haltenem geſpraͤch mit Luthero in oͤffentlicher pfarrpredigt zu Wittenberg in der pfarꝛ-kirchen ſeine confeſſionem publicè thaͤte/ uñ thaͤten heꝛ- nach A. K. H. Vierter Theil. L 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/379>, abgerufen am 30.04.2024.