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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XII. Von verfälschung der schrifften Lutheri.
[Spaltenumbruch] von jedermann ungerichtet seyn/ dräuen mit bli-
tzen/ donnern/ und 24. höllen/ wie das die er-
fahrung erweiset. Denn St. Paulus sagt
nichts von ihnen/ das nicht in öffentlichem
brauch bey ihnen ist/ so thun sie auch nichts/
denn daß sie St. Pauli wort reichlich und über-
schwenglich erfüllen.

Zum 18. sie sind blind/ fahr schön heiliger
Apostel/ fahr schön. Es sind die gelehrten und
die lichte der welt/ (lumina mundi) die macht
haben neue artickel des glaubens zu machen/ und
ohn sie darff niemand die schrifft auslegen. Du
woltest gern auffruhr machen/ und die Layen
über die geistlichen empören/ da würde der Got-
tes dienst verkehrt und der himmel fallen/ der al-
lein auff ihnen stehet/ du soltest still schweigen/
oder allein die Layen schelten/ denn geistliche
schelten bringt nichts guts/ macht meuterey
im volck und verachtung der geistlichen Obrig-
keit/ so bessern sie sich auch nicht dadurch/ wer-
den zornig und ärger/ solten dich wol in bann
thun/ und für einen ketzer verdammen und ver-
brennen. Warum sind sie aber blind? daß sie
mit solchem narrenwerck umgehen/ und auff-
werffen/ das auch kinder und narren sehen/ wie
es nichts ist. Sehen nicht ein füncklein von
dem wahrem licht des glaubens und Evangelii/
Egyptische finsternis sind über und in ihnen/ die
man greiffen mag mit fingern/ doch sind es eitel
tugenden bey ihnen. Es ist auch jetzt die aller-
höchste tugend der Bischöffe/ daß sie nur groß/
grobe ungelehrte eselsköpffe sind/ und eine schan-
de achten/ wo sie gelehrt seynd solten.

Zum 19. sie lieben die wollust mehr denn
GOtt. Da trifft der Apostel das gemeine
sprichwort: Die geistlichen haben gute tage.
Jst ein wollüstig leben auff erden/ so ists ihr le-
ben/ denn sie nehren sich ohn arbeit/ von frem-
den schweiß und blut/ gehen müßig/ essen und
trincken das beste/ kleiden sich auch in das beste/
haben die besten lande und häuser/ dazu auch die
hübschesten fräulein/ oder sonst eine lust und er-
getzlichkeit dafür/ daß man gemeiniglich sagt;
das gut gehört in die geistlichen. Aber das hei-
lige creutz/ das CHristus allen den seinen auffge-
legt hat/ welches nicht leidet die wollust/ haben
sie meisterlich betrogen/ sie habens in silber ge-
fast/ an höltzer genagelt/ an die wände ge-
schmieret und auff die tücher genehet/ da ists gut
zu tragen/ und thut nicht wehe/ ja es verkaufft
seine küsse und segen/ und ist ihnen ein nützlicher
diener worden zur wollust. Aber in das
hertz mag das liebe creutz nicht kommen/
muß auch mit ihrem leben nichts zu schaf-
fen haben; denn ihre freyheit/ turst/ trutz
und schwulst haben ihm einen riegel fürgesteckt.
Doch tragen sie dem HErrn sein creutz ehrlich
im silber zu lobe/ und fahren also gen himmel von
mund auff. Wenn nun der HErr wird zu ih-
nen sagen: Jch habe mein creutz selber getra-
gen/ und nicht geboten/ daß ihr dasselbe tragen
solt/ sondern ein jeglicher sein eigen creutz/ und mir
folgen; so werden sie ihn vielleicht abermal über-
klügeln/ und zweyerley creutz erfinden/ wie sie zwey-
erley werck der barmhertzigkeit erfunden haben
und sagen: CHristus creutz sey besser denn ihr ei-
genes/ drum haben sie sich zum besten gehalten
und ihr creutz ligen lassen/ auffdaß sie seins ja
ehrlich trügen/ ja auch ehrten und anbeteten für
[Spaltenumbruch] einen abgott. -- Aber sie sind feinde des creu-
tzes CHristi/ das ist die summa summarum da-
von.

Zum zwantzigsten und letzten. Sie haben
den schein eines Göttlichen lebens/ aber seine
macht verleugnen sie. Wie gleich zu gehet der
Apostel/ und kommt zuvor einer starcken frage
und einrede/ wo jemand würde sagen/ wie mag
das seyn? beten und singen sie doch so viel/ hal-
ten täglich meß (betstunden und predigten) und
halten den Gottesdienst mit grossen zierden und
ehren. So leben je die Geistlichen in gehorsam/
armuth/ keuschheit unter ihren heiligen orden
und regel. Hierauf/ und alles was man mag auf-
bringen/ gibtder Aostel kurtze autwort/ und
spricht: Es sey nur eitel schein/ gleissen und far-
be/ darunter solche greuliche untugenden bedeckt/
geschmückt und gemästet werden/ denn alle ihr
ding ist erwehlet und von menschen erfunden
und GOtt hat es nicht geboten. -- Der HErr
Christus selbst Matth. XXIV. da er alle diese un-
tugenden unter solchem schein kürtzlich nennen
wolt/ hieß ers einen greuel und sprach: Wenn
ihr sehe werdet den greuel in der heiligen stadt etc.
Denn es ist ein greuel/ dafür billig jedermann
grauet/ daß unter solchem kleinem schein so gros-
se/ garstige/ stinckende untugenden sich mästen
und regieren sollen.

Er spricht auch gar mercklich/ sie verleugnen
die macht oder krafft des Göttlichen lebens; wel-
ches ist gar vielmehr und härter gesagt/ denn
daß sie ohne krafft und that des Göttlichen le-
bens sind. Es ist verleugnen und wiederstrei-
ten. ----

Er spricht: Hüte dich und meide dieselben.
Darinnen er uns warnet/ daß wir uns für dem
geistlichen regiment und stand fürsehen/ und
giebt urlaub/ ja gebeut heraus zu lauffen/ --
Wie auch CHristus lehret Matth. XXIV.
Man soll von ihnen fliehen und sie meiden.
Weiter mahlet er etliche unter ihnen sonderlich
aus und spricht: Aus denselben sind/ die durch
die häuser lauffen/ und führen die weiblein gefan-
gen/ so mit sünden beladen sind etc. ---- Häu-
ser nennet S. Paulus, das wir jetzt kirche heissen/
denn zu seiner zeit waren keine kirchen; sondern
die Christen kamen zusammen in ein hauß/ als
jetzt noch möchten 10. oder 20. nachbarn zusam-
men kommen in eines hauß unter ihnen und pre-
digten allda und beteten und empfingen das
Sacrament. ---- Das andere stück ist/ daß
eben sie fast allein die beichte regieren/ die hat ih-
nen der Pabst auch geben eben aus derselben
macht/ da er ihnen das lauffen durch die häuser
hat ausgeben/ da hat der teuffel sein recht spiel/
da hängen sich die weiber an/ sonderlich die star-
cke grosse knotten heimlich auff sich haben/ und
wie Paulns sagt/ mit sünden beladen sind.
Denn die närrinnen/ so sie ihr gewissen beisset/
und nicht wissen/ wie sie ihm helffen und rathen
sollen/ lauffen sie hin und schüttens in die kut-
ten (Priester-rock) meinen sie habens troffen/
da sind sie denn gefangen/ da gibt und trägt
man denn zu/ was man kan und hat. Und die
heilige väter treten denn auff und predigen
von den sünden zu beichten/ sagen viel exem-
pel/ wie etliche weiber verdammt/ nach dem
tod erschienen und bekannt haben/ daß sie um
nachlassen der beicht verdammt seyn/ und lügen

so

Th. IV. Sect. II. Num. XII. Von verfaͤlſchung der ſchrifften Lutheri.
[Spaltenumbruch] von jedermann ungerichtet ſeyn/ draͤuen mit bli-
tzen/ donnern/ und 24. hoͤllen/ wie das die er-
fahrung erweiſet. Denn St. Paulus ſagt
nichts von ihnen/ das nicht in oͤffentlichem
brauch bey ihnen iſt/ ſo thun ſie auch nichts/
denn daß ſie St. Pauli wort reichlich und uͤber-
ſchwenglich erfuͤllen.

Zum 18. ſie ſind blind/ fahr ſchoͤn heiliger
Apoſtel/ fahr ſchoͤn. Es ſind die gelehrten und
die lichte der welt/ (lumina mundi) die macht
haben neue artickel des glaubens zu machen/ uñ
ohn ſie darff niemand die ſchrifft auslegen. Du
wolteſt gern auffruhr machen/ und die Layen
uͤber die geiſtlichen empoͤren/ da wuͤrde der Got-
tes dienſt verkehrt und der himmel fallen/ der al-
lein auff ihnen ſtehet/ du ſolteſt ſtill ſchweigen/
oder allein die Layen ſchelten/ denn geiſtliche
ſchelten bringt nichts guts/ macht meuterey
im volck und verachtung der geiſtlichen Obrig-
keit/ ſo beſſern ſie ſich auch nicht dadurch/ wer-
den zornig und aͤrger/ ſolten dich wol in bann
thun/ und fuͤr einen ketzer verdammen und ver-
brennen. Warum ſind ſie aber blind? daß ſie
mit ſolchem narrenwerck umgehen/ und auff-
werffen/ das auch kinder und narren ſehen/ wie
es nichts iſt. Sehen nicht ein fuͤncklein von
dem wahrem licht des glaubens und Evangelii/
Egyptiſche finſternis ſind uͤber und in ihnen/ die
man greiffen mag mit fingern/ doch ſind es eitel
tugenden bey ihnen. Es iſt auch jetzt die aller-
hoͤchſte tugend der Biſchoͤffe/ daß ſie nur groß/
grobe ungelehrte eſelskoͤpffe ſind/ und eine ſchan-
de achten/ wo ſie gelehrt ſeynd ſolten.

Zum 19. ſie lieben die wolluſt mehr denn
GOtt. Da trifft der Apoſtel das gemeine
ſprichwort: Die geiſtlichen haben gute tage.
Jſt ein wolluͤſtig leben auff erden/ ſo iſts ihr le-
ben/ denn ſie nehren ſich ohn arbeit/ von frem-
den ſchweiß und blut/ gehen muͤßig/ eſſen und
trincken das beſte/ kleiden ſich auch in das beſte/
haben die beſten lande und haͤuſer/ dazu auch die
huͤbſcheſten fraͤulein/ oder ſonſt eine luſt und er-
getzlichkeit dafuͤr/ daß man gemeiniglich ſagt;
das gut gehoͤrt in die geiſtlichen. Aber das hei-
lige creutz/ das CHriſtus allen den ſeinen auffge-
legt hat/ welches nicht leidet die wolluſt/ haben
ſie meiſterlich betrogen/ ſie habens in ſilber ge-
faſt/ an hoͤltzer genagelt/ an die waͤnde ge-
ſchmieret und auff die tuͤcher genehet/ da iſts gut
zu tragen/ und thut nicht wehe/ ja es verkaufft
ſeine kuͤſſe und ſegen/ und iſt ihnen ein nuͤtzlicher
diener worden zur wolluſt. Aber in das
hertz mag das liebe creutz nicht kommen/
muß auch mit ihrem leben nichts zu ſchaf-
fen haben; denn ihre freyheit/ turſt/ trutz
und ſchwulſt haben ihm einen riegel fuͤrgeſteckt.
Doch tragen ſie dem HErꝛn ſein creutz ehrlich
im ſilber zu lobe/ und fahren alſo gen him̃el von
mund auff. Wenn nun der HErꝛ wird zu ih-
nen ſagen: Jch habe mein creutz ſelber getra-
gen/ und nicht geboten/ daß ihr daſſelbe tragen
ſolt/ ſondern ein jeglicher ſein eigen creutz/ uñ mir
folgen; ſo werden ſie ihn vielleicht abermal uͤber-
kluͤgeln/ und zweyerley creutz erfindẽ/ wie ſie zwey-
erley werck der barmhertzigkeit erfunden haben
und ſagen: CHriſtus creutz ſey beſſer denn ihr ei-
genes/ drum haben ſie ſich zum beſten gehalten
und ihr creutz ligen laſſen/ auffdaß ſie ſeins ja
ehrlich truͤgen/ ja auch ehrten und anbeteten fuͤr
[Spaltenumbruch] einen abgott. — Aber ſie ſind feinde des creu-
tzes CHriſti/ das iſt die ſumma ſummarum da-
von.

Zum zwantzigſten und letzten. Sie haben
den ſchein eines Goͤttlichen lebens/ aber ſeine
macht verleugnen ſie. Wie gleich zu gehet der
Apoſtel/ und kommt zuvor einer ſtarcken frage
und einrede/ wo jemand wuͤrde ſagen/ wie mag
das ſeyn? beten und ſingen ſie doch ſo viel/ hal-
ten taͤglich meß (betſtunden und predigten) und
halten den Gottesdienſt mit groſſen zierden und
ehren. So leben je die Geiſtlichen in gehorſam/
armuth/ keuſchheit unter ihren heiligen orden
und regel. Hierauf/ und alles was man mag auf-
bringen/ gibtder Aoſtel kurtze autwort/ und
ſpricht: Es ſey nur eitel ſchein/ gleiſſen und far-
be/ daꝛunteꝛ ſolche gꝛeuliche untugenden bedeckt/
geſchmuͤckt und gemaͤſtet werden/ denn alle ihr
ding iſt erwehlet und von menſchen erfunden
und GOtt hat es nicht geboten. — Der HErr
Chriſtus ſelbſt Matth. XXIV. da er alle dieſe un-
tugenden unter ſolchem ſchein kuͤrtzlich nennen
wolt/ hieß ers einen greuel und ſprach: Wenn
ihr ſehē werdet den greuel in der heiligen ſtadt ꝛc.
Denn es iſt ein greuel/ dafuͤr billig jedermann
grauet/ daß unter ſolchem kleinem ſchein ſo groſ-
ſe/ garſtige/ ſtinckende untugenden ſich maͤſten
und regieren ſollen.

Er ſpricht auch gar mercklich/ ſie verleugnen
die macht oder krafft des Goͤttlichen lebens; wel-
ches iſt gar vielmehr und haͤrter geſagt/ denn
daß ſie ohne krafft und that des Goͤttlichen le-
bens ſind. Es iſt verleugnen und wiederſtrei-
ten. ——

Er ſpricht: Huͤte dich und meide dieſelben.
Darinnen er uns warnet/ daß wir uns fuͤr dem
geiſtlichen regiment und ſtand fuͤrſehen/ und
giebt urlaub/ ja gebeut heraus zu lauffen/ —
Wie auch CHriſtus lehret Matth. XXIV.
Man ſoll von ihnen fliehen und ſie meiden.
Weiter mahlet er etliche unter ihnen ſonderlich
aus und ſpricht: Aus denſelben ſind/ die durch
die haͤuſeꝛ lauffen/ und fuͤhren die weiblein gefan-
gen/ ſo mit ſuͤnden beladen ſind ꝛc. —— Haͤu-
ſer nennet S. Paulus, das wir jetzt kirche heiſſen/
denn zu ſeiner zeit waren keine kirchen; ſondern
die Chriſten kamen zuſammen in ein hauß/ als
jetzt noch moͤchten 10. oder 20. nachbarn zuſam-
men kom̃en in eines hauß unter ihnen und pre-
digten allda und beteten und empfingen das
Sacrament. —— Das andere ſtuͤck iſt/ daß
eben ſie faſt allein die beichte regieren/ die hat ih-
nen der Pabſt auch geben eben aus derſelben
macht/ da er ihnen das lauffen durch die haͤuſer
hat ausgeben/ da hat der teuffel ſein recht ſpiel/
da haͤngen ſich die weiber an/ ſonderlich die ſtar-
cke groſſe knotten heimlich auff ſich haben/ und
wie Paulns ſagt/ mit ſuͤnden beladen ſind.
Denn die naͤrrinnen/ ſo ſie ihr gewiſſen beiſſet/
und nicht wiſſen/ wie ſie ihm helffen und rathen
ſollen/ lauffen ſie hin und ſchuͤttens in die kut-
ten (Prieſter-rock) meinen ſie habens troffen/
da ſind ſie denn gefangen/ da gibt und traͤgt
man denn zu/ was man kan und hat. Und die
heilige vaͤter treten denn auff und predigen
von den ſuͤnden zu beichten/ ſagen viel exem-
pel/ wie etliche weiber verdammt/ nach dem
tod erſchienen und bekannt haben/ daß ſie um
nachlaſſen der beicht verdammt ſeyn/ und luͤgen

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[122/0418] Th. IV. Sect. II. Num. XII. Von verfaͤlſchung der ſchrifften Lutheri. von jedermann ungerichtet ſeyn/ draͤuen mit bli- tzen/ donnern/ und 24. hoͤllen/ wie das die er- fahrung erweiſet. Denn St. Paulus ſagt nichts von ihnen/ das nicht in oͤffentlichem brauch bey ihnen iſt/ ſo thun ſie auch nichts/ denn daß ſie St. Pauli wort reichlich und uͤber- ſchwenglich erfuͤllen. Zum 18. ſie ſind blind/ fahr ſchoͤn heiliger Apoſtel/ fahr ſchoͤn. Es ſind die gelehrten und die lichte der welt/ (lumina mundi) die macht haben neue artickel des glaubens zu machen/ uñ ohn ſie darff niemand die ſchrifft auslegen. Du wolteſt gern auffruhr machen/ und die Layen uͤber die geiſtlichen empoͤren/ da wuͤrde der Got- tes dienſt verkehrt und der himmel fallen/ der al- lein auff ihnen ſtehet/ du ſolteſt ſtill ſchweigen/ oder allein die Layen ſchelten/ denn geiſtliche ſchelten bringt nichts guts/ macht meuterey im volck und verachtung der geiſtlichen Obrig- keit/ ſo beſſern ſie ſich auch nicht dadurch/ wer- den zornig und aͤrger/ ſolten dich wol in bann thun/ und fuͤr einen ketzer verdammen und ver- brennen. Warum ſind ſie aber blind? daß ſie mit ſolchem narrenwerck umgehen/ und auff- werffen/ das auch kinder und narren ſehen/ wie es nichts iſt. Sehen nicht ein fuͤncklein von dem wahrem licht des glaubens und Evangelii/ Egyptiſche finſternis ſind uͤber und in ihnen/ die man greiffen mag mit fingern/ doch ſind es eitel tugenden bey ihnen. Es iſt auch jetzt die aller- hoͤchſte tugend der Biſchoͤffe/ daß ſie nur groß/ grobe ungelehrte eſelskoͤpffe ſind/ und eine ſchan- de achten/ wo ſie gelehrt ſeynd ſolten. Zum 19. ſie lieben die wolluſt mehr denn GOtt. Da trifft der Apoſtel das gemeine ſprichwort: Die geiſtlichen haben gute tage. Jſt ein wolluͤſtig leben auff erden/ ſo iſts ihr le- ben/ denn ſie nehren ſich ohn arbeit/ von frem- den ſchweiß und blut/ gehen muͤßig/ eſſen und trincken das beſte/ kleiden ſich auch in das beſte/ haben die beſten lande und haͤuſer/ dazu auch die huͤbſcheſten fraͤulein/ oder ſonſt eine luſt und er- getzlichkeit dafuͤr/ daß man gemeiniglich ſagt; das gut gehoͤrt in die geiſtlichen. Aber das hei- lige creutz/ das CHriſtus allen den ſeinen auffge- legt hat/ welches nicht leidet die wolluſt/ haben ſie meiſterlich betrogen/ ſie habens in ſilber ge- faſt/ an hoͤltzer genagelt/ an die waͤnde ge- ſchmieret und auff die tuͤcher genehet/ da iſts gut zu tragen/ und thut nicht wehe/ ja es verkaufft ſeine kuͤſſe und ſegen/ und iſt ihnen ein nuͤtzlicher diener worden zur wolluſt. Aber in das hertz mag das liebe creutz nicht kommen/ muß auch mit ihrem leben nichts zu ſchaf- fen haben; denn ihre freyheit/ turſt/ trutz und ſchwulſt haben ihm einen riegel fuͤrgeſteckt. Doch tragen ſie dem HErꝛn ſein creutz ehrlich im ſilber zu lobe/ und fahren alſo gen him̃el von mund auff. Wenn nun der HErꝛ wird zu ih- nen ſagen: Jch habe mein creutz ſelber getra- gen/ und nicht geboten/ daß ihr daſſelbe tragen ſolt/ ſondern ein jeglicher ſein eigen creutz/ uñ mir folgen; ſo werden ſie ihn vielleicht abermal uͤber- kluͤgeln/ und zweyerley creutz erfindẽ/ wie ſie zwey- erley werck der barmhertzigkeit erfunden haben und ſagen: CHriſtus creutz ſey beſſer denn ihr ei- genes/ drum haben ſie ſich zum beſten gehalten und ihr creutz ligen laſſen/ auffdaß ſie ſeins ja ehrlich truͤgen/ ja auch ehrten und anbeteten fuͤr einen abgott. — Aber ſie ſind feinde des creu- tzes CHriſti/ das iſt die ſumma ſummarum da- von. Zum zwantzigſten und letzten. Sie haben den ſchein eines Goͤttlichen lebens/ aber ſeine macht verleugnen ſie. Wie gleich zu gehet der Apoſtel/ und kommt zuvor einer ſtarcken frage und einrede/ wo jemand wuͤrde ſagen/ wie mag das ſeyn? beten und ſingen ſie doch ſo viel/ hal- ten taͤglich meß (betſtunden und predigten) und halten den Gottesdienſt mit groſſen zierden und ehren. So leben je die Geiſtlichen in gehorſam/ armuth/ keuſchheit unter ihren heiligen orden und regel. Hierauf/ und alles was man mag auf- bringen/ gibtder Aoſtel kurtze autwort/ und ſpricht: Es ſey nur eitel ſchein/ gleiſſen und far- be/ daꝛunteꝛ ſolche gꝛeuliche untugenden bedeckt/ geſchmuͤckt und gemaͤſtet werden/ denn alle ihr ding iſt erwehlet und von menſchen erfunden und GOtt hat es nicht geboten. — Der HErr Chriſtus ſelbſt Matth. XXIV. da er alle dieſe un- tugenden unter ſolchem ſchein kuͤrtzlich nennen wolt/ hieß ers einen greuel und ſprach: Wenn ihr ſehē werdet den greuel in der heiligen ſtadt ꝛc. Denn es iſt ein greuel/ dafuͤr billig jedermann grauet/ daß unter ſolchem kleinem ſchein ſo groſ- ſe/ garſtige/ ſtinckende untugenden ſich maͤſten und regieren ſollen. Er ſpricht auch gar mercklich/ ſie verleugnen die macht oder krafft des Goͤttlichen lebens; wel- ches iſt gar vielmehr und haͤrter geſagt/ denn daß ſie ohne krafft und that des Goͤttlichen le- bens ſind. Es iſt verleugnen und wiederſtrei- ten. —— Er ſpricht: Huͤte dich und meide dieſelben. Darinnen er uns warnet/ daß wir uns fuͤr dem geiſtlichen regiment und ſtand fuͤrſehen/ und giebt urlaub/ ja gebeut heraus zu lauffen/ — Wie auch CHriſtus lehret Matth. XXIV. Man ſoll von ihnen fliehen und ſie meiden. Weiter mahlet er etliche unter ihnen ſonderlich aus und ſpricht: Aus denſelben ſind/ die durch die haͤuſeꝛ lauffen/ und fuͤhren die weiblein gefan- gen/ ſo mit ſuͤnden beladen ſind ꝛc. —— Haͤu- ſer nennet S. Paulus, das wir jetzt kirche heiſſen/ denn zu ſeiner zeit waren keine kirchen; ſondern die Chriſten kamen zuſammen in ein hauß/ als jetzt noch moͤchten 10. oder 20. nachbarn zuſam- men kom̃en in eines hauß unter ihnen und pre- digten allda und beteten und empfingen das Sacrament. —— Das andere ſtuͤck iſt/ daß eben ſie faſt allein die beichte regieren/ die hat ih- nen der Pabſt auch geben eben aus derſelben macht/ da er ihnen das lauffen durch die haͤuſer hat ausgeben/ da hat der teuffel ſein recht ſpiel/ da haͤngen ſich die weiber an/ ſonderlich die ſtar- cke groſſe knotten heimlich auff ſich haben/ und wie Paulns ſagt/ mit ſuͤnden beladen ſind. Denn die naͤrrinnen/ ſo ſie ihr gewiſſen beiſſet/ und nicht wiſſen/ wie ſie ihm helffen und rathen ſollen/ lauffen ſie hin und ſchuͤttens in die kut- ten (Prieſter-rock) meinen ſie habens troffen/ da ſind ſie denn gefangen/ da gibt und traͤgt man denn zu/ was man kan und hat. Und die heilige vaͤter treten denn auff und predigen von den ſuͤnden zu beichten/ ſagen viel exem- pel/ wie etliche weiber verdammt/ nach dem tod erſchienen und bekannt haben/ daß ſie um nachlaſſen der beicht verdammt ſeyn/ und luͤgen ſo

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/418>, abgerufen am 09.05.2024.