Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. II. Num. XII. Von verfälschung der schrifften Lutheri.
[Spaltenumbruch] so Päbstlich einher/ die aller grösten lügen/ daß
die steine zittern und schwitzen möchten. Hab
acht auff ihr exempel-predigen/ so wirstu innen
werden, daß gemeiniglich nur weiber sind gewe-
sen/ die umb nachlassen der beicht verdammt
sind/ und nicht männer/ daß man greiffen mag/
es habe ein ertzbube dieselbe exempel er dacht/ der
da gerne der weiber hertz und heimlichkeit erfah-
ren hätte/ und gesehen/ wie das weiber-volck
aus natürlicher kleinmuth natürlich schamhaff-
tig ist mehr dann der mann/ hat er gedacht/ ich
will ihm recht rathen/ und durch schrecken der
beicht ihr hertz erfahren/ und ist ihme durch hülf-
fe deß Teuffels geglücket. Hat aber darneben
viel gewissen verstricket und verdammt/ die aus
unüberwindlicher scham und blödigkeit nicht
gebeichtet haben/ und doch wider ihr gewissen
damit gesündiget/ dieweil sie geglaubet haben/
es seye nöthig zu beichten/ und doch nicht ge-
than. Dann wie du glaubest/ so richtet dich
GOtt/ glaubstu/ daß du etwas zu thun schul-
dig bist/ und thusts nicht/ so sündigest du. Jch
sage mein urtheil/ daß ein solcher bube/ der mit
solchen exempeln die gewissen also mit falschem
glauben verstricket und verdammt/ würdig wä-
re/ daß nicht allein sein leib/ sondern auch seine
seele von allen Teuffeln in hundert tausend stü-
cken zurissen und zu pulver würde. Was greu-
lichen seelen-mord begehen die höllischen verrä-
ther in aller welt? O weine/ wer da weinen
kan/ über solches jämmerliche verderben der ar-
menseelen. ----

Wenn man aber die richtige freye strasse pre-
NB.digte/ und spräch also: Lieben weiber/ hat je-
mand sunde auff ihr/ mag sie beichten/
ob sie will/ sie beichte aber/ oder sie beichte
nicht/
so habe sie festen glauben/ daß ihr Chri-
stus die sünden vergebe/ und beichte sie demsel-
ben heimlich mit gantzer hertzlicher zuversicht
auff seine gnade/ die er allen denen verheissen/
die ihr begehren/ und nicht daran zweiffeln/ so
sind die sünden gewißlich vergeben/ lasse dann
auch davon/ und übe sich in guten wercken ge-
gen ihren nächsten/ die ihr bedürffen/ lade arme
leute/ wasche ihre füsse und diene ihnen demü-
thiglich. Siehe das wäre eine rechte weise ein
sündlich gewissen wieder zurechte zu bringen/
das gienge ohne beschwerung mit lust und wil-
len zu/ das GOtt wolgefällt.

Aber wo das geschehe/ so würde den seel-
mördern und geist ängstern der beichtpfen-
ning
entfallen/ die milch in der kirchen versie-
gen und das arme gewissen loß/ nicht mehr ge-
führt auff ihr unendlich lehren und predigen/
das wäre dem heiligen geistlichen stand zu na-
he/ solt wol hungers darob sterben. ----

Sie sagen viel/ man soll der geistlichen scho-
nen/ sie nicht schelten noch straffen/ sondern
ehren und entschuldigen. Ja/ wenn sie nur für
sich selbst böse wären/ und allein sich verderbten/
wolte ich auch baß schweigen. Aber ihr regi-
ment verderbt alle welt. Wer dazu schweiget
und nicht leib und leben darüber wagt/ der ist
kein rechter Christ/ liebt auch nicht seines näch-
sten seligkeit als seine eigene. Künt ich nur die
seelen aus ihrem höllen-rachen reissen/ ich wolte
sie wol mässiger schelten. Sie zünden die stadt
an und sprechen: Jch solte nicht feuer schreyen
noch leschen. Vermaledeyet sey der (spricht
[Spaltenumbruch] Jeremias) der GOttes werck trüglich thut/
und verhält sein schwerdt vom blut. GOTT
will/ man soll frisch drein hauen mit seinem
schwerdt/ daß das blut hernach gehe. Wer
das werck untreulich thut/ der ist vermaledeyet.
So wollen sie nur die federn gelesen haben und
mit fuchsschwäntzen überwedelt seyn. Nicht
also lieber mensch.

Weiter spricht St. Paulus: Gleichwie
Jannes und Jambres Mosi widerstunden/
also widerstehen auch diese der warheit. Das
redet er von allen vorigen geistlichen/ wie die
der warheit widerstehen/ und nicht leiden wol-
len/ daß die leute aus ihrem ängstlichen regi-
ment zur erkäntnis des freyen glaubens kom-
men. Das sihet jedermann jetzt wol/ sie fürch-
ten/ ihr regiment und tyranney werde vergehen.
Also da das volck von Jsrael in Egypten vom
König Pharao unterdrucket war/ und Moses
von GOtt geschickt/ daß er sie erlösete/ thäte
er zuerst zwey wunderzeichen/ zu beweisen/ daß
er von GOtt geschickt wäre. Da thäten die
zwey zauberer des Königs Pharao/ Jannes
und Jambres/ eben dergleichen wunderzeichen/
hielten damit den König auff/ und machten
Mosis wunderzeichen zunichte/ daß das volck
bleiben muste biß an das dritte wunderzeichen/
da kunten sie nimmer/ da ward erkant/ daß
ihr ding nicht recht war/ und Mosis ding recht.
Also gehet es NB. allezeit/ die tyrannen (die
geistlichen) in GOttes volck haben allezeit den
schein/ und fahren als die rechten heiligen in
geberden/ damit hindern sie und halten auff die
einfältigen/ daß sie nicht können loß werden.
Denn sie sind schwach im gewissen/ und kön-
nen nicht frey zwischen dem schein und grund/
zwischen der warheit und dem gleissen urthei-
len. Also muß allezeit der arme hauffen durch
das scheinen und gleissen gefangen und an der
warheit gehindert und auffgehalten werden.
Weiter: Es sind menschen von zerrütteten sin-
nen und zum glauben kein Nutz. Da hastu/
was sie im grunde sind/ ihre meinung und dün-
ckel ist verrückt/ dann sie stehen darauff/ daß
solches ihr wesen recht sey/ und seye kein anders/
wissen nichts vom glauben. Der glaub allein
macht unverrückte sinnen und geistliche Jung-
frauen/ das lehret einen rechten dünckel und
gute meinung/ die darauff stehet/ daß GOt-
tes gnade allein unser trost sey. Wer den sinn
nicht hat/ der ist ein Christ/ wie eine hure ei-
ne jungfrau ist/ ob er gleich aller Heiligen wer-
cke thät. Und wo solche verrückte meinung
ist/ da ist wenig hoffnung/ daß sie immer zum
rechten glauben kommen/ sonderlich/ wann sie
so ferne kommen/ daß sie darwider fechten/ und
zuvor durch die Tauffe darein gesetzt sind/ und
sich darnach verrücken lassen. Weiter: Aber sie
werden die länge nicht bestehen/ ihre unweißheit
wird jedermann offenbahr werden. Also wirds
dem Pabst und unsern geistlichen auch gehen/
die warheit wird bleiben/ und ihnen zu starck
seyn/ ihr gleissen und büberey muß offenbahr
werden/ da hilfft kein wüten noch toben für/
wann sie gleich vier tausend Türckischer Käyser
auff ihrer seiten hätten. Schein und lügen
können endlich nicht bestehen/ es ist nicht müg-
lich/ ob sie sich gleich eine zeitlang erretten und
währen.

Ibid.
A. K. H. Vierter Theil. Q 2

Th. IV. Sect. II. Num. XII. Von verfaͤlſchung der ſchrifften Lutheri.
[Spaltenumbruch] ſo Paͤbſtlich einher/ die aller groͤſten luͤgen/ daß
die ſteine zittern und ſchwitzen moͤchten. Hab
acht auff ihr exempel-predigen/ ſo wirſtu innen
werden, daß gemeiniglich nur weiber ſind gewe-
ſen/ die umb nachlaſſen der beicht verdam̃t
ſind/ und nicht maͤnner/ daß man greiffen mag/
es habe ein ertzbube dieſelbe exempel er dacht/ der
da gerne der weiber hertz und heimlichkeit erfah-
ren haͤtte/ und geſehen/ wie das weiber-volck
aus natuͤrlicher kleinmuth natuͤrlich ſchamhaff-
tig iſt mehr dann der mann/ hat er gedacht/ ich
will ihm recht rathen/ und durch ſchrecken der
beicht ihr hertz erfahren/ und iſt ihme durch huͤlf-
fe deß Teuffels gegluͤcket. Hat aber darneben
viel gewiſſen verſtricket und verdam̃t/ die aus
unuͤberwindlicher ſcham und bloͤdigkeit nicht
gebeichtet haben/ und doch wider ihr gewiſſen
damit geſuͤndiget/ dieweil ſie geglaubet haben/
es ſeye noͤthig zu beichten/ und doch nicht ge-
than. Dann wie du glaubeſt/ ſo richtet dich
GOtt/ glaubſtu/ daß du etwas zu thun ſchul-
dig biſt/ und thuſts nicht/ ſo ſuͤndigeſt du. Jch
ſage mein urtheil/ daß ein ſolcher bube/ der mit
ſolchen exempeln die gewiſſen alſo mit falſchem
glauben verſtricket und verdam̃t/ wuͤrdig waͤ-
re/ daß nicht allein ſein leib/ ſondern auch ſeine
ſeele von allen Teuffeln in hundert tauſend ſtuͤ-
cken zuriſſen und zu pulver wuͤrde. Was greu-
lichen ſeelen-mord begehen die hoͤlliſchen verraͤ-
ther in aller welt? O weine/ wer da weinen
kan/ uͤber ſolches jaͤmmerliche verderben der ar-
menſeelen. ——

Wenn man aber die richtige freye ſtraſſe pre-
NB.digte/ und ſpraͤch alſo: Lieben weiber/ hat je-
mand ſunde auff ihr/ mag ſie beichten/
ob ſie will/ ſie beichte aber/ oder ſie beichte
nicht/
ſo habe ſie feſten glauben/ daß ihr Chri-
ſtus die ſuͤnden vergebe/ und beichte ſie demſel-
ben heimlich mit gantzer hertzlicher zuverſicht
auff ſeine gnade/ die er allen denen verheiſſen/
die ihr begehren/ und nicht daran zweiffeln/ ſo
ſind die ſuͤnden gewißlich vergeben/ laſſe dann
auch davon/ und uͤbe ſich in guten wercken ge-
gen ihren naͤchſten/ die ihr beduͤrffen/ lade arme
leute/ waſche ihre fuͤſſe und diene ihnen demuͤ-
thiglich. Siehe das waͤre eine rechte weiſe ein
ſuͤndlich gewiſſen wieder zurechte zu bringen/
das gienge ohne beſchwerung mit luſt und wil-
len zu/ das GOtt wolgefaͤllt.

Aber wo das geſchehe/ ſo wuͤrde den ſeel-
moͤrdern und geiſt aͤngſtern der beichtpfen-
ning
entfallen/ die milch in der kirchen verſie-
gen und das arme gewiſſen loß/ nicht mehr ge-
fuͤhrt auff ihr unendlich lehren und predigen/
das waͤre dem heiligen geiſtlichen ſtand zu na-
he/ ſolt wol hungers darob ſterben. ——

Sie ſagen viel/ man ſoll der geiſtlichen ſcho-
nen/ ſie nicht ſchelten noch ſtraffen/ ſondern
ehren und entſchuldigen. Ja/ wenn ſie nur fuͤr
ſich ſelbſt boͤſe waͤren/ und allein ſich verderbten/
wolte ich auch baß ſchweigen. Aber ihr regi-
ment verderbt alle welt. Wer dazu ſchweiget
und nicht leib und leben daruͤber wagt/ der iſt
kein rechter Chriſt/ liebt auch nicht ſeines naͤch-
ſten ſeligkeit als ſeine eigene. Kuͤnt ich nur die
ſeelen aus ihrem hoͤllen-rachen reiſſen/ ich wolte
ſie wol maͤſſiger ſchelten. Sie zuͤnden die ſtadt
an und ſprechen: Jch ſolte nicht feuer ſchreyen
noch leſchen. Vermaledeyet ſey der (ſpricht
[Spaltenumbruch] Jeremias) der GOttes werck truͤglich thut/
und verhaͤlt ſein ſchwerdt vom blut. GOTT
will/ man ſoll friſch drein hauen mit ſeinem
ſchwerdt/ daß das blut hernach gehe. Wer
das werck untreulich thut/ der iſt vermaledeyet.
So wollen ſie nur die federn geleſen haben und
mit fuchsſchwaͤntzen uͤberwedelt ſeyn. Nicht
alſo lieber menſch.

Weiter ſpricht St. Paulus: Gleichwie
Jannes und Jambres Moſi widerſtunden/
alſo widerſtehen auch dieſe der warheit. Das
redet er von allen vorigen geiſtlichen/ wie die
der warheit widerſtehen/ und nicht leiden wol-
len/ daß die leute aus ihrem aͤngſtlichen regi-
ment zur erkaͤntnis des freyen glaubens kom-
men. Das ſihet jedermann jetzt wol/ ſie fuͤrch-
ten/ ihr regiment und tyranney werde vergehen.
Alſo da das volck von Jſrael in Egypten vom
Koͤnig Pharao unterdrucket war/ und Moſes
von GOtt geſchickt/ daß er ſie erloͤſete/ thaͤte
er zuerſt zwey wunderzeichen/ zu beweiſen/ daß
er von GOtt geſchickt waͤre. Da thaͤten die
zwey zauberer des Koͤnigs Pharao/ Jannes
und Jambres/ eben dergleichen wunderzeichen/
hielten damit den Koͤnig auff/ und machten
Moſis wunderzeichen zunichte/ daß das volck
bleiben muſte biß an das dritte wunderzeichen/
da kunten ſie nimmer/ da ward erkant/ daß
ihr ding nicht recht war/ und Moſis ding recht.
Alſo gehet es NB. allezeit/ die tyrannen (die
geiſtlichen) in GOttes volck haben allezeit den
ſchein/ und fahren als die rechten heiligen in
geberden/ damit hindern ſie und halten auff die
einfaͤltigen/ daß ſie nicht koͤnnen loß werden.
Denn ſie ſind ſchwach im gewiſſen/ und koͤn-
nen nicht frey zwiſchen dem ſchein und grund/
zwiſchen der warheit und dem gleiſſen urthei-
len. Alſo muß allezeit der arme hauffen durch
das ſcheinen und gleiſſen gefangen und an der
warheit gehindert und auffgehalten werden.
Weiter: Es ſind menſchen von zerruͤtteten ſin-
nen und zum glauben kein Nutz. Da haſtu/
was ſie im grunde ſind/ ihre meinung und duͤn-
ckel iſt verruͤckt/ dann ſie ſtehen darauff/ daß
ſolches ihr weſen recht ſey/ und ſeye kein anders/
wiſſen nichts vom glauben. Der glaub allein
macht unverruͤckte ſinnen und geiſtliche Jung-
frauen/ das lehret einen rechten duͤnckel und
gute meinung/ die darauff ſtehet/ daß GOt-
tes gnade allein unſer troſt ſey. Wer den ſinn
nicht hat/ der iſt ein Chriſt/ wie eine hure ei-
ne jungfrau iſt/ ob er gleich aller Heiligen wer-
cke thaͤt. Und wo ſolche verruͤckte meinung
iſt/ da iſt wenig hoffnung/ daß ſie immer zum
rechten glauben kommen/ ſonderlich/ wann ſie
ſo ferne kommen/ daß ſie darwider fechten/ und
zuvor durch die Tauffe darein geſetzt ſind/ und
ſich darnach verruͤcken laſſen. Weiter: Aber ſie
werden die laͤnge nicht beſtehen/ ihre unweißheit
wird jedermann offenbahr werden. Alſo wirds
dem Pabſt und unſern geiſtlichen auch gehen/
die warheit wird bleiben/ und ihnen zu ſtarck
ſeyn/ ihr gleiſſen und buͤberey muß offenbahr
werden/ da hilfft kein wuͤten noch toben fuͤr/
wann ſie gleich vier tauſend Tuͤrckiſcher Kaͤyſer
auff ihrer ſeiten haͤtten. Schein und luͤgen
koͤnnen endlich nicht beſtehen/ es iſt nicht muͤg-
lich/ ob ſie ſich gleich eine zeitlang erretten und
waͤhren.

Ibid.
A. K. H. Vierter Theil. Q 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0419" n="123"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XII.</hi> Von verfa&#x0364;l&#x017F;chung der &#x017F;chrifften <hi rendition="#aq">Lutheri.</hi></fw><lb/><cb/>
&#x017F;o Pa&#x0364;b&#x017F;tlich einher/ die aller gro&#x0364;&#x017F;ten lu&#x0364;gen/ daß<lb/>
die &#x017F;teine zittern und &#x017F;chwitzen mo&#x0364;chten. Hab<lb/>
acht auff ihr exempel-predigen/ &#x017F;o wir&#x017F;tu innen<lb/>
werden, daß gemeiniglich nur weiber &#x017F;ind gewe-<lb/>
&#x017F;en/ die umb nachla&#x017F;&#x017F;en der beicht verdam&#x0303;t<lb/>
&#x017F;ind/ und nicht ma&#x0364;nner/ daß man greiffen mag/<lb/>
es habe ein ertzbube die&#x017F;elbe exempel er dacht/ der<lb/>
da gerne der weiber hertz und heimlichkeit erfah-<lb/>
ren ha&#x0364;tte/ und ge&#x017F;ehen/ wie das weiber-volck<lb/>
aus natu&#x0364;rlicher kleinmuth natu&#x0364;rlich &#x017F;chamhaff-<lb/>
tig i&#x017F;t mehr dann der mann/ hat er gedacht/ ich<lb/>
will ihm recht rathen/ und durch &#x017F;chrecken der<lb/>
beicht ihr hertz erfahren/ und i&#x017F;t ihme durch hu&#x0364;lf-<lb/>
fe deß Teuffels geglu&#x0364;cket. Hat aber darneben<lb/>
viel gewi&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;tricket und verdam&#x0303;t/ die aus<lb/>
unu&#x0364;berwindlicher &#x017F;cham und blo&#x0364;digkeit nicht<lb/>
gebeichtet haben/ und doch wider ihr gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
damit ge&#x017F;u&#x0364;ndiget/ dieweil &#x017F;ie geglaubet haben/<lb/>
es &#x017F;eye no&#x0364;thig zu beichten/ und doch nicht ge-<lb/>
than. Dann wie du glaube&#x017F;t/ &#x017F;o richtet dich<lb/>
GOtt/ glaub&#x017F;tu/ daß du etwas zu thun &#x017F;chul-<lb/>
dig bi&#x017F;t/ und thu&#x017F;ts nicht/ &#x017F;o &#x017F;u&#x0364;ndige&#x017F;t du. Jch<lb/>
&#x017F;age mein urtheil/ daß ein &#x017F;olcher bube/ der mit<lb/>
&#x017F;olchen exempeln die gewi&#x017F;&#x017F;en al&#x017F;o mit fal&#x017F;chem<lb/>
glauben ver&#x017F;tricket und verdam&#x0303;t/ wu&#x0364;rdig wa&#x0364;-<lb/>
re/ daß nicht allein &#x017F;ein leib/ &#x017F;ondern auch &#x017F;eine<lb/>
&#x017F;eele von allen Teuffeln in hundert tau&#x017F;end &#x017F;tu&#x0364;-<lb/>
cken zuri&#x017F;&#x017F;en und zu pulver wu&#x0364;rde. Was greu-<lb/>
lichen &#x017F;eelen-mord begehen die ho&#x0364;lli&#x017F;chen verra&#x0364;-<lb/>
ther in aller welt? O weine/ wer da weinen<lb/>
kan/ u&#x0364;ber &#x017F;olches ja&#x0364;mmerliche verderben der ar-<lb/>
men&#x017F;eelen. &#x2014;&#x2014;</p><lb/>
                <p>Wenn man aber die richtige freye &#x017F;tra&#x017F;&#x017F;e pre-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">NB.</hi></note>digte/ und &#x017F;pra&#x0364;ch al&#x017F;o: Lieben weiber/ <hi rendition="#fr">hat je-<lb/>
mand &#x017F;unde auff ihr/ mag &#x017F;ie beichten/<lb/>
ob &#x017F;ie will/ &#x017F;ie beichte aber/ oder &#x017F;ie beichte<lb/>
nicht/</hi> &#x017F;o habe &#x017F;ie fe&#x017F;ten glauben/ daß ihr Chri-<lb/>
&#x017F;tus die &#x017F;u&#x0364;nden vergebe/ und beichte &#x017F;ie dem&#x017F;el-<lb/>
ben heimlich mit gantzer hertzlicher zuver&#x017F;icht<lb/>
auff &#x017F;eine gnade/ die er allen denen verhei&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
die ihr begehren/ und nicht daran zweiffeln/ &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ind die &#x017F;u&#x0364;nden gewißlich vergeben/ la&#x017F;&#x017F;e dann<lb/>
auch davon/ und u&#x0364;be &#x017F;ich in guten wercken ge-<lb/>
gen ihren na&#x0364;ch&#x017F;ten/ die ihr bedu&#x0364;rffen/ lade arme<lb/>
leute/ wa&#x017F;che ihre fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und diene ihnen demu&#x0364;-<lb/>
thiglich. Siehe das wa&#x0364;re eine rechte wei&#x017F;e ein<lb/>
&#x017F;u&#x0364;ndlich gewi&#x017F;&#x017F;en wieder zurechte zu bringen/<lb/>
das gienge ohne be&#x017F;chwerung mit lu&#x017F;t und wil-<lb/>
len zu/ das GOtt wolgefa&#x0364;llt.</p><lb/>
                <p>Aber wo das ge&#x017F;chehe/ &#x017F;o wu&#x0364;rde den &#x017F;eel-<lb/>
mo&#x0364;rdern und gei&#x017F;t a&#x0364;ng&#x017F;tern der <hi rendition="#fr">beichtpfen-<lb/>
ning</hi> entfallen/ die milch in der kirchen ver&#x017F;ie-<lb/>
gen und das arme gewi&#x017F;&#x017F;en loß/ nicht mehr ge-<lb/>
fu&#x0364;hrt auff ihr unendlich lehren und predigen/<lb/>
das wa&#x0364;re dem heiligen gei&#x017F;tlichen &#x017F;tand zu na-<lb/>
he/ &#x017F;olt wol hungers darob &#x017F;terben. &#x2014;&#x2014;</p><lb/>
                <p>Sie &#x017F;agen viel/ man &#x017F;oll der gei&#x017F;tlichen &#x017F;cho-<lb/>
nen/ &#x017F;ie nicht &#x017F;chelten noch &#x017F;traffen/ &#x017F;ondern<lb/>
ehren und ent&#x017F;chuldigen. Ja/ wenn &#x017F;ie nur fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t bo&#x0364;&#x017F;e wa&#x0364;ren/ und allein &#x017F;ich verderbten/<lb/>
wolte ich auch baß &#x017F;chweigen. Aber ihr regi-<lb/>
ment verderbt alle welt. Wer dazu &#x017F;chweiget<lb/>
und nicht leib und leben daru&#x0364;ber wagt/ der i&#x017F;t<lb/>
kein rechter Chri&#x017F;t/ liebt auch nicht &#x017F;eines na&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;ten &#x017F;eligkeit als &#x017F;eine eigene. Ku&#x0364;nt ich nur die<lb/>
&#x017F;eelen aus ihrem ho&#x0364;llen-rachen rei&#x017F;&#x017F;en/ ich wolte<lb/>
&#x017F;ie wol ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;iger &#x017F;chelten. Sie zu&#x0364;nden die &#x017F;tadt<lb/>
an und &#x017F;prechen: Jch &#x017F;olte nicht feuer &#x017F;chreyen<lb/>
noch le&#x017F;chen. Vermaledeyet &#x017F;ey der (&#x017F;pricht<lb/><cb/>
Jeremias) der GOttes werck tru&#x0364;glich thut/<lb/>
und verha&#x0364;lt &#x017F;ein &#x017F;chwerdt vom blut. GOTT<lb/>
will/ man &#x017F;oll fri&#x017F;ch drein hauen mit &#x017F;einem<lb/>
&#x017F;chwerdt/ daß das blut hernach gehe. Wer<lb/>
das werck untreulich thut/ der i&#x017F;t vermaledeyet.<lb/>
So wollen &#x017F;ie nur die federn gele&#x017F;en haben und<lb/>
mit fuchs&#x017F;chwa&#x0364;ntzen u&#x0364;berwedelt &#x017F;eyn. Nicht<lb/>
al&#x017F;o lieber men&#x017F;ch.</p><lb/>
                <p>Weiter &#x017F;pricht St. Paulus: Gleichwie<lb/>
Jannes und Jambres Mo&#x017F;i wider&#x017F;tunden/<lb/>
al&#x017F;o wider&#x017F;tehen auch die&#x017F;e der warheit. Das<lb/>
redet er von allen vorigen gei&#x017F;tlichen/ wie die<lb/>
der warheit wider&#x017F;tehen/ und nicht leiden wol-<lb/>
len/ daß die leute aus ihrem a&#x0364;ng&#x017F;tlichen regi-<lb/>
ment zur erka&#x0364;ntnis des freyen glaubens kom-<lb/>
men. Das &#x017F;ihet jedermann jetzt wol/ &#x017F;ie fu&#x0364;rch-<lb/>
ten/ ihr regiment und tyranney werde vergehen.<lb/>
Al&#x017F;o da das volck von J&#x017F;rael in Egypten vom<lb/>
Ko&#x0364;nig Pharao unterdrucket war/ und Mo&#x017F;es<lb/>
von GOtt ge&#x017F;chickt/ daß er &#x017F;ie erlo&#x0364;&#x017F;ete/ tha&#x0364;te<lb/>
er zuer&#x017F;t zwey wunderzeichen/ zu bewei&#x017F;en/ daß<lb/>
er von GOtt ge&#x017F;chickt wa&#x0364;re. Da tha&#x0364;ten die<lb/>
zwey zauberer des Ko&#x0364;nigs Pharao/ Jannes<lb/>
und Jambres/ eben dergleichen wunderzeichen/<lb/>
hielten damit den Ko&#x0364;nig auff/ und machten<lb/>
Mo&#x017F;is wunderzeichen zunichte/ daß das volck<lb/>
bleiben mu&#x017F;te biß an das dritte wunderzeichen/<lb/>
da kunten &#x017F;ie nimmer/ da ward erkant/ daß<lb/>
ihr ding nicht recht war/ und Mo&#x017F;is ding recht.<lb/>
Al&#x017F;o gehet es <hi rendition="#aq">NB.</hi> allezeit/ die tyrannen (die<lb/>
gei&#x017F;tlichen) in GOttes volck haben allezeit den<lb/>
&#x017F;chein/ und fahren als die rechten heiligen in<lb/>
geberden/ damit hindern &#x017F;ie und halten auff die<lb/>
einfa&#x0364;ltigen/ daß &#x017F;ie nicht ko&#x0364;nnen loß werden.<lb/>
Denn &#x017F;ie &#x017F;ind &#x017F;chwach im gewi&#x017F;&#x017F;en/ und ko&#x0364;n-<lb/>
nen nicht frey zwi&#x017F;chen dem &#x017F;chein und grund/<lb/>
zwi&#x017F;chen der warheit und dem glei&#x017F;&#x017F;en urthei-<lb/>
len. Al&#x017F;o muß allezeit der arme hauffen durch<lb/>
das &#x017F;cheinen und glei&#x017F;&#x017F;en gefangen und an der<lb/>
warheit gehindert und auffgehalten werden.<lb/>
Weiter: Es &#x017F;ind men&#x017F;chen von zerru&#x0364;tteten &#x017F;in-<lb/>
nen und zum glauben kein Nutz. Da ha&#x017F;tu/<lb/>
was &#x017F;ie im grunde &#x017F;ind/ ihre meinung und du&#x0364;n-<lb/>
ckel i&#x017F;t verru&#x0364;ckt/ dann &#x017F;ie &#x017F;tehen darauff/ daß<lb/>
&#x017F;olches ihr we&#x017F;en recht &#x017F;ey/ und &#x017F;eye kein anders/<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en nichts vom glauben. Der glaub allein<lb/>
macht unverru&#x0364;ckte &#x017F;innen und gei&#x017F;tliche Jung-<lb/>
frauen/ das lehret einen rechten du&#x0364;nckel und<lb/>
gute meinung/ die darauff &#x017F;tehet/ daß GOt-<lb/>
tes gnade allein un&#x017F;er tro&#x017F;t &#x017F;ey. Wer den &#x017F;inn<lb/>
nicht hat/ der i&#x017F;t ein Chri&#x017F;t/ wie eine hure ei-<lb/>
ne jungfrau i&#x017F;t/ ob er gleich aller Heiligen wer-<lb/>
cke tha&#x0364;t. Und wo &#x017F;olche verru&#x0364;ckte meinung<lb/>
i&#x017F;t/ da i&#x017F;t wenig hoffnung/ daß &#x017F;ie immer zum<lb/>
rechten glauben kommen/ &#x017F;onderlich/ wann &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;o ferne kommen/ daß &#x017F;ie darwider fechten/ und<lb/>
zuvor durch die Tauffe darein ge&#x017F;etzt &#x017F;ind/ und<lb/>
&#x017F;ich darnach verru&#x0364;cken la&#x017F;&#x017F;en. Weiter: Aber &#x017F;ie<lb/>
werden die la&#x0364;nge nicht be&#x017F;tehen/ ihre unweißheit<lb/>
wird jedermann offenbahr werden. Al&#x017F;o wirds<lb/>
dem Pab&#x017F;t und un&#x017F;ern gei&#x017F;tlichen auch gehen/<lb/>
die warheit wird bleiben/ und ihnen zu &#x017F;tarck<lb/>
&#x017F;eyn/ ihr glei&#x017F;&#x017F;en und bu&#x0364;berey muß offenbahr<lb/>
werden/ da hilfft kein wu&#x0364;ten noch toben fu&#x0364;r/<lb/>
wann &#x017F;ie gleich vier tau&#x017F;end Tu&#x0364;rcki&#x017F;cher Ka&#x0364;y&#x017F;er<lb/>
auff ihrer &#x017F;eiten ha&#x0364;tten. Schein und lu&#x0364;gen<lb/>
ko&#x0364;nnen endlich nicht be&#x017F;tehen/ es i&#x017F;t nicht mu&#x0364;g-<lb/>
lich/ ob &#x017F;ie &#x017F;ich gleich eine zeitlang erretten und<lb/>
wa&#x0364;hren.</p><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">A. K. H. Vierter Theil.</hi> Q 2</fw>
                <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Ibid.</hi> </fw><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0419] Th. IV. Sect. II. Num. XII. Von verfaͤlſchung der ſchrifften Lutheri. ſo Paͤbſtlich einher/ die aller groͤſten luͤgen/ daß die ſteine zittern und ſchwitzen moͤchten. Hab acht auff ihr exempel-predigen/ ſo wirſtu innen werden, daß gemeiniglich nur weiber ſind gewe- ſen/ die umb nachlaſſen der beicht verdam̃t ſind/ und nicht maͤnner/ daß man greiffen mag/ es habe ein ertzbube dieſelbe exempel er dacht/ der da gerne der weiber hertz und heimlichkeit erfah- ren haͤtte/ und geſehen/ wie das weiber-volck aus natuͤrlicher kleinmuth natuͤrlich ſchamhaff- tig iſt mehr dann der mann/ hat er gedacht/ ich will ihm recht rathen/ und durch ſchrecken der beicht ihr hertz erfahren/ und iſt ihme durch huͤlf- fe deß Teuffels gegluͤcket. Hat aber darneben viel gewiſſen verſtricket und verdam̃t/ die aus unuͤberwindlicher ſcham und bloͤdigkeit nicht gebeichtet haben/ und doch wider ihr gewiſſen damit geſuͤndiget/ dieweil ſie geglaubet haben/ es ſeye noͤthig zu beichten/ und doch nicht ge- than. Dann wie du glaubeſt/ ſo richtet dich GOtt/ glaubſtu/ daß du etwas zu thun ſchul- dig biſt/ und thuſts nicht/ ſo ſuͤndigeſt du. Jch ſage mein urtheil/ daß ein ſolcher bube/ der mit ſolchen exempeln die gewiſſen alſo mit falſchem glauben verſtricket und verdam̃t/ wuͤrdig waͤ- re/ daß nicht allein ſein leib/ ſondern auch ſeine ſeele von allen Teuffeln in hundert tauſend ſtuͤ- cken zuriſſen und zu pulver wuͤrde. Was greu- lichen ſeelen-mord begehen die hoͤlliſchen verraͤ- ther in aller welt? O weine/ wer da weinen kan/ uͤber ſolches jaͤmmerliche verderben der ar- menſeelen. —— Wenn man aber die richtige freye ſtraſſe pre- digte/ und ſpraͤch alſo: Lieben weiber/ hat je- mand ſunde auff ihr/ mag ſie beichten/ ob ſie will/ ſie beichte aber/ oder ſie beichte nicht/ ſo habe ſie feſten glauben/ daß ihr Chri- ſtus die ſuͤnden vergebe/ und beichte ſie demſel- ben heimlich mit gantzer hertzlicher zuverſicht auff ſeine gnade/ die er allen denen verheiſſen/ die ihr begehren/ und nicht daran zweiffeln/ ſo ſind die ſuͤnden gewißlich vergeben/ laſſe dann auch davon/ und uͤbe ſich in guten wercken ge- gen ihren naͤchſten/ die ihr beduͤrffen/ lade arme leute/ waſche ihre fuͤſſe und diene ihnen demuͤ- thiglich. Siehe das waͤre eine rechte weiſe ein ſuͤndlich gewiſſen wieder zurechte zu bringen/ das gienge ohne beſchwerung mit luſt und wil- len zu/ das GOtt wolgefaͤllt. NB. Aber wo das geſchehe/ ſo wuͤrde den ſeel- moͤrdern und geiſt aͤngſtern der beichtpfen- ning entfallen/ die milch in der kirchen verſie- gen und das arme gewiſſen loß/ nicht mehr ge- fuͤhrt auff ihr unendlich lehren und predigen/ das waͤre dem heiligen geiſtlichen ſtand zu na- he/ ſolt wol hungers darob ſterben. —— Sie ſagen viel/ man ſoll der geiſtlichen ſcho- nen/ ſie nicht ſchelten noch ſtraffen/ ſondern ehren und entſchuldigen. Ja/ wenn ſie nur fuͤr ſich ſelbſt boͤſe waͤren/ und allein ſich verderbten/ wolte ich auch baß ſchweigen. Aber ihr regi- ment verderbt alle welt. Wer dazu ſchweiget und nicht leib und leben daruͤber wagt/ der iſt kein rechter Chriſt/ liebt auch nicht ſeines naͤch- ſten ſeligkeit als ſeine eigene. Kuͤnt ich nur die ſeelen aus ihrem hoͤllen-rachen reiſſen/ ich wolte ſie wol maͤſſiger ſchelten. Sie zuͤnden die ſtadt an und ſprechen: Jch ſolte nicht feuer ſchreyen noch leſchen. Vermaledeyet ſey der (ſpricht Jeremias) der GOttes werck truͤglich thut/ und verhaͤlt ſein ſchwerdt vom blut. GOTT will/ man ſoll friſch drein hauen mit ſeinem ſchwerdt/ daß das blut hernach gehe. Wer das werck untreulich thut/ der iſt vermaledeyet. So wollen ſie nur die federn geleſen haben und mit fuchsſchwaͤntzen uͤberwedelt ſeyn. Nicht alſo lieber menſch. Weiter ſpricht St. Paulus: Gleichwie Jannes und Jambres Moſi widerſtunden/ alſo widerſtehen auch dieſe der warheit. Das redet er von allen vorigen geiſtlichen/ wie die der warheit widerſtehen/ und nicht leiden wol- len/ daß die leute aus ihrem aͤngſtlichen regi- ment zur erkaͤntnis des freyen glaubens kom- men. Das ſihet jedermann jetzt wol/ ſie fuͤrch- ten/ ihr regiment und tyranney werde vergehen. Alſo da das volck von Jſrael in Egypten vom Koͤnig Pharao unterdrucket war/ und Moſes von GOtt geſchickt/ daß er ſie erloͤſete/ thaͤte er zuerſt zwey wunderzeichen/ zu beweiſen/ daß er von GOtt geſchickt waͤre. Da thaͤten die zwey zauberer des Koͤnigs Pharao/ Jannes und Jambres/ eben dergleichen wunderzeichen/ hielten damit den Koͤnig auff/ und machten Moſis wunderzeichen zunichte/ daß das volck bleiben muſte biß an das dritte wunderzeichen/ da kunten ſie nimmer/ da ward erkant/ daß ihr ding nicht recht war/ und Moſis ding recht. Alſo gehet es NB. allezeit/ die tyrannen (die geiſtlichen) in GOttes volck haben allezeit den ſchein/ und fahren als die rechten heiligen in geberden/ damit hindern ſie und halten auff die einfaͤltigen/ daß ſie nicht koͤnnen loß werden. Denn ſie ſind ſchwach im gewiſſen/ und koͤn- nen nicht frey zwiſchen dem ſchein und grund/ zwiſchen der warheit und dem gleiſſen urthei- len. Alſo muß allezeit der arme hauffen durch das ſcheinen und gleiſſen gefangen und an der warheit gehindert und auffgehalten werden. Weiter: Es ſind menſchen von zerruͤtteten ſin- nen und zum glauben kein Nutz. Da haſtu/ was ſie im grunde ſind/ ihre meinung und duͤn- ckel iſt verruͤckt/ dann ſie ſtehen darauff/ daß ſolches ihr weſen recht ſey/ und ſeye kein anders/ wiſſen nichts vom glauben. Der glaub allein macht unverruͤckte ſinnen und geiſtliche Jung- frauen/ das lehret einen rechten duͤnckel und gute meinung/ die darauff ſtehet/ daß GOt- tes gnade allein unſer troſt ſey. Wer den ſinn nicht hat/ der iſt ein Chriſt/ wie eine hure ei- ne jungfrau iſt/ ob er gleich aller Heiligen wer- cke thaͤt. Und wo ſolche verruͤckte meinung iſt/ da iſt wenig hoffnung/ daß ſie immer zum rechten glauben kommen/ ſonderlich/ wann ſie ſo ferne kommen/ daß ſie darwider fechten/ und zuvor durch die Tauffe darein geſetzt ſind/ und ſich darnach verruͤcken laſſen. Weiter: Aber ſie werden die laͤnge nicht beſtehen/ ihre unweißheit wird jedermann offenbahr werden. Alſo wirds dem Pabſt und unſern geiſtlichen auch gehen/ die warheit wird bleiben/ und ihnen zu ſtarck ſeyn/ ihr gleiſſen und buͤberey muß offenbahr werden/ da hilfft kein wuͤten noch toben fuͤr/ wann ſie gleich vier tauſend Tuͤrckiſcher Kaͤyſer auff ihrer ſeiten haͤtten. Schein und luͤgen koͤnnen endlich nicht beſtehen/ es iſt nicht muͤg- lich/ ob ſie ſich gleich eine zeitlang erretten und waͤhren. Ibid. A. K. H. Vierter Theil. Q 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/419
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/419>, abgerufen am 27.04.2024.