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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XIII. Lutheri erster sinn von der kirchen.
[Spaltenumbruch] oder ein Königs-hauß zu Jerusalem. Dann
diese äusserliche dinge sind nichts/ werden auch
vom HErrn nicht geachtet/ wie er zu Nathan
sagte: Warum hastu mir nicht ein Cedern-
hauß gebauet? Also machte Jacob aus dem
steine/ den er für ein küssen gebrauchte/ einen
altar/ und nennets ein hauß GOttes/ darum
daß sich der HERR da geoffenbahret hatte.
Darum so ist der tempel GOttes an einem je-
den orte/ da GOtt sich durch sein wort offen-
bahret/ der ort sey aus gold oder aus leimen ge-
macht; wiewol David das hauß/ welches
Salomon nachmahls gebauet/ mit einschleust/
so handelt er doch fürnehmlich von der frucht
und nutzbarkeit den tempel auffzubauen/ daß
da seyn werden/ die da die kirche lehren/ beten/
opffern/ und heiligen werden. Das ist die
freude/ welche wir an diesem orte hören wer-
den/ wie sie so herrlich verkündiget wird/ daß
sich David freuete/ dieweil er erkennet die un-
außsprechliche gabe GOttes/ daß man sein
wort hören mag/ wann er sein angesicht offen-
bahret/ daß wir wissen mögen/ was sein wille
gegen uns sey. Wann diese gabe vorhanden
ist/ so sind die felle des Mosaischen taberna-
ckels/ damit er bedecket war/ viel köstlicher
dann alles gold und edelgestein seyn mag. Da-
gegen/ wann diese gabe nicht da ist/ alsdann
ist kein unterscheid zwischen der hütten Mosi
und andern tempeln der Heyden.

Tom. VII.
Altenb. f.
515. (b)

Es scheinet/ David sage nichts grosses/ so
er spricht/ wir wollen in deß HErrn hauß ge-
hen. Dann wir gedencken allein an stein/ holtz
und gold/ so wir hören deß hausses gedencken.
Aber deß HErrn hauß heisset viel ein anders/
nemlich die gabe GOttes worts haben. Und
daß der mensch an einem solchen ort ist/ da man
GOTT kan gegenwärtig hören/ sehen/ finden/
dieweil da sein wort und der wahre gottesdienst
erfunden wird. Darum die beschreibung/ so
die Schul-lehrer vom tempel herfür bringen/
falsch ist/ daß ein tempel sey ein hauß/ das von
holtz und steinen zur ehre GOttes gemacht ist
Dann sie selbst auch nicht verstehen/ was das
seye. Dann Salomons tempel nicht darum
hüpsch war/ daß er mit gold und silber gezieret/
sondern seine wahre zierde war/ daß da GOt-
tes wort gehöret/ daß GOtt da angeruffen/
daß er da gnädig erfunden ward/ ein Heyland/
der friede gab und die sünde vergab etc. Das
heist den tempel recht anschauen/ nicht wie eine
kuhe ein neu thor ansihet/ oder die Larven-Bi-
schöffe die tempel ansehen/ so sie weyhen.

Tom. VII.
Altenb f.
637. (a)

Weil niemand der sünde und der abgötterey
entfliehen kan/ wann GOtt nicht einen ort
und weise des gottesdienstes anzeigete/ darum
ist den gottsfürchtigen in der welt stäts ein ort
angezeiget worden/ von welchem eine zusage ge-
schehen ist/ daß GOtt daselbst seyn/ hören und
reden will etc. Wir haben jetziger zeit keinen leib-
lichen ort/ sondern alles ist in Christo/ auff
den allein sollen unsere augen und hertzen gerich-
tet seyn; dann er ist allein der/ welchen wir als
GOTT ehren sollen/ also/ daß er recht genen-
net mag werden/ daß ausserhalb dem menschen
JEsum kein GOTT sey. Darum haben alle
die/ so ihn mit dem glauben fassen/ einen
GOTT; welcher ihn nicht ergreiffet/ der
hat keinen GOtt/ kan ihn auch nicht haben.

Wir lernen/ wie es eine so grosse gnade seye/
[Spaltenumbruch] daß man einen ort habe/ da GOttes wort ge-
lehret wird; dann daselbst ist die kirche/ und
wird daselbst auch erhalten/ das ist das Him-
melreich. Den ort/ spricht er/ haben wir/ da
der tempel nach der Göttlichen zusagung ist er-
bauet worden; dann da hören wir das wort/
da redet GOTT mit uns/ da beten wir/ und
thun alles was zum gottesdienst gehöret; All-
hier wird der Teuffel überwunden/ und alle sei-
ne behende griffe/ wüten und lügen/ damit er
die kirchen und ihre herrlichkeit verwüstet/ und
der kirchen schaden zu thun gedencket.

So ist nun GOttes hauß oder tempel einTom. II.
f 585. (b)
586. (a)

jeglicher ort oder stätte/ zu jede zeit/ und einem
jeglichen menschen/ an welcher man GOtt eh-
ret und ihm dienet. Dann da/ sagt man/ woh-
ne er gewißlich/ da er warhafftig geehret wird/
sonderlich/ wann die Glaubigen an einem ort
zusammen kommen/ Gottes wort zu hören und
lernen. Derohalben kan man keine stätte mehr
Gottes hauß oder tempel heissen und rühmen/
dann keine andere/ weder von wegen der grös-
se/ der kost/ oder des raums/ oder des gebäu-
des/ noch von wegen der menge des volcks/ son-
dern wie ich gesagt habe/ daß man da zusammen
komme zu beten/ Gott zu dienen/ und sein
wort zu hören. Wie der 102. Psalm vers. 20.
& seqq. saget: Also solle die stätte umb deß
volcks willen/ (welches warhafftig ist das hauß
GOttes) GOttes hauß genennet werden/ und
das volck nicht umb der stätte willen. Es her-
schet aber und pranget gar gewaltiglich der
mißglaube in solchen tempeln/ dieselbigen auff-
zurichten/ zu weyhen/ und zu erhalten/ schier
durch die gantze welt/ in welchen man nicht so
grosse acht und sorge hat/ wie das volck daselbst
gottselig und fromm seye/ und daß ein recht-
schaffener gottesdienst da gehe/ und das wort
reinlich da geprediget werde/ dann/ wie sie stol-
tzieren und hoffärtig sollen seyn/ deß Regi-
ments halben/ der reichthümer/ der zierde/ des
gepränges/ des köstlichen gebäudes/ und der-
gleichen mehr weltlicher eytelkeit halben. Und
daß ich kürtzlich mit diesem Psalm hie sage/
man übet laider allerley gottloß wesen mehr an
den örtern/ da man gottesdienst pflegen solte/
dann daß man hinein gienge auff die grosse güte
Gottes/ und betete allda in der furcht Gottes/
oder daß man lehrete/ wie wir hinein gehen sol-
len/ und darinnen anbeten/ so sie doch allein zu
solchem brauch sind gebauet und auffgerichtet
worden. Darum ists kein wunder daß der
donner und blitz öffters in die kirchen und tem-
pel schmeist/ dann sonst in andere häuser der-
halben/ daß an keinen andern stätten grössere
und schändlichere mißbräuche/ boßheit und be-
trügerey geschehen/ dann in den kirchen/ oder/
wie man sie nennet/ in den Gotteshäusern/ wel-
che doch allein den allerreinesten und Göttlichen
sachen sind zugeeignet. Und ob wol in andern
häusern auch arges geschicht/ so wird dannoch
Gottes name daselbst nicht so hoch gelästert
und geunheiliget/ darum daß sie nicht zu sol-
chem brauch gebauet sind/ daß man öffentlich
darinnen lehren soll/ und Gott anruffen/ wie
die kirchen; darum geschicht in denen heiligen
stätten allewege eine zwiefache sünde/ wo son-
sten nur eine einfächtige geschicht.

Was wider Gott ist/ und dem menschenIbid. fol.
500. (a)

schädlich an leib und seele/ hat nicht allein eine

jegli-
Q 3

Th. IV. Sect. II. Num. XIII. Lutheri erſter ſinn von der kirchen.
[Spaltenumbruch] oder ein Koͤnigs-hauß zu Jeruſalem. Dann
dieſe aͤuſſerliche dinge ſind nichts/ werden auch
vom HErrn nicht geachtet/ wie er zu Nathan
ſagte: Warum haſtu mir nicht ein Cedern-
hauß gebauet? Alſo machte Jacob aus dem
ſteine/ den er fuͤr ein kuͤſſen gebrauchte/ einen
altar/ und nennets ein hauß GOttes/ darum
daß ſich der HERR da geoffenbahret hatte.
Darum ſo iſt der tempel GOttes an einem je-
den orte/ da GOtt ſich durch ſein wort offen-
bahret/ der ort ſey aus gold oder aus leimen ge-
macht; wiewol David das hauß/ welches
Salomon nachmahls gebauet/ mit einſchleuſt/
ſo handelt er doch fuͤrnehmlich von der frucht
und nutzbarkeit den tempel auffzubauen/ daß
da ſeyn werden/ die da die kirche lehren/ beten/
opffern/ und heiligen werden. Das iſt die
freude/ welche wir an dieſem orte hoͤren wer-
den/ wie ſie ſo herrlich verkuͤndiget wird/ daß
ſich David freuete/ dieweil er erkennet die un-
außſprechliche gabe GOttes/ daß man ſein
wort hoͤren mag/ wann er ſein angeſicht offen-
bahret/ daß wir wiſſen moͤgen/ was ſein wille
gegen uns ſey. Wann dieſe gabe vorhanden
iſt/ ſo ſind die felle des Moſaiſchen taberna-
ckels/ damit er bedecket war/ viel koͤſtlicher
dann alles gold und edelgeſtein ſeyn mag. Da-
gegen/ wann dieſe gabe nicht da iſt/ alsdann
iſt kein unterſcheid zwiſchen der huͤtten Moſi
und andern tempeln der Heyden.

Tom. VII.
Altenb. f.
515. (b)

Es ſcheinet/ David ſage nichts groſſes/ ſo
er ſpricht/ wir wollen in deß HErrn hauß ge-
hen. Dann wir gedencken allein an ſtein/ holtz
und gold/ ſo wir hoͤren deß hauſſes gedencken.
Aber deß HErrn hauß heiſſet viel ein anders/
nemlich die gabe GOttes worts haben. Und
daß der menſch an einem ſolchen ort iſt/ da man
GOTT kan gegenwaͤrtig hoͤren/ ſehen/ finden/
dieweil da ſein wort und der wahre gottesdienſt
erfunden wird. Darum die beſchreibung/ ſo
die Schul-lehrer vom tempel herfuͤr bringen/
falſch iſt/ daß ein tempel ſey ein hauß/ das von
holtz und ſteinen zur ehre GOttes gemacht iſt
Dann ſie ſelbſt auch nicht verſtehen/ was das
ſeye. Dann Salomons tempel nicht darum
huͤpſch war/ daß er mit gold und ſilber gezieret/
ſondern ſeine wahre zierde war/ daß da GOt-
tes wort gehoͤret/ daß GOtt da angeruffen/
daß er da gnaͤdig erfunden ward/ ein Heyland/
der friede gab und die ſuͤnde vergab ꝛc. Das
heiſt den tempel recht anſchauen/ nicht wie eine
kuhe ein neu thor anſihet/ oder die Larven-Bi-
ſchoͤffe die tempel anſehen/ ſo ſie weyhen.

Tom. VII.
Altenb f.
637. (a)

Weil niemand der ſuͤnde und der abgoͤtterey
entfliehen kan/ wann GOtt nicht einen ort
und weiſe des gottesdienſtes anzeigete/ darum
iſt den gottsfuͤrchtigen in der welt ſtaͤts ein ort
angezeiget worden/ von welchem eine zuſage ge-
ſchehen iſt/ daß GOtt daſelbſt ſeyn/ hoͤren und
reden will ꝛc. Wir haben jetziger zeit keinen leib-
lichen ort/ ſondern alles iſt in Chriſto/ auff
den allein ſollen unſere augen und hertzen gerich-
tet ſeyn; dann er iſt allein der/ welchen wir als
GOTT ehren ſollen/ alſo/ daß er recht genen-
net mag werden/ daß auſſerhalb dem menſchen
JEſum kein GOTT ſey. Darum haben alle
die/ ſo ihn mit dem glauben faſſen/ einen
GOTT; welcher ihn nicht ergreiffet/ der
hat keinen GOtt/ kan ihn auch nicht haben.

Wir lernen/ wie es eine ſo groſſe gnade ſeye/
[Spaltenumbruch] daß man einen ort habe/ da GOttes wort ge-
lehret wird; dann daſelbſt iſt die kirche/ und
wird daſelbſt auch erhalten/ das iſt das Him-
melreich. Den ort/ ſpricht er/ haben wir/ da
der tempel nach der Goͤttlichen zuſagung iſt er-
bauet worden; dann da hoͤren wir das wort/
da redet GOTT mit uns/ da beten wir/ und
thun alles was zum gottesdienſt gehoͤret; All-
hier wird der Teuffel uͤberwunden/ und alle ſei-
ne behende griffe/ wuͤten und luͤgen/ damit er
die kirchen und ihre herrlichkeit verwuͤſtet/ und
der kirchen ſchaden zu thun gedencket.

So iſt nun GOttes hauß oder tempel einTom. II.
f 585. (b)
586. (a)

jeglicher ort oder ſtaͤtte/ zu jede zeit/ und einem
jeglichen menſchen/ an welcher man GOtt eh-
ret und ihm dienet. Dann da/ ſagt man/ woh-
ne er gewißlich/ da er warhafftig geehret wird/
ſonderlich/ wann die Glaubigen an einem ort
zuſammen kommen/ Gottes wort zu hoͤren und
lernen. Derohalben kan man keine ſtaͤtte mehr
Gottes hauß oder tempel heiſſen und ruͤhmen/
dann keine andere/ weder von wegen der groͤſ-
ſe/ der koſt/ oder des raums/ oder des gebaͤu-
des/ noch von wegen der menge des volcks/ ſon-
dern wie ich geſagt habe/ daß man da zuſam̃en
komme zu beten/ Gott zu dienen/ und ſein
wort zu hoͤren. Wie der 102. Pſalm verſ. 20.
& ſeqq. ſaget: Alſo ſolle die ſtaͤtte umb deß
volcks willen/ (welches warhafftig iſt das hauß
GOttes) GOttes hauß genennet werden/ und
das volck nicht umb der ſtaͤtte willen. Es her-
ſchet aber und pranget gar gewaltiglich der
mißglaube in ſolchen tempeln/ dieſelbigen auff-
zurichten/ zu weyhen/ und zu erhalten/ ſchier
durch die gantze welt/ in welchen man nicht ſo
groſſe acht und ſorge hat/ wie das volck daſelbſt
gottſelig und fromm ſeye/ und daß ein recht-
ſchaffener gottesdienſt da gehe/ und das wort
reinlich da geprediget werde/ dann/ wie ſie ſtol-
tzieren und hoffaͤrtig ſollen ſeyn/ deß Regi-
ments halben/ der reichthuͤmer/ der zierde/ des
gepraͤnges/ des koͤſtlichen gebaͤudes/ und der-
gleichen mehr weltlicher eytelkeit halben. Und
daß ich kuͤrtzlich mit dieſem Pſalm hie ſage/
man uͤbet laider allerley gottloß weſen mehr an
den oͤrtern/ da man gottesdienſt pflegen ſolte/
dann daß man hinein gienge auff die groſſe guͤte
Gottes/ und betete allda in der furcht Gottes/
oder daß man lehrete/ wie wir hinein gehen ſol-
len/ und darinnen anbeten/ ſo ſie doch allein zu
ſolchem brauch ſind gebauet und auffgerichtet
worden. Darum iſts kein wunder daß der
donner und blitz oͤffters in die kirchen und tem-
pel ſchmeiſt/ dann ſonſt in andere haͤuſer der-
halben/ daß an keinen andern ſtaͤtten groͤſſere
und ſchaͤndlichere mißbraͤuche/ boßheit und be-
truͤgerey geſchehen/ dann in den kirchen/ oder/
wie man ſie nennet/ in den Gotteshaͤuſern/ wel-
che doch allein den allerreineſten und Goͤttlichen
ſachen ſind zugeeignet. Und ob wol in andern
haͤuſern auch arges geſchicht/ ſo wird dannoch
Gottes name daſelbſt nicht ſo hoch gelaͤſtert
und geunheiliget/ darum daß ſie nicht zu ſol-
chem brauch gebauet ſind/ daß man oͤffentlich
darinnen lehren ſoll/ und Gott anruffen/ wie
die kirchen; darum geſchicht in denen heiligen
ſtaͤtten allewege eine zwiefache ſuͤnde/ wo ſon-
ſten nur eine einfaͤchtige geſchicht.

Was wider Gott iſt/ und dem menſchenIbid. fol.
500. (a)

ſchaͤdlich an leib und ſeele/ hat nicht allein eine

jegli-
Q 3
<TEI>
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[125/0421] Th. IV. Sect. II. Num. XIII. Lutheri erſter ſinn von der kirchen. oder ein Koͤnigs-hauß zu Jeruſalem. Dann dieſe aͤuſſerliche dinge ſind nichts/ werden auch vom HErrn nicht geachtet/ wie er zu Nathan ſagte: Warum haſtu mir nicht ein Cedern- hauß gebauet? Alſo machte Jacob aus dem ſteine/ den er fuͤr ein kuͤſſen gebrauchte/ einen altar/ und nennets ein hauß GOttes/ darum daß ſich der HERR da geoffenbahret hatte. Darum ſo iſt der tempel GOttes an einem je- den orte/ da GOtt ſich durch ſein wort offen- bahret/ der ort ſey aus gold oder aus leimen ge- macht; wiewol David das hauß/ welches Salomon nachmahls gebauet/ mit einſchleuſt/ ſo handelt er doch fuͤrnehmlich von der frucht und nutzbarkeit den tempel auffzubauen/ daß da ſeyn werden/ die da die kirche lehren/ beten/ opffern/ und heiligen werden. Das iſt die freude/ welche wir an dieſem orte hoͤren wer- den/ wie ſie ſo herrlich verkuͤndiget wird/ daß ſich David freuete/ dieweil er erkennet die un- außſprechliche gabe GOttes/ daß man ſein wort hoͤren mag/ wann er ſein angeſicht offen- bahret/ daß wir wiſſen moͤgen/ was ſein wille gegen uns ſey. Wann dieſe gabe vorhanden iſt/ ſo ſind die felle des Moſaiſchen taberna- ckels/ damit er bedecket war/ viel koͤſtlicher dann alles gold und edelgeſtein ſeyn mag. Da- gegen/ wann dieſe gabe nicht da iſt/ alsdann iſt kein unterſcheid zwiſchen der huͤtten Moſi und andern tempeln der Heyden. Es ſcheinet/ David ſage nichts groſſes/ ſo er ſpricht/ wir wollen in deß HErrn hauß ge- hen. Dann wir gedencken allein an ſtein/ holtz und gold/ ſo wir hoͤren deß hauſſes gedencken. Aber deß HErrn hauß heiſſet viel ein anders/ nemlich die gabe GOttes worts haben. Und daß der menſch an einem ſolchen ort iſt/ da man GOTT kan gegenwaͤrtig hoͤren/ ſehen/ finden/ dieweil da ſein wort und der wahre gottesdienſt erfunden wird. Darum die beſchreibung/ ſo die Schul-lehrer vom tempel herfuͤr bringen/ falſch iſt/ daß ein tempel ſey ein hauß/ das von holtz und ſteinen zur ehre GOttes gemacht iſt Dann ſie ſelbſt auch nicht verſtehen/ was das ſeye. Dann Salomons tempel nicht darum huͤpſch war/ daß er mit gold und ſilber gezieret/ ſondern ſeine wahre zierde war/ daß da GOt- tes wort gehoͤret/ daß GOtt da angeruffen/ daß er da gnaͤdig erfunden ward/ ein Heyland/ der friede gab und die ſuͤnde vergab ꝛc. Das heiſt den tempel recht anſchauen/ nicht wie eine kuhe ein neu thor anſihet/ oder die Larven-Bi- ſchoͤffe die tempel anſehen/ ſo ſie weyhen. Weil niemand der ſuͤnde und der abgoͤtterey entfliehen kan/ wann GOtt nicht einen ort und weiſe des gottesdienſtes anzeigete/ darum iſt den gottsfuͤrchtigen in der welt ſtaͤts ein ort angezeiget worden/ von welchem eine zuſage ge- ſchehen iſt/ daß GOtt daſelbſt ſeyn/ hoͤren und reden will ꝛc. Wir haben jetziger zeit keinen leib- lichen ort/ ſondern alles iſt in Chriſto/ auff den allein ſollen unſere augen und hertzen gerich- tet ſeyn; dann er iſt allein der/ welchen wir als GOTT ehren ſollen/ alſo/ daß er recht genen- net mag werden/ daß auſſerhalb dem menſchen JEſum kein GOTT ſey. Darum haben alle die/ ſo ihn mit dem glauben faſſen/ einen GOTT; welcher ihn nicht ergreiffet/ der hat keinen GOtt/ kan ihn auch nicht haben. Wir lernen/ wie es eine ſo groſſe gnade ſeye/ daß man einen ort habe/ da GOttes wort ge- lehret wird; dann daſelbſt iſt die kirche/ und wird daſelbſt auch erhalten/ das iſt das Him- melreich. Den ort/ ſpricht er/ haben wir/ da der tempel nach der Goͤttlichen zuſagung iſt er- bauet worden; dann da hoͤren wir das wort/ da redet GOTT mit uns/ da beten wir/ und thun alles was zum gottesdienſt gehoͤret; All- hier wird der Teuffel uͤberwunden/ und alle ſei- ne behende griffe/ wuͤten und luͤgen/ damit er die kirchen und ihre herrlichkeit verwuͤſtet/ und der kirchen ſchaden zu thun gedencket. So iſt nun GOttes hauß oder tempel ein jeglicher ort oder ſtaͤtte/ zu jede zeit/ und einem jeglichen menſchen/ an welcher man GOtt eh- ret und ihm dienet. Dann da/ ſagt man/ woh- ne er gewißlich/ da er warhafftig geehret wird/ ſonderlich/ wann die Glaubigen an einem ort zuſammen kommen/ Gottes wort zu hoͤren und lernen. Derohalben kan man keine ſtaͤtte mehr Gottes hauß oder tempel heiſſen und ruͤhmen/ dann keine andere/ weder von wegen der groͤſ- ſe/ der koſt/ oder des raums/ oder des gebaͤu- des/ noch von wegen der menge des volcks/ ſon- dern wie ich geſagt habe/ daß man da zuſam̃en komme zu beten/ Gott zu dienen/ und ſein wort zu hoͤren. Wie der 102. Pſalm verſ. 20. & ſeqq. ſaget: Alſo ſolle die ſtaͤtte umb deß volcks willen/ (welches warhafftig iſt das hauß GOttes) GOttes hauß genennet werden/ und das volck nicht umb der ſtaͤtte willen. Es her- ſchet aber und pranget gar gewaltiglich der mißglaube in ſolchen tempeln/ dieſelbigen auff- zurichten/ zu weyhen/ und zu erhalten/ ſchier durch die gantze welt/ in welchen man nicht ſo groſſe acht und ſorge hat/ wie das volck daſelbſt gottſelig und fromm ſeye/ und daß ein recht- ſchaffener gottesdienſt da gehe/ und das wort reinlich da geprediget werde/ dann/ wie ſie ſtol- tzieren und hoffaͤrtig ſollen ſeyn/ deß Regi- ments halben/ der reichthuͤmer/ der zierde/ des gepraͤnges/ des koͤſtlichen gebaͤudes/ und der- gleichen mehr weltlicher eytelkeit halben. Und daß ich kuͤrtzlich mit dieſem Pſalm hie ſage/ man uͤbet laider allerley gottloß weſen mehr an den oͤrtern/ da man gottesdienſt pflegen ſolte/ dann daß man hinein gienge auff die groſſe guͤte Gottes/ und betete allda in der furcht Gottes/ oder daß man lehrete/ wie wir hinein gehen ſol- len/ und darinnen anbeten/ ſo ſie doch allein zu ſolchem brauch ſind gebauet und auffgerichtet worden. Darum iſts kein wunder daß der donner und blitz oͤffters in die kirchen und tem- pel ſchmeiſt/ dann ſonſt in andere haͤuſer der- halben/ daß an keinen andern ſtaͤtten groͤſſere und ſchaͤndlichere mißbraͤuche/ boßheit und be- truͤgerey geſchehen/ dann in den kirchen/ oder/ wie man ſie nennet/ in den Gotteshaͤuſern/ wel- che doch allein den allerreineſten und Goͤttlichen ſachen ſind zugeeignet. Und ob wol in andern haͤuſern auch arges geſchicht/ ſo wird dannoch Gottes name daſelbſt nicht ſo hoch gelaͤſtert und geunheiliget/ darum daß ſie nicht zu ſol- chem brauch gebauet ſind/ daß man oͤffentlich darinnen lehren ſoll/ und Gott anruffen/ wie die kirchen; darum geſchicht in denen heiligen ſtaͤtten allewege eine zwiefache ſuͤnde/ wo ſon- ſten nur eine einfaͤchtige geſchicht. Tom. II. f 585. (b) 586. (a) Was wider Gott iſt/ und dem menſchen ſchaͤdlich an leib und ſeele/ hat nicht allein eine jegli- Ibid. fol. 500. (a) Q 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/421>, abgerufen am 27.04.2024.