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Allgemeine Zeitung. Nr. 2. Augsburg, 2. Januar 1840.

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kaiserl. Majestäten, am 3 Sept., einer splendiden Bewirthung von Seite des Orenburg'schen Kriegsgouverneurs und wurden von der Kaufmannschaft reichlich beschenkt. Fortdauernd sollen aber noch eine große Zahl Russen in Khiwa'scher Knechtschaft seufzen, welchen die gegenwärtige Kriegsexpedition Erlösung bringt und gewiß dauernde Ruhe dem südöstlichen Landstriche des Reichs gegen fernere Einfälle der raubsüchtigen Khiwaer. (Preuß. Staatsz.)


Aegypten.

Der Nil war, wie man hier in Aegypten sagt, so ausgezeichnet gut, daß wir für das künftige Jahr einer außerordentlichen Ernte entgegensehen dürfen; leider aber wird sie dem armen Volk wenig nützen, da es bekanntlich seine Producte dem Pascha zum beliebigen Preise verkaufen muß. Man glaubt zwar, der Handel werde bis zum nächsten Frühjahr einige Erleichterungen erhalten, allein wir halten das so lange für höchst unwahrscheinlich, als die politischen Dinge nicht eine feste Gestaltung annehmen, und dazu werden sie vor dem Frühjahr schwerlich kommen. Indeß liegt hier Alles vollkommen darnieder; der drückendste Geldmangel vernichtet von vorn herein alle Speculationen, wozu auch die vielen betrügerischen Bankerotte nicht wenig beitragen mögen. Das Gouvernement schuldet den Angestellten gegen 15 bis 18 Monate, so daß sie genöthigt sind, ihre Forderungen oft um die Hälfte zu verkaufen. Zudem wird die Absicht des Gouvernements, sich aller bediensteten Europäer zu entledigen, immer klarer; in kurzer Zeit wird es wahrscheinlich den bei weitem größten Theil derselben entlassen. Auch die Aerzte, die man früher nicht missen zu können glaubte, werden in dieser Maaßregel mitbegriffen seyn. Ibrahim selbst hat nach der Schlacht von Nisib erklärt, er glaube sie nun nicht weiter gebrauchen zu können, da seine arabischen Aerzte jetzt eben so geschickte Arm- und Beinabschneider geworden als die Europäer. Bei der Sorglosigkeit des türkischen Charakters und bei ihrer vollkommenen Gleichgültigkeit über Leben und Gesundheit der untergebenen Soldaten ist es überhaupt schon viel, daß sie Aerzte in der Armee haben. Nur wenn ein Türke selbst krank wird, weiß er nicht genug Worte zu finden, dem Arzt zu schmeicheln, und verspricht ihm im Fall der Genesung sein ganzes Vermögen, selbst sein letztes Hemd. Ist er aber glücklich hergestellt, dann denkt Niemand weniger an die Erfüllung seiner Versprechungen als er, und der Arzt muß sich trösten, bis er wieder von neuem krank wird. So ist wenigstens der Charakter der Türken, die man hier kennen lernt; ob es in der eigentlichen Türkei eben so ist, mögen die beurtheilen, welche die Türken dort kennen lernten. - Se. Hoh. der Herzog Paul von Würtemberg wird von Abbas Pascha mit aller seinem Range zukommenden Auszeichnung behandelt; wie wir hören, wird er seine Reise vielleicht nicht bis Fasoglu ausdehnen, da ansteckende Krankheiten daselbst herrschen sollen. Einige Angestellte, die den Fasoglu kürzlich verließen, und die ich hier sprach, machen keine reizende Schilderung von dem dortigen Aufenthalt; auch zeigen sich die Negerhäuptlinge, die sich dem Pascha, als er dort war, unterwarfen, wieder feindlich und wenig geneigt, den Anordnungen des Gouverneurs Achmed Pascha zu folgen. Die Bearbeitung der Goldminen, die man jetzt gänzlich ignoriren will, steht unter der Leitung des Hrn. Boreani. Die französischen Ingenieurs sind zurückgekommen. So hat die mit großem Geschrei begonnene Unternehmung ein kurzes und gar stilles Ende genommen. So geht es aber mit Allem in Aegypten; nach dem Tode des Pascha wird das Meiste in Rauch aufgehen, und es werden wenig Spuren von dem zurückbleiben, was er mit Mühe, Schweiß und Blut seiner Unterthanen erbaute. - Den Ramadan haben wir hier sehr kläglich verlebt; statt Gesang, Spiel und Tanz sahen wir nur ein in Lumpen gehülltes hungeriges Volk, das des Nachts die Straßen durchirrte und nach Brod schrie. Dieß ist das von manchen Reisenden gepriesene väterliche Gouvernement Mehemed Ali's! - Der Wüthrich Abderhaman Bey, von dem ich Ihnen kürzlich eine Schilderung machte, befindet sich in Alexandrien, um daselbst seine Rechnungen abzulegen. Er ist nicht abgesetzt, sondern trägt nach wie vor seinen Brillant-Nischan - ein Zeichen, daß er in kurzer Zeit wieder eine Provinz, und wahrscheinlich eine noch größere zur Verwaltung erhalten wird.



kaiserl. Majestäten, am 3 Sept., einer splendiden Bewirthung von Seite des Orenburg'schen Kriegsgouverneurs und wurden von der Kaufmannschaft reichlich beschenkt. Fortdauernd sollen aber noch eine große Zahl Russen in Khiwa'scher Knechtschaft seufzen, welchen die gegenwärtige Kriegsexpedition Erlösung bringt und gewiß dauernde Ruhe dem südöstlichen Landstriche des Reichs gegen fernere Einfälle der raubsüchtigen Khiwaer. (Preuß. Staatsz.)


Aegypten.

Der Nil war, wie man hier in Aegypten sagt, so ausgezeichnet gut, daß wir für das künftige Jahr einer außerordentlichen Ernte entgegensehen dürfen; leider aber wird sie dem armen Volk wenig nützen, da es bekanntlich seine Producte dem Pascha zum beliebigen Preise verkaufen muß. Man glaubt zwar, der Handel werde bis zum nächsten Frühjahr einige Erleichterungen erhalten, allein wir halten das so lange für höchst unwahrscheinlich, als die politischen Dinge nicht eine feste Gestaltung annehmen, und dazu werden sie vor dem Frühjahr schwerlich kommen. Indeß liegt hier Alles vollkommen darnieder; der drückendste Geldmangel vernichtet von vorn herein alle Speculationen, wozu auch die vielen betrügerischen Bankerotte nicht wenig beitragen mögen. Das Gouvernement schuldet den Angestellten gegen 15 bis 18 Monate, so daß sie genöthigt sind, ihre Forderungen oft um die Hälfte zu verkaufen. Zudem wird die Absicht des Gouvernements, sich aller bediensteten Europäer zu entledigen, immer klarer; in kurzer Zeit wird es wahrscheinlich den bei weitem größten Theil derselben entlassen. Auch die Aerzte, die man früher nicht missen zu können glaubte, werden in dieser Maaßregel mitbegriffen seyn. Ibrahim selbst hat nach der Schlacht von Nisib erklärt, er glaube sie nun nicht weiter gebrauchen zu können, da seine arabischen Aerzte jetzt eben so geschickte Arm- und Beinabschneider geworden als die Europäer. Bei der Sorglosigkeit des türkischen Charakters und bei ihrer vollkommenen Gleichgültigkeit über Leben und Gesundheit der untergebenen Soldaten ist es überhaupt schon viel, daß sie Aerzte in der Armee haben. Nur wenn ein Türke selbst krank wird, weiß er nicht genug Worte zu finden, dem Arzt zu schmeicheln, und verspricht ihm im Fall der Genesung sein ganzes Vermögen, selbst sein letztes Hemd. Ist er aber glücklich hergestellt, dann denkt Niemand weniger an die Erfüllung seiner Versprechungen als er, und der Arzt muß sich trösten, bis er wieder von neuem krank wird. So ist wenigstens der Charakter der Türken, die man hier kennen lernt; ob es in der eigentlichen Türkei eben so ist, mögen die beurtheilen, welche die Türken dort kennen lernten. – Se. Hoh. der Herzog Paul von Würtemberg wird von Abbas Pascha mit aller seinem Range zukommenden Auszeichnung behandelt; wie wir hören, wird er seine Reise vielleicht nicht bis Fasoglu ausdehnen, da ansteckende Krankheiten daselbst herrschen sollen. Einige Angestellte, die den Fasoglu kürzlich verließen, und die ich hier sprach, machen keine reizende Schilderung von dem dortigen Aufenthalt; auch zeigen sich die Negerhäuptlinge, die sich dem Pascha, als er dort war, unterwarfen, wieder feindlich und wenig geneigt, den Anordnungen des Gouverneurs Achmed Pascha zu folgen. Die Bearbeitung der Goldminen, die man jetzt gänzlich ignoriren will, steht unter der Leitung des Hrn. Boreani. Die französischen Ingenieurs sind zurückgekommen. So hat die mit großem Geschrei begonnene Unternehmung ein kurzes und gar stilles Ende genommen. So geht es aber mit Allem in Aegypten; nach dem Tode des Pascha wird das Meiste in Rauch aufgehen, und es werden wenig Spuren von dem zurückbleiben, was er mit Mühe, Schweiß und Blut seiner Unterthanen erbaute. – Den Ramadan haben wir hier sehr kläglich verlebt; statt Gesang, Spiel und Tanz sahen wir nur ein in Lumpen gehülltes hungeriges Volk, das des Nachts die Straßen durchirrte und nach Brod schrie. Dieß ist das von manchen Reisenden gepriesene väterliche Gouvernement Mehemed Ali's! – Der Wüthrich Abderhaman Bey, von dem ich Ihnen kürzlich eine Schilderung machte, befindet sich in Alexandrien, um daselbst seine Rechnungen abzulegen. Er ist nicht abgesetzt, sondern trägt nach wie vor seinen Brillant-Nischan – ein Zeichen, daß er in kurzer Zeit wieder eine Provinz, und wahrscheinlich eine noch größere zur Verwaltung erhalten wird.


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[0016/0008] kaiserl. Majestäten, am 3 Sept., einer splendiden Bewirthung von Seite des Orenburg'schen Kriegsgouverneurs und wurden von der Kaufmannschaft reichlich beschenkt. Fortdauernd sollen aber noch eine große Zahl Russen in Khiwa'scher Knechtschaft seufzen, welchen die gegenwärtige Kriegsexpedition Erlösung bringt und gewiß dauernde Ruhe dem südöstlichen Landstriche des Reichs gegen fernere Einfälle der raubsüchtigen Khiwaer. (Preuß. Staatsz.) Aegypten. △ Kairo, 2 Dec. Der Nil war, wie man hier in Aegypten sagt, so ausgezeichnet gut, daß wir für das künftige Jahr einer außerordentlichen Ernte entgegensehen dürfen; leider aber wird sie dem armen Volk wenig nützen, da es bekanntlich seine Producte dem Pascha zum beliebigen Preise verkaufen muß. Man glaubt zwar, der Handel werde bis zum nächsten Frühjahr einige Erleichterungen erhalten, allein wir halten das so lange für höchst unwahrscheinlich, als die politischen Dinge nicht eine feste Gestaltung annehmen, und dazu werden sie vor dem Frühjahr schwerlich kommen. Indeß liegt hier Alles vollkommen darnieder; der drückendste Geldmangel vernichtet von vorn herein alle Speculationen, wozu auch die vielen betrügerischen Bankerotte nicht wenig beitragen mögen. Das Gouvernement schuldet den Angestellten gegen 15 bis 18 Monate, so daß sie genöthigt sind, ihre Forderungen oft um die Hälfte zu verkaufen. Zudem wird die Absicht des Gouvernements, sich aller bediensteten Europäer zu entledigen, immer klarer; in kurzer Zeit wird es wahrscheinlich den bei weitem größten Theil derselben entlassen. Auch die Aerzte, die man früher nicht missen zu können glaubte, werden in dieser Maaßregel mitbegriffen seyn. Ibrahim selbst hat nach der Schlacht von Nisib erklärt, er glaube sie nun nicht weiter gebrauchen zu können, da seine arabischen Aerzte jetzt eben so geschickte Arm- und Beinabschneider geworden als die Europäer. Bei der Sorglosigkeit des türkischen Charakters und bei ihrer vollkommenen Gleichgültigkeit über Leben und Gesundheit der untergebenen Soldaten ist es überhaupt schon viel, daß sie Aerzte in der Armee haben. Nur wenn ein Türke selbst krank wird, weiß er nicht genug Worte zu finden, dem Arzt zu schmeicheln, und verspricht ihm im Fall der Genesung sein ganzes Vermögen, selbst sein letztes Hemd. Ist er aber glücklich hergestellt, dann denkt Niemand weniger an die Erfüllung seiner Versprechungen als er, und der Arzt muß sich trösten, bis er wieder von neuem krank wird. So ist wenigstens der Charakter der Türken, die man hier kennen lernt; ob es in der eigentlichen Türkei eben so ist, mögen die beurtheilen, welche die Türken dort kennen lernten. – Se. Hoh. der Herzog Paul von Würtemberg wird von Abbas Pascha mit aller seinem Range zukommenden Auszeichnung behandelt; wie wir hören, wird er seine Reise vielleicht nicht bis Fasoglu ausdehnen, da ansteckende Krankheiten daselbst herrschen sollen. Einige Angestellte, die den Fasoglu kürzlich verließen, und die ich hier sprach, machen keine reizende Schilderung von dem dortigen Aufenthalt; auch zeigen sich die Negerhäuptlinge, die sich dem Pascha, als er dort war, unterwarfen, wieder feindlich und wenig geneigt, den Anordnungen des Gouverneurs Achmed Pascha zu folgen. Die Bearbeitung der Goldminen, die man jetzt gänzlich ignoriren will, steht unter der Leitung des Hrn. Boreani. Die französischen Ingenieurs sind zurückgekommen. So hat die mit großem Geschrei begonnene Unternehmung ein kurzes und gar stilles Ende genommen. So geht es aber mit Allem in Aegypten; nach dem Tode des Pascha wird das Meiste in Rauch aufgehen, und es werden wenig Spuren von dem zurückbleiben, was er mit Mühe, Schweiß und Blut seiner Unterthanen erbaute. – Den Ramadan haben wir hier sehr kläglich verlebt; statt Gesang, Spiel und Tanz sahen wir nur ein in Lumpen gehülltes hungeriges Volk, das des Nachts die Straßen durchirrte und nach Brod schrie. Dieß ist das von manchen Reisenden gepriesene väterliche Gouvernement Mehemed Ali's! – Der Wüthrich Abderhaman Bey, von dem ich Ihnen kürzlich eine Schilderung machte, befindet sich in Alexandrien, um daselbst seine Rechnungen abzulegen. Er ist nicht abgesetzt, sondern trägt nach wie vor seinen Brillant-Nischan – ein Zeichen, daß er in kurzer Zeit wieder eine Provinz, und wahrscheinlich eine noch größere zur Verwaltung erhalten wird.

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 2. Augsburg, 2. Januar 1840, S. 0016. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_002_18400102/8>, abgerufen am 27.04.2024.